Exklusives Interview mit Jordan Rudess von Dream Theater zum neuen Album „The Astonishing“
In 2 Wochen könnt ihr das neue DREAM THEATER-Album in Händen halten
Die metal-heads.de hatten die großartige Gelegenheit Jordan Rudess, seines Zeichens Keyboarder bei Dream Theater, zum neuen Konzeptalbum „The Astonishing“ zu interviewen.
Das Album erscheint am 29.01.2016 und wird bereits jetzt schon als voraussichtlich eines der epischsten Konzeptalben überhaupt gehandelt. Die Erwartungen in der gesamten Musikwelt sind hoch, denn immerhin haben Dream Theater mit „Metropolis Part 2 – Scenes From A Memory“ bereits einen musikalischen Meilenstein gesetzt.
Entspanntes Telefonat mit dem Keyboard-Wizard
Am 03. Dezember 2015 hatten wir das große Vergnügen einen extrem gut aufgelegten und gesprächigen Jordan Rudess am Telefon zu interviewen. Seine Begeisterung und Leidenschaft für „The Astonishing“ war und ist riesengroß. Die metal-heads.de durften den Longplayer bereits in Gänze hören und es ist sicherlich nicht zu viel versprochen, wenn wir Euch sagen, dass Dream Theater sich hier in allen Belangen übertreffen! Bereits die erste Vorab-Single „The Gift Of Music„, gab den Ausblick auf ein wohl lupenreines Meisterwerk mit vielen Facetten. Nun genug der vielen Worte, lest selbst, was Jordan Rudess, der Meister der Tasten zu sagen hatte:
MH: Hallo Jordan, schön dass Du die Zeit für ein Interview mit uns findest. Wie geht es dir?
JR: Mir geht es sehr gut, danke – ich freue mich auf das Interview mit euch.
MH: Jordan, jetzt wo du gerade in Deutschland bist, hast du doch sicherlich schon einen unserer weltbekannten Weihnachtsmärkte besucht, oder?
Keine Zeit für Weihnachtsstimmung
JR: Um ehrlich zu sein hatte ich bisher noch nicht die Gelegenheit mir irgendetwas anzusehen, ich war bisher wirklich nur im Hotel. Es ist also nichts Spannendes passiert, bis auf die vielen Interviews, die ich bisher gegeben habe.
MH: Jordan, die Fangemeinde freut sich enorm auf das neue Album „The Astonishing“. Natürlich wird im Netz schon viel spekuliert über ein episches Album und jetzt wo das Cover präsentiert wurde, sieht man futuristische und altmodische Retroeinflüsse zugleich im Artwork. Lässt das auch auf klassische und moderne Elemente in der Musik des Albums schließen?
JR: Ja, absolut! Die Story dreht sich ja zum einen um Technologie, die außer Kontrolle geraten ist und zum anderen um Menschen, die sich nach organischer Musik sehnen. Inhaltich geht es um eine zerbrochene Gesellschaft, die von einem Diktator namens Lord Nafaryus regiert wird und um den Gegenpart, nämlich den Rebellen, die die heilende Kraft der Musik entdeckt haben. Musikalisch haben wir demnach auch darauf geachtet so organisch wie möglich aufzunehmen. Daher fiel unsere Wahl auch auf überwiegend echte Instrumente und Chöre. Anstelle virtueller Instrumente für mein Keyboard, haben wir unter anderem ein echtes Steinway Grand Piano gewählt und eine Hammond B3.
Der Diktator gegen die Rebellen…
Als John Petrucci und ich die Musik schrieben, haben wir erst softwarebasierte Instrumente gewählt und haben dann die Aufnahmen unserem Produzenten David Campbell gegeben, der dann alle Streicher, Chöre usw. analog aufgenommen hat. Zudem haben wir diese Übergänge auf dem Album, die die Nomacs präsentieren. Mit diesen Parts musste ich wirklich eine musikalische Schallmauer durchbrechen, um all diese verrückten elektronischen Geräusche zu generieren.
In der „The Astonishing“ Welt sind die Maschinen außer Kontrolle geraten. Auf Seiten der Rebellen finden wir diesen Charakter namens „Gabriel“, der mit seiner magischen Kraft zu musizieren, die Gesellschaft heilen möchte.
