Eternal Flames of Ukrainian Resistance Festival: Der Veranstalter im Interview
Das Eternal Flames of Ukrainian Resistance Festival im Backstage München war zweifellos eines der herausragenden Metal-Events des Jahres! Und das nicht nur durch ein beeindruckendes Line-up ukrainischer Metal-Bands, sondern auch durch eine tiefgründige Solidaritätsbekundung mit der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse und der Bedeutung des Themas ist es wichtig, die Motivationen und Herausforderungen hinter einem solchen Festival zu verstehen. In einem exklusiven Interview hat Michael Sackermann, der Veranstalter des Events, Einblicke in die Hintergründe und die Bedeutung des Eternal Flames of Ukrainian Resistance Festivals geteilt. Es soll dazu beitragen, die Resonanz der Metal-Community und die Solidarität mit der Ukraine besser zu verstehen.
MH: Michael, Dein Indoor Festival „Eternal Flames of Ukrainian Resistance“ kam ja offenbar recht kurzfristig zustande. Wie hat sich das ergeben?
Michael Sackermann: Die Bands 1914 und White Ward waren für das Dark Easter Metal Meeting gebucht, aber mussten leider beide kurz davor, im März 2023, absagen, da die Ukraine für wehrfähige Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren keine Ausreisegenehmigungen mehr erteilte. Im weiteren Verlauf hielt ich den Kontakt zu den Bands sowie deren Agenturen. So kam es, dass mich Ende Dezember 2023 der Booking-Agent von White Ward anschrieb, ob wir im April 2024 eine Show in München realisieren können, weil die Zeichen gut stehen, dass sie die Ukraine verlassen dürfen und die Band für das Roadburn Festival in der Niederlande gebucht wurde. Glücklicherweise war im Backstage in München noch ein freier Termin zu finden und meine Idee, einen Teil der Ticketverkäufe zu spenden, stieß sofort auf Resonanz.
Funeral Pile: Schlagzeugerin Alina floh 2022
MS: Für mich war sofort klar, dass hier auf jeden Fall die Band Funeral Pile aus meinen heimischen Gefilden rund um Rosenheim dabei sein muss. Ihre Schlagzeugerin Alina floh 2022 nach Beginn des russischen Angriffskriegs von Kyjiw nach München und stieg einige Monate später in die Band ein. Bei all ihren Konzerten seit Januar 2023 sammeln sie am Merchandisestand Spendengelder für die Ukraine. Nachdem das Datum, White Ward und Funeral Pile fix waren, habe ich entdeckt, dass 1914 für ein Festival in Berlin Ende April gebucht sind und nahm Kontakt zu ihrer Booking-Agentur auf. Schnell konnte eine Einigung erzielt werden, aber klar war auch, dass es weiterhin nicht sicher ist, ob die Band die Ukraine verlassen darf. Parallel zu 1914 fragte ich die ukrainisch-polnische Band Three Eyes Of The Void als Opener für den Abend an. Ihr Bandleader Dmytro stammt ebenfalls aus Kyjiw, aber wohnt nun in Polen. Er hatte sich im Herbst 2023 für das Dark Easter Metal Meeting 2024 beworben, aber leider war kein Slot mehr zu besetzen. Das Programm für ein großartig besetztes Charity-Konzert stand damit fest, aber ich hielt es für wichtig, ein plakatives Motto zu finden. „Eternal Flames Of Ukrainian Resistance“ stammt letztendlich aus einem Brainstorming mit Alina von Funeral Pile.
Eternal Flames of Ukranian Resistance mit eigenem Festivalshirt
MH: Du hast ja nicht nur die Veranstaltung mal schnell aus dem Hut gezaubert. Du hast das Ganze auch gleich mit einem eigenen Festival-Shirt in zwei Schnitten und natürlich unterschiedlichen Größen aufgezogen. Zugrunde liegt das Motiv eines White Ward Ukraine Support Shirts. Wie kam das zustande?
