Eluveitie und Amorphis live in Oberhausen
Heizten bei eiskalten Temperaturen dem Publikum ein: Eluveitie und Amorphis
Kurz vor Weihnachten! Bei eiskalten Temperaturen draußen – und leider auch drinnen! – heizten vier großartige Bands dem Publikum in der Turbinenhalle am 16.12.2022 ordentlich ein. Eluveitie und Amorphis live in Oberhausen! Und als Vorprogramm waren die Göteburger Melodic Death Urväter Dark Tranquillity und die ostfriesischen Nailed To Obscurity dabei. Was für ein Line-Up!
Nailed To Obscurity: Undankbar früher Start
Die ostfriesischen Death Metaller von Nailed To Obscurity hatten ein schweres Los. Denn deren Show begann schon um kurz nach sechs. Das Publikum trudelte zu dieser Zeit erst nach und nach ein. Aber das schien die Jungs von Nailed To Obscurity überhaupt nicht zu stören. Im Gegenteil! Denn selten dürfte das Publikum eine solch begeisterte und vor Spielfreude strotzende Band gesehen haben. Sänger Raimund Ennenga brach immer wieder in charmantes Strahlen und breites Lächeln aus. Die hatten einen Wahnsinnsspaß da auf der Bühne! Kein Wunder, dass der Funke allerspätestens ab der Hälfte des Sets auf das Publikum übergesprungen schien.
Nailed To Obscurity lieferten eine charismatische, druckvolle und energiegeladene Show ab. Zwar geht die Musik des Fünfers weniger brachial nach vorne. Vielmehr arbeiten die Ostfriesen mit stark eingängigen Melodien, Riffs und Harmonien. Gerade dadurch bauen sie eine bleierne und bedrückende Atmosphäre auf. Und dafür feierte sie das Publikum.
Dark Tranquillity: Gefeiert wie einen Headliner
Als Dark Tranquillity um sieben auf die Bühne kamen, tobte der Saal, als hätten die Headliner die Bühne betreten. Von der ersten Sekunde an wilde Raserei im Publikum. Und textsichere Fan-Reihen soweit das Auge blickt. Obwohl das aktuelle Album Moment erfolgreich und preisgekrönt ist, haben die Göteburger Melodic-Death-Metal-Ikonen ihre Setlist mit jeder Menge Klassiker gespickt. Das war nicht unbedingt zu erwarten, brachte die Meute unterhalb der Bühne aber in totale Ekstase.
Noch bis vor wenigen Jahren war der verlässliche Rausschmeißer auf den Live-Shows Terminus (where death is most alive). Da flippten alle noch ein letztes Mal endgültig aus, danach war final und unwiderruflich Ende der Shows. Doch der Song mit dem Intro für garantiertes Gänsehaut-Feeling war diesmal das zweite Stück auf der Liste. Und die Fans rasteten aus! Für das zwangsläufig recht kurze Set war die Mischung aus alt und neu perfekt austariert. Nothing to noone vom gleichen Album, Fiction, und Cathode Ray Sunshine sowie Hours Passed In Exile vom noch älteren Damage Done ballerten dem Publikum die Staccato-Riffs nur so um die Ohren. Die Auswahl an neuen Songs krönte sicherlich Phantom Days vom aktuellen Album. Und am Ende war Misery’s Crown fast schon so etwas wie eine Zugabe. Und das von einer Band, die eigentlich nie Zugaben spielt…
Tour-Ende tags darauf in Hamburg: Mikael Stanne zählt 165 Auftritte in 2022
Für Sänger Mikael Stanne war es der vorletzte Abend eines auftrittsreichen Jahres. Denn am Tag darauf endete in Hamburg die Tour mit Amorphis und Eluveitie. Und dann sollte der sympathische Frontmann stolze 165 Auftritte in diesem Jahr zählen. Schließlich war er im Frühling mit Ensiferum und Dark Tranquillity auf Doppel-Headliner-Tour. Und im Sommer war er mit The Halo Effect als Vorband von Machine Head und Amon Amarth lange unterwegs. Und auch mit seiner Brachial-Gruppe Grand Cadaver gab es eine Hand voll Gigs zu spielen.
Today marks my 165th show of this year. A personal best/worst for me for sure. It’s been an absolute blast and a privilege to see you all again.
Mikael Stanne auf Instagram, 17.12.2022
Doch 165 Shows in einem Jahr sind nun mal Extremsport. Und wer Dark Tranquillity häufiger sieht, der merkte die Erschöpfung. Außerdem dürften die jüngsten Rotationen in der Bandbesetzung nicht unbedingt zuträglich für das Zusammenspiel gewesen sein. Die Band wirkte nicht so hundertprozentig beieinander. Spielfreude, Leichtigkeit und Unbefangenheit haben etwas nachgelassen. Anmerken lassen sich solche Profis das aber kaum. Da wurde abgeliefert, dass die Riffs über das Publikum nur so hereinbrachen. Und das feierte seine Göteburger Helden wie Headliner.
