UNDERTOW-„Bipolar“ Review

(English review down below!)

Heavy Metal

UNDERTOW (Facebook) können auf eine lange Historie zurückblicken, denn sie haben sich 1993 gegründet und haben seitdem acht Alben veröffentlicht. Nun steht die Veröffentlichung des neunten Albums „Bipolar“ kurz bevor, welches Euch morgen am 08.07.2022 mit frischen Songs versorgen wird.

Ihren eigenen Sound

haben UNDERTOW schon immer gelebt und lassen sich daher schwer in eine bestimmte Metal-Sektion einordnen. Der Sound reicht von reißerischen Zerstörern bis hin zu langsamen melancholischen Songs. So extrem und ausgereift wie auf dem aktuellen Album hat man sie aber noch nie gehört. Die Grundstimmung ist schwer und dunkel, agressiv und bedrückend. Das hat natürlich auch einen thematischen Bezug, aber dazu kommen wir gleich noch. Hören wir mal genauer rein, was die Männer alles aus dem rohen Heavy-Metal-Stahl geschmiedet haben.

Ein schwerer Beginn

Der Beginn vieler Alben hat oft das Ziel den Hörer aufzurütteln und mitzureißen. UNDERTOW machen es anders und starten mit dem überlangen Track „When Tears Became Scars“, der mit schweren dunklen Pianoklängen eine düstere melancholische Atmosphäre erschafft. Der Song bleibt schwermütig, ein dunkles Wolkenmonster, welches langsam und bedrohlich den blauen Himmel einnimmt, um sich dann zwischendurch mit einem spürbaren riffbetonten Donnergrollen zu entladen und die Erde zum erzittern bringt.

Ein markantes und maßgebliches Merkmal war schon immer die kraftvolle raue Stimme von Sänger Joschi. Auf den neuen Tracks klingt sie so gut wie nie zuvor. Die drückenden Riffs prägen den Song und der dicke Bass wummert wuchtig vor sich hin. Es gibt sogar ein langes Gitarrensolo, welches sehr schön melodisch mit einer kleinen Prise scharfem Shredding daherkommt. Am Schluß schließt sich der Kreis mit den betrüblichen Pianoklängen vom Beginn. Ich finde es sehr unkonventionell für den Einstieg in das Album so einen Track zu wählen, aber angesichts des Albumtitels und der Thematik des Albums ist es sehr passend.

Feuer frei!

So gemächlich und schwermütig der erste Song rüberkommt, desto mehr geht der zweite Song „On Fire“ ab. Mit richtig Schmackes wechselt man in einen furiosen wütenden Angriff. Das Tempo wird stürmisch und peitscht brutal thrashig nach vorne. Fiese sägende Riffs fräsen ein Schneise in die Gehirnwindungen. Sänger Joschi brüllt einem mit voller Wucht die Lyrics in die Fresse, dass einem die Haare zu Berge stehen. Geil finde ich die eingestreuten sirenenartigen Leads, die noch mal gewaltig Zündstoff bieten. Sehr cool ist auch der groovige stampfende Rhythmuswechsel, bevor das megamäßige fetzige Gitarrensolo abgefeuert wird und sich ein längerer melodischer Instrumentalpart anschließt. Ein verdammt geiler Song, der mich voll weggeblasen hat. Mit „Unstoppable“ hat man auf dem Album noch eine weitere Rakete am Start, die ähnlich schnell und vehement einschlägt.

Die Gegensätzlichkeit des Albums

leitet sich natürlich vom Albumtitel „Bipolar“ ab. Auf dem Album wird mit extrem gegensätzlichen Stimmungen gespielt. Es ist ein Auf und Ab der Gefühlswelt. Solche Alben entstehen meist aus persönlichen Erfahrungen. Und gerade besonders die letzten beiden Jahre haben manche Menschen an ihre persönlichen Grenzen gebracht, was auch Folgen für die seelische Verfassung hatte und weiterhin hat.

Man könnte man vom Albumtitel auch den Bezug zu einer psychologischen Krankheitsform namens ‚bipolare Störung‘ herstellen. Es handelt sich dabei um eine psychische Dissonanz, die vielen eher unter dem Begriff (manische) Depression bekannt ist. Bipolar bedeutet dabei, dass diese Menschen mit extremen gegensätzlichen Stimmungen zu kämpfen haben. Die Stimmungen schwanken dabei zwischen Niedergeschlagenheit, Überschwenglichkeit bis hin zu Reizbarkeit und im Extremfall zu aggressiven Schüben.

Ein seelisches Chaos!

Ob diese Form der psychologischen Erkrankung Grundlage des Albums war, kann ich nicht sagen, aber Fakt ist, dass auf dem Album emotionale Achterbahn gefahren wird, was schon alleine durch die ersten beiden Songs deutlich herausgestellt wird. Doch auch die anderen Songs nehmen das Konzept auf und setzen es raffiniert fort.

