ATLANTEAN KODEX – The Course of Empire
ATLANTEAN KODEX haben dem Warten der Fans ein Ende gesetzt. Fast sechs Jahre nach dem Opus Magnum „The White Goddess“ erscheint am 13. September der Nachfolger „The Course of Empire“. Die profanen technischen Daten: zehn Tracks verteilen sich auf 62 Minuten Spielzeit; in Deutschland erscheint „The Course of Empire“ (TCOE) beim Stammlabel Ván Records.
Das Große im Kleinen
Das Profane allerdings ist nicht die Sache der fünf Epic Metal-Recken aus der Oberpfalz. ATLANTEAN KODEX – das steht für das große Ganze, eine opulente Geschichtsstunde in jedem Song, den Zauber der vergangenen Epochen. Neolithic magic – wisdom without words, wie es an einer Stelle im Song „Sol Invictus“ heisst.
Allem Anfang…
Und überhaupt – fünf Recken. Wie wir bereits im Juni berichtet haben, verstärkten sich nach dem Weggang von Lead Gitarrist Michael Koch die wackeren Bärwurztrinker mit Coralie Baier an der linken Flanke der Marschordnung. Neue Zeiten allenthalben.
Sein oder nicht sein – für ATLANTEAN KODEX keine Frage
Die Gretchenfrage für die Fans von ATLANTEAN KODEX war mit fortschreitendem zeitlichen Abstand zum allseits hochgelobten „White Goddess“-Album, ob man an dieses grandiose Werk heran reichen kann. Von einem Überflügeln wollte ernsthaft niemand ausgehen. Besonders Sänger Markus Becker und vorerwähnter Michael Koch sind eifrige Konzertgänger. Deshalb gab es auch außerhalb der gelegentlichen ATLANTEAN KODEX-Gigs Gelegenheiten, den Wasserstand zu erfragen. Die Antworten fielen durchweg verhalten aus, gerade so, als wüsste man um die Fallhöhe und wollte ja keine verfrühten hohen Erwartungen wecken.
Ouvertüre
Diese Taktik, so es denn eine war, ging bis zur letzten Woche auf. Am 15. August stellten Ván Records mit „People of the Moon“ den ersten kompletten Track von TCOE auf YouTube. Sieben Tage und 11.200 Aufrufe später ist die Begeisterung in der Fan-Gemeinde groß. Neun Minuten Spielzeit und der großzügige Einsatz aller musikalischer Trademarks, die „White Goddess“ zu einem Meilenstein gemacht haben, finden sich in zeitgemäßer Form bei „Poeple of the Moon“.
Ich aber sage euch nun: ihr wurdet betrogen!
Eure Leutseligkeit und euer Vertrauen in ATLANTEAN KODEX wurden schamlos ausgenutzt!
Schändlich wurdet ihr hinters Licht geführt!
Denn 15% der Spielzeit des Albums verwenden die Herren Trummer&Co. auf den subjektiv schwächsten Song des gesamten neuen Albums. Unglaublich, aber wahr. Zwar sorgt der nahtlose Übergang vom Opener „The Alpha and the Occident“ zu „People of the Moon“ für einen atmosphärisch noch dichteren Start als der Song für sich gesehen. Aber insgesamt ist es nur das tiefe Luftholen vor der großen Schlacht, um Gandalf den Grauen zu zitieren.
Der neue Maßstab
Bereits „Lion of Chaldea“ zeigt noch eindrucksvoller, wie simpel gestrickt und zugleich tief wirkend epischer Heavy Metal 2019AD klingen kann. Und in der ersten Liga des Genres klingen muss. Der Track, der mich jedoch seit gestern rund zwei dutzend Mal hat ausrasten lassen, trägt den unscheinbaren Namen „Chariot“ („Streitwagen“). Filmmusik-Auftakt, eine a capella-Sequenz von Herrn Becker. Dann schälen sich die Vierspänner aus der Staubwand keine hundert Schritte voraus. Eine Mauer aus nachtschwarzen Rappen donnert über die öde Pläne. Hundert Schritte, und doch keine Zeit, dass Bogen oder Lanzen ein Ziel erfassen können. Die Reihen der Verteidiger überrannt. Another Empire Falling…!!!
