BLAME TRACY-Live im Wiesmann’s Bochum

Das Rock Duo

BLAME TRACY waren vor einiger Zeit zu Gast in der Kulturstätte WIESMANNS in Bochum Wattenscheid. Kurzerhand habe ich mich ebenfalls als Gast unters Volk gemischt, um den beiden zu lauschen. Die Örtlichkeit im Stadteilzentrum könnte man als klassische Kneipe bezeichnen. Die Einrichtung ist am ehesten als old school rustikal einzuordnen. Ein mittelgroßer Raum mit einer kleinen Bühne und einem ausladenden Thekenbereich.

Der Gastraum war gut gefüllt. Viel mehr Leute hätten nicht mehr hineingepasst. Ich konnte mir noch einen Stehplatz unweit der Bühne sichern. Schnell noch ein Bier geordert und vorab noch ein kurzes Schwätzchen mit Nils und Timo und dann konnte es auch schon losgehen.

Rock mal anders

Wer BLAME TRACY noch nicht kennt, dem sei gesagt, dass sie einen sehr individuellen einzigartigen Sound haben, den ich so noch bei keiner anderen Band gehört habe. Sänger Timo trommelt gleichzeitig die Percussions und Nils ist alleine für das Gitarrenspiel verantwortlich. Das ist keine einfache Aufgabe. Nils bedient sich dabei einer Loopstation. Als Loop Station (oder Looper) werden technische Geräte bezeichnet, die es ermöglichen eine Tonspur aufzuzeichnen und diese in einer Endlosschleife wiederzugeben. Ich finde das faszinierend und ermöglicht den Künstlern mehr Möglichkeiten bei der Soundkreation.

Tatsächlich war eines tolle mitreißende Show in einer recht persönlichen heimischen Atmosphäre. Das Publikum war super drauf und mit zunehmender Spielzeit wurde die Stimmung immer ausgelassener. Authentischer kann man es kaum erleben, als das, was mit dort geboten wurde Es war faszinierend sie sich der ganze Sound zusammenfügte und es machte unheimlich Spaß den beiden bei ihrem Wirken zuzuschauen. Vor allem in den energischen Momenten ließ Sänger Timo den Löwen raus. Das war schon beeindruckend.

Neben den originalen BLAME TRACY Songs kamen auch die kreativen Coverversionen von sehr bekannten bekannten, aber auch sehr unterschiedlichen Bands beim Publikum super an. Im folgenden Interview gehen wir noch spezieller darauf ein.

Alles in allem war der Auftritt ein voller Erfolg. Die beiden Musiker wurden vom Publikum total abgefeiert.

Interview BLAME TRACY

MH: Wie habt Ihr Euren Auftritt im WIESMANNS empfunden?

Nils: Durchweg positiv. Ich hatte das Gefühl, dass wir bereits nach dem ersten Song das Publikum soweit überzeugen konnten, dass sie nicht das Gefühl hatten, umsonst rausgekommen zu sein, sondern dass das hier ein guter  Abend wird. Während des Konzerts habe ich mich auch immer besser gefühlt, da das Publikum durchweg applaudiert hat und Bock auf mehr hatte 🙂

Timo: Schließe ich mich an. Der erste Song ist immer ein Abtasten: Stimmt der Sound draußen? Hören wir uns auf der Bühne gut? Sind wir gut drauf? Haben die Leute Bock? Sobald man das Gefühl hat, dass alles passt, ist man richtig bei der Musik und weg vom Organisatorischen. Und da will man live einfach hin. Wenn die Stimmung dann von Song zu Song steigt, so wie in Wattenscheid im Wiesmann’s, und man echt gut zusammenspielt, ist das einfach ein top Gefühl.

MH: Wann war Euer letzter Auftritt? Ihr hattet ja aufgrund Corona eine längere Pause.
Was habt Ihr in der langen Pause gemacht?

Timo: Wir haben im Mai 2022 unser erstes Konzert nach 2,5 Jahren (bitter…!) Corona-Zwangspause gespielt. Beim Sunday Jam des Musikbüros Bochum im Kumpels. Danach war wieder Pause: wir hatten beide zweimal selbst Corona und genau, ich war viel unterwegs.

Ein Globetrotter

MH: Timo, von dir weiß ich , dass du in der Zeit viel die Welt bereist hast. Welches war die beeindruckendste Erfahrung auf deinem Trip?

Timo: Besonders beeindruckend war Machu Picchu. Das hat sich komplett eingebrannt. Nach einem Fußmarsch von Aguas Calientes hinauf zur Ruinenstadt zu kommen und dann direkt diese beeindruckende Städte über den Wolken zu sehen… Atemberaubend. Wir hatten sogar Glück, dass wenig los war und wir zeitweise alleine auf einem Gipfel über Machu Picchu stehen und alles überblicken konnten, während die Wolken unter uns um die Berge zogen. Das zweite prüfende Erlebnis waren Orang Utans in freier Wildbahn im Regenwald auf Borneo: Eine Mutter mit ihrem Kind – komplett frei, nicht im Zoo oder einem Reservat. Einfach im Regenwald. Wer weiß schon, wie lange Orang Utans dort zumindest noch unbehelligt leben können und dürfen.

Übung macht den Meister

MH: Und was hast du so getrieben, Nils?

