Mike Portnoy´s SHATTERED FORTRESS

Mike Portnoy´s SHATTERED FORTRESS, Support NEXT TO NONE
Tilburg, 013, 06.07.2017
3 Viertel der Portnoy-Family on tour
NEXT TO NONE – frei übersetzt: mit nichts vergleichbar. Für vier Jungs, die alle erst knapp volljährig sind, aktuell das zweite Album am Start haben und seit rund drei Jahren live auftreten, ist das erstmal ein sehr selbstbewusster Bandname. Wir von metal-heads.de sind angetreten, um im ehrwürdigen 013 in Tilburg heraus zu finden, wieviel Substanz hinter dem Eindruck steckt, den die Wahl des Namens erwecken möchte. Für mich ist es bereits der zweite Anlauf. Mein Erstkontakt im April 2017 war allerdings dank Stau bei der Anreise (lest hier die ganze Story!) auf circa eineinhalb Stücke am Ende des Sets beschränkt. Also auch für ihn heute die Probe auf’s Exempel.
Vollgas-Prog
Im halbierten und deshalb „ausverkauften“ Saal ist es Punkt 2000h, als ein kurzes Drumintro von Max Portnoy für NEXT TO NONE das Set einleitet. Der Filius von Schlagzeug-Ikone Mike Portnoy erledigt seinen Part im Opener halb stehend und halb sitzend und begleitet die Double Bass-Sequenzen mit einem Hair Helicopter, der jeden Orthopäden ernsthaft um die Gesundheit der Nackenmuskulatur besorgt sein lässt. Sänger und Keyboarder Thomas Cuce hat sein Werkzeug auf einem Podest vorne am Bühnenrand postiert und turnt sich ein wenig durch die Gesangsparts. Bandneuling Derrick Schneider sieht am linken Bühnenrand sein Gitarrenspiel mehr in der ruhigen Tradition von Basskollege Ian Hill. Sollte die Sportart „Passivgitarrist“ mal irgendwann olympisch werden, ist er für die Medaillenränge gesetzt. Apropos Bass: bei NEXT TO NONE bearbeitet ein weiterer Blickfang die Tieftonleiter. Bassist Kris Rank überragt nämlich seine Mitstreiter um eine Kopflänge (was allerdings nicht wirklich ein Kunststück ist).
Der erste Eindruck zählt
„The Apple“ wird von Thomas als zweites Stück nach der Begrüßung angekündigt. Was mich mehr als die Musik an sich überrascht, ist die Bühnenpräsenz, die er und Kris ausstrahlen und die dennoch ein Gegenpol sind zu Max, auf den das Auge jedes Musikkundigen unwillkürlich ruht. Die Musik ist proggig, ja. Aber gerade im Gesang finden sich Elemente, die fast schon an Metalcore oder sogar Rap grenzen, ohne auch nur eine Sekunde deplatziert zu wirken. Es ist wohl ein Privileg der Jugend, hier feststehend geglaubte Grenzen einfach mal zu überschreiten.
Ein lässiger Arbeitstag
Im folgenden Song hat Max Portnoy für eine längere Passage keinen Part. Also holt er sich hintenrum um sein Kit schlendernd eine Flasche Wasser vom Bühnenrand, setzt sich zwischen Kris und seinem Set im Schneidersitz auf die Bühne und genießt die Arbeit seiner Kumpels. Es folgt eine entspannte Minute auf dem Rücken liegend, bevor er sich langsam aufrichtet und zurück zu seinem Schemel trottet. Die vergleichsweise große Bühne erlaubt diesen „Ausflug“, weil sein Kit nicht gegen die Rückwand aufgestellt werden muss. Aber ich habe jetzt Bilder im Kopf, wie es aussehen würde, wenn Nicko McBrain oder Lars Ulrich es Max gleichtun würden. Unnötig zu erwähnen, dass durch seine „Einlage“ erkennbar wird, dass Max barfuß spielt.
Finale Furioso
Fünf Stücke bringen das Set von NEXT TO NONE an den Punkt, wo Thomas den letzten Track ankündigt. Wir hatten beim Interview mit Max mitbekommen, dass die Spielzeit 50 Minuten vorsieht. Wir sind aber erst seit 30 Minuten von der Band zunehmend begeistert. Bevor er die Mike Portnoy-Fans zum Applaus für den Hauptact anfeuert, lüftet Thomas das Geheimnis: es soll „The Wanderer“ folgen, der 19minütige Rausschmeißer auf dem neuen Album „Phases“. Nach diesem Ritt durch bunte Proglandschaften sind wir einigermaßen geflasht von der Performance. Wir malen uns aus, wo NEXT TO NONE in fünf Jahren stehen werden, wenn sich ihre Entwicklung so fortsetzt. Ich selber kenne nur noch einen Metal-Künstler, der das Prädikat Wunderkind verliehen bekam und diesem Anspruch über viele Jahre entsprochen hat: Devin Townsend. Und der hat vor etwas mehr als 20 Jahren fast ebenso angefangen wie die vier Jungs aus New Jersey. Man darf also mehr als gespannt sein, wie unvergleichlich NEXT TO NONE bleiben…!
