Biffy Clyro rocken in Düsseldorf
Oh, es regnet in der Halle, waren meine ersten Gedanken als Simon Neil die Bühne betritt und sich auf einem Podest am linken Bühnenrand aufstellt, um den Opener Dum Dum zu singen. Da trägt er doch tatsächlich eine Regenjacke mit aufgezogener Kapuze. Er ist schon in seiner Art ziemlich eigen bis leicht verrückt. Nichts destotrotz sollte Dum Dum der Beginn eines klasse Abends mit Biffy Clyro sein.
Aber dazu später mehr.
Anreise mit Hindernissen – was auch sonst
Unser Konzertabend am 26. September 2022 beginnt anders als geplant. Trotz pünktlicher Anreise und genügend freier Parkplätze wird uns der Einlass zu den Presseparkplätzen verwehrt. Wer die Umgebung der Mitsubishi Electric Halle kennt, weiß was dies bedeutet.
Natürlich kann der Kollege Chipsy sein Equipment im Regen kilometerweit zur Halle schleppen und natürlich kann er es auch mitten im Konzert wieder zurückschleppen, um dann wieder zurückzukommen (es kann vorkommen, dass die Fotografen ihr Equipment aus der Halle bringen müssen); macht halt nur keinen Sinn.
Also wurden einige Runden durch das schöne, regnerische und dunkle Düsseldorf gedreht, um am Ende dann doch auf dem Presseparkplatz zu stehen. Denn irgendwann haben die Torwächter entschieden, dass es jetzt egal ist, wer den Parkplatz nutzt.
Da kommt dann halt ein weiterer Minuspunkt auf die Liste der Mitsubishi Electric Halle.
Leider können wir euch daher keine Fotos und auch keinen Bericht zu der Vorband De Staat bereitstellen. Was man aber so von Bekannten gehört hat, sollen die Holländer gut abgegangen sein. Bei den Songs, die ich mir von De Staat angehört hatte, kann ich es mir auch gut vorstellen.
Biffy Clyro entschädigen für den unnötigen Stress
Wo waren wir? Ach ja, Dum Dum. Aber vorher springen wir kurz zum gelungen schief gespielten Intro Also sprach Zarathustra, mit dem den Fans von Biffy Fuckin‘ Clyro der Beginn angekündigt wird.
Nach dem Opener folgt – wie auf The Myth of The Happily Ever After – A Hunger In Your Haunt, bei dem die Band mächtig auf der Bühne abgeht. Mit Tiny Indoor Fireworks wechseln wir das Album und die Intensität ist jetzt schon auf einem sehr hohen Level.
Die bei Who’s Got a Match schon fast nicht mehr zu toppen ist. Simon Neil – immer noch in der Regenjacke – steht wieder auf einem Podest und singt weit nach vorne gebeugt die ersten Strophen, dass ich dachte er fällt da gleich runter. Ist er zum Glück nicht, dafür geht die Menge steil. So muss und so soll es sein. Die alten Songs ziehen einfach immer noch. Insgesamt drei Stücke landen vom 2007’er Album Puzzle auf der heutigen Playlist. Älter wird es leider nicht. Mit drei weiteren Songs hätten die Schotten dann auch die zwei Stunden Spielzeit voll machen können.
1, 2, 3 – Oberkörper frei
Bei Black Chandelier singt die Halle fleißig mit. „Drip, drip, drip. Drip, drip“ schreien die Fans in der doch sehr gut gefüllten Halle aus ihren Kehlen heraus und auch während des Songs wird kräftig mitgesungen.
Endlich, denken sich da wohl etliche Fans, die Jacke ist weg und der Oberkörper frei. Und That Golden Rule bricht wie ein Sturm über uns los. Überraschenderweise steht jetzt zum ersten – und nicht zum letzten Mal – weitere Unterstützung auf der Bühne. Neben der Verstärkung am Keyboard und an der zweiten Gitarre, stehen noch zwei Violinistinnen mit auf der Bühne. Dadurch erhält der Song direkt eine Erweiterung des Sounds, obwohl sich beide Mädels – entschuldigt die Wortwahl – den Arsch abspielen müssen; bei dem Song ja auch kein Wunder.
