LAUTSTÄRKE – „Vom Morgen Danach“ Review
Deutsch-Rock
Immer wieder höre ich in letzter Zeit Debütalben, die so hochwertig und ausgereift sind, dass ich aus dem Staunen nicht mehr rauskomme. Letztens hatte ich erst SILENZER aus Österreich im Programm und nun bin ich auf LAUTSTÄRKE (Facebook) aus Deutschland gestoßen. Da gibt es schon mal ein Sonderlob für den Bandnamen. Manchmal sind geniale Ideen so einfach!
Die junge Band hat im Jahr 2020 das Album „Vom Morgen Danach“ zunächst in Eigenregie rausgehauen. Leider habe ich zu diesem Zeitpunkt von dem Album nichts mitbekommen. Zum Glück sind sie seit letztem Jahr beim Label NRT-Records (Homepage) untergekommen und bringen somit ihr Album noch einmal als Deluxe-Edition heraus. Dafür bin ich sehr dankbar, denn so wurde ich dann doch noch auf das Album aufmerksam. Also dann auf ins Abenteuer…
Vollgepackt
ist das Album mit satten 17 Songs und 4 kleinen Einspielern und sprintet damit über eine Länge von knapp 60 Minuten. Und das sind 60 Minuten purer Spaß! Die Themen der Songs behandeln alle möglichen Themen. Dabei geht es auch sozialkritisch zu, aber nicht nur. Die Jungs bewahren sich zwischendurch auch einen gehörigen Schuss (Selbst)ironie und legen sich auch mit ganz alltäglichen Problemen der heutigen Zeit an, wobei der Humor keinesfalls auf der Strecke bleibt. Hier sei erwähnenswert, dass die Texte wirklich gelungen sind. Hier wurde nicht das Phrasenschwein bemüht, sondern man hat sich hörbar Gedanken gemacht, um einserseits ernste Dinge direkt anzusprechen, aber auch, um gut und witzig zu unterhalten.
Direkt in die Vollen
geht es mit „Hilf Mir“. Ein griffiger Rocksong, der mit flottem Tempo den Puls direkt antreibt. Als der Song komponiert wurde, war die Flüchtlingskrise aus Syrien ein Thema des Leids. Diese Thematik wird hier sehr plastisch umgesetzt und kommt echt gut rüber. Ein guter Einstieg, der aufrüttelt!
Bemerkenswert
finde ich ebenfalls die moderne Vielfältigkeit, mit der LAUTSTÄRKE den Rock interpretieren. Mit modern meine ich aber auch, dass der Sound oft etwas mehr in die poppige Richtung wandert. Wer lediglich auf fiesen rotzigen und ungestümen Sound abfährt, der mit dreckiger Vehemenz durch die Boxen knallt und scheppert, wird hier nicht so glücklich werden. Denn LAUTSTÄRKE sind eher harmonisch ausgerichtet, was jedoch nicht bedeuten soll, dass hier ein fades Süppchen gekocht wird.
Der Sound begeistert mit vielen unterschiedlichen Erscheinungsformen. Hier wird nicht jeder Song nach Schema F abgerockt, sondern man bemüht sich sehr facettenreich aufzutreten. Sänger André Dederichs macht hierbei einen echt guten Job und er beherrscht seine Stimme sehr gut. Da sitzt jeder Ton, jede Intonation und das ist bei manchen Songs gar nicht so einfach, wenn es auch mal rhythmisch und klanglich wechselhaft wird. Das Können schließt natürlich die Kameraden an den Instrumenten nicht aus. Alles wird einwandfrei abgerockt! Die Produktion ist zudem erste Sahne!
