CHELSEA GRIN, OCEANO, KUBLAI KHAN und ENTERPRISE EARTH live in Köln
Am 11.Oktober 2018 haben CHELSEA GRIN zur Eternal Nightmare Tour eingeladen und dazu ENTERPRISE EARTH, KUBLAI KHAN und OCEANO mitgebracht.
In Erwartung einer aufgrund dieser Zusammenstellung gnadenlosen Härte und gespannt auf Tom Barber (ehem. LORNA SHORE), als Frontmann von CHELSEA GRIN, warte ich mit erstaunlich wenigen Leuten vor der Essigfabrik in Köln. Hinten auf dem Parkplatz sieht man einen gigantischen roten Nightliner, der mit Totenköpfen verziert ist. Das passt zum Thema des Abends.
Zunächst ist es selbst für einen Donnerstagabend erschreckend leer, doch nach und nach füllt sich die Essigfabrik mit einem überwiegend männlichen Publikum. An der Kasse wird währenddessen für die Hardcore Help Foundation gesammelt, die 2011 gegründet wurde und u.a. Trinkwasserprojekte in Kenya unterstützt.
ENTERPRISE EARTH – verstörende Härte
Ohne viel Zeit zu verschwenden oder dem Publikum Gelegenheit zum Aufwärmen zu geben, eröffnen ENTERPRISE EARTH den Abend. Das Quartett aus Spokane, Washington um ihren Frontman Dan Watson attackiert uns mit zerstörerischen Blastbeats und Breakdowns, die auch für Deathmetal anfangs ungewohnt und sperrig klingen. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die vollen und tiefen Growls und Grunts, die aus dem Mund ihres schmal gebauten Produzenten noch krasser daherkommen. Zunächst scheint das Publikum noch etwas erstarrt. Doch schon bald wird klar, was diese Band ausmacht und das Kopfnicken heftiger. Als Dan Watson die Menge dann auffordert, den ersten Pit des Abends zu bilden, ist der Bann endgültig gebrochen. Während die Blastbeats von rumpelndem Bass unterstützt werden, sind schnelle und komplexe Riffs zu hören, die den Songs ihre Würze verleihen.
ENTERPRISE EARTH sind zum ersten Mal in Europa und feiern dies mit dem ersten Song, den sie herausgebracht haben. Dieser wird vor der Bühne von raumgreifenden Moves begleitet. Als ENTERPRISE EARTH nach einem kurzen aber heftigen Set die Bühne verlassen, haben sie der Menge bereits ordentlich eingeheizt.
KUBLAI KHAN mit metallischem Tempo
KUBLAI KHAN kommen ebenfalls aus den USA, allerdings aus Texas. Sie sind in der Metalcore Szene ja keine Unbekannten mehr. Dies zeigt auch die Anzahl der KUBLAI KHAN – Shirts im Publikum. Die Vier sorgen zunächst einmal für etwas Entspannung – wenn man Metalcore überhaupt mit Entspannung in Verbindung bringen kann.
Etwas langsamer im Tempo, aber mit wütendem Metalcore-Sound, energisch, aggressiv mit interessanten rhythmischen Elementen, mitreißenden Riffs und leidenschaftlichen Vocals. Die langen geflochtenen Zöpfe von Matt Honeycutt bilden schon fast einen Kontrast zu dem, was er da stimmlich von sich gibt.
Im Publikum werden erste Violent-Dancer aktiv, die eine solche Performance bieten, dass Schuhe umherfliegen. Außerdem mussten einige Leute feststellen, dass Springen mit vollen Bechern zu Inhaltsverlust bzw. Bierdusche führt.
Auch dieser Teil des Abends ist nach knapp 30 Minuten zu Ende und das Publikum hat sich schon mal richtig warmgemosht.
OCEANO – „You can move faster“
Dieser Ausspruch kann als Motto des Auftritts von einem der führenden Vertreter dieses Genres gelten. Immer wieder fordert Sänger Adam Warren die Menge dazu auf, welche dann einen Circle Pit nach dem anderen celebriert. Er selbst ist ein rastloses, wie verrückt tobendes Vorbild auf der Bühne. Durch das noch weiter runtergedrehte Licht und das Stroboskopflackern wird eine aufgekratzte Stimmung geschaffen. Und die Bewegung hat sich vom Circle Pit auf die ganze Halle ausgebreitet.
