SHRAPNEL – Palace For The Insane- (VÖ: 15.05.20)
Irrer ideenreicher Thrash-Metal!
Willkommen in der verrückten Welt der`metal-heads´! Neulich durften wir uns über eine Review von der Gruppe EISENPIMMEL(Review von Chipsy hier) freuen, jedoch sind wir jetzt nicht ganz so verrückt unterwegs, oder doch?
Heute im Programm:
SHRAPNEL mit „Palace For The Insane“.
Alleine das crazy Cover spiegelt den Albumtitel verdammt gut wieder. Dazu hat man sich bei der Gestaltung des Covers tatsächlich tiefergehende Gedanken gemacht. Doch zu den interessanten Hintergründen später mehr…
Verwöhnte Thrash-Metal-Fans
Als Fan des Thrash-Metal wird man dieses Jahr schon sehr verwöhnt. Unter anderem haben TESTAMENT (Titans Of Creation), THANATOS (Violent Death Rituals) und WARBRINGER (Weapons Of Tomorrow) neue Alben rausgehauen, die das Thema sehr gut umgesetzt haben.
Nun gibt sich die englische Kombo SHRAPNEL die Ehre und rastet auf ihrem neuen Album „Palace For The Insane“ völlig aus. Dabei geben sie alles, um den Hörer mit ihrer Verrücktheit in Brand zu setzen. Ob Ihr nach dem Genuß des Albums eingewiesen werden müsst, erfahrt Ihr nun.
Gedankenlosen Vollgasmetal…
wird man hier nicht finden. Kennt Ihr diese Leute, welche in Ihrem Flitzer mit 250 km/h auf der Autobahn nur geradeaus dahinrasen und dann behaupten, dass sie die besten Autofahrer sind? Nun, SHRAPNEL wollten diesem Stil nicht folgen, sondern haben an Ihr neues Songmaterial einen höheren Anspruch gestellt. Ich würde es mal mit einem Rallyefahrer vergleichen, der abseits normaler Rennstrecken sein Geschoss beherrschen muss. Währenddessen muss er mit viel Raffinesse agieren, um nicht von der Piste zu fliegen. Dies erfordert Grips und Übung.
Lead-Gitarrist Nathan Sadd…
kommentiert in diesem Zusammenhang, dass man als Band aus der Komfortzone ausbrechen wollte. Sie hätten leicht 10 unerbittliche Thrash-Songs raushauen können, aber sie wollten unvergessliche abwechslungsreiche Songs schreiben. Mit dem Ergebnis zeigen sie sich zufrieden und geben an, dass dieses Album definitiv die denkwürdigsten und hektischsten Songs enthält, die sie je geschrieben hätten, während es immer noch thrashig und brutal ist.
Getreu diesem Motto hat man sich nicht lumpen lassen. Man hat ein zum Bersten vollgepacktes explosives Package geschnürt, in dem 12 granatenstarke Songs voller Power und Wildheit zum zünden bereit sind. Diese bringen es auf eine sehr ordentliche Spielzeit ohne das es öde und eintönig wird.
„Salt The Earth“
war die erste Single-Auskopplung, aber als Thrash-Metal-Band wäre das an sich eigentlich nicht die typische Wahl für die erste Auskopplung gewesen. Dies zeigt wiederum, welches Ziel die Band mit dem Album verfolgen möchte. Gerade deswegen zog der Song meine Aufmerksamkeit auf sich. Das dominante Schlagzeug mit seinen eingestreuten Double-Bass-Attacken macht ordentlich was her. „Salt The Earth“ bewegt sich eher im Midtempobereich und stampft schwer voran und offenbart einen coolen Groove. Ab und zu bricht er mal aus, das Gaspedal wird betätigt und es gesellen sich speedige Sequenzen dazu. Es ist ein mächtiger Song mit einem verdammt starken Refrain.
