Riesige Sticks, viel Feuer und neue Masken – ROCK AM RING 2019
Riesige Sticks, viel Feuer und neue Masken – ROCK AM RING 2019
Nach dem ersten Bericht, dem Beitrag zu den ÄRZTEN und den Schilderungen unseres Chefredakteurs möchte ich nun meine Eindrücke zum diesjährigen Event darstellen und euch noch mehr Bands und Fotostrecken liefern. Als wir am Freitag das erste Mal vor die Bühne eilten, gab es Frauenpower auf der Hauptbühne. „Lzzy“ Hale und ihre Mannen von HALESTORM legten los. So etwas habe ich noch nicht gesehen.
Megagroße Drumsticks
Eine Performance direkt mit einem Drumsolo zu beginnen, ist das eine. Aber nach dem Gebrauch der regulären Sticks ein Paar riesige Trommelstöcke (siehe Foto) zu benutzen, ist schon spektakulär und sollte die Kraftanstrengung des Drummers um einiges erhöht haben. An Songs gab es u.a. „Freak like me“ und „I get off“ für die Fans vor der Bühne. Ihr wollt noch mehr weibliche Energie? Könnt ihr haben…mit Jennifer Haben. Die Frontfrau von BEYOND THE BLACK hatte sich ins kleine Schwarze geworfen, um mit reichlich männlicher Verstärkung auf der Alternastage der Menschenmenge einzuheizen.
Die gelang neben dem professionellen und mitreißenden Auftritt auch mittels des Einsatzes von Feuer, welches in Säulen auf der Bühne emporgeschossen kam. Ein an diesem Wochenende quer durch die Stilrichtungen eingesetztes Mittel, sein Set optisch aufzupeppen. Damit aber leider irgendwie schon fast Routine und nicht mehr wirklich spannend…
Positiv sei angemerkt, dass die Sängerin der deutschen Formation sich in punkto Auftreten und Ausstrahlung zum Positiven entwickelt hat. Eine echte Steigerung zu den Anfangstagen der Karriere!
Schwankende Lichttraversen und viel Haar im Blick
Das Wetter ist ja bei Rock am Ring traditionell ein Thema. Irgendwie scheint das Festivalterrain in einer eigenen Klimazone zu liegen. Du kannst eine gute Stunde entfernt sein und bestes Wetter haben und wenn du in der Eifel über den „Kraterrand“ fährst, gelten wieder eigene Gesetze und der lokale Wettergott stellt die Open Air Besucher gerne schon einmal auf eine harte Geduldsprobe bzw. testet die Wetterfestigkeit von Mensch und Material bis zum äußersten. Die gute Nachricht vorweg. Es gab keinen Starkregen und keinen Abbruch wegen heftiger Gewitter. Wohl aber gab es am Freitag heftige Windböen und wenn man – vorne im Fotopit – den Blick nach oben richtete, konnte einem schon ein bisschen mulmig werden.
Die Hoffnung auf eine gründliche TÜV-Abnahme, die somit ein Ausbleiben des Herabstürzens der riesigen Scheinwerferleisten und Metallkonstruktionen blieb. Aber die Musiker bei den Auftritten von ALICE IN CHAINS und auch später Slash mit Myles Kennedy and the Conspirators hatten mit ordentlich Gegenwind und damit reichlich Haarpracht im Gesicht zu kämpfen.
Rock against the wind
Aber die gestandenen Recken und Kultfiguren der Szene wie Slash ließen sich nicht unterkriegen und spielten ihre Show routiniert. Songs wie die GUNS ´N´ ROSES-Nummer „Nighttrain“ sorgten für gute Stimmung, auch wenn es einen durchgehenden, wenn auch leichten Regen während des Sets gab. Über dem Festivalgelände zeigte sich ein tiefgrauer Himmel, rundherum schien die Sonne und es war hell.
Welche Band gehörte zu den heiß erwarteten Auftritten beim diesjährigen Rock am Ring Festival? Neben dem Berliner Mediziner-Trio sicherlich der Headliner des ersten Abends: TOOL. Die Band um den eher introvertiert auftretenden Sänger Maynard James Keenan (oder kennt ihr einen zweiten Frontmann einer bekannten Band, der die ganze Zeit im hinteren Bühnenbereich im Halbdunkel verweilt!?) hatte sich viele Jahre am Nürburgring rar gemacht. Jetzt also endlich wieder live on stage.
TOOL time – Geschmackssache
Die Musik dieser Formation ist zweifelsohne Geschmackssache. In ihrer Stilrichtung setzt die Band absolute Maßstäbe, aber so richtig massentauglich finde ich das Material nicht. Auch wenn die Kultscheibe „Aenima“ aus dem Jahr 1996 sich in meinem CD-Regal findet. Der gleichnamige Song eröffnete auch die Setlist, weitere Stücke waren z.B. „Descending“ und „Stinkfist“. Für viele war dieser Auftritt schon das erste Highlight. Weitere sollten mit den kommenden Headlinern folgen.
