Prog-Night im RPZ Bonn: PANTALEON, EMERALD EDGE und ROOM 101
Progressive Metal vom Feinsten und ein Bühnendebüt
Die Bühne des Rock- und Popzentrums wurde am 20. September 2018 von PANTALEON, EMERALD EDGE und ROOM 101 so gewaltig gerockt, dass im Laufe des Abends ein Sauna-Feeling entstand. Das heißt: wir sind alle ordentlich ins Schwitzen gekommen.
ROOM 101 auch live eine echte Entdeckung
Von ROOM 101 hatte ich bisher lediglich die drei Songs gehört, die bei Backstage zu hören sind. Was auch kein Wunder ist, denn ROOM 101 feiern heute ihr Bühnendebüt. Die Songs im Ohr – und Orwells Room 101 im Kopf – stehe ich gespannt vor der Bühne. Schon mit dem Opener Suku zeigen Henner Wessel (Gitarre), Yannik Emmerich (Bass) und Lennart Tegethoff (Schlagzeug), wie sie ihr Ziel „mitreißende Musik“ zu machen, umsetzen. In aller Ruhe wird der Song aufgebaut, Riffs und Melodien entwickelt, die von den Drums untermauert werden.
„Der Bass muss lauter“ fordert das Publikum
Das wird er dann und gleichzeitig wird auch das Tempo ordentlich angezogen. Es lösen sich temporeiche Passsagen mit rockigen Elementen und melodischen Abschnitten ab, in die jazzige Klangfarben und Riffs aufgenommen werden.
ROOM 101 zeigen, dass sie nicht nur komplexe Strukturen entwickeln können, sondern auch technisch differenzierte Möglichkeiten zur Verfügung haben. Ob nun bei Burn Out oder Geschmackssache: die Dialoge zwischen Gitarre und Bass, das gegenseitige Aufgreifen der Hooks und Riffs, die gute Rhythmusarbeit reißen mit. Die ‚Kehrtwendungen‘ in Rhythmus und Ausrichtung sind manchmal überraschend, geben den Stücken damit aber eine ganz eigene Note. An einige Stellen tragen diese Brüche dazu bei, dass der Song danach eher schwer weiterkommt und der Spannungsbogen einen kurzzeitigen dynamischen Einbruch erhält.
Dem Publikum gefällt, was es zu hören und zu sehen bekommt. Es gibt viel Applaus und anerkennende Zwischenrufe.
Der letzte Song im Set Enough Of The Minor Stuff klingt vom Titel her fast schon wie das Motto von ROOM 101 und vereint noch einmal progressive und jazzige Elemente mit einem Hauch Melancholie. Oder vielleicht kommt es mir so vor, weil ich gerne noch mehr gehört hätte. Dem restlichen Publikum scheint es ähnlich zu gehen. Es ruft nach einer Zugabe und bekommt mit Dancing In The Desert auch das Stück präsentiert, das einige Leute schon zu Beginn eingefordert haben.
Was die drei hier mit den insgesamt 10 Stücken als Debüt präsentiert haben, war richtig spannend und hat viel Spaß gemacht.
Wake Up – PANTALEON nehmen das Publikum von Anfang an mit
PANTALEON hatte ich 2017 ein paar Häuser weiter in der Klangstation mit ihrer Release-Show erlebt. Sänger Till Sauer war zu dem Zeitpunkt gerade erst dabei. Inzwischen hat es weitere Veränderungen gegeben: jetzt sind neben Sebastian Heuckmann (Bass) und Xaver Schiffels (Gitarre) Jan Palkoska an den Drums und Jacques Wery (Keyboard) dabei.
Nach dem Intro geht es mit Wake Up direkt zur Sache: packende Rhythmen und Riffs und dazu eine auch in den hohen Lagen volltönende Stimme. Anspruchsvolle Rhythmusarbeit mit viel Druck der Drums, in Kombination mit kraftvollen und breit angelegten Riffs, aus denen sich die Melodien entwickeln, stecken das Publikum an, das trotz der Temperaturen headbangend einsteigt und die Rhythmen in Bewegung umsetzt.
Das epische Slaves To Ourselves beginnt mit einem Basspart, der hier deutlich mehr als fundamentlegende Arbeit leistet, sondern die starken Leads und den dramatischen Chor gut vorbereitet. Liegt vielleicht auch daran, dass Sebastian Heuckmann – genau, der Mann an besagtem Bass – der Songschreiber ist. Hier ist das Publikum richtig im Song drin und singt den Chorus lautstark mit.
Ihr seid schon so richtige Finnen, oder?
