tAKiDA, SMASH INTO PIECES, WRITING THE FUTURE
tAKiDA, SMASH INTO PIECES, WRITING THE FUTURE
Live im MTC Köln, 20.11.2018
Kann man eigentlich eine ganze Stadt beleidigen? Ist das strafbar? Puh, Köln…Der Verkehr um und in der Stadt eine Katastrophe! Und dann? Wo soll das Auto hin?
Keine Ahnung? Wir auch nicht. Nach gut 2 Stunden Anreise und Parkplatzsuche, einem Fußmarsch, der jedem Pfadfinderteam zu Ehren gereicht hätte, ist es geschafft. Wir kommen in der Zülpicher Straße an. Die ist bemerkenswert, doch dazu später mehr.
Rein ins MTC. Treppe runter… und Schluss! Bis zum Aufgang stapeln sich die Leute um die Bands des Abends zu sehen. Schlauchförmig geht es an der Bar vorbei in einen bei der Anzahl von Leuten winzig wirkenden Saal. Macht bei der niedrigen Decke im Keller irgendwie den Eindruck einer Todesfalle. Kurz gecheckt wo der Notausgang ist… noch ne Treppe runter, Richtung Toiletten. Na super. Wird schon gut gehen und seine Richtigkeit haben. Wir sind ja nicht vom Bauamt, unsere Leben eh nichts wert und wollen ja nur die Bands sehen.
Alles, was wir von der Band WRITING THE FUTURE gesehen haben – siehe Foto
WRITING THE FUTURE? Haben wir verpasst! Wirklich Schade, spielen die über und über tätowierten Jungs doch tatsächlich nen coolen, melodiösen, charttauglichen Metalcore. Wenn man wollte konnte man aber den ganzen Abend mit ihnen verbringen, da sie direkt an der Treppe am Merchstand rumhingen. Keiner von ihnen größer als ca. 1,5m. Was mir immer sehr angenehm ist… und zudem ziemlich gut gelaunt hinnehmend, dass ihre LED – Blinke – Blinke – Schuhe nach und nach aus gingen… die hat meine Tochter auch. Ich mag die Jungs. Ehrlich, für die würde ich noch mal nach Köln fahren 😉
Writing The Future – Dear Mom (feat. Jimmie Strimell)
Die erste Band…für uns – SMASH INTO PIECES
Aber dann geht es irgendwann los mit SMASH INTO PIECES – jetzt komme ich irgendwie in Not. Schließlich eine der Lieblingsbands von Doc Rock und der Grund aus dem wir die heutige Pilgerfahrt in Kauf genommen haben. Ich bin mir nicht sicher… aber dem Interview im Stern (!!!) folgend ist die „in Schweden bekannte Rockband“ auf dem neuen Album „noch einmal massentauglicher“ und die Band bezeichnet den neuen Sound als melodischen Pop. Was soll ich sagen? Die haben natürlich Recht. Wusste ich bloß nicht. Die Band hat sich also im Laufe der Jahre vom Rock zum Softpop entwickelt. Da stehen wir Metal Heads natürlich in der ersten Reihe! 😉
Ne, stimmt nicht. Da hätte man sich ganz schön für durchboxen müssen. Nur der Doc kämpft sich nach Vorne für die Fotos, ich bleibe locker zwischen Sound, Toilettentüre und dem dicken Mädchen mit der um die Hüfte gebundene Jack Wolfskin-Jacke stehen und teile mit den anderen Gästen des wohl ausverkauften Abends das Vergnügen, so gut wie nichts sehen zu können außer den Schultern und Köpfen der Band. Macht nix. Mit den Cappies sehen SIP für mich eh nach ner Kinderband aus. Wobei man sagen muss, dass die Idee mit dem APOCALYPSE DJ schon sehr cool ist und ich auch ein paar Lieder wirklich richtig gut fand. Ich bin halt auch ein wenig „Masse“! Den Song finde ich echt super: Let me be your Superhero!
Die Bedingungen hätten besser sein können…
Und man kann sich schon vorstellen, dass bei über 4,5 Millionen Aufrufen des Videos die Band ihre Fanbase hat… mir persönlich würden sie sichtbar auf einer größeren Bühne bestimmt auch besser gefallen. Zudem war der Sound eher auf Zimmerlautstärke… so kann das auch nicht rocken!
Obwohl ich ein liebliches Pärchen hinter mir stehen hatte, dessen männlicher Part mir stets begeistert ins Ohr pfiff, um die Band zu unterstützen und ich den weiblichen Part schnell auf der Toilette geknallt habe… äh. Sorry. Nein…schnell so weit hatte, mir freundlicherweise mein Bier zu halten, während ich mir Notizen machte…war mir das dann doch irgendwie zu poppig mit den Jungs und ich bin für einen Moment raus aus dem Laden…um tatsächlich mal richtig was zu erleben!
