Conyo – Totes Kapital (VÖ: 18.02.2020)
Conyo haben ihre zweite EP „Totes Kapital“ bereits im Februar veröffentlicht.
Conyo aus Düsseldorf
Ihr habt keinen Bock mehr auf seelenlose, beliebige Bands ohne Aussage? Dazu habt ihr kein Problem damit den lokalen Untergrund zu unterstützen? Dann haben wir hier einen wirklich coolen Tipp für Euch! Und zwar die Düsseldorfer Crossover- Band: Conyo! Ja, genau die Band mit dem absichtlich anstößigen Namen. Die haben nämlich mit „Totes Kapital“ ihre zweite EP draußen!
Mehr als nur Vorprogramm
Bei Conyo handelt es sich um eine Crossover– Band aus Punk- Rock- City Düsseldorf. Bestehend aus je 2 Frauen und Männern, die in unserer Redaktion seit einem Auftritt im Vorprogramm von Dog Eat Dog im Jahre 2018 durchaus ein Begriff sind (Bericht Hier). Damals gefielen uns die aussagekräftigen, teils sehr sozialkritischen Texte, sowie das musikalische Gewand der Band. Und da Conyo auch abseits der Bühne sehr aufrichtige, sympathische Leute sind, die sich auch gerne für andere Menschen einsetzen, meinen wir das eine solche Band auch mehr Aufmerksamkeit verdient hat!
Totes Kapital
Aus diesem Grund bekommt ihr an dieser Stelle ein Review von der zweiten EP „Totes Kapital“ , die bereits im Februar 2020 in Eigenregie veröffentlicht wurde. Die EP enthält 6 Tracks, die von Amadeus Sektas (Another Level Tonstudio Kaarst) aufgenommen, gemischt und gemastert wurden. Insgesamt kommen die Lieder, dessen Texte alle von Frontmann Daniel stammen, auf über 22 Minuten Spielzeit, was durchaus einer Autofahrt von Duisburg nach Düsseldorf entspricht. Dort kann man die CD im hübschen Digipack gerne bei Konzerten für 8 Euros kaufen. Selbstverständlich gibt es „Totes Kapital“ aber auch auf der Conyo- Bandcamp– Seite. Die Links dazu findet ihr weiter unten.
Unten ohne
Kommen wir zu den Songs. Den Auftakt macht der Track „Keine Hose, kein Problem“ . Der startet für Conyo Verhältnisse schon eher rockig und punktet recht schnell mit einem sehr geilen Groove. Mit dem Gitarristen Max hat das Quartett auch einen richtig guten in seinen Reihen, der sich locker und effektiv in Szene setzt und dabei auf ein beachtliches Repertoire zurück greifen kann. Die Düsseldorfer bewegen sich gekonnt zwischen Punk- Rock, Alternative- Rock und deutschsprachigen Hip Hop. Also zwischen vielen Stühlen, was die Musik spannend macht. Textlich gibt Mikrofonakrobat Daniel gewohnt Vollgas und propagiert die textile, unten ohne Freiheit. Das Doublebass- Drumming von Schlagzeugerin Aline gibt dem Song bis zuletzt einen ordentlichen Druck, was der EP einen saucoolen Opener beschert!
Goldener Beton
Es folgt „Goldener Beton“ . Lyrisch schon mit ernsten Hintergrund. Offensichtlich geht es hier um Kapitalismus und Gentrifizierung. Um wohlhabende Yuppies und Investoren die einzig auf Rendite ausgerichtete Strukturwandel in Großstädten betreiben. Ohne Rücksicht auf Kultur und Kulturschaffende. Ein sehr ernstes Thema, das uns alle angeht! Klasse Text, der zum Nachdenken anregt und sogar einen Ohrwurm- Chorus hat! Kampf dem Kapital im Midtempo- Takt. Sehr gut!
Sturm
In „Sturm“ bleibt es politisch und sozialkritisch. Der Song propagiert die wieder hergestellte Akzeptanz von rechtem Gedankengut in unserer Gesellschaft. Der Song soll Augen und Verstand öffnen und auch dem Letzten klar machen, dass die Uhr schon längst fünf vor zwölf geschlagen hat. Conyo erinnern in „Sturm“ gut und gerne an (politische) Hip Hop Bands der frühen Neunziger Jahre, was natürlich auch sehr an der düsteren Instrumentalisierung liegt. Den Düsseldorfer/innen mangelt es vielleicht an einem DJ aber definitiv nicht an einem Arsch in der Hose! Top!