Nils: Tatsächlich habe ich die Pause von Mai letzten Jahres für 2 Auftritte in Kirchen auf Hochzeiten genutzt und habe dort ein paar Lieder mitgespielt. Abgesehen davon, habe ich geübt und zwar die anstrengenden Sachen : ), Fingertechniken, Timing etc. Mir war klar, mit Proben und Auftritten wird es 2022 nicht mehr viel. Also habe ich neben meinem Hauptjob so oft es möglich war die Gitarre genommen und fast ausnahmslos Übungen gemacht. Gemeinsam haben Timo und ich versucht, alle Möglichkeiten zu nutzen. Wir haben zwei Corona LIVE Konzerte ohne Publikum gespielt, haben Songs aufgenommen und Musikvideos gedreht. Im Nachhinein hilft uns das jetzt, weil wir schon recht viel online haben und darauf immer verweisen können.

Pink Floyd und Monstermagnet

MH: Ihr habt bei Eurem Gig auch coole Cover gespielt, unter anderem von Pink Floyd oder Monster Magnet. Werden die auch noch mal als Singles veröffentlicht oder Teil eines Albums werden? Denn ich hatte den Eindruck, dass auch diese sehr gut beim Publikum ankamen.

Timo: Die als Singles zu veröffentlichen, kam uns bislang nicht wirklich in den Sinn. Danke für den Impuls! Also geplant ist es nicht, aber warum nicht? Das Live-Feeling und die Dynamik muss aber auch im Studio erhalten bleiben. Davon leben auch die Cover.

MH: Warum habt ihr euch gerade für diese Songs entschieden? Und wie seid ihr an die Realisierung der Cover herangegangen? Hattet ihr direkt konkrete Vorstellungen wie sich das anhören soll?

Nils: Die Cover sind eine gemeinsame Entscheidung von uns. Jeder bringt persönlichen Geschmack in die Runde und dann schauen wir, ob es sich umsetzen lässt. Zur Entstehung der LIVE Versionen kann ich sagen: Die entstehen beim Proben und Jammen im Bunker. Und das macht mir sehr viel Spaß. Du schlägst einen Song vor und merkst irgendwann nach ein paar Proben, wohin dieser Song gekommen ist und wie wir im Laufe der Proben den Song interpretiert haben.

Timo: Dass wir eine Version von Another Brick in the Wall reingenommen haben, ist ein gutes Beispiel dafür. Nils‘ Gitarrensnschlag bei God’s gonna cut you down – lose angelehnt an die Johnny Cash Version -, hat mich immer an Brick Pt. 1 erinnert. Also haben wir den Übergang zwischen den Songs geprobt. Weil Brick Pt. 2 schön groovt, habe ich vorgeschlagen, noch einen draufzusetzen und Part 3 mit Zerre und ordentlich Wut dranzuhängen. Hat sich also alles Part für Part – im wahrsten Sinne! – entwickelt.

Ein Album wäre doch toll..

MH: Apropos Album…Ihr habt eine neue Single gespielt. Wie hieß die nochmal? Gibt es vielleicht konkrete Pläne für ein Album?

Nils: Für meinen Teil wäre ein Album ein wirklicher Traum. An dem Punkt an dem die Band sich momentan befindet lohnt es sich nicht, sich über ein Album Gedanken zu machen. Wir haben 3 Jahre lang quasi nicht live spielen können. Darauf haben wir im Moment am meisten Lust. Wir sitzen schon gemeinsam über neuen Songs. Man muss schauen wie sich das jetzt weiter entwickelt.

Timo: Ein komplettes Album wäre natürlich stark. Es muss sich dann aber auch nach einem Album anfühlen, weil die Songs in einer Zeitspanne, in einer Stimmung entstanden sind. Das macht es dann besonders. Drei Jahre lang immer mal wieder einen Song aufzunehmen und am Ende alles unter einen Albumtitel zu zwängen, würde den einzelnen Songs keinen Gefallen tun. Ein Album sollte immer eine Einheit sein, ohne dass die Tracks alle gleich klingen oder es zwangsweise ein lyrisches Konzeptalbum sein müsste.

Nils: Der neue Song heißt übrigens „Headlines“. Ich freue mich, dass du danach fragst, denn das haben viele getan und der scheint gut anzukommen. Der Song liegt fertig auf der Festplatte und wird auf jeden Fall irgendwann veröffentlicht, aber dann am besten direkt mit Musikvideo ; )

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Bildquellen

  • BLAME TRACY Wiesmann’s zwei Bilder: Martin Lenz (Wiesmann's)
  • BLAME TRACY Wiesmann’s-1-: Verfasser des Artikels
  • BLAME TRACY Titelbild-2-: BLAME TRACY (Foto von Dominik Führ)

Metalhead

Seit meiner Kindheit höre ich gerne Rockmusik. Es hat mit Gary Moore, Scorpions, Billy Idol, Bon Jovi, Dire Straits, AC/DC usw. angefangen, also quasi mit den Großen der 80'er und 90'er Jahre. Mit zunehmendem Alter ging der Musikgeschmack immer mehr auch in die härtere Richtung. So finden sich mittlerweile auch viele Core-Platten, so wie Black-und Death-Metal Kracher in meiner Sammlung. Daher bin ich in fast allen Bereichen des Rock und Metal unterwegs. Eine besondere Vorliebe habe ich für den Underground entwickelt, wo es richtig brennt und es viele hochklassige Bands gibt, die den Großen der Branche in nichts nachstehen, ganz im Gegenteil. In diesen Sinne: Stay tough, stay heavy!

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