MS: Genau, das Motiv, das wir auf dem Plakat verwendet haben, stammt eigentlich von einem Ukraine Support Shirt von White Ward aus 2022. Mein Grafiker hat es nach der Freigabe durch die Band für unsere Zwecke etwas bearbeitet und den Namen der Veranstaltung hinzugefügt. Als das Plakat online ging, erreichten mich mehrere Nachrichten und Kommentare in den sozialen Netzwerken, ob es davon am Abend des Konzerts ein Shirt zu kaufen gibt. So entstand die Idee, Shirts drucken zu lassen und die Einnahmen zu spenden. Insgesamt wurden 1.225 Euro eingenommen und an das Superhumans Center in Lviv, einem Zentrum für Prothetik, rekonstruktive Chirurgie, Rehabilitation und psychologische Unterstützung für vom Krieg betroffene Erwachsene und Kinder gespendet.
MH: Die Veranstaltung war ja als Benefiz-Metal-Festival organisiert. Sag mal kurz die Hintergründe! Was kommt wie wem zugute?
MS: In der Ukraine tobt seit über zwei Jahren ein Angriffskrieg, den ich persönlich als Angriff gegen alle Europäer und unser aller Frieden und Freiheit verstehe. Ich beobachte das mit großer Sorge und bekomme mit, wie sehr enge Freunde von mir, die ihre Heimat verlassen mussten, darunter leiden. Es war mir ein Bedürfnis, wenigstens einen kleinen Beitrag der Hilfe und Solidarität zu leisten. Unterm Strich kamen bei dem Konzert deutlich mehr Spendengelder zusammen, als ich dachte.
Jede Menge Spenden gesammelt
MS: Folgende Spendenbeträge konnten dank der 475 Besucher erzielt werden: 1.187,50 Euro gingen an 1914, derselbe Betrag an White Ward, 1.225 Euro durch den Verkauf unserer Charity-Shirts an das Superhumans Center in Lviv. Außerdem 790 Euro am Stand von Metal for Ukraine, rund 700 Euro in White Ward’s Spendenbox am Merchstand, rund 700 Euro in Funeral Pile’s Spendenbox am Merchstand, die die Band bereits zusammen mit weiteren Spenden, die sie bei Konzerten gesammelt haben, an den Come Back Alive Fond überwiesen hat. Zudem konnten alle Gagen, Übernachtungs-, Fahrt- und Verpflegungskosten der Bands vollständig beglichen und in zwei Fällen sogar nachträglich erhöht werden. Außerdem waren die Merchandise-Umsätze der Bands enorm.
MH: Wie geht’s weiter? Hast Du vor, so eine Benefiz-Veranstaltung nochmal aufzuziehen? Oder hören wir in Sachen Black Metal erst wieder zu Ostern von Dir?
MS: Es ist nicht komplett ausgeschlossen, dass es eine weitere Ausgabe dieser Veranstaltung gibt. Ansonsten ist mein Fokus nun aber auf das Dark Easter Metal Meeting 2025 gerichtet. — Zum Schluss möchte ich noch ein paar Worte an Metal-Heads.de, an alle unsere Gäste richten sowie die Metalszene: Danke für den Support, euren Besuch und die hohe Spendenbereitschaft! Das ist leider alles andere als selbstverständlich. Und wie ich es bereits vor ein paar Monaten in einem anderen Magazin gesagt habe, gibt es leider viel zu viele ignorante Menschen in unserer Szene, die den Ernst der Lage nicht verstehen und sich auf der falschen Seite verorten. Wer ein anderes Land gewalttätig überfällt und terrorisiert, wie Putin die Ukraine, ist niemals im Recht! Gegen solche unerträglichen Missstände muss sich unsere gesamte Gesellschaft, inklusive unsere Szene, solidarisch zeigen, denn es ist ein Angriff gegen uns alle.
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Bildquellen
- Michael Sackermann – MRW Concerts – 2024 – seitlich: (c) 2024 Matt / metal-heads.de
- Michael Sackermann – MRW Concerts – 2024 – Titelbild: (c) 2024 Matt / metal-heads.de
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