Heißhunger auf THE NEAL MORSE BAND (Kantine, Köln, 29.03.2019)
Den meisten Applaus nach einem zweieinhalbstündigen Feuerwerk vor ausverkauftem Haus bekam Ausnahme-Drummer Mike Portnoy für sein extrovertiertes Schlagzeugspiel. Die Kölner Kantine war zuvor übergekocht ob der 31 Songs, die THE NEAL MORSE BAND an diesem Abend live performt hatten. Einfach mal komplett das neue Doppel-Album „The Great Adventure“ mit 22 Songs runterspielen, um danach noch 9 Klassiker rauszuhauen – kann man so machen. Wir von metal-heads.de waren für euch live vor Ort und fassen das Geschehen hier in Wort und Bild zusammen.
Die Fans
Klar, dass zu einer Prog-Rock-Band mit einem derartigen Können keine pubertierenden Kuttenträger aus dem Thrash-Metal-Lager im Publikum stehen. Überrascht vom Altersdurchschnitt weit jenseits der 40 sind wir dann aber doch ein wenig. Offensichtlich muss man selbst Musiker sein oder als Musikfan einiges an Erfahrungen gesammelt haben, um sich mit den komplexen Text- und Songstrukturen der Werke der NEAL MORSE BAND auseinandersetzen zu können. Das Publikum an diesem Abend ist sehr angenehm und in den ersten 15 bis 20 Minuten traut sich nahezu niemand, mitzuklatschen oder groß zu jubeln.
Die Band
Man lauscht andächtig der Stimme von Bandleader Neal Morse, genießt das virtuose Gitarrenspiel von Eric Gilette oder wundert sich über den begrenzten Bewegungsradius und die statische Miene von Bassist Randy George. Unser Redakteur fragt sich derweil ständig, wie es Keyboarder Bill Hubauer schafft, neben seinen musikalischen Talenten auch noch Energie und Talent für seine arg erfolgreiche Software-Entwicklung übrig zu haben. Manchmal sind die Gaben im Leben ungerecht verteilt, oder findet ihr nicht? Was zum Teufel Mike Portnoy derweil am Schlagzeug anstellt, bleibt wie immer sein Geheimnis. Es mutet fast nach Langweile an, wenn er ständig seinen linken Drumstick in die Luft wirft und auffängt. Mike animiert nebenbei ständig das Publikum im Verlauf der Show und bearbeitet die Becken auch gerne mal im Stehen von der Außenseite seines gigantischen Drumsets aus. Ach ja: außerdem singt er noch, macht komische Verrenkungen bei den Breaks und, und, und. Im positiven Sinne ist der Kerl echt verrückt. Und an seinem Instrument einer der Größten! Dies bestätigen auch die mitgehörten Kommentare auf dem Herren-Klo in der Pause zwischen dem 1. und 2. Akt sowie die anerkennenden Worte vieler verzückter Besucher, die sich nach der Show im schönen Vorgartenbereich der Kölner Kantine an diesem lauen Frühsommerabend noch über den Wahnsinnsauftritt dieser fünf Ausnahmekönner unterhalten.
Was ´ne Pfeife
Vor dem 8. und titelgebenden Song der Tour, „The Great Adventure,“ erzählt Neal Morse den Zuschauern zum ersten Mal an diesem Abend so einiges. Auch, dass die „Whistle“ in seiner Hand ein magisches Instrument sei. Das Publikum pflichtet ihm applaudierend bei. Was soll man auch anderes tun, wenn die vier übrigen Musiker im Rücken von Neal Morse die Zuschauern flehentlich darum bitten, jetzt zu klatschen. Dass man den Song anschließend kurz mit einem Country-Part – wie angekündigt – spielt, lässt sogar die Mundwinkel von Bassist Randy ganz kurz hochschnellen. Ansonsten steht der Bassist den gesamten Abend stoisch auf der linken Bühnenecke vor den Drums, blickt statisch und sieht mit dem ledernden Piratenkopftuch aus wie ein älteres Crew-Mitglied von WICKIE. Aber die Jungs spielen nur Songs einer Rock-Oper. Rock-Opas sind die grandiosen Musiker noch lange nicht.
Das Drumherum
Das gesamte Konzert wird per Videoscreen unterstützt und zeigt die animierte Reise des Jungen aus „The Great Adventure.“ Dies ist ganz nett anzusehen. Aber noch netter wäre es gewesen, wenn ein paar weniger Go-Pro-Kameras an Stativen und Schlagzeugbecken befestigt gewesen und somit nicht die Sicht – vor allem auf Mike Portnoy – beeinträchtigt hätten. Dass ständig 2 Kameraleute mit ihren Objektiven im Graben für Unruhe sorgten und dazu auch noch an den Bühnenrändern unzählige Videokameras das Gesamtbild ein wenig zu sehr beeinträchtigten, ist aber Jammern auf hohem Niveau. Denn es hat ja auch was Gutes. Eine Live-Tour-Blu-Ray dürfte vermutlich zum Weihnachtsgeschäft 2019 rechtzeitig vorliegen. Was gab es sonst noch? Na, klar. Viel Merch. Signierte Drumsticks für 25 €, T-Shirts für 30 Tacken. Den halben Liter Bier für 4,50 € und das Eintrittsticket für rund 46 €. Dafür gab es keine lästige Vorband sondern wirklich einen fetten Konzertabend ausschließlich mit der THE NEAL MORSE BAND. 150 Minuten astreinen Sound, gutes Licht ab Minute 16 (da waren die Fotografen nämlich aus dem Graben entfernt worden) und eine fehlerfrei aufspielende Band. Alle, die da waren, waren restlos zufrieden. Wer allerdings nicht auf synthesizer-lastige Rockmusik steht und allergisch gegen christlich angehauchte Songtexte ist, dem sei von Neal Morse und seinen Jungs abzuraten. Wir von metal-heads.de fanden es Klasse!
Die Fotos für euch als Slider-Show
Die Setlist des Abends
Als Service servieren wir euch natürlich gerne noch einmal die Songauswahl des Konzerts.
Act 1 des Albums „The Great Adventure“
Overture: The Great Adventure
The Dream Isn’t Over
Welcome to the World
A Momentary Change
Dark Melody
I Got to Run
To the River
The Great Adventure
Venture in Black
Hey Ho Let’s Go
Beyond the Borders
Act 2 des Albums „The Great Adventure“
Overture 2
Long Ago
The Dream Continues
Fighting With Destiny
Vanity Fair
Welcome to the World 2
The Element of Fear
Child of Wonder
The Great Despair
Freedom Calling
A Love That Never Dies
NEAL-MORSE-Klassiker quasi als Zugabe
Medley
The Land of Beginning Again
Reunion
The Temple of the Living God
The Conflict
Leviathan
It’s for You
Momentum
Die Zugabe zur Zugabe
The Call
Broken Sky / Long Day
Für Updates zu NEAL MORSE und seiner Band schaut einfach hin und wieder auf deren Internetseite vorbei.
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Bildquellen
- THE NEAL MORSE BAND – Live in Köln – 29.03.2019 – 019: Bildrechte beim Autor
- THE NEAL MORSE BAND – Live in Köln – 29.03.2019 – 006a: Bildrechte beim Autor
- THE NEAL MORSE BAND – Live in Köln – 29.03.2019 – 001: Bildrechte beim Autor
- THE NEAL MORSE BAND – Live in Köln – 29.03.2019 Titel: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
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