Eluveitie huldigt dem Publikum
Eluveitie waren der erste Headliner des Abends. Die Band aus der Schweiz lieferte vom ersten Ton an ab. Die Vielfalt und der Facettenreichtum der Band war überwältigend. Frontmann Chrigel Glanzmann growlte in einem Moment noch brutal ins Mikro. Und einen Wimpernschlag später trällerte er ein Hochgeschwindigkeitssolo mit der Tin-Whistle. Diese Vielseitigkeit bestimmte die Show der Band.
Viele Bandmitglieder beherrschen mehrere Instrumente. Gerade was die historischen beziehungsweise akustischen Musikalien angeht. Drehleier, Geige, Dudelsack, Flöten und Whistles. Doch die taten sich in Oberhausen streckenweise echt schwer, gegen die vereinte Gitarrenmacht der Kollegen anzukommen. Dass dann ausgerechnet Schlagzeug und E-Gitarre den Raum für ausgedehnte, aber nur mäßig virtuose Soli erhielten, schaffte ein Ungleichgewicht. Schließlich machen doch gerade die vielen akustischen Instrumente den charakteristischen Sound von Eluveitie aus.
Chrigel Glanzmann wurde nicht müde, dem Publikum zu huldigen und seine Dankbarkeit auszudrücken. Dreimal betonte er in den Moderationen, wie hart die Zeit der Pandemie die Band getroffen habe. Und wie froh alle seien, endlich wieder gemeinsam auf der Bühne stehen zu dürfen. Das merkte man Eluveitie auch an! Alle sprangen wie Steinwild pausenlos auf der Bühne umher. Da passte der letzte Song vor den Zugaben perfekt: The call of the mountains – de Ruef vo de Bärge.
Amorphis sind Garant für große Hymnen
Das Publikum feierte den zweiten Headliner schon, da war die Bühne noch dunkel. Also gaben die Finnen von Anfang an Vollgas. Und das Publikum sang und schrie mit. Textsicher und laut. Denn Amorphis waren und sind immer ein Garant für epische Hymnen. Da möchte man sofort auf einen verschneiten, einsamen Berg steigen und mit geballter Faust und großen Gesten jede Bridge und jeden Refrain laut ins Tal hinunter singen. Oder fallweise vom Pit die Bühne hinauf brüllen…
Amorphis gelang eine gute Mischung aus alten und neuen Songs. Und das Konzept ging der Resonanz des Publikums nach zu urteilen hervorragend auf. Doch das ist gar nicht so selbstverständlich. Denn Amorphis sind seit Anfang der 1990er Jahren erfolgreich. Und seither hat die Band durchaus den ein oder anderen Stilwechsel vollzogen.
Nicht fehlen durfte natürlich Amorphis‘ all-time-classic und Ur-Hit Black Winter Day. Und ebenfalls zu erwarten war My Kantele. Mit dessen Akustikversion hatte es die Band in den 1990ern auf einige berühmte Sampler geschafft. Wer auch nur einen einzigen (alten) Song von Amorphis kennt, kennt also wahrscheinlich diesen. Doch die Live-Version folgte dann doch der Albumversion mit dem Growling.
Wie gut Amorphis live performt, zeigte sich hier beispielhaft für die komplette Show. My Kantele als super-extended version mit ewig langen Gitarrensoli – ohne dabei auch nur für einen Moment Längen zu erzeugen oder langweilig zu werden. Ein eigener Mitklatsch-Part ließ die Menge dann vollends ausrasten. Das steigerten Amorphis dann sogar noch beim letzten Song: House Of Sleep war mit einem langen Teil arrangiert worden, den das Publikum mitsang oder vielmehr alleine selbst sang. Eine ungebändigte Energie sprang da von Amorphis auf die Fans über – allen voran von Sänger Tomi Joutsen. Eine grandiose Show!
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Bildquellen
- Nailed To Obscurity – live 2022 Oberhausen: (c) 2022 Matt / metal-heads.de
- Dark Tranquillity – live 2022 Oberhausen: (c) 2022 Matt / metal-heads.de
- Eluveitie – Gesang – live 2022 Oberhausen: (c) 2022 Matt / metal-heads.de
- Eluveitie – Band – live 2022 Oberhausen: (c) 2022 Matt / metal-heads.de
- Eluveitie – Mandoline – live 2022 Oberhausen: (c) 2022 Matt / metal-heads.de
- amorphis – Band – live 2022 Oberhausen: (c) 2022 Matt / metal-heads.de
- amorphis – Holopainen – live 2022 Oberhausen: (c) 2022 Matt / metal-heads.de
- amorphis – Joutsen – live 2022 Oberhausen: (c) 2022 Matt / metal-heads.de
- Dark Tranquillity – Bühne – live 2022 Oberhausen: (c) 2022 Matt / metal-heads.de
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