Anchors&Hearts und Watch Out Stampede, Köln, 16.11.2017

Anchors&Hearts und Watch Out Stampede live in Köln
Man stelle sich folgendes Szenario vor: Es ist ein regnerischer, fieser Donnerstag mitten im November. Was liegt da näher, als ein gemütlicher Abend auf dem heimischen Sofa? Nun, wenn man Metal-Heads.de-Redakteur ist, liegt Köln näher! Genauer gesagt das Sonic Ballroom! Denn da hatten sich zwei Bands aus dem Norden angemeldet! Anchors&Hearts und Watch Out Stampede! Zusammen auf der Sons of the North Tour! Oder: Zwei kleine Bands aus dem Norden reisen durch Deutschland!
Ob die Bands in Köln wirklich angekommen sind? Lest es doch selbst!
Das Sonic Ballroom in Köln-Ehrenfeld
Eine Premiere für mich. Mich hat es in Köln schon an viele Orte verschlagen. Sehr oft war ich bereits in der Live Music Hall oder auch im Underground (einen Bericht dazu könnt ihr HIER lesen). Aber im Ballroom, am Ende der Straße, war ich bisher noch nicht. Mit großer Spannung suche ich den Eingang. Alles schon ziemlich düster hier. Ist ja auch schon nach 20 Uhr. Besucherschlangen suche ich vergebens, genauso wie vorher einen Parkplatz. Mein Blick fällt auf den spärlich beleuchteten Innenhof. Im Sommer ist das hier ein Biergarten, ähnlich wie beim Underground. In den dunklen Ecken, sitzen ein paar Leute. Ansonsten nichts los.
Klein, kleiner, Ballroom
Nach kurzer Rückfrage betrete ich die Location durch eine kleine Türe. Dahinter verbirgt sich ein winziger Vorraum. Hier haben die Bands ihre Verkaufsstände aufgebaut. Das reicht gerade vom Platz her. Aber ich möchte mir erst einmal die Tanzfläche ansehen. Und die erwartet mich schon zwei Meter weiter! Wow, das ist wirklich klein hier! Die Bühne ist zirka 4 Meter breit und 2,5 Meter tief. Dazu vielleicht 20 cm hoch. Dekoriert wird die Stage mit 8 Deckenspots. Mir schwant schon fürchterliches. Das wird duster! Und eng! Band und Besucher stehen sich hier direkt gegenüber. Keine guten Voraussetzungen für Fotografen.
Watch Out Stampede
Die Jungs von Watch Out Stampede haben Ihren Job schon erledigt und Ihre Backline bereits aufgebaut. Hinter demvSchlagzeug wurden zwei Banner mit dem „SVTVNIC“-Cover platziert. Ich finde die optisch sehr ansprechend. Zudem hellen sie die Bühne ein wenig auf. Muss ja nicht immer schwarz sein! Ist sowieso schon dunkel genug. Das ändert sich auch nicht, als gegen 21 Uhr die Bremer Post-Hardcorer die Stage betreten. Zu diesem Zeitpunkt haben sich zirka 40 Leute im Ballroom eingefunden. Ein bisschen schade für die Norddeutschen. Einige Besucher mehr wären wünschenswert gewesen. Aber es gibt wohl nicht mehr ganz so viele feierwütige Kölner, die mitten in der Woche um Neun auf Konzerte gehen. Aber wer nicht kommt, nimmt anderen auch keinen Platz weg! Und so ist der 2 Meter Sicherheitsabstand zur Band, trotz kleiner Räumlichkeiten, gesichert.
Licht an! Spots aus!
Kurz nach Neun geht es also los! Licht aus und die 8 Deckenspots an! Das muss an Beleuchtung reichen! Watch Out Stampede die, wie ich finde, mit SVTVNIC ein sehr starkes Album abgeliefert haben, gehen gar nicht auf Nummer sicher und starten mit dem Track „Allspark“ vom 2014 erschienen Album „Reacher“! Cool, hätte ich nicht erwartet! Der Song bläst direkt alle Müdigkeit weg! Abgrundtief böses Growling, melodische Refrains, Crew-Shouts, Doublebass und cleane Vocals. Wir sind wach! Aber irgendwie bleibt der erwartete Bewegungsdrang der restlichen Fans ein wenig aus. Die begnügen sich mehr mit Zuhören und Zusehen! Zum Beispiel wie der Shouter der Band vor der Bühne seine Runden zieht und dabei so growlt, dass selbst die Gläser an der Theke anfangen zu zucken! Starker Auftakt!