Es kam der Samstag. Ich kann mich kaum an einen kühleren Tag bei Rock am Ring erinnern. Maximal 15 Grad…tagsüber! Ja, nachts kann es schon mal sehr frisch werden in der Eifel, aber am Nachmittag…brrr. Aber wenn es nicht regnet und stürmt. Warm anziehen kann man sich ja. Nachdem ich mich zunächst auf der Crater Stage an I PREVAIL erfreut habe, die mit ihrem Konzert mächtig eingeschlagen sind. Besonders der „Hit“ „Scars“ wurde prima angenommen. Es folgten STARSET, die auf der Bühne für viel Nebel sorgten und u.a. „Monster“ performten. Da riss der Wolkenhimmel auf…
Wirklich heavy – nicht aus Europa
Irgendwie ordne ich TRIVIUM gedanklich immer in Europa ein. Aber die Formation kommt in Wirklichkeit aus den USA. Mit ihrem knapp einstündigen Set sorgte man für viel Wirbel. Ein springender Bassist, ein grimmig dreinblickender Shouter und viele Tattoos. Dazu heavy Musik. So muss das! Die Fans vor der zweitgrößten Bühne waren in guter Stimmung und die Musiker zeigten sich ihrerseits spielfreudig. Stark. Es gab z.B. „Beauty in the sorrow“ und „Beyond oblivion“ auf die Ohren. Diese bekamen keine besondere Verschnaufpause.
Der Grund waren THREE DAYS GRACE aus dem Nachbarland Kanada. Eine der Bands, auf die ich mich persönlich am meisten gefreut habe, hatten mich vorherige Auftritte überzeugt. Die Brüder Walst mit ihren musikalischen Mitstreitern sind ein eingespieltes Team und liefern eine mitreißende Darbietung. Ein agiler Frontmann, der die gesamte Bühnenbreite beackert…Action! Die Musik ist mitreißend, eingängig und doch auch rockig.
Eine gute Mischung. So singen die Fans begeistert mit, wenn es „The mountain“, „Infra-red“ oder „I hate everything about you“ zu hören gibt. Bei „Painkiller“ (Nein Hellion, nicht der Track von JUDAS PRIEST!!) gab es sogar Circle Pits!
Regen, Rauch und viel Bewegung
Vor dem Auftritt von BRING ME THE HORIZON gab es eine deutliche Abkühlung durch einen ordentlichen Regen. Bei diesen Temperaturen: überflüssig! Zum Konzertbeginn war es dann wieder trocken und auf der Volcano Stage (so wird die Hauptbühne des Festivals genannt) wurde reichlich Nebel aus „Gewehren“ versprüht. Dazu gab es im Hintergrund coole Animationen auf der riesigen LED-Wand. Musikalisch fand ich die Songs recht gewöhnungsbedürftig. Der Einsatz war aber zweifellos da und das Publikum ging gut mit. Während die höchst angesagten SABATON (lest unser Interview mit der Band hier) auf der Crater Stage u.a. „Winged hussards“ spielten, bereitete man sich an der Hauptbühne auf den Abschluss des Abends vor.
Geschätzte 60.000 Fans hatten sich versammelt und feierten den heiß ersehnten Auftritt von Farin Urlaub und Co., denn DIE ÄRZTE hatten sich lange Zeit nicht wirklich musikalisch in der Öffentlichkeit präsentiert und schon gar nicht in so großem Rahmen. Den Bericht und die Fotostrecke dazu findet ihr hier.
Letzte Runde – der Sonntag
Ich bin immer auf der Suche nach neuen Bands (wobei es diese Formation schon lange gibt, nur mir offenbar die Existenz bislang verborgen geblieben ist) und interessanter Musik. Da wurde ich gleich mit dem Opener der Hauptbühne fündig. Um 15:15 Uhr (viele haben da noch nach einer langen musikalischen Nacht „geruht“) enterten ATREYU die Stage und die Menge auf der asphaltierten Rennstrecke war noch recht lückenhaft.
Das tat der Begeisterung und dem Einsatz der Musiker keinen Abbruch. Man nutzte seine 40 Minuten und spielte 10 Songs inklusive des BON JOVI-Tracks „You give love a bad name“. Ungewöhnlich, aber gut gemacht. Man muss auch mal überraschen. Dann kamen die bekannten Bostoner GODSMACK um Frontmann Sully Erna. Routiniert und überzeugend performte man sein Set.