Was macht Daddy? Mike Portnoy´s SHATTERED FORTRESS
Für einen Portnoy-Fan ist es natürlich ein besonderes Highlight, junior und senior an einem Abend live zu erleben. Würde man vielleicht sogar eine gemeinsame Jam-Session einlegen, wenn man sich schon mal zur gleichen Zeit im selben Venue aufhält? Lest mal weiter und ihr werdet es erfahren. Wenn man die Ankündigungen zu den nur sehr verstreuten Konzerten (wenn man es an diesem Abend nicht nach Tilburg geschafft hatte, musste man die Reise zur Loreley am folgenden Freitag, den 14.07.2017 einplanen, wo Mike Portnoy mit seinen musikalischen Begleitern im Rahmen des zwölften NIGHT OF THE PROG-Festivals auftreten würde) glauben konnte, dann sollte es sich um besondere Highlights handeln.
Wer waren die Akteure!? Mike Portnoy, der als Initator die Fäden – wie bei auch so vielen anderen Bands und Projekten – in Händen hält. Den guten Mann verorten wir – na logisch – hinter seiner großzügig ausstaffierten Schießbude.
Aufrüsten der Trommelburg
Hatte er in den letzten Jahren sein Equipment dem Musikstil entsprechend eher abgespeckt, so wurde an jedem Abend in Tilburg das aus DREAM THEATER-Zeiten gewohnte Format auf die Bühne gestellt. Schließlich ging es ja darum, Material aus vergangenen Tagen zu performen. Das Mikro für die Lead Vocals hielt Ross Jennings fest in der Hand. Der HAKEN-Frontmann hatte seine Bandkollegen Richard Henshall und Charlie Griffiths an der Gitarrenfront mit dabei.
Am Bass betätigte sich Conner Green, während sich spielfreudig Diego Tejeida an den Keyboards verwirklichte. Komplettiert wurde das Line up von dem Mann, den Mike Portnoy bei der Vorstellung als einen der „Upcoming Gitarristen im Prog-Bereich“ betitelte.
Musikalisch also beste Voraussetzungen für einen illustren Abend.
Das Publikum war bestens vorbereitet
NEXT TO NONE hatten einen soliden Job abgeliefert und die Prog-Fans in der niederländischen Konzerthallte „angewärmt“. Es waren auch – das war ja zu erwarten – einige deutschsprachige Fans vor Ort. Aber was würden uns Mr. Portnoy senior und seine „Band“ servieren? Bevor wir das herausfinden sollten, gab es einen netten Smalltalk am T-Shirt-Stand mit…Marlene Portnoy. Die Mutter von Max und Ehefrau von Mike Portnoy hatte ich (der Doc) zuletzt vor ca. 17 Jahren bei einem Konzert von DREAM THEATER getroffen…hoffentlich dauert es bis zum nächsten Treffen nicht wieder so lange.
Prog-Bands neigen ja schon einmal gerne zum Komponieren von Konzeptalben, aber so ein umfassendes und Alben-übergreifendes „Konzept“ wie in diesem Fall ist mir in vergleichbarer Form nicht bekannt. Die Rede ist von der „Twelve step suite“.
In 12 Schritten zur Abstinenz
Der Titel bezieht sich auf die strukturelle Vorgehensweise der Anonymen Alkoholiker beim Erreichen der Abstinenz vom Alkohol-Konsum. Das Entzugsprogramm steht für den langen und sicher auch beschwerlichen Weg, von der Sucht wegzukommen. Mike Portnoy hat es vor vielen Jahren geschafft. Gerade als Jemand der in diesem Business weiter aktiv unterwegs ist gilt ihm daher höchster Respekt.
In Form der Musik, die er über viele Jahre mit DREAM THEATER veröffentlichte schaffte er die inhaltliche Verarbeitung dieses Prozesses. Die „Twelve step suite“ war das Kernstück des musikalischen Abends und schloss mit dem Titel „The shattered fortress“ (vom Album „Black clouds & silver linings“), der dem „Projekt“ auch den Namen gab.
Bevor es jedoch so weit war, brachte man dem Publikum „Overture 1928“, „The mirror“ und „Strange déjà vu“ zu Gehör.
Als Zugabenteil packte man am Ende noch weitere Stücke vom Album „Metropolis Pt.2 – Scenes from a memory“ dazu. Namentlich waren dies „Home“, „The dance of eternity“ und „Finally free“. So endete nach 110 Minuten ein durchaus denkwürdiger Abend, der Mr. Portnoy senior sichtlich emotional berührte.
Nicht schlecht, aber nicht DREAM THEATER
Fazit an diesem Konzertabend: Der Sound war – einmal mehr im 013 in Tilburg – großartig. Nicht umsonst nehmen gerne Bands dort eine Live-DVD auf. So auch an diesem Abend. Auf das Material darf man gespannt sein. Jedenfalls haben diverse Kameras (mobil und fest installiert) das Konzert filmisch festgehalten. Mike Portnoy performte, als wäre er nie bei DREAM THEATER ausgestiegen und auch die anderen Musiker lieferten eine Leistung auf hohem Niveau ab. Anders kann man solch starke Songs auch nicht spielen. Aber es war letztlich „nur“ ein Covern der Songs. Das soll die Leistung der Musiker nicht schmälern, aber andererseits den Status des Originals verdeutlichen! Auf jeden Fall war der Gig die Reise wert. Punkt!
Kritik!? Es war schon echt ein bisschen schade, dass es KEIN gemeinsames Trommeln der beiden Portnoy-Generationen an jenem Abend gab. Das hätte echt die Krönung des Ganzen bedeutet.
Wenn ihr wissen wollt, was Max Portnoy uns in einem entspannten Interview kurz vor seinem Auftritt erzählt hat, dann lest mal hier weiter.
Hier seht ihr die Fotostrecke vom NEXT TO NONE-Auftritt:
Und hier seht ihr, was Mike Portnoy´s SHATTERED FORTRESS abgeliefert haben:
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Bildquellen
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