Dafür können sie es bei Instant History wieder ruhiger angehen lassen. Nun hat sich auch James Johnston seiner Jacke entledigt und Biffy Clyro steht im gewohnten Bühnenoutfit auf derselbigen. James‘ Bruder Ben hat sein Outfit selbstredend schon von Anfang an getragen.
Bevor die Halle mit einer wunderschönen Akustik-Version von Machines ein bisschen abgekühlt wird, kocht diese bei Mountains erst einmal richtig auf. Bei diesem krassen Wechsel fällt auf, dass der Sound in der Halle großartig gelungen und nichts übersteuert ist.
Licht, zu viel Licht
Ein weiterer positiver Effekt von Machines ist, dass die Augen mal Ruhe bekommen. Simon steht allein mit Gitarre und eingehüllt von weißem Licht auf der Bühne – sonst nichts. Bis dahin hat die Lightshow so alles geboten was das Repertoire an Flackern, Blitzen und Farbe zu bieten hat. Menschen die lichtempfindlich sind oder unter Fotosensibilität leiden haben heute echte Probleme. Sogar mir ist es zwischendurch zu viel geworden. Ohne Scheiß, manchmal ist weniger tatsächlich mehr.
Und ruhig geht es weiter – vorerst. Denn der Anfang von Unknown Male 01 ist nun mal so. Mit End Of geht es dann passend weiter. Und ja, auch das Licht ist längst wieder im vollen Einsatz. Beim Ellipsis-Kracher Wolves Of Winter reduziert sich das Farbspektrum auf strahlendweiß, so dass es schon in den Augen weh tut. Die Menge geht aber weiter ab wie das berüchtigte Zäpfchen.
Zum Glück gönnen die Schotten der Menge eine Verschnaufpause mit Space. Hier unterstützt durch Geigen und einer passenden, da gediegeneren Lichtshow, die mit größerem Abstand von der Bühne seine volle Wirkung entfesselt – sieht klasse aus. So geht es dann auch mit Victory Over The Sun weiter. Auch Re-Arrange gibt es in er einer Akustikversion, bei der Simon Neil nur von den Johnston Brüdern unterstützt wird, die den Takt für das songtypische Klatschen vorgeben.
Ende im Gelände, Schicht im Schacht, Schluss mit Ruhe
Mit Biblical läuten die Schotten den Schlussspurt ein. Was soll ich sagen, der Song fetzt und die Menge hüpft. Es geht aber noch mehr, denn mit Living Is a Problem Because Everything Dies kommt ein Knüller, der alles aus den Fans und der Band herausholt. Auch hier geben wieder die beiden Violinistinnen Vollgas. Ich finde es einfach überraschend genial, bei welchen Songs die beiden eingesetzt werden.
Wer jetzt gedacht hat „Was soll noch kommen?“, bekommt mit Bubbles stante pede die Antwort serviert. Und zu The Captain brauche ich ja eigentlich nichts mehr zu schreiben. Beide Songs knallen nochmal so richtig ein auf die Ohren. Das Publikum nimmt es liebend gerne an.
Man merkt, dass die Konzert-Abstinenz viel zu lange gedauert hat. Leider machen sich jetzt schon einige Leute auf dem Weg nach Hause, denn es sollten noch drei Zugaben kommen.
Zugabe, Zugabe, Zugabe
Lange lassen sie sich nicht bitten und Biffy Clyro entern in kompletter Mann- und Frauschaft wieder die Bühne. Different People ist die erste Zugabe und das letzte Stück von Opposites. Besser kann man die Zugabe nicht eröffnen. Ruhiger Anfang und dann geht es ab. Und jetzt wird es mit Cop Syrup komplett crazy. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Song live gespielt wird; aber es funktioniert. Im ruhigen Teil des Songs stechen die Geigen besonders gut heraus.
