Max Portnoy – mehr als nur der Sohn seines Vaters
Max Portnoy – mehr als nur der Sohn seines Vaters
In den Katakomben vom 013 in Tilburg stand uns von metal-heads.de Max Portnoy von NEXT TO NONE vor der Show bei einem entspannten Interview Rede und Antwort.
Metal-Heads.de (MH): Max, heutzutage ist es Mode geworden, einer Tour einen griffigen Titel zu geben. Wie würde der Titel in eurem Falle lauten? Portnoy Drum Invasion?
Max Portnoy (MP): Ha, coole Idee. Es stimmt schon, ich bin mit NEXT TO NONE für den europäischen Teil der Tour mit meinem Vater unterwegs. Für mich ist es großartig, Abend für Abend mit ihm zusammen die Leute zu unterhalten. Wir genießen das sehr. Alles, was mit Portnoy zu tun hat, rockt. Du bekommst eine Idee, was der junge Portnoy kann, dann siehst du Portnoy Senior.
Max Portnoy – mehr als nur der Sohn seines Vaters
MH: Bevor wir auf euer neues Album „Phases“ zu sprechen kommen, das morgen hier in Europa erscheint (VÖ: 07.07.2017), möchte ich dich auf ein anderes Projekt ansprechen: Du und Mike, ihr habt jeweils einen Beitrag zum letzten Album der Progband TILES beigesteuert. Wie ist dieses Engagement zustande gekommen?
MP: Chris Herin von TILES ist auf meinen Dad zugegangen, nachdem er das erste Album „A Light In The Dark“ von NEXT TO NONE gehört hatte und meinte, es wäre eine coole Idee, so ein Vater-Sohn-Ding auf ihrer Doppel-CD „Pretending 2 Run“ unterzubringen. Dad fand, dass das eine interessante Sache sei, und hat mit mir darüber gesprochen. Ich habe natürlich ja gesagt. Hey, wenn man irgendwo bei einem spannenden Projekt mitmachen kann – warum nicht? Chris ist dann irgendwann zu uns nach Hause gekommen. In unserem hauseigenen Studio haben wir erst einige Ideen ausgearbeitet und dann unsere Drumparts eingespielt.
MH: Um der Sache noch das Sahnehäubchen aufzusetzen, hat Mike nicht nur einen bestimmten Track alleine eingespielt sondern ist bei dem Track, auf dem du zu hören bist, mit eingestiegen…
MP: Ja. Bei meinem Track „Fait accompli“ haben ich den kompletten Part eingespielt. Dann kam Dad dazu und hat mit seinem Equipment noch ein paar Details ergänzt. Ein paar zusätzliche Beats und extra Toms. Das Ergebnis fanden wir großartig!
Die „harte“ Schule für NEXT TO NONE
MH: In den Vereinigten Staaten im Jahre 2017: Wo hat man da Gelegenheit, in jungen Jahren an Jazzmusik heran geführt zu werden, um dann eine Vorliebe für diese Musik bzw. am Jazz orientierten Songstrukturen zu entwickeln?
MP: Das geht – in meinem Falle – leichter als man vermuten würde. Ich bin zwei Jahre auf der High School auf der Musikhochschule gewesen und bereits die Auditions für die Aufnahme haben Jazz zum Thema gehabt. Jazzmusik ist im ersten Jahr so etwas wie der Standard, um dir die Inhalte des Lehrplans näher zu bringen und auch mein Tutor war ein bekannter Jazzmusiker.
MH: Ist es als Künstler einfacher, den Weg vom Jazz zu den proggigen Winkeln im musikalischen Universum zu finden oder umgekehrt?
MP: Also speziell in meinem Falle bin ich als Drummer im Rock gestartet und in der Schule zum Jazz gekommen. Jazz teilt viele Elemente mit Prog Rock oder Prog Metal. Und wenn du Tag ein, Tag aus auf der Musikhochschule mit Jazz zu tun hast, wird es ein immer kleinerer Schritt zum Prog. Anders herum stelle ich es mir jedenfalls nicht so einfach vor.