Ich meine ja man sollte öfter mal raus gehen, wenn man ein halbwegs interessantes Leben führen möchte…schließlich ist die Wahrscheinlichkeit einen Terroranschlag zu überleben in einem Café, einem Club, oder in der Stadt einfach höher als in den eigenen vier Wänden…und man möchte ja zwischendurch auch mal was zu erzählen haben. Die Zülpicher Straße schafft das.
Kaum oben angekommen konnte ich dann ein wenig mithören, wie so ne Tour mit vielen jungen Leute einen Tourmanager um Schlaf und Nerven bringen kann und bin die Straße mal abgelaufen. Ich kann mir vorstellen, dass bei den vielen Läden, die jetzt schon gut besucht waren am Dienstagabend (die Kneipen, Imbissbuden, Restaurants, usw.), hier am Wochenende richtig was los ist und BÄMM macht es, als ich wieder beim MTC ankomme. Und ich sehe nur noch den Typen, der einfach mal so vor den Golf einer herzigen Ureinwohnerin gelaufen ist, durch die Gegend fliegen. Der Junge fliegt wie ein Derwisch, dreht sich mehrere Male nach dem Aufprall auf der Motorhaube um sich selbst, wahrscheinlich gibt es ein kurzes Gespräch mit Gott über die Zeit, die ihm eigentlich noch bleibt jetzt auf Erden… und kommt mehr oder weniger unversehrt auf dem Boden auf.
Vor dem Club war auch Einiges los…
Er hat Glück. Nur ne Platzwunde. Blutet, sieht cool aus erstmal, gibt ne Narbe wahrscheinlich, aber: Er hat erstmal mich, der sich um ihn kümmert. Während wir ein Bier in der Bude nebenan holen und dann den Unfallhergang rekonstruieren, treffen beizeiten Polizei, Notarzt, etc. ein und versuchen ihr Bestes, den Jungen mal eben vernünftig befragen und kurz verarzten zu können. Geht leider nicht. Der kleine Keck nervt so rum, dass ich ihn am Liebsten nochmal kurz vor den nächsten Wagen werfen möchte…
Egal. Mir reicht´s, ich habe einen Job zu erledigen, wir haben ja noch ne Band zu sehen denke ich…und renne Thorian in die Arme. Kennt ihr nicht? Ich auch nicht. Thorian ist ein sehr, sehr netter Obdachloser irgendwo aus dem Ostblock, auch Unfallzeuge, erfreulich nüchtern und echt ein witziger Typ. Eigentlich will ich ja zurück, aber Thorian hat was zu erzählen, vom Leben auf der Straße in Köln, ist ein ziemlicher „Loner“ und hat sicherlich einen ganzen Rucksack voller Probleme, die ihn zu diesem Leben verleitet haben…als Unfallzeugen sind wir allerdings absolut gleichberechtigt und die Bude nebenan hat auch noch Bier… naja. Ich bleib noch was.
Irgendwann zwinge ich mich dann doch wieder rein und stelle fest, das die letzten 30 bis 45 Minuten eine Menge Leben komprimiert durchgezogen haben in der Zülpicher Straße an diesem Abend. Es hätte sich schon gelohnt den Abend vorm MTC zu verbringen…
Teure Eintrittspreise bei Konzerten heutzutage – nicht an diesem Abend
Jetzt also rein. Zurück zu meinem Lieblingseckchen mit dem netten Pärchen. Die kennen tAKiDA aus dem Radio von ihrem Schwedenurlaub und sind seitdem große Fans. Endlich können sie sich die auch mal live anschauen. Bei einem Preis von 18 Euro wird noch kurz über die Eintrittspreise bei großen Bands philosophiert, was ja heutzutage sehr gerne gemacht wird. Wobei letztlich die Hallen und Stadien immer voll sind, es also nicht „zu teuer“ sein kann. Irgendwie scheint nicht jeder arm zu sein in unserem Land und viele der Menschen, die sich über die Preise beschweren, scheinen das Geld dann doch irgendwo zusammen zu betteln und berichten gerne via Facebook usw. über die großen, unvergesslichen Shows ihrer ach so großen Stars.
