TesseracT – Polaris
Die Briten TesseracT gelten als Mitbegründer des Djent, einer musikalischen Untergruppe des Progressive Metal. 2003 durch Acle Kahney (Gitarre) als Soloprojekt gegründet, stießen 2006 auch James Monteith (Gitarre), Amos Williams (Bass) und Jay Postones am Schlagzeug hinzu. Anfang 2009 gesellte sich noch Sänger Daniel Tompkins zur Band, der jedoch später wieder ausstieg, um 2015, nachdem zwei andere Sänger bei TesseracT tätig waren, wieder einzusteigen. Mit „Polaris“ liegt nun das dritte Studioalbum in den Regalen.
…but can it djent?
„Dystopia“ ist ein klasse Opener. Direkt rein ins Riff. Bombastisch. Fett groovende Gitarren und ein unglaublich knackiger Bass, unterlegt von auf den Punkt gespielten Drums in abgefahrenen Timings. Der Gesang von Dan Tompkins setzt ein. Clean und sehr melodiös. Das athmosphärischen Outro von „Dystopia“ stellt gleichzeitig auch den Beginn von „Hexes“ dar. Hier zeigt TesseracT sich mehr von ihrer Ambience Seite. Man bewegt sich im Midtempo durch die Weite einer Soundlandschaft. Zurücklehnen und genießen. Die Zeit verfliegt. Mit einer orientalisch anmutenden Gesangslinie endet der Song.
„Survival“ hat einen catchy Refrain, der sofort im Ohr hängen bleibt. Trotz der wie immer vertrakten Rhythmen, ein sehr eingängiger Song, der uns zu „Tourniquet“, der Ballade des Albums, führt. Gefühlvoll, verträumt plätschert er anfänglich dahin, um danach grooviger und treibender zu werden und uns mit einem Metalriff erster Klasse zu verlassen. Bei „Utopia“ ist erstmal vorbei mit Träumen. Hier kommen die Freunde von abgedrehten Rhythmen voll auf ihre Kosten. Man versuche mal den Beat mitzuzählen. Das Drumming ist nicht allzu schnell, hat aber jede Menge Abwechslung zu bieten. Dazu klasse Bassläufe von Amos Williams. Die Truppe ist absolut tight und eingespielt. Mittendrin noch ’ne kleine Rapeinlage, die wie Mike Patton von Faith no More klingt. Mit „Phoenix“ wagt man sich nochmal an etwas massenkompatibleres, nahezu poppiges. Ein Refrain, der auch von AHA stammen könnte. Warum nicht? Mir gefällt’s. Eingängigkeit ist ja nicht das Allerschlechteste, was einem passieren kann.
Bei „Messenger“ singt Dan auch mal mit etwas mehr Druck und nicht immer ganz so clean wie sonst. Auch die Gitarren haben ein bisschen mehr Dampf auf’m Kessel. Bisher der härteste Track der CD, der jedoch immer eingängig bleibt.
„Cages“ und „Seven Names“ bilden den Abschluss der CD.
Auf dieser CD wurden keine Instrumente misshandelt!
Alles kommt leicht und locker aus den Boxen, obwohl die Songstrukturen oftmals sehr komplex sind. Das Album strahlt durch und durch eine wohlige Wärme aus, was bei so technischer Musik äußerst selten der Fall ist. Es wird sehr viel Wert auf den Songaufbau gelegt. Viele kleine, feine musikalische Rädchen greifen hier gefühlvoll ineinander. Bei jedem Hören gibt es etwas Neues zu entdecken. Das Album wächst von Mal zu Mal. Progmetal geht eine zarte Verbindung mit eingängigem Pop ein. Wer hier die übliche, verzerrte Gitarrenakrobatik erwartet, wird leider enttäuscht.
Solos: Fehlanzeige. Guitarshredding: auch Fehlanzeige. Hier ejakuliert niemand auf’s Griffbrett.
Alles in Allem ein Album, das jeden Fan guter, handgemachter Musik begeistern kann. Ich freue mich schon auf die nächste Entdeckungstour mit „Polaris“. Am besten an einem kalten Winterabend in ’nem Sessel, mit Kopfhörer vorm Kamin. Wenn das nicht Heavy Metal ist, weiß ich auch nicht. 😉
Tracklist „TesseracT – Polaris“
-Dystopia
-Hexes
-Survival
-Tourniquet
-Utopia
-Phoenix
-Messenger
-Cages
-Seven Names
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Bildquellen
- Tesseract – Polaris: amazon.de
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