Druckvoller Sound und eine Aushilfe
Der Sound kommt prall und druckvoll aus den Boxen. Die cleanen Songpassagen von Gitarrist/Sänger Dennis kommen gewohnt melodisch rüber. Das ist überhaupt ein Grund für mich heute Abend hier zu sein! Nur eines irritiert mich schon die ganze Zeit! Sänger Ando! Irgendwie hatte ich ihn auf den Fotos anders in Erinnerung! Und nach dem Eröffnungssong „Allspark“ wird auch klar warum. Nämlich als der Herr Sänger das Publikum fragt, ob es ihn kennen würde. Einige Antworten mit „Nö!“. Es stellt sich heraus, dass Ando beruflich bedingt leider nicht dabei sein kann. Und die Bremer mit Ersatzmann Pierré unterwegs sind. Da die Bands von heute immer mit allem rechnen, hat man kurzer Hand immer eine Aushilfskraft dabei! Und diese Aushilfskraft macht ihren Job verdammt routiniert und exzessiv! Auch wenn Pierré später des öfteren betont, dass er ja nicht zur Band gehören würde.
Besser als Ke$ha
Es folgt das ebenfalls ältere „We are the branches“! Auch so ein derber Kopfnicker! Das Zusammenspiel zwischen Dennis (g./v.) und Pierré macht richtig Spaß! Dave (g.), der sich mittig auf der Bühne platziert hat, haut ein Riff nach dem anderen raus. Die Rhythmus-Fraktion, bestehend aus Tolga (dr.) und Stefan (b.), bisher fehlerfrei! Überhaupt kann ich wohl behaupten, dass sich alle Musiker freuen, heute hier zu sein! Und mit großer Freude gibt es dann auch die erste Überraschung des noch jungen Abends! Track Nummer drei! Direkt eine Cover-Version! Partyzeit mit dem Hitparaden-Cover „Die young“ von Ke$ha. Schön stimmig umgepolt! Die derben Gesangslinien passen so krass in den Track! Richtig geil, wenn das Publikum auch den Mitsingpart übernehmen würde. Spätestens jetzt dürfte Tolga die Suppe so runter laufen. Weiter gehts mit „Emily“, bevor der erste Song vom „SVTVNIC“- Album kommt.
Von „Reacher“ zu „Svtvnic“
„Sharks“! Der Track knallt alles weg. Und Pierré alles raus! Das der nachher überhaupt noch sprechen kann! Mir gefällt besonders der melodische Refrain sehr gut! Und täusche ich mich? Hat Dennis beim Singen immer die Augen zu? Na, wahrscheinlich nicht..er muss ja dabei Gitarre spielen. Die Gitarren werden während der Spielzeit dann auch Mal gewechselt. Anders gestimmt, gleiche Stimmung! Die Stimmung unter den Besuchern ist durchweg positiv. Mittlerweile dürften es etwa 50 Personen sein. Mehr werden es aber heute nicht mehr. WOS legen derweil mit „Tides“ und „No confidence“ fett nach.
Das erste Mal in Köln
Die Bremer, die heute das erste Mal in Köln spielen, machen ihren Job wirklich klasse! So macht es mir großen Spaß, Schlagzeuger Tolga, beim Knüppeln zu beobachten. Dazu das coole Stageacting von Dave, Stefan, Dennis und Pierré im Vordergrund! Der achte Song „Paper hearts“ leutet dann die endgültige „SVTVNIC“-Ära ein! Starke Songs, wie aus einem Guss! Der Track „H.A.T.E.“ entpuppt sich als astreine Mitsing-Nummer! „Finger crossed“ und „Wires“ markieren danach das Ende, einer gut 50 Minuten dauernden, sehr unterhaltsamen Hardcore-Show! Bleibt mir nur eine Frage! Wo zum Teufel war „SVTVNIC“?? Dass wäre das Sahnehäubchen auf der Torte gewesen! Tja, muss ich wohl nochmal zu Watch Out Stampede auf ein Konzert…!
Anchors&Hearts aus Niedersachsen
Nach einer kleinen Umbaupause, die die Musiker freilich selbst erledigen, stehen kurz nach 22 Uhr Anchors&Hearts in den Startblöcken. Die Watch Out Banner sind entfernt worden und die Sicht fällt auf ein schwarzes Backdrop mit weißer Schrift. Zusätzlich wird die Bühnenbeleuchtung noch einmal deutlich gedimmt. Etwas zu viel für mein Equipment. Egal, meine Augen und Ohren funktionieren dafür einwandfrei! Und los gehts! Zu Intro-Tönen kommt die fünfköpfige Band auf die Bühne! Offensichtlich sind die Herrschaften hier schon etwas bekannter. Die Reaktionen im Pit lassen darauf schließen. Das Publikum begrüßt die Band recht amtlich! Und amtlich gehts auch mit dem Titeltrack der aktuellen Scheibe „Across the borders“ los!