Ein Trick scheint zu sein große Stars für wenig Geld in winzig kleinen Clubs „abzuhaken“, bevor es auf die großen Bühnen dieser Welt geht. tAKiDA jedenfalls – aus Nordschweden -könnten eine von den Bands sein, bei denen man sich wünscht in ein paar Jahren sagen zu können: „Die hab ich schon damals im MTC gesehen für 18 Euro! Da kannte die noch keiner.“ (Außer ganz Schweden natürlich.) Das ist ja auch immer unheimlich wichtig in der Musikszene und lässt mich immer ganz ehrfürchtig werden. „Was? DU hast xxx schon in der winzigkleinerladenwieeinetodesfalle gesehen, da kannte die noch keiner?“ platzt es dann immer aus mir heraus. Mein Blick wandelt sich von Alltagsnihilismus in pure Bewunderung. Der Mensch vor mir ist ein Kenner, jemand, der xxx im winzigkleinerladenwieeinetodesfalle gesehen hat. Und ich jetzt mit ihm an einem Ort. Das macht auch mich dann zu was ganz Besonderem.
tAKiDa haben es drauf!
Ihr solltet jetzt alle möglichst viel SMASH INTO PIECES und tAKiDA hören, damit auch ich später mal derjenige sein kann, dessen Gesellschaft Euch zu etwas ganz Besonderem macht. Wenn man die Bekanntheit der beiden Bands miteinander vergleicht, dann ist die Vorband eigentlich der Millionendeal des Abends, wenn die neue, poppige Ausrichtung sich denn dann auch gut an den Markt bringen lässt, dann ist hier für Kleingeld was Großes gesehen worden, ja. ABER: tAKiDA haben es auch richtig drauf.
Irgendwo zwischen NICKELBACK, THERAPY, progressivem und Chartrock spielen tAKiDA mächtig auf, fesseln das Publikum, bringen alle zum mitklatschen, mitsingen und verbreiten eine Stimmung, als ob sie schon 100 Euro Eintritt wert seien. „Master“ erinnert mich ein wenig an VOLBEAT und an den Erfinder deren Sounds, Life of Agony.
Die Band vermittelt den Eindruck eine große, klassische Rockband zu sein. Die Jungs sind mit ihrer ersten LP „Make you Breathe“ und der Single „Curly Sue“ 2006 durchgestartet und haben seitdem wohl einen Headlinerstatus in Clubs, Konzerthallen und auf Festivals in ihrer Heimat Schweden. Komisch, dass der gefällige Sound nicht auch die Radiostationen im Rest der Welt geflutet hat. 2009 haben sie den Kollegen eines anderen Metalmags ein Interview gegeben, dass sie sehr sympathisch rüberkommen lässt.
Fannähe einmal wörtlich genommen…
Und daran hat sich offensichtlich nichts geändert bis jetzt. Schon während des zweiten Songs taucht der Sänger sich singend durchs Publikum und nimmt Tuchfühlung auf.
Mir persönlich gefällt „Haven stay“ am Besten.
Bei nun aufgedrehtem und sehr klarem Sound spielt tAKiDA einen Hit nach dem anderen und sorgen für ordentlich Bewegung, Tanz und Feierstimmung an diesem Dienstagabend, der mir mit SMASH INTO PIECES und tAKiDA am Ende wirklich gut gefallen hat. Dem MTC muss man zugute halten, dass es, obwohl es total voll war, nicht zu warm wurde.
Außerdem waren vom Türsteher über die Dame an der Kasse, dem Barkeeper, der Garderobendame… und jemandem, der irgendwann den Eindruck machte, der Chef zu sein, alle richtig, richtig nett und freundlich. Das ist ja nicht mehr überall selbstverständlich und wahrscheinlich einer der Gründe, warum man doch immer wieder nach Köln fährt. Der Kopf sagt Nein, das Herz sagt ja. Einen lieben Gruß an die Statisten des Abends, dem Jungen also, der dem Golf und dem Tod über die Motorhaube gesprungen ist und Thorian, der irgendwie am Leben scheiterte, aber meinen Abend bereicherte. Sorry für die 1746 Wörter, die es brauchte, dass zusammen zu fassen… war halt irgendwie interessant im Vergleich zum Serien „bingen“ und dem Kram, den ihr am Dienstag so gemacht habt, wenn ihr nicht im MTC wart! :-*
(Bericht: Yioni Rage)
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Bildquellen
- WRITING THE FUTURE: Bildrechte beim Autor
- SMASH INTO PIECES – Live in Köln – 21.11.2018: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
- SMASH INTO PIECES – Live in Köln – 21.11.2018: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
- TAKIDA – Live in Köln – 20.11.2018: Bildrechte beim Autor
- TAKIDA – Live in Köln – 20.11.2018: Bildrechte beim Autor
- TAKIDA – Live in Köln – 21.11.2018: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
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