Der Raum hat sich mit dem Auftritt von PANTALEON gut gefüllt und die Anzahl sowie das engagierte Anfeuern und Mitmachen hat die Temperaturen im Raum weiter ansteigen lassen, so dass man sich wirklich wie in der Sauna fühlte. Der von Sänger Till Sauer vorgeschlagene Aufguss wurde dann – zu meiner Erleichterung – nicht durchgeführt.
Weiter geht es mit dem durch seine orchestralen Elemente mit Blas- und Streichinstrumenten an Filmmusik erinnernde March Of The Titans bevor mit Virus alle Register des Prog-Metals gezogen werden. Auch live kommt der Song hart aber technisch elegant rüber. Xaver Schiffels schafft es hier wieder, die Stimmung des Songs in seinen Solopassagen aufzugreifen und mit Elementen umzusetzen, die den Song voranbringen. Keyboard und Drums legen nicht nur ein Fundament, sondern schaffen auch verbindende Elemente.
The Condemned rockt einfach und das Publikum mit. Mit Recovery, das mit schwingendem tiefem Bass und eindringlichem Drumming den Gitarrenpart vorbereitet, endet das Set. Die theatralischen Aspekte des Songs werden durch die Reduzierung des Tempos in den Gitarren- und Keyboard-Parts noch verstärkt. Und Till Sauer kann hier noch einmal zeigen, dass er auch die schwierigen Gesangspartien sauber meistert und auch in der Höhe ausdrucksvoll und sicher ist. Gerade wenn er so sicher und selbstverständlich zu den hohen Tönen ansetzt, ist Spannung im Raum zu spüren, die sich immer wieder in Applaus entlädt.
PANTALEON haben uns keine Zeit zum Verschnaufen gelassen
PANTALEON haben uns mit Songs, die interessant beginnen, über epische schön entwickelte Passagen verfügen, druckvoll bleiben sowie mit überraschenden Breaks und Wechseln im Tempo, die Spannung aufrecht erhalten, keine Zeit zum Verschnaufen gelassen.
Und es gab nicht nur was für die Ohren: auch Stageperformance und Kontakt zum Publikum stimmten einfach!
EMERALD EDGE – ‚Surreal’er progressiver Metal mit Zylinder
EMERALD EDGE liefern hier heute Abend gut aufgebaute und überraschend arrangierte Prog-Metal Stücke ab, die zeigen, dass sie sich facettenreich in diesem Genre bewegen und klassische Elemente mit neuen Ideen verbinden.
Zunächst braucht es jedoch eine Weile, bis man sich ‚reingehört‘ hat. Lost Chapter I und II kommen mit getragenen Passagen mit einer breiten Palette an Klängen daher, für die sowohl das Keyboard, gespielt von Robert Köhler, als auch die Saitenfraktion mit Volker Faas (Gitarre) und Martin Wendler (am 6-saitigen Bass) verantwortlich ist. Interessante und ungewöhnlich Riffs wechseln mit harten Akkorden, das Schlagezug, antreibend bearbeitet von Artur Wlossek, lässt immer wieder ein echtes Drum-Gewitter los.
Sänger Alice Aschauer trägt Zylinder. Aber nicht nur das zeichnet ihn aus, sondern vor allen Dingen seine wandlungsfähige Stimme. Im cleanen Gesang ausdrucksvoll und mit gelegentlichen, akzentuierenden Growls transportiert er eindrucksvoll die Lyrics.
Ladder Of Some Dream beginnt mit einer schönen Melodie, bis der Song so richtig reinhaut und einen mit Tempo und eingängigem Gesang überrascht. Eine langsame Passage voller gehaltener Energie mündet in ein temporeiches Gitarrensolo, um dann wieder das Tempo rauszunehmen. Schon fast ein Melodic-Metal-Stück, das im Ohr bleibt.
Enter the space of increditibilies
House of Cards ist mit seinen orchestralen Elementen ein epischer Song. Bis der Gothic-Anklang durch die richtig harten Gitarrenriffs und das energische Drumming beendet wird.
Am I, der letzte Song des Abends hat mir so richtig gut gefallen. In die eher traditionelle Songstruktur sind durchaus als thrashig bezeichenbare Elemente eingearbeitet. Grandios ist der Refrain: I scream here in silence, but there’s no one who could hear. Der Refrain geht auch dadurch nah, da er durch Growls vorbereitet wird. Der Song läuft dynamisch in progressiven Gefilden aus.
EMERALD EDGE haben gezeigt, wie traditionelle Metal-Elemente progressiv umgesetzt werden und sowohl bekannt als auch ganz neu klingen können.
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