Anneke van Giersbergen zieht härtere Saiten auf!
Anneke van Giersbergen gehört zu den Chamäleons im Heavy Metal-Zirkus. Die ehemalige Sängerin der niederländischen Band THE GATHERING wartet nahezu jährlich mit neuen Projekten auf. Sie selber sieht diese Projekte als Ergänzung zu den Veröffentlichungen mit ihrer Solo-Band.
Das neue Projekt „Heavy Strings“
In 2024 steht Annekes aktuelles Tourprojekt unter der Überschrift „Heavy Strings“. Das Ensemble, das sie musikalisch begleitet, besteht aus drei Violinistinnen, einem Cellisten und einem „Mann am Klavier“.
Bevor Anneke van Giersbergen in den nächsten Tagen „Heavy Strings“ auch diesseits der Grenze vorstellen wird, hatten der Doc und Hellion schon Gelegenheit, die Show im Musiekgebouw in Eindhoven zu erleben.
Tatort Eindhoven
Das Musiekgebouw – namentlich der Große Saal – ist ein Konzertraum ähnlich der Tonhalle in Düsseldorf oder der Philharmonie in Köln. In der Anzahl der Sitze etwas kleiner und in der Anordnung der Sitze – leider! – bedeutend enger. Menschen über 1,80m Körpergröße ist ein längerer Aufenthalt nicht zu empfehlen.
Trendsetter nicht nur in der Musik
Pünktlich um 20:15 Uhr kam Anneke van Giersbergen als letztes auf die Bühne. Outfit des Abends ein violetter Hosenanzug und darunter ein MOTÖRHEAD-T-Shirt. Den zahlreichen Metalfans im Publikum war spätestens jetzt klar: hier kann nicht viel schief gehen an diesem Abend.
Anneke leitete den Abend kurz ein, indem sie erklärte, dass die Songauswahl sich einerseits aus ihrer persönlichen Vorliebe für die Band ergeben hat, deren Song sie covert. Zum anderen möchte sie Bands, die sie als musikalische Kollegen schätzt, mit ihrer Interpretation würdigen.
Back to the 90s
Den Anfang machte „From Out Of Nowhere“ von FAITH NO MORE. Das ursprünglich bereits ruhige Lied eignet sich für eine Adaption mit klassischen Instrumenten von vorne herein. Es gehört nicht zu den bekanntesten Stücken der Grunge-Pioniere. Aus diesem Grunde waren enthusiastische Reaktionen auf wenige Insider im Publikum beschränkt.
Anneke goes NWOBHM
Mit dem folgenden „The Trooper“ von IRON MAIDEN sah das ganz anders aus. Das ausverkaufte Haus war bei dem Klassiker aus dem Jahre 1983 voll bei der Sache. Das Original lebt von seinem Gitarrenrhythmus, der mit den Violinen perfekt nachgezeichnet wurde. Spätestens hier wurde auch den Metalheads im Publikum klar, dass ein Schlagzeug heute Abend nicht zu vermissen ist. Die Reaktion auf den Song war dementsprechend.
Von Freunden und Kollegen
Auf „Burning Heart“ von Anneke van Giersbergens Freund Adrian Vandenberg folgte „High Road“ der US-Progmetaller von MASTODON. Das immerhin 2015 mit einem Grammy bedachte Stück ist in seiner Frickeligkeit natürlich eine Spielwiese für Violinen und Cello. Man hatte zeitweise den Eindruck, am Ende bleiben die Instrumente in der Mitte durchgesägt auf der Bühne liegen. Die Kraftanstrengung, die der Song sowohl Anneke als auch ihren Begleitern abverlangte, belohnten die Zuschauer mit anhaltendem Applaus, anerkennendem Pfeifen und Rufen. Den Punkt hat Frau van Giersbergen auf jeden Fall gesetzt.
Klarer Homerun
Hätte es an diesem Abend einer „Nummer Sicher“ bedurft, war dafür jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen. Anneke kündigte einen ganz persönlichen Favoriten an: „Nothing Else Matters“ von METALLICA. An der Stelle baut sich vor den Akteuren auf der Bühne naturgemäß eine gewisse Meßlatte auf. Denn schon vor über 15 Jahren hat die schweizer Popsängerin Stefanie Heinzmann mit ihrer Version von „The Unforgiven“ bewiesen, dass eine weibliche Stimme diesen Metal-Balladen der Thrash-Götter sehr gut tut.
Auch Anneke van Giersbergen singt – und streckenweise haucht – sich souverän durch diesen Metal-Evergreen, der seit über 30 Jahren im Mainstream angekommen ist. Unnötig zu erwähnen, dass das Publikum weitestgehend leise mitsingt, mitschwingt und völlig begeistert Applaus spendet.
Canada Connections
Zu Annekes Alltime-Buddies gehört der ewig als Wunderkind titulierte kanadische Künstler Devin Townsend. Devin und die Niederländerin haben sich bereits mehrfach gegenseitig auf einem Album des jeweils anderen Künstlers unterstützt. Beide verbindet – wie sie immer wieder übereinstimmend in Interviews anmerkten – eine künstlerische und auch eine persönliche Freundschaft. Die heutige Hommage an Devin Townsend, „Supercrush!“, ist im Original eine recht wilde Nummer. Hier haben Anneke und ihr Arrangeur den Gang tatsächlich um eine Stufe zurück genommen. Das schadete aber weder der Intensität des Songs noch dem Wiedererkennungswert.