Somit ist auch der Song „Life Kills“ ein echter Killer. Ein monströser Song, der nicht ganz so aggressiv wie „On Fire“ daherkommt, aber dennoch einen starken Druck aufbaut. Insgesamt klingt der Song ein wenig leichter und beschwingter, was sich vor allem dann im Songverlauf zeigt, wenn der Teil mit cleanen Gitarrenklängen eingeleitet wird. Nach der folgenden krafvollen Bridge ertönen mächtige Drums, die eine erhabene Atmosphäre ausstrahlen, bis es dann in eine reißerisches Gitarrensolo übergeht. Genial gemacht!

Emotionen

spielen auf dem Album eine große Rolle. Bereits auf vergangenen Alben haben UNDERTOW schon mal ruhigere gefühlvollere Töne angeschlagen, was aber nicht unbedingt bedeutet, dass es zart und zerbrechlich klingt. Dies zeigt sich besonders im seelenzerreißenden Song „The Longest Breath“, der sich von einer bedächtigen Einleitungsphase zu einer kernigen Song voller Düsternis entwickelt und in einem tiefen Meer von Verzweiflung badet. Der Refrain verursacht bei mir Gänsehaut.

„Shadows“ begeistert mit tollen Hooks und auch der akustische geprägte Song „I Remain“ sind tolle Beispielef für die Wandlungsfähigkeit des Sängers, der auch in der Lage ist, mit einer feinfühligen Ader zu beeindrucken ohne dabei an Kraft zu verlieren. Die gedoppelte Stimme mit der tiefen Gesangsspur sorgt in der letzten Minute nochmal für einen besonderen Kick.

Instrumental hat man sich ebenfalls super entwickelt. Bestes Beispiel dafür ist der reine Intstrumentaltrack „Undertow“, der mit seinem ästhetischen Aufbau für kurzweilige beeindruckende Unterhaltung sorgt, auch wenn der charismatische Sänger mal stumm bleibt. Der Track beinhaltet alles komprimiert, was das gesamte Album ausmacht. Melodische Härte in teilweise melancholischen Gefilden bis hin zu einem wilden wütenden Ausbruch.

Fazit

UNDERTOW haben mit „Bipolar“ ein intensives Album erschaffen. Sie haben vielschichtige Songs geschmiedet, die in allen Bereichen so ausgereift wie nie zuvor klingen. Das Songwriting ist komplexer geworden, so dass sowohl die Instrumentalfraktion als auch die Vocals mehr Raffinesse und Ausdruckskraft zu bieten haben. Ich freue mich z.B. auch darüber, dass die Gitarrensolos mittlerweile ein starker Teil vom Sound geworden sind.

So ist „Bipolar“ eine intensive emtotionale Reise, die eine sensible und doch extreme Gefühlswelt beschreibt. Die Reihenfolge der Songs ist wohldurchdacht und passt perfekt. Daher sollte man auch den Lyrics durchaus Beachtung schenken. Ein Hammeralbum! Mutig und stark!

(An dieser Stelle möchte ich mal ein großes Lob an das Label ‚El Puerto Records‘ (Homepage) aussprechen. Die haben wirklich fantastische Bands unter ihrem Dach, die reihenweise großartig abliefern. Viele Veröffentlichungen haben großartige Reviews erhalten, nicht nur bei ‚metal-heads.de‘! Und UNDERTOW machen da keine Ausnahme! Da wir bei ‚metal-heads.de‘ keine unnötige Quottierung bei guten Bewertungen haben, werden geile Alben eben verdientermaßen geil bewertet, wenn wir das so empfinden. Also Glückwunsch zum nächsten Kracher aus dem Hause El Puerto Records!!!)

English review

Heavy Metal

UNDERTOW (Facebook) can look back on a long history, because they formed in 1993 and have released eight albums since then. Now the release of the ninth album „Bipolar“ is just around the corner, which will provide you tomorrow some fresh songs.

Their characteristic sound

UNDERTOW have always pulled through and are therefore difficult to classify in a certain metal section. The sound of UNDERTWOW ranges from lurid breakers to slow melancholic songs. But you have never heard them as extreme and mature as on the current album. The basic mood is heavy and dark, aggressive and oppressive. Of course, this also has a thematic reference, but we’ll get to that in a moment. Let’s listen more closely to what the men have forged by the raw heavy metal steel.

A heavyweight opener

The beginning of many albums often has the ambition to shake up the listener and carry him away. UNDERTOW do it differently and start with the overlong track „When Tears Became Scars“, which creates a somber melancholic atmosphere with heavy dark piano sounds. The song remains melancholy, a dark cloud monster that slowly and menacingly takes over the blue sky, only to unload in between with a palpable riff-accented thunder that makes the earth tremble.

