Haunt – Flashback (VÖ: 30.10.2020)

Haunt – fleißig und höflich
Als ich Ende 2019 im Helvete (OB) diese Band sah, priesen sie gerade ihr damaliges Album „If Icarus Could Fly“ an. Ich wartete in der Menge auf den Auftritt, als mich ein langhaariger, schmaler Mann mit umgurteter Gitarre von hinten anrempelte. Ich drehte mich mit verzerrten Augenbrauen um. Es war Trevor William Church, quasi Triebfeder, Gitarrist und Sänger von Haunt. Auf dem Weg zur Bühne. Er entschuldigte sich umgehend und versicherte mir, daß es ein Versehen war (nein, mein Portomonaie hatte er mir nicht gestohlen). Der darauf folgende Gig von Haunt war mit voller Hingabe gespielt. Die Zuschauer wurden abgeholt von einer sagenhaften NWOBHM Show, genau wie in den 80ern.
Die Platte vor der Platte
Dieses Erlebnis ereignete sich allerdings zwei Alben vor der Platte, die hier und heute eigentlich vorgestellt werden soll. Denn im Januar 2020 kam mit „Mind Freeze“ ein grandioses Machwerk heraus.
Kurze Zeit später erschien ein Silberling, der auf den Namen „Flashback“ hört. Hier in Europa kam diese Scheibe allerdings erst am 30. Oktober 2020 via High Roller Records auf den Markt. Ein Touch weniger geil als seine beiden Vorgänger.
Vergleich mit Enforcer und Manilla Road
Doch allemal erwähnenswert: eine Schnittmenge der Erben von Enforcer und Priest und der goldenen Jahre von Manilla Road und Ashbury! Bei dieser Band aus Fresno (Kalifornien) läufts…. bereits das vierte Album. Und das, obwohl Haunt eigentlich nur ein Nebenprojekt der Hauptband Beastmaker sind. Die Geschwindigkeit, mit der neues Material angeboten wird, ist übertrieben, aber die aktuelle Weltlage ermutigt es auch.
Das neue Album Flashback von Haunt
Flashback – „Rückblende“ befindet sich auf halbem Weg zwischen Retro Rock und Vintage Heavy Metal. Also dem Genre der späten 70ern, welches bereits mit einem Fuß in der Tür des späteren NWOBHM stand. Das aktuelle Haunt-Album beginnt mit dem gleichnamigen Song „Flashback“ und hier mit einem großen zweischneidigen Riff, stets mit nem Hauch „NWOBHM“ -Sound, der einen Synthesizer auf einer sekundären Ebene enthält, um der Aufnahme die gewisse Atmosphäre zu verleihen. À la Thin Lizzy geht es mit „Winter´s Breath“ weiter. Es steht von Anfang an unter Strom – die Gitarrenäxte von Trevor selbst und John Tucker lassen Unheil einziehen.
Ozzy Osbourne Solo-Plots mit einem Horisont-Touch
Auf „Electrified“ gibt es Ozzy Osbourne Solo-Plots mit einem Horisont-Touch. Wie zuvor gesagt: es ist eine perfekte Mischung aus Retro-Rock mit dem klassischsten und ursprünglichsten Heavy Metal, den es geben kann. Ein galoppierender Klang von Daniel Wilsons Trommeln, um „One with the Universe“ zu eröffnen. Ein Track, der das Wir-Gefühl fördert. Dazu die rhythmische Basis aus Taylor Hollmans immer gegenwärtigem Bass, die in einer charakterisierenden und inspirierten Art hervorsticht. Der Track „Spend a Fortune“ ist vielleicht der am wenigsten auffällige der Platte, aber es gibt immer gute Momente, wie z.B. das Gitarrensolo.
Haunt im Galopp
Direkt, kurz, aber köstlich. Bei „Figure in Painting“ sprechen wir von einem mit der teuflischen Ladung schneller Gitarren bewaffneten Power Metal-Stück. „Sweet Embrace“ arbeitet mit Rhythmus im Herzen..auch hier wie immer im vollen Galopp. Es paßt gut zum Rest und die Gitarrenarbeit ist gut im Einklang. Die vorherrschende Lizzy-Methode zeigt auch auf „The Great Beyond“ Wirkung. Dies ist übrigens mein persönliches Lieblingsstück auf der Platte. Stimme und Gitarren sorgen fast schon für kommerzielle Qualität.

Fazit
Die Gesamtqualität des Albums ist positiv überraschend, obwohl es kurz (keine 32 Minuten) ist. Erhältlich auf CD, Vinyl und Kassette. Die Gesamtbalance ist sehr gut und alle Songs, trotz ihres ausgeprägten Charakters und Stils, bleiben hängen und überzeugen. Der analoge Vintagesound dieser Eigenproduktion verleiht dem Album ein großartiges Finish. Der DIY-Geist ist an der Tagesordnung. Um das sehr funktionale und alt getrimmte Cover hervorzuheben, wird der Tempus Fugit mit der Sanduhr und Skeletten verwendet (siehe Cover-Bild oben). Die Zeit flieht – Dinge vergehen.
Der Tipp unseres Gastautors Brandy
Deshalb auch meine ganz persönliche Empfehlung: schaut Euch Trevor William Church und seine Mitstreiter von HAUNT, im Einzelnen Taylor Hollman (Bass), John Tucker (Gitarre) und Andres Alejandro Saldate (Drums) live an, sobald es wieder geht!
Gastbeitrag von Brandy
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Bildquellen
- Haunt Flashback: Sure Shot Worx
- Haunt_Logo: Sure Shot Worx
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