In bester Tradition…
Im Staub verreckt auch spätestens jetzt jeder Zweifel an der Glorie dieses Albums. Ab jetzt suhlt man sich in der Stimmung, die aus den Boxen entgegenfließt. Darin ist TCOE für mein Empfinden näher an „The Golden Bough“ bzw. der „Pnakotic“ EP als an „White Goddess“. Es ist ein Guss, aus dem diese 62 Minuten getempert sind. Auch in dieser Hinsicht monolithisch. „White Goddess“ hat demgegenüber in den wechselnden Stilen der langen Songs eher etwas episodisches. TCOE schafft einen kleinen Kosmos, in dem die Songs eingebettet sind.
… und doch neu
Mit „Innermost Light“ und „A Secret Byzantinum“ folgt ein weiteres Songpaar ganz unterschiedlicher Spieldauer (3:34min. bzw. 8:55min.). Der nahtlose Übergang – fortlaufend gehört – sorgt dafür, dass das Paar tiefer wirkt als die Summe der Teile (oder so ähnlich, es lässt sich unglaublich schwer beschreiben, was da wirklich musikalisch passiert, sorry!!!). Zugleich, um das Vexierspiel komplett zu machen, ist „Innermost Light“ zu Beginn eine stimmige Koda zu „Chariot“. Es ist zum Verrücktwerden!
Bajuwarische Härte
„He Who Walks Behind The Years“ folgt diesem akustischen Irrgarten mit der Brachialität von „Heresiarch“. Die Majestät des Alters der Figur, die beschrieben wird, wird lautmalerisch einfach toll umgesetzt. Bei einem Film würde man sagen: Popcorn-Kino.
Klimax und Koda
Noch einmal geben eineinhalb Minuten Spielzeit („Spell of the Western Sea“) den Auftakt zu einem Songmonster von 10:47min. in Gestalt des Titelstücks. In der Tradition der Titelstücke im Repertoire von ATLANTEAN KODEX ist hier noch einmal alles versammelt, was das True Metal-Herz begehrt. Zurücklehnen – selig lächelnd im Sitzen headbangen – der Tag ist gelaufen. „Die Welt von Gestern“ schließt das Album ab. Vorhang. Standing Ovations.
Der Versuch eines Fazits
Für nicht wenige von uns dürfte „Kings of Metal“ von MANOWAR seit über 30 Jahren ein – wenn nicht DER – Meilenstein im Epic Metal-Universum sein. Wenn ATLANTEAN KODEX es nicht in der Wahrnehmung der Metalgemeinde bereits mit „White Goddess“ geschafft hat, diese Ikone zu Fall zu bringen, nun, TCOE betrachtet diese Aufgabe als bloße Fingerübung. Das KODEX-Quintett rammt den vierten Monolithen unverrückbar in den Boden des Metal-Schlachtfeldes, um darauf in Zukunft das eigene Stonehenge für die Ewigkeit zu errichten.
Allein auf weiter Flur?
Das aktuelle Jahr 2019 hat bereits einige hochklassige Epic Metal-Alben ganz unterschiedlicher Couleur hervorgebracht. Erwähnt seien hier stellvertretend die Buddies von LUNAR SHADOW mit „A Smokeless Fire“ und die kanadischen Hopefuls von SMOULDER mit „Times of Obscene Evil and Wild Daring“. Es handelt sich um Meisterwerke an sich, ATLANTEAN KODEX jedoch übernimmt nach sechs Jahren erneut den Thron. So sie ihn jemals seit 2010 verlassen haben…
Wenn ihr ab dem 13. September „The Course of Empire“ in den Händen haltet, werdet ihr wissen, wie wahr dieses Gesülze ist. Großes Metal-Ehrenwort.
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Bildquellen
- Atlantean Kodex Band 2019: (c) 2019 Atlantean Kodex / Van Records
- Atlantean Kodex Logo: (c) 2019 Atlantean Kodex / Van Records
- ATLANTEAN KODEX coffin patch: Bildrechte beim Autor
- Atlantean Kodex The Course of Empire cover: (c) 2019 Atlantean Kodex / Van Records
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