K.K. Downing – „Heavy Duty“ jetzt auch auf Deutsch
In diesen Tagen erscheint die deutsche Fassung der Autobiographie „Heavy Duty“ von K.K. Downing.
Ob sich der ehemalige Gitarrist der Metalgötter von JUDAS PRIEST vor 20 Jahren wohl hätte träumen lassen, dass ich seine Lebensgeschichte rezensieren werde? Damals habe ich ihm mal für ein Foto meine Kutte aufgeschwatzt… – Nun ja, in seinen hierzulande „Leather Rebel“ betitelten Aufzeichnungen findet sich dazu kein Hinweis…
With a little help from some friends
Und überhaupt – seinen Aufzeichnungen: beim englischsprachigen Original hat er sich der Hilfe von Mark Eglington bedient. Diesen Ghostwriter kennt man von der James Hetfield-Biographie vor ein paar Jahren.
Die jetzt vorliegende deutsche Übersetzung besorgte Jenny Rönnebeck. Die Metal-Journalistin ist nicht nur ein Die Hard-Fan von JUDAS PRIEST, sondern überdies eine jahrelange (sehr) gute Bekannte des blonden Engländers. Ihr gelingt es über die 224 Seiten hinweg, den Originaltext flüssig zu übersetzen. An den richtigen Stellen rettet sie den sprichwörtlichen englischen Humor in unsere Sprache herüber. Aber nicht nur deswegen ist „Leather Rebel“ lesenswert.
… denn auf den Inhalt kommt es an
Der erste Pluspunkt des Buches ist, dass K.K. Downing als Gründungsmitglied von JUDAS PRIEST ein bisschen chronologische Ordnung in die verschiedenen Line Ups der absoluten Frühphase der Band hinein bringt. In der wilden Findungsphase zwischen Ende 1969 und 1973 gaben sich die Musiker bei der lokalen Clubcombo, die noch gar nicht JUDAS PRIEST hieß, in schneller Abfolge die Klinke in die Hand.
Der Technik-Insider
In schöner Regelmäßigkeit versorgt Downing den Leser über die gesamten geschilderten fünf Jahrzehnte immer wieder auch mit technischen Details zu seiner Spielweise und zum Equipment. Dabei kommt anschaulich zutage, wie sehr JUDAS PRIEST durch Gebrauch technischer Innovationen nicht nur ihre Musik fortentwickelt, sondern das gesamte Genre beeinflusst haben. Dieser Kontext ist auch für Nicht-Gitarristen sehr lesenswert.
Achtung!!! Kein Spoiler!!!
Inhaltlich spricht K.K. Downing – von einzelnen Anekdoten abgesehen – keinen bahnbrechend neuen Aspekt der Bandgeschichte an. Aber er stellt bekannte Meilensteine in einem größeren Zusammenhang bzw. aus seiner Perspektive dar. Damit macht Downing die Entwicklung der Band auch für den außenstehenden Leser nachvollziehbar. Dass Jimi Hendrix für ihn eine große Inspiration gewesen ist, steht inzwischen sogar bei WikiPedia. Aber wem der Bluesliebhaber darüber hinaus noch dankbar Tribut zollt, weiß stellenweise zu überraschen.
K.K. Downing und die Popmusik
Kennt ihr den Gossip über die Demo-Aufnahmen von JUDAS PRIEST mit den Popproduzenten Stock, Aitken und Waterman im Jahre 1988?
Seit ich davon erstmals 1989/90 gehört habe, war es für mich der unverzeihliche Sündenfall meiner Ikonen. Jedes Mal, wenn ich seither an diese Episode gedacht habe, dankte ich der Vorsehung, dass diese Demontage auf Ansage nie in die Tat umgesetzt worden ist… – … bis vor etwa zehn Tagen, als ich in „Leather Rebel“ gelesen habe, welcher „Teufel“ die Band tatsächlich geritten hatte, die schwarzen Seelen an die britischen Dieter Bohlens zu verkaufen.
Seither erscheint mir fast alles zu diesem Thema logisch und konsequent…
Charles Dickens lässt grüßen
„Leather Rebel“ spannt in bester „David Copperfield“-Manier den Bogen von Kindheit und Familie in den britischen Midlands bis zum Ausstieg Downings aus JUDAS PRIEST im April 2011. Seine Beziehungen zu den anderen Bandmitgliedern werden ebenso offen beschrieben, wie die Rolle meiner alten „Freundin“ Jayne Andrews (aka „She-Priest“) in der Firma JUDAS PRIEST. Und damit ist die Autobiographie auch ein Resümee über das Leben als Rockmusiker und die Bilanz eines 67-jährigen Mannes. Diesen Weg mitzugehen, wenn man das Buch liest, ist die Anschaffung bereits wert.
Die deutsche Erstausgabe erscheint als Hardcover für 21,90 Euro. Eine Paperback-Ausgabe wird folgen.
Weitere Infos zu „Leather Rebel“, JUDAS PRIEST, das Universum und den ganzen Rest hält auch K.K. Downings Homepage bereit.
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Bildquellen
- K.K. Downing Kutte: Bildrechte beim Autor
- K.K. Downing-Cover: Gordeon Music
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