Zum krönenden Abschluss eines mehr als gelungenen Gig werden wir mit Many of Horror verabschiedet. Das hier alle Anwesenden den Text auswendig kennen und lauthals mitsingen versteht sich in der Halle von selbst.
Und hier nun alle Bilder
Fazit – Biffy Clyro
Genau so sollen Konzerte sein. Die Band bringt in der laufenden Tour noch genügend Power und Spielfreude auf die Bühne, dass der sprichwörtliche Funken auf die Halle und den Fans überspringen kann und dies auch tut. Am Anfang noch verhalten, steigerte sich der Anteil der feiernden, tanzenden und singenden Menschen im Publikum immer mehr.
Mir gefiel besonders der Einsatz der beiden Violinistinnen, dadurch haben die Songs an Volumen und Stimmung gewonnen. Verwundert war ich teilweise darüber, bei welchen Songs die beiden eingesetzt wurden. Rückblickend aber eine sehr passende Entscheidung.
Auch die Spielzeit von runden 1:45 Stunden war angemessen. Immerhin haben uns die Schotten 22 Stücke um die Ohren geballert und der Sound dazu war auch gut. Hinten stehend war er ohne Ohrstöpsel nicht übersteuert und man konnte die Instrumente heraushören – was übrigens noch besser mit dem richtigen Ohrschutz funktioniert.
Wenn ich was zu meckern habe, dann über das Licht. Ich kam mir stellenweise vor wie auf dem schlimmsten Rave. Strobo in allen Varianten und dabei dann noch ständige Farbwechsel. Das vertragen nicht alle Leute gleich gut. Wer schon mal auf einem Biffy Clyro Gig war, der weiß was einen erwarten kann. Für alle anderen ist wie ein Ü-Ei, nur ohne was zu Essen.
Fazit – Halle
Ui, was soll ich sagen. Die Location liegt halt suboptimal für Menschen, die mit dem Auto kommen müssen. Wenn dann auch noch übereifriges Sicherheitspersonal seinen Job nicht gut macht, dann sorgt dies für Frust. Wir waren wohl vier, fünf Autos zu spät dort und uns wurde der Zugang zum Presseparkplatz verwehrt. Und dies trotz genügend freier Plätze. Hier muss das Hallenmanagement unbedingt nachbessern. Dass es auch anders geht, haben wir von Metal-Heads hier schon erlebt.
Fazit – De Staat
Sorry, De Staat. Aufgrund der oben schon beschriebenen Umstände haben wir es leider nicht rechtzeitig zu euch geschafft. Vielleicht ein anderes Mal.
Playlist Biffy Clyro
- DumDum
- A Hunger in Your Haunt
- Tiny Indoor Fireworks
- Who’s Got a Match?
- Black Chandelier
- That Golden Rule
- Instant History
- Mountains
- Machines
- Unknown Male 01
- End Of
- Wolves of Winter
- Space
- Victory Over the Sun
- Re-Arrange
- Biblical
- Living Is a Problem Because Everything Dies
- Bubbles
- The Captain
Zugaben - Different People
- Cop Syrup
- Many of Horror
Und noch was in eigener Sache
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Bildquellen
- Biffy Clyro 26.09.22 Mitsubhishi Electric Halle Düsseldorf: Chipsy
- Biffy Clyro 26.09.22 Mitsubhishi Electric Halle Düsseldorf: (c) Chipsy-Karsten Frölich/www.metal-heads.de
- Biffy Clyro 26.09.22 Mitsubhishi Electric Halle Düsseldorf: (c) Chipsy-Karsten Frölich/www.metal-heads.de
- Biffy Clyro 26.09.22 Mitsubhishi Electric Halle Düsseldorf: (c) Chipsy-Karsten Frölich/www.metal-heads.de
- Biffy Clyro 26.09.22 Mitsubhishi Electric Halle Düsseldorf: (c) Chipsy-Karsten Frölich/www.metal-heads.de
- Biffy Clyro Tour 26.09.2022 – Titel: (c) Frosch - Bandfoto von Chipsy
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