Weltraumfrachter und Antichristen
sind nur Beispiele für die große thematische Bandbreite von SHRAPNEL. Die Band greift in ihren Texten weit um sich und beackert verschiedenste Themen; sei es Politik, persönliche Schicksale, Mythologie oder Geschichte. Daher finden sich im Titel des Openers „Might Of Cygnus“ der Name eines Weltraumfrachters, wobei es im Kontext noch um die menschliche Sterblichkeit geht. „Might Of Cygnus“ führt Euch sanft und melodisch mit einer cleanen Gitarre ein, die dann von den ersten smoothen Riffs und Leadgitarre abgelöst wird. Ab 01:40 Min geht dann die Post ab und die Thrash-Bedürfnisse werden befriedigt. In dem Song steckt alles, was sich SHRAPNEL vorgenommen haben. Ein ungewöhnlich vielseitiger Song mit geilen Hooks, Tempiwechseln und schon recht aufwendigen Arrangements. Das frickelige nervöse Leadgitarrenspiel ist schon hohe Kunst. Die mehrstimmigen wütenden Brüllparts kommen fett daher.
„Palace For The Insane“
am Schluss des Albums ist schon harter Tobak und das irre verstörende Coverartwork spiegelt die Thematik dieses Songs wunderbar wieder: Eine gehörige Portion Wahnsinn mit dämonischen Zügen. Hier haben wir einen Song, auf den die Beschreibung klassischer Thrash-Metal zutrifft. Hier geht es ab und stringent nach vorne mit irren Gitarrensoli.
Krank im Geiste
Der Song „Palace For The Insane“ soll laut Band die menschliche Psyche thematisieren und nimmt in diesem Zusammenhang Bezug auf die umstrittene und mysteriöse Person Aleister Crowley (1875 bis 1945), der sich selbst als Antichrist bezeichnete. Demnach hat er einige bizarre Schriften veröffentlicht und auch sonst ein sehr bewegtes Leben geführt, in dem er eine starke Affinität zu Okkultismus und Satanismus entwickelte. Offenbar war sein Geist von extrem bösen Dämonen befallen. (Ausführlicher Artikel bei Wikipedia)
Dämonen im Geiste
stellt das Coverartwork von Costin Chioreanu sehr lebendig dar, wie es in einer menschlichen Psyche so aussehen kann. Passenderweise wirkt es sehr verstörend und der dämonische Wahnsinn springt dem Betrachter förmlich ins Auge. So droht der Wahnsinn mit seinen schrecklichen Fratzen vom menschlichen Bewusstsein (in Form eines hohen scheinbar endlosen Turms) Besitz zu ergreifen und ihn völlig einzunehmen und zu zerstören.
Emotionen
werden von SHRAPNEL im Song „Begin Again“ auf ganz eigene Weise verarbeitet. Dieser sehr persönlicher Song hat den Verlust eines sehr guten Freundes als Ursache. Deswegen war es der Band ein Bedürfnis ihm diesen Song zu widmen. „Begin Again“ mit seinen tollen Leads erzeugt eine mystische düstere Stimmung, hält sich tempomäßig zurück und ist gespickt mit leicht melancholischen ruhigen Zwischenparts. Wut und Trauer schwingen stellenweise im Gesang mit. Der Song erzeugt irgendwie eine nachdenkliche Stimmung.
Fazit
SHRAPNEL hat eine merkliche (Weiter-)Entwicklung hinter sich. Mit dem neuen Sänger und Bassisten Aarran Jacky Tucker hat man einen Volltreffer gelandet. Deshalb kann ich jedem (Thash-)Metal-Fan und die Scheibe nur wärmstens ans Herz legen. Trotz seiner Vielfältigkeit und sehr originellen Arrangements ist das Album „Palace For The Insane“ ein nackenbrechendes und vor Energie strotzendes Monster geworden. Sie verpassen dem Thrash-Sound ihre eigenen Akzente, vergessen aber ihre Wurzeln nicht und haben ihre Songs auch mit den klassischen Thrashelementen geimpft. So finden sich genügend Songs, die wie „Infernal Choir“ oder „Bury Me Alive“, welche den wütenden Knüppel aus dem Sack lassen.
Gebt Euch ne kräftige Dosis SHRAPNEL, reinigt Euren Geist und befreit Euch von Euren Dämonen!
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Bildquellen
- Shrapnel-Bandfoto: Shrapnel, Label: Candlelight/Spinefarm
- Shrapnel-Cover: Shrapnel, Label: Candlelight/Spinefarm
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