Dadurch, dass OCEANO nicht immer dem klassischen Strophe-Bridge-Refrain-Muster folgen, schaffen sie bereits Aufmerksamkeit. Doch die sehr tief gestimmten Saiteninstrumente grooven regelrecht, gurgelndes Growling liegt über den massiven Gitarrenklängen und die Blastbeats klingen durch das langsame(re) Rhythmusfundament noch intensiver. Und als Adam Warren dem Publikum zuruft: „If you feel what I say, so move“ gibt es vor der Bühne kein Halten mehr. Beim letzten Song wird mitgeklatscht und die Halle springt. Ob das dynamisch und energetisch noch zu übertreffen ist?
CHELSEA GRIN: Bewährungsprobe mit neuem Line Up
Bereits im Vorfeld gab es ja einige Diskussionen darüber, ob CHELSEA GRIN nach Änderungen im Line Up noch das bringen, was sie ausgemacht hat. Doch zunächst einmal Umbau auf der Bühne mit großem Drumkit. Dann wird das Backdrop gehisst und ohne Intro kommen CHELSEA GRIN von begeistertem Applaus begrüßt auf die Bühne.
Mit einem Florida Panthers-Heimtrickot bekleidet ergreift Tom Barber das Micro und los geht’s mit Dead Rose, dem Opener des Eternal Nightmare – Albums. Stellte sich mir anfangs noch die Frage, wie Tom Barber in die Fußstapfen von Alex Koehler treten würde, wurde schnell klar, dass er die Rolle des Frontmannes gut ausfüllt. Klar klingt er anders – aber richtig gut mit seiner gewaltigen Stimme.
Versiert in ihrer Spitzendisziplin: Breakdowns zum Niederknien
Ja, das können CHELSEA GRIN: gewaltiges Getrommel, rhythmisch harte Gitarren mit donnernden Basslinien verbinden.
Immer wieder entstehen tobende Circle Pits, Violant Dancer verschaffen sich Raum und die Hitze nimmt zu. Tom Barber fragt immer wieder, ob die „fucking motherfuckers“ noch wach sind und lädt sie zum Springen ein. Inzwischen hat er die Haare hochgebunden und trägt ein „I Hate Everyone“ – Shirt, dirigiert das Publikum und legt eine Performance hin, die schon Leistungssportcharakter hat.
Grandios auch, wie es Pablo Viveros schafft, seinen Bassdrums heftige Schläge zu verpassen und gleichzeitig die Backup-Vocals zu übernehmen. Währenddessen gibt es donnernde Basslinien von David Flinn und harte Riffs von Stephen Rutishauser.
Dies ziehen CHELSEA GRIN bis zum letzten Ton gnadenlos durch und entlassen ein begeistertes und durchgeschwitztes Publikum in die noch warme Kölner Nacht.
Fazit
Ein Wahnsinnsabend, der noch einmal gezeigt hat, dass Deathcore zwar oft schräg angesehen wird, bei seinen Fans aber immer wieder die hier beschriebene Begeisterung auslöst. Der Sound heute Abend war insgesamt klar und hat dafür gesorgt, dass auch die differenzierteren Elemente nicht im Geknüppel der Drums untergehen. Den Beleuchter hätte ich allerdings gerne darauf hingewiesen, dass es auch bei Deathcore- Konzerten ok ist, mal eine andere Farbe als rot oder blau zu wählen.
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Bildquellen
- Enterprise Earth 11.10.18 Köln: Bildrechte beim Autor
- Kublai Khan 11.10.18 Köln: Bildrechte beim Autor
- Oceano 11.10.18 Köln: Bildrechte beim Autor
- Chelsea Grin 11.10.18 Köln: birgit@metal-heads.de
- Chelsea Grin 11.10.18 Köln: Bildrechte beim Autor
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