MH: Das klingt alles gar nicht so weit von der Realität entfernt, wenn man mal die Welt so betrachtet, zugleich klingt es aber auch etwas nach „Terminator“. Was wirklich schön zu hören ist, ist dass du und John Petrucci anscheinend ein Album komplett aus eurer Liebe zur Musik geschrieben habt und das auch thematisch genauso abbildet. Musik als heilende Kraft. Das klingt nach einem ganz außergewöhnlichen Ansatz, der natürlich Hörer und Musiker sehr glücklich stimmt. Wie seid ihr denn eigentlich daran gegangen die Story aufzubauen? Habt ihr bewusst die Charaktere gezeichnet, oder habt ihr zuerst musiziert und euch dann von der Musik beeinflussen lassen?
Musik als heilende Kraft – das Konzept reifte heran
JR: Vor 2,5 Jahren kam John Petrucci mit der ersten groben Idee zu uns, und wir wussten damals schon ziemlich genau, dass wir wieder ein Konzept Album schreiben wollten. Von da an trug John Petrucci weiter Ideen zusammen. Auf der letzten Welttournee hatte er dann schließlich den roten Faden und das erste zusammenhängende Layout verfasst. Die Synopsis war so stark, dass wir alle direkt von der Geschichte gefangen waren. Als wir dann wieder zu Hause ankamen, setzte ich mich direkt ans Klavier und fing an zu schreiben. An dem Tag an dem wir dann ins Studio gingen, war die Story so gut wie fertig und sehr ausgereift. Wir fingen an, das Ganze ähnlich wie einen Film zu scoren. John Petrucci hatte zu diesem Zeitpunkt bereits alle Charaktere gezeichnet.
MH: Wo wir gerade über die Figuren sprechen – ich war erst kürzlich auf einer Vorlesung eines bekannten deutschen Autors, der erzählte, dass seine Figuren nach 80 Seiten ein Eigenleben entwickeln und er das dann auch nicht mehr kontrollieren könnte. Ging es euch bei „The Astonishing“ ähnlich und gab es vielleicht eine Figur, die dir besonders ans Herz gewachsen ist?
JR: Nun, die Figur mit der ich mich als Musiker am meisten identifizieren kann ist natürlich „Gabriel“. Er hat diese wunderschöne Stimme und die Gabe der Welt wieder zu zeigen, was wirkliche Musik ist. Und das ist ja schlussendlich auch die Message, um die es uns geht. Wir leben in einer Welt die uns mit Technologien überflutet, die uns täglich ablenken und uns Menschen zugleich eine schier unmögliche Multitasking Fähigkeit abverlangen. Wir wollten eine Art Mahnung verfassen, dass man nicht den Blick und den Zugang zu den wesentlichen und organischen Dingen im Leben verliert.
Mit David Campbell fand man einen großen Produzenten
MH: Das ist natürlich eine schöne Attitüde, besonders für die vielen Leute, die ein ganz normales Leben führen und für die Musik ein wesentlicher und prägender Bestandteil ihres Lebens ist. Jordan, was habt ihr dieses Mal anders gemacht als bei „Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory“ und wie konnte euch David Campbell dabei unterstützen? Er hat ja immerhin „21“ von Adele produziert und auch mit anderen Größen, wie z.B. Michael Jackson gearbeitet:
JR: David Campbell ist unglaublich! Scenes From A Memory war ja mein erstes Album und ich bin sehr leidenschaftlich an die Aufnahmen herangegangen – ich liebe dieses Album immer noch, doch bei „The Astonishing“ war alles anders. Es ist doppelt so lang, das Konzept und die Storyline sind viel detaillierter, es könnte ein Musical oder Buch sein, denn John Petrucci hat hier wirklich eine umwerfende Story zusammengeschrieben. Als wir fühlten, dass wir echte Streicher und Chöre für die Umsetzung benötigten, war David Campbell die erste Person, an die wir dachten. Er hat eine unglaubliche Agenda und wir waren natürlich sehr glücklich, als er uns sofort zusagte. David machte aus unseren Ideen eine reale Orchestrierung und durch seine extrem reichhaltige Erfahrung, wusste er sofort, wie welches Instrument klingen sollte und welche Instrumente und Musiker überhaupt eingesetzt werden sollten. Zudem behielt er den Zeitfaktor im Auge und entschied genau wann und wo aufgenommen wurde. Es ging weit darüber hinaus unsere Parts einfach nur orchestral umzuwandeln, David trieb uns mit seinen Ideen immer wieder an. Es handelt sich wirklich um eine sehr groß angelegte Produktion, die uns alle nochmal dazu anhielt an unserem Sound zu arbeiten. Musikalisch deckten wir zudem noch eine enorme Bandbreite ab.