Rage
Hier geht es musikalisch in die metallische Ecke. Das macht den Track direkt eine Stufe aggressiver, was uns sehr gut gefällt. Der Song wurde auch nicht von der Band sondern von MyTerror komponiert. Vielleicht kommt der Stilwechsel daher. Die Härte steht der Band sehr gut und sorgt für eine wohlige Abwechslung. „Rage“ geht einfach nur nach vorne. Im Text, der auch eine Verknüpfung zu „Sturm“ aufweisen könnte, geht es um Staatsgewalt und um die Instanzen, die sie durchsetzen. Auch hier ist die sozialkritische Note unüberhörbar. Der schwere Crossover- Kracher wird durch ein schönes Leadsolo und durch treibende Schlagzeugbeats veredelt. Die zweite Stimme von SchrödA [sic!] gibt dem ganzen die richtig wütenden Vibes! Gerne mehr davon!
Totes Kapital
Kommen wir zum Titeltrack „Totes Kapital“ . Spätestens hier dürfte dem Zuhörer klar sein: bei Conyo handelt es sich nicht um eine Band, bei der alles schön und lieblich ist. Nein, die Band ist engagiert und drückt nur allzu gerne die Finger in die blutenden Wunden der Gesellschaft. So auch in „Totes Kapital“ , dem vielleicht stärksten Song der EP. Hier gibt es leicht funkige Elemente, was irgendwie konträr zum nachdenklich stimmenden Text steht. Aber genau das macht den Song so interessant, indem es um das Verhältnis von Arbeiter zu Arbeitgeber geht. In dem Text stecken mindestens 95% Wahrheit. Friss oder Stirb! Ganz stark formuliert und genial performt von der ganzen Band. Gänsehautmoment!
Düsseldorf
Beim ersten Hören beschleicht einem das Gefühl, wieder einer Lobhudelei auf Düsseldorf aufgesessen zu sein. Ja ja, längste Theke der Welt, Modestadt Düsseldorf und so weiter und sofort. Gähn. Ließt man aber einmal zwischen den Zeilen eröffnen sich schnell andere Ansichtsweisen. Und das macht dann Sinn. Okay, die Mädels und Jungs kommen aus D´dorf und fühlen sich wahrscheinlich auch ganz wohl da. Aber es ist eben nicht alles Gold was glänzt. Auch nicht in der Landeshauptstadt. Hier geht es um den Mainstream. Um kommerziellen Einheitsbrei den wohl auch die musikalischen Big- Player der Stadt mitkreieren. Masse statt Klasse. Zahnlose Wochenendrebellen ohne Biss und Aussage. Lieber auf Sicherheit Kopieren als innovativ zu kreieren. Denkt mal darüber nach…
Das MH-DE-Fazit
Conyo sprechen über Themen die unbequem sind. Darin unterscheiden sich Aline (Schlagzeug) , Isa (Bass), Max (Gitarre) und Daniel (Vocals) schon von den meisten (Metal-) Bands. Und ja, das wird einigen nicht gefallen. Denn wenn es um schwerwiegende Themen wie Rassismus, Faschismus oder Sexismus geht, nimmt die Band kein (Feigen-) Blatt vor den Mund. Das ist Fakt! Glücklicherweise aber kommt bei aller Sozialkritik auch die Selbstironie der Band nicht zu kurz. Natürlich möchten die Düsseldorfer/innen zum (Nach-) Denken animieren, aber auch genauso gerne Spaß haben. Diese Attribute sprechen alle für Conyo. Auch die qualitativ hochwertige Produktion von „Totes Kapital“ spricht für das Quartett. Die 6 Stücke machen durchweg Spaß und Laune, auch wenn hier überwiegend ernste Themen verarbeitet werden.
Daumen nach oben
Wem das zu deprimierend ist, der kann ja gerne auf den weichgespülten Stadionrock anderer Kapellen zurückgreifen. Wo wir wieder beim Thema sind. Conyo´s „Totes Kapital“ ist definitiv kein Einheitsbrei. Und schon gar nicht beliebig. Musikalisch bewegt sich die Band zwischen vielen Stühlen. Der Überbegriff Crossover trifft hier zielsicher ins schwarze. Deutschsprachiger Crossover mit Affinität zu Punk-Rock, Hip Hop, Funk und Metal. Mehr geht nicht! Der Daumen von Metal-Heads.de geht ganz klar nach oben! Bands mit solch einem Engagement und solcher Aussage müsste es mehr geben. „Totes Kapital“ ist eine klare Kaufempfehlung! Eine Band die schon ihre eigene Genrebezeichnung besitzt, muss definitiv unterstützt werden! Conyo is more. Conyo is FTZNCR!
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Bildquellen
- Conyo – Bandfoto: © 2019 by Quinten Quist Konzertphotographie
- Conyo – Cover: © 2020 by Tintenmaid
- Titelbild: © 2020 by Tintenmaid
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