A distinctive and authoritative feature has always been the powerful raspy voice of singer Joschi. On the new tracks it sounds as good as never before. The oppressive riffs characterize the song and the bass is booming mightily. There is even a long guitar solo, which comes along very nicely melodic with a little pinch of sharp shredding. At the end it comes full circle with the deceptive piano sounds from the beginning. I find it very unconventional to choose such a track to start the album, but given the album’s title and theme, it’s very fitting.

Open fire!

As leisurely pressing and tough the first song comes across, the more the second song „On Fire“ goes off. With real smack UNDERTOW changes into an aggressive attack. The tempo is stormy and whips brutally thrashy forward. Nasty sawing riffs cut a swath in the brain. Singer Joschi roars the lyrics with full force in your face. I find the interspersed siren-like leads cool, which give the sound even more fire. Very cool is also the groovy rhythm change, before the mega fat guitar solo is fired and a longer melodic instrumental part follows. A fucking awesome song that totally blew me away. With „Unstoppable“ they have another rocket later on the album, which hits similarly fast and vehement.

The contrariness of the album

is derived from the album title „Bipolar“. The album plays with extremely contrasting moods. It is an up and down of the emotional world. Such albums usually arise from personal experiences. And especially the last two years have brought some people to their personal limits, which also had and has consequences for the mental condition.

One could also make a reference from the album title to a psychological form of illness called bipolar disorder. It is a psychological dissonance, which is known to many rather under the term (manic) depression. In this context, bipolar means that these people struggle with extreme opposing moods. The moods fluctuate between dejection and exuberance to irritability and, in extreme cases, aggressive episodes.

A mental chaos!

I can’t say if this form of psychological illness was the basis of the album but the fact is that on the album emotional roller coaster is driven, which is already clearly highlighted by the first two songs alone. But also the other songs take up the concept and continue it cleverly.

Thus, the song „Life Kills“ is also a real killer. A monstrous song that is not quite as aggressive as „On Fire“, but still builds up a strong pressure. Overall, the song sounds a bit lighter and more upbeat, which is especially evident in the song’s progression when the part is introduced with clean guitar sounds. After a powerful bridge, mighty drums resound, exuding a sublime atmosphere, until it then transitions into a lurid guitar solo. Ingeniously done!

Emotions

play a big role on the album. Already on past albums UNDERTOW have struck quieter more soulful tones, but this does not necessarily mean that it sounds delicate and fragile. This is especially evident in the soul-wrenching song „The Longest Breath,“ which evolves from a thoughtful introductory phase to a gritty song full of gloom, bathing in a deep sea of despair. The chorus gives me goosebumps.

„Shadows“ inspires with great hooks and also the acoustic influenced song „I Remain“ are great examplesf for the versatility of the singer, who is also able to impress with a sensitive vein without losing power. The doubled voice with the deep vocal note provides a special cool kick again during the last minute.

Instrumentally, they have also developed very well. The best example of this is the purely intstrumental track „Undertow“, which provides entertaining impressive entertainment with its aesthetic structure, even if the charismatic singer remains silent once. The track contains the characterstics of the entire album compressed in one piece. Melodic hardness in partly melancholic realms to a wild angry outburst.

Conclusion

UNDERTOW have created an intense album with „Bipolar“. They have forged multi-layered songs that sound more mature than ever before in all areas. The songwriting has become more complex, so that the instrumental fraction has more sophistication to offer. I’m also happy, for example, that the guitar solos have become a nice part of the sound by now. This had already become apparent on the last album.

Thus, „Bipolar“ is an intense emotional journey that describes a sensitive yet extreme emotional world. The order of the songs is well thought out and fits perfectly. Therefore, one should also pay attention to the lyrics. A hammer album! Brave and strong!

(At this point I would like to praise the label ‚El Puerto Records‘ (homepage). They have really fantastic bands under their roof, which deliver great in rows. Many releases have received great reviews, not only at ‚metal-heads.de‘! And UNDERTOW are no exception! Since we at ‚metal-heads.de‘ don’t have any unnecessary quoting for good reviews, awesome albums are just deservedly rated awesome, if we feel that way. So congratulations to the next hit from the house of El Puerto Records!!!)

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Bildquellen

  • UNDERTOW Titelbild: El Puerto Records

Metalhead

Seit meiner Kindheit höre ich gerne Rockmusik. Es hat mit Gary Moore, Scorpions, Billy Idol, Bon Jovi, Dire Straits, AC/DC usw. angefangen, also quasi mit den Großen der 80'er und 90'er Jahre. Mit zunehmendem Alter ging der Musikgeschmack immer mehr auch in die härtere Richtung. So finden sich mittlerweile auch viele Core-Platten, so wie Black-und Death-Metal Kracher in meiner Sammlung. Daher bin ich in fast allen Bereichen des Rock und Metal unterwegs. Eine besondere Vorliebe habe ich für den Underground entwickelt, wo es richtig brennt und es viele hochklassige Bands gibt, die den Großen der Branche in nichts nachstehen, ganz im Gegenteil. In diesen Sinne: Stay tough, stay heavy!

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