Noch een liedtje…!
Um zu testen, ob Eindhoven auch Extase kann und sich auch in den 1970er Jahren zurecht findet, stehen nun „Thunderstruck“ von AC/DC und „Kashmir“ von LED ZEPPELIN auf der Setliste. Mit dem breitesten Grinsen animiert Anneke zum Mitklatschen, Füßestampfen und nicht zuletzt Mitsingen. Und Eindhoven liefert wunschgemäß. Das Konzept „Heavy Strings“ zündet hier endgültig.
Vom Himmel gen Süden
Es folgt der Song, den ich im Nachhinein als eines der beiden herausragenden Highlights ansehe. Bei Annekes Ankündigung, nun „South of Heaven“ von SLAYER aufzuführen, schwante augenscheinlich nicht nur mir Übles. Ein solch intensives, subtil böses Musikstück mit Tom Arayas Gesangsstimme im Hinterkopf: Prädikat „unmöglich!“.
Aber dann kommt diese zierliche, rotthaarige Frau im Hosenanzug daher und tätowiert dir jedes Wort zuckersüß und mit feiner Nadel tief unter die Haut. Die in den Lyrics enthaltenen Obszönitäten setzen sich süffisant im Mittelohr fest. Dazu die Violinen mit gezupften einzelnen Noten und ein komplett in Moll gehaltener Klavierpart. Beeindruckend trifft es nicht annähernd. Frenetischer Applaus ebenfalls nicht.
Hausmannskost
Das einzige eigene Lied – von ihrer Formation VUUR – leitet den Endspurt von Anneke van Giersbergens Konzert ein. Bei „Glorious Light“ sind Original und Adaption an diesem Abend am nächsten beieinander. Den Hauptteil beschließt eine weitere Ballade für die Ewigkeit: „November Rain“ aus der Feder von Axl Rose von GUNS’N’ROSES.
Ein erfolgreiches kleines Familienunternehmen
Nach dem Abgang und den Zugaberufen (allesamt aus vollem Herzen…) kam Anneke alleine zurück auf die Bühne und bedankte sich zunächst. Im Schlepptau hatte sie zwei Kinder, die sie als „eigene Roadies“ vorstellte, die „zum Familienbetrieb“ gehören. Der Junge und das Mädchen stellten einen Notenständer auf die Bühne und übergaben eine akustische Gitarre. Anneke ging noch einmal auf ihre Songauswahl für „Heavy Strings“ ein und widmete das nächste Stück ihrer kurz vor der Tournee verstorbenen Mutter.
Im abgedunkelten Bühnenraum erklangen die ersten Akkorde von „Changes“ von BLACK SABBATH, das als Solonummer von OZZY OSBOURNE noch weitaus bekannter ist. Nach und nach traten die Solisten aus dem Dunkel in die mit Spots erleuchtete Bühnenmitte und übernahmen sehr zurück genommen ihren Part an der Melodie der melancholischen Ballade.
Generals gather in their masses…!!!
Beim Thema BLACK SABBATH bleibend kam noch einmal ein Mitmachsong zum Zuge. Anneke kündigte „War Pigs“ an. Schon vor dieser Performance gehörte das Stück zu meinen absoluten Favoriten der Metalpioniere und ich habe dann einfach von der Aufforderung Gebrauch gemacht und die erste Strophe ohne Rücksicht auf das schockierte Umfeld in die Runde gebrüllt. Toll war der Song trotzdem und noch einmal wurde der Beweis geliefert, dass auch ohne Schlagzeug Druck entstehen kann.
Nun aber auch gut…
„Love Is All“ von Roger Glover soll als abschließende Nummer nicht unerwähnt bleiben, bevor das Ensemble auf der Bühne mit lautstarkem Jubel und Beifall in den Backstagebereich entlassen wurde.
Wie bereits die akustischen Kirchenkonzerte vor knapp zwei Jahren war auch hier der grenzüberschreitende Ansatz der Darbietung ein voller Erfolg und ein echtes Erlebnis. Wer im Sendegebiet Anneke van Giersbergen live erleben möchte, hat dazu hier Gelegenheit:
04.05.24 | Colos-Saal, Aschaffenburg Anneke van Giersbergen |
06.05.24 | Halle 02, Heidelberg Anneke van Giersbergen |
07.05.24 | Kulturkirche Nippes, Köln Anneke van Giersbergen |
08.05.24 | Gebläsehalle Neunkirchen, Neunkirchen Anneke van Giersbergen |
09.05.24 | Theaterhaus, Stuttgart Anneke van Giersbergen |
10.05.24 | Fabrik Hamburg, Hamburg Anneke van Giersbergen |
21.05.24 | Pavillon, Hannover Anneke van Giersbergen |
Und hier kommen die Fotostrecken zum Konzert:
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