Humor
bleibt hier nicht auf der Strecke. Als Beispiel möchte ich hier den Song „Unmagnetisch“ nennen, der einer meiner Lieblinssongs auf dem Album ist. Der Song ist ein Paradebeispiel für einen humorvollen sarkastischen Text mit einer wunderbaren packenden Komposition. Nach einem Beginn mit cleaner Gitarre geht es in einen funkigen groovigen Teil weiter. Beides wechselt dann mit einem rockigen flotten Refrain, der die Socken qualmen lässt.
Es ist einfach irre, wieviel LAUTSTÄRKE in einen Song reinpacken. Es wird einfach nie langweilig. Dabei beherrschen sie die Kunst, diese Vielfältigkeit nicht kompliziert wirken zu lassen. Alle Songs sind eingängig, preschen durch das Ohr und krallen sich sofort im Kopf fest. Das macht schon süchtig! Nicht umsonst lief die Scheibe bei mir einen ganzen Tag lang am Stück.
Laut muss es sein!
Ja, das ist das Motto dieser Scheibe. Sie will gehört werden. So fetzt die Hymne „Lautstärke“ mit einem Rucksack voll guter Laune und wirkt wahrlich beflügelnd. Ein toller energiereicher Track!
„Nebel“ fällt mit außergewöhnlichen Arrangements und coolen Riffs auf und zeigt wieder einmal, wie abwechslungsreich und interessant man einen Song gestalten kann. Ein weiteres Beispiel wäre auch „Indien“, der für mich überrascht hat, weil ich diesen einfach nicht so erwartet habe. Und das ist auch ein Punkt, was das Album so großartig macht. Es ist lebendig!
Mit Gefühlen
können LAUTSTÄRKE ebenfalls umgehen und so präsentieren sie mit „Vermissen“ und „Fliegen“ zwei Balladen, die einige besinnlichere Momente auf dem Album bescheren ohne einen runterzuziehen. Es sind schöne Oasen, auf denen sich manche bestimmt mal gerne kurz niederlassen. Das Spiel mit dem „Feuer“ täuscht eine zarte Ballade an, entwickelt sich dann aber doch wieder anders, als man denkt, denn es wird heißer als man erwartet hätte.
Den Abschluss des einstündigen Albums läuten die Bonussongs ein. Das wäre die schon erwähnte Ballade „Fliegen“ und der Track „Sommer Deines Lebens“. Es sind nette harmonische unaufdringliche Songs mit melancholischer Note. Leider muss ich sagen, dass mir diese weniger gut gefallen als die anderen Songs. Diese sind mir dann doch zu harmlos geworden und nicht so frech und pfiffig wie so viele andere Songs auf dem Album.
Fazit
LAUTSTÄRKE ist mit „Vom Morgen Danach“ ein verdammt geiles Album gelungen! Es ist ein spannendes und äußerst unterhaltsames Abenteuer mit vielen unterschiedlichen Geschichten, die sowohl kompositorisch als auch textlich auf vielfältige Weise beeindrucken und den Hörer einfangen. Neben eingängigen mitreißenden Tracks halten die Jungs coole Überraschungen parat, die das Album noch mit einem zusätzlichen Boost zu einem aufregenden sehr kurzweiligen Erlebnis werden lassen. Ich persönlich würde mir wünschen, dass die Jungs noch mit ein wenig mehr Schmackes agieren und ihre „dunkle Seite“ ausleben, denn die ist zweifellos vorhanden und blitzt hier und da auf. Doch hier sind wir bei kleinen persönlichen Vorlieben meinerseits.
Trotzdem finde ich das Album toll und ich habe mich schon wieder dabei erwischt, am Ende des Albums die Repeat-Taste zu drücken. Es macht einfach zu viel Spaß! So heißt das Motto:
LAUTSTÄRKE rein, Lauststärke hoch und ab geht’s!
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Bildquellen
- LAUTSTÄRKE Cover + Infos: Cover+Infos->LAUTSTÄRKE//Rest->Pixabay
- LAUTSTÄRKE Titelbild: LAUTSTÄRKE//Photo Credit->Holger Thomsen
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