Der Spielplatz namens Studio
MH: Bei euch – wie überall im Metal – kommt irgendwann im Studio die finale Version eines Songs auf das Album. Jazz hat ein ganz anderes Konzept. Es gibt Stücke, die als Standards gelten, zu denen dann ausufernd improvisiert wird, im Studio und ganz besonders live. Wie schwer ist es deshalb für euch in der Band zu entscheiden: OK, das ist es jetzt, so kommt der Song auf das Album und fertig?
MP: Diese Entscheidung ist glaube ich, nicht schwerer als in anderen Bands oder bei anderen Musikstilen. Die Songs auf dem Album – speziell die etwas kürzeren „Singles“ – lassen live ausreichend Raum zum Jammen und Improvisieren, was wir auch regelmäßig nutzen, um uns auszutoben.
MH: NEXT TO NONE ist 2013 mit einer EP gestartet, hat 2015 mit ALITD ein Konzept-Album als Debüt heraus gebracht und jetzt folgt „Phases“, das zweite Album. Wenn du zurück blickst auf die Produktionen und das Songwriting: ist es einfacher für euch, eine Story oder eine Message in einem Vier- oder Fünf-Minuten-Song rüberzubringen, oder besser in langen Tracks von sechs, acht oder noch mehr Minuten?
MP: Also bei dem Konzeptalbum war es mir lieber, die Songs mit längerer Spieldauer zu konzipieren, damit man die Atmosphäre aufbauen und ausbauen konnte und so das beabsichtigte Feeling besser rüber kommt. Wir hatten ansonsten bei zunächst kürzeren Versionen das Gefühl, wir brechen hier an einer Stelle ab, bevor wir richtig begonnen haben.
Hoher Druck schafft Diamanten
MH: In NEXT TO NONE seit ihr alle knapp über der Volljährigkeit. Vor zwei Jahren habt ihr euch entschieden, ein Konzeptalbum als Debütalbum heraus zu bringen. Jetzt folgt das zweite Full Length Album. Wie hoch sind in dieser Konstellation die Hürden, die sich euch für das Songwriting zum zweiten Album aufgetan haben, um das vorgelegte Level zu halten?
MP: Es stimmt, dass ganz viele Bands Probleme haben mit dem zweiten Album, mit dem sie sich etablieren wollen. Für uns stand bei ALITD im Vordergrund, uns zu finden und einen Stil für uns zu definieren. Jetzt mit dem zweiten Album wussten wir, ausgehend vom ersten, ziemlich genau, wo es mit uns hingehen sollte. Wir sind mit einer guten Portion Spaß an die Arbeit gegangen, vielleicht sogar mit mehr Spaß als es beim ersten Album für uns schon war. Natürlich war es ein Haufen Arbeit und Anstrengung, das neue Album zusammen zu stellen, aber wir hatten eine ziemlich klare Vorstellung, in welche Richtung wir uns weiter entwickeln wollten. Auf jeden Fall wollten wir uns ordentlich pushen, um uns insgesamt zu steigern.
Amerikanisches Demokratieverständnis
MH: Ein neues Album ist immer eine Gemeinschaftsleistung der Band. Mit vier sehr kreativen Köpfen im Studio: wer hat schließlich das „letzte Wort“, was auf die Scheibe kommt?
MP: Also beim Songwriting geben Thomas, unser Sänger und Keyboarder, und ich schon den Ton an. Alles Weitere gehen wir soweit es geht sehr demokratisch an. Jeder bringt sich mit seinen Ideen ein. Läuft die Abstimmung dann mit 3 zu 1 Stimmen, akzeptiert das jeder von uns, wenn er dieses Mal nicht zum Zuge gekommen ist. Tricky wird es in einer vierköpfigen Band bei einer Abstimmung 2 zu 2, was häufig genug vor kommt. Das sind keine einfachen Diskussionen und deshalb hat es mit dem neuen Album auch gut sechs Monate gedauert, bis wir nach dem Songwriting soweit waren. Aber die Zeit haben wir uns genommen, weil wir keinesfalls wollten, dass andere Leute von außerhalb dazu kommen, in der Hoffnung, dieser Prozess wird dadurch einfacher. Wir wollten es in der Band belassen.