Über die Landesgrenzen hinweg
Da ich bisher noch nichts mit der Band zu tun hatte, bin ich sehr positiv überrascht! Sehr eingängig und noch einen Tacken melodischer als WOS. Den Gesang teilen sich Sänger Manuel und Gitarrist Niklas. Die Band verbindet seit der Gründung 2012 gekonnt Härte, Geschwindigkeit und Melodie mit intelligenten, einprägsamen Texten. A&H finden, meiner Meinung nach, eine sehr gute Balance zwischen ihren Stilmitteln. Zurück zur Show. Der zweite Song „Home here“ ist schon etwas älter und stammt aus dem Jahre 2015. Auch hier gibt es eine krasse Mischung aus, zuerst heftigen Growlings und im Verlauf schon recht poppigen Refrain-Passagen. Irgendwo zwischen älteren Billy Talent und H2O. Es folgt der Ohrwurm Track „Parasites“ vom aktuellen Album. Der Song verfügt über eine geile Hookline und einen packenden Refrain, der sofort im Kopf hängen bleibt. Sehr stark!
„Where is the voice of the voiceless?“
Na, von Stummheit kann hier keine Rede sein! Shouter Manu ist bestens bei Stimme! Ab und zu hält er sein Mikrofon ins Publikum und lässt seine Fans mitgrölen. High Fives werden natürlich auch gerne verteilt. Irgendwie hat der Auftritt etwas von einer Party. Alle sind relaxt und haben gute Laune. Ab und zu schmeißt mal jemand einen Kommentar in den Raum und alle Übrigen amüsieren sich. So darf das sein! Und so wird gerockt, geschrien und gepost, wie es sich sich für eine Post-Hardcore-Show gehört. Da der Bewegungsradius auf der Bühne ja nicht so groß ist, werden hier ordentlich die Rüben geschüttelt. Mit und ohne Cappy!
Besinnlichkeit mit Akustikgitarre
Zum Song „Nothing is forever“ wird es dann mal besinnlicher! Shouter Manu hängt sich seine Akustik-Klampfe um und begleitet sich selber! Mal was anderes! Den Refrain übernimmt dazu das Publikum. Schöne Nummer! Anchors&Hearts machen echt riesigen Spaß! Auch wenn mal nicht alle Töne sitzen. Wen interessiert es? Heute Abend garantiert niemanden!
Ein Name, zwei Instrumente
Nach dem Song stellt Sänger Manuel die Band vor. Dabei stellt sich heraus, dass auch A&H zwei Aushilfsmusiker dabei haben. Und zwar Gitarrist Niklas und Bassist Niklas. Hm, wenn keiner etwas gesagt hätte, wäre es mir sicher nicht aufgefallen. Komplettiert wird die Band von Timo (g.) und Torben (dr.). Ich finde es ist ein durchaus runder Auftritt. Aber die Zeit rennt und die Setlist wird weiter abgearbeitet. Es kommen noch einige Stücke der Alben „Sharkbites“ und „Across the borders“ zum Zug! Sozusagen: Alles vom Herzen!
Zwei Daumen für einen Punk-Rock-Schuppen
Nach knapp 60 Minuten Spielzeit beendet der Track „From the heart“ den wirklich empfehlenswerten Live-Auftritt, einer Band, die jederzeit zu überzeugen wusste! Spätestens jetzt bin ich froh, das ich nicht zu Hause auf meinem Sofa hängen geblieben bin! Sonst wäre ich wohl nicht auf die Sea Shepherd Unterstützer aus dem Norden gestoßen. Mein Fazit lautet daher: Daumen nach oben für zwei wirklich sympathische junge Bands! Und Daumen nach unten, für eine wirklich miserable Bühnenbeleuchtung! Aber das Sonic Ballroom ist halt ein richtiger Underground-Punk-Rock Schuppen, von daher bis zum nächsten Mal!
Setlist:
Anchors&Hearts: Sons of the North-Tour 2017
01:Intro-Across
02:Across the borders
03:Home here
04:Parasites
05:Words like weapons
06:This world means home
07:Where is your retreat
08:Landscapes
09:Nothing is forever
10:What you´ve made of me
11:Interlude victims
12:Victims of progress
13:Timebomb
14:Gods of a better world
15:From the heart
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Bildquellen
- Watch Out Stampede – Köln-004: Bildrechte beim Autor
- Watch Out Stampede – Köln-005: Bildrechte beim Autor
- Watch Out Stampede – Köln-010: Bildrechte beim Autor
- Anchors and Hearts,16.11.2017,Köln-004: Bildrechte beim Autor
- Anchors and Hearts,16.11.2017,Köln-014: Bildrechte beim Autor
- Anchors and Hearts,16.11.2017,Köln-011: Bildrechte beim Autor
- Sonic Ballroom,Köln,16.11.2017: (c) by Metal-Heads.de / Treasureman
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