Feuer, Wikinger und Gänsehautfeeling
Dann folgte eine der vielleicht im Moment angesagtesten Bands in der Metalszene: AMON AMARTH. Und auch wenn die Herren aus Stockholm sicherlich schon einige sehenswerte Shows gespielt haben und nach außen ja eher ruppig und hart wirken, so gab der hünenhafte Frontmann Johan Hegg zu, dass er beim Anblick der beeindruckenden Menge vor der Bühne eine Gänsehaut habe. Überhaupt schien er sich wohl zu fühlen und lächelte immer mal wieder während der Performance. Viel Feuer (in diesem Fall mit heißem Wachs, der versprüht wurde) unterstrich optisch die solide Show der Truppe aus dem europäischen Norden.
Egal welchen Stil du spielst, Feuer geht immer. Das schien das Motto des diesjährigen Festivals zu sein. Auch die nachfolgende Band – THE BOSSHOSS – die man von der Schublade her wohl dem Country Rock zuordnen würde, nutzte die entsprechende Technik, um das ursprüngliche Element in das Set zu integrieren.
In schon ziemlich selbstdarstellerischer Weise haben die beiden Hauptakteure und Namensgeber der Band sich schon recht deutlich in den Mittelpunkt gestellt. Die zahlreich vertretenen weiteren Musiker wie die Bläser-Sektion im Bühnenhintergrund gingen da im Vergleich etwas unter (und Flying V-Gitarren sind bei dieser Art von Musik schon etwas befremdlich). Ist eh nicht so mein Musikgeschmack, aber so ein Festival soll und kann ja vielseitig sein.
In eine ähnliche Richtung geht es für mich mit TENACIOUS D. Wenn man´s mag, isses ok. Mein Ding ist das definitiv nicht. Ich mag gerne Klamauk und Comedy, aber dann in einem passenden Rahmen. Hier eher – so finde ich – fehl am Platz.
Gewaltiger Bühnenaufbau und neue Masken
Dann kam der letzte Headliner auf der Vulcano Stage für dieses Jahr. Die Band hatte ja in geheimnisvoller Weise Spannung um das im Sommer erscheinende Album aufgebaut (wir berichteten hier und dort). Dazu gab es die News von SLIPKNOT zu den neuen Masken und dieses Element ist nun mal von Anfang an ein wesentlicher Aspekt des Auftretens der Band in der Öffentlichkeit.
Wenn ihr euch die Fotostrecke anschaut, könnt ihr einige Eindrücke zu den neuen „Verhüllungen“ bekommen und auch den recht imposanten Bühnenaufbau (u.a. mit riesigen rotierenden Ventilatoren und den beidseits an der Bühne postierten Trommelaufbauten und Metallfasskonstruktionen, die vielfach mit LEDs flächig verkleidet waren und eine entsprechende Projektion ermöglichten) bestaunen.
Ein würdiger Abschluss der 2019er Auflage des Kultevents an der Eifel-Rennstrecke…auch wenn auf den anderen Bühnen noch bis nach 2 Uhr nachts weiter musiziert wurde.
See you in 2020. Dann heißt es: 35 Jahre Rock am Ring…wir von metal-heads.de freuen uns schon, euch in gewohnter Weise vom Jubiläumsevent zu berichten. Wir sind schon sehr gespannt, welche Bands uns da beglücken werden.
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Bildquellen
- Impressionen von Rock am Ring 2019 – 031: Bildrechte beim Autor
- Rock am Ring 2019 – HALESTORM – 004: Bildrechte beim Autor
- Rock am Ring 2019 – BEYOND THE BLACK – 002: Bildrechte beim Autor
- Rock am Ring 2019 – ALICE IN CHAINS – 011: Bildrechte beim Autor
- Impressionen von Rock am Ring 2019 – 033: Bildrechte beim Autor
- Rock am Ring 2019 – Slash featuring Myles Kennedy and the conspirators – 030: Bildrechte beim Autor
- Impressionen von Rock am Ring 2019 – Slash live: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
- Rock am Ring 2019 – TOOL – 023: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
- Rock am Ring 2019 – TRIVIUM – 010: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
- Rock am Ring 2019 – THREE DAYS GRACE – 011: Bildrechte beim Autor
- Rock am Ring 2019 – BRING ME THE HORIZON – 011: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
- Rock am Ring 2019 – DIE ÄRZTE – 001: Bildrechte beim Autor
- Rock am Ring 2019 – ATREYU – 012: Bildrechte beim Autor
- Rock am Ring 2019 – AMON AMARTH – 003: Bildrechte beim Autor
- AMON AMARTH live bei Rock am Ring 2019: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
- Rock am Ring 2019 – THE BOSSHOSS – 030: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
- Impressionen von Rock am Ring 2019 – 027: Bildrechte beim Autor
- Rock am Ring 2019 – THREE DAYS GRACE – Titel: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
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