Intensive Arbeit im Studio – das Ergebnis: „The Astonishing“
MH: Das klingt ganz nach einer musikalischen Herausforderung. Ihr zählt selbst zu den besten Musikern der Welt, doch mit jemandem wie David Campbell, der in der Lage ist zu dirigieren und zu orchestrieren, gab es da auch mal Nervosität auf eurer Seite?
JR: Weißt du, David war nicht im gleichen Raum mit uns, als wir komponierten. Es war so, dass wir jedes Mal wenn wir etwas fertig komponiert hatten das Ergebnis an David sendeten. Er nahm dann diese Parts und arbeitete sie konzeptionell für das Orchester aus.
MH: Wie ging es eigentlich James LaBrie bei den Aufnahmen? Ich persönlich finde, dass er eine wunderbare Stimme hat und auf so einem weitgefächerten Konzeptalbum wird er doch sicherlich viele Gelegenheiten gehabt haben, seine Bandbreite auszunutzen, oder?
JR: Du wirst „The Astonishing“ lieben! Es ist praktisch James LaBries eigene Tour De Force. Er klingt so unfassbar auf diesem Album. Er verkörpert jeden einzelnen Charakter auf „The Astonishing“ und manchmal verkörpert er stimmlich sogar mehrere Charakteren in einem Song! So musste er für jede Figur einen anderen Gesangsansatz wählen und es ist so großartig das zu hören, denn er hat die Aufgabe exzellent gemeistert. Unser Toningenieur hat es hier besonders geschafft, James´ Gesang in Szene zu setzen.
Sänger James LaBrie kann seine Stärken voll ausleben
MH: James berührt einen wirklich mit seinem Gesang. Ich finde aber auch, dass es Alben gab, wie z.B. „Train Of Thoughts“, auf denen James sein Potenzial nicht ausspielen konnte und die auch musikalisch irgendwie an seinem Stil vorbeigegangen zu sein schienen.
JR: Das ist auf dem neuen Album – wie gesagt – definitiv anders!
MH: Jordan, mal etwas Persönliches. Jeder weiß ja, dass du schon sehr früh schon gefördert wurdest und es dann auch schnell losging mit deiner Karriere. Du bist jeden Tag umgeben von Musik, da fragt man sich vielleicht manchmal, was du tust um einen, nennen wir es mal „musikalischen Burnout“ zu vermeiden?
JR: Musikalischer Burnout? Ich würde doch nie müde werden Musik zu machen und Sounds zu finden. Es ist manchmal eher das viele Reisen, welches einem zu schaffen macht. Mir fällt es eigentlich nie schwer einen musikalischen Output zu haben, ich denke es gibt da eher andere Aspekte im alltäglichen Leben, die einen ausbrennen könnten. Aber keine Sorge, mir geht es blendend und ich genieße es nach wie vor, bis zu sechs Stunden am Tag zu musizieren.
MH: Jordan, wenn du ein Gitarrist wärest, würdest du dann eher auf die analogen Technologien stehen, oder wäre es ähnlich wie jetzt, dass du technisch immer am Puls der Zeit bist und oft die neuesten Gadgets in dein Setup einbaust?
JR: Nun, ich habe ja eine eigene Firma namens Wizdom Music die Apps produziert und hier produziere ich Next Generation Musikinstrumente für Multi-Touch Geräte. Wie du siehst, bin ich also sehr involviert in diese neuen digitalen Entwicklungen, gleichzeitig bin ich aber auch irgendwie am analogen Puls der Zeit und liebe klassische Pianosound – ich habe ja auch kürzlich mein Soloalbum „The Unforgotten Path“ veröffentlicht, auf welchem ich lediglich Solo-Piano spiele. Ich wäre aber wohl eher ein Gitarrist der viele neue digitale Gadgets mit auf die Bühne bringt.
MH: Wir bedanken uns herzlich für die Gelegenheit dich zum neuen Album befragt haben zu dürfen. Es war wirklich klasse. Wir sehen uns sicherlich auf der anstehenden Tour.
JR: Ich bedanke mich bei euch, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt und uns mit eurer Arbeit so sehr unterstützt. Passt auf euch auf und bis bald.
Tour Dates:
Hannover – 04.03.2016
Berlin – 09.03.2016
Bochum – 10.03.2016
Nürnberg – 14.03.2016
Frankfurt a.M. – 15.03.2016
Stuttgart – 22.03.2016
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Bildquellen
- DreamTheater-Cover „TheAstonishing“: www.amazon.de
- Jordan Rudess (DREAM THEATER): Bildrechte beim Autor
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