MH: Euer Debütalbum wurde von deinem Vater produziert. Das hatte zumindest zur Folge, dass es einen Generationenabstand zwischen euch und dem Producer gab. War es vielleicht auch ein Thema, dass Mike an bestimmten Stellen seine Autorität dir gegenüber und seine unbestrittene Erfahrung ausgespielt hat?
MP: Bei ALITD kam Dad erst ins Spiel, als das Album komplett geschrieben war und die Pre-Production anstand. Es ging uns darum, seine Meinung zu hören und seine Erfahrung zu nutzen, um uns vielleicht noch den einen oder anderen Kniff zu zeigen, was bei unserem Material noch fehlte oder alternativ im Detail möglich war. Es ging nie darum, Passagen oder sogar ganze Songs komplett umzustellen.
Ein Kessel Buntes?
MH: Auf dem neuen Album „Phases“ hat es alleine aufgrund der Songtitel den Anschein, als hättet ihr ganz unterschiedliche und unzusammenhängende Themen aufgegriffen und verarbeitet. Ein Gegensatz zum ersten Album…
MP: Tatsächlich gibt es auch auf „Phases“ einen Zusammenhang zwischen einigen Songs, namentlich „Answer Me“, „Clarity“, „Denial“ und „The Wanderer“. Diese behandeln thematisch den Umgang mit Trauer – eine Idee, die auf eine Anregung von Thomas zurück geht, an der er schon länger gearbeitet hat. Die anderen Tracks sind tatsächlich individuelle Geschichten. Aber trotzdem haben wir darauf geachtet, dass das Album in seiner inneren Struktur insgesamt einen Bogen beschreibt und Beginn und Abschluss des Albums stilistisch einen Kreis schließen, wie der Einband eines Buches. Ein „Album“ im klassischen Wortsinn, keine Sammlung einzelner Lieder.
Den Rock in die Wiege gelegt
MH: Du bist in einem Rock’n’Roll-Haushalt aufgewachsen. Ist das hier nun das Rockerleben, das du dir immer vorgestellt hast?
MP: Ich bin schon früher mit Daddy und der Familie auf Tour gewesen, besonders, als er noch bei DREAM THEATER gespielt hat. Der große Unterschied zu früher ist, dass ich jetzt nicht mehr einfach nur abhänge, sondern Teil der Unternehmung bin. Mein Tag ist mit Arbeit gefüllt und ich habe Verantwortung für die Show, den Ablauf, mein Equipment und so weiter.
MH: Welche Pläne stehen für NEXT TO NONE in der zweiten Jahreshälfte 2017 an?
MP: Heute Abend endet unsere Tour mit SHATTERED FORTRESS, was wir vier sehr schade finden, weil wir mit einer großen Truppe aus Freunden unterwegs waren. Morgen geht es zurück in die Staaten und dann ohne Pause auf unsere eigene Tour quer durchs Land. Im Herbst werden wir noch einmal touren, dazu stellen wir gerade die Termine zusammen. Also bleiben wir in Bewegung…
MH: Max, wir bedanken uns für das Interview und wünschen euch eine gute Heimreise und hoffentlich bis bald wieder irgendwo in Deutschland oder in der Nachbarschaft..!
Wer nachlesen möchte, wie wir von metal-heads.de die aktuelle und erst seit wenigen Tagen erhältliche Scheibe von NEXT TO NONE beurteilen, der klickt einfach mal hier.
Den ausführlichen Konzertbericht mit vielen Fotos beider Bands, bekommt ihr in Kürze hier auf unserer Seite. Also gerne immer mal wieder ´reinschauen.
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Bildquellen
- Max Portnoy – Interview Tilburg – 06.07.2017 – 002: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
- Max Portnoy – Interview Tilburg – 06.07.2017 – 004: Bildrechte beim Autor
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