ARDARITH- „Home“ Review
(English review below)
Ein ambitioniertes Metalprojekt
Am 09.09.2022 wird das Album „Home“ von dem Metalprojekt ARDARITH (Homepage) erscheinen. Nun wird sich jeder fragen, wer und was denn nun dahintersteckt. Eine ganze Menge würde ich meinen. Sage und schreibe 5 Sängerinnen und Sänger zusammen mit 11! Musikern haben an diesem Konzeptalbum mitgewirkt, welches eine bewegende Geschichte zu erzählen hat. Ideengeber und Initiator des Projekts ist Komponist und Texter Max Pfaffinger. Er sagt zu dem Projekt folgendes:
Das ist für mich mehr, als nur einen Traum zu verwirklichen. Es ist für mich eine Möglichkeit, die Zuhörer zum Nachdenken zu bringen und etwas zu bewegen – für eine Message, die mir wichtig ist.
Max Pfaffinger
Die Story
Für seinen Traum hat Max eine Reihe fantastischer Musiker gewinnen können. Das Konzept beruht dabei auf einen Hauptcharakter namens „Me“, der aufgrund von Krieg und Verderben seine Heimat verlassen muss, um ein neues Zuhause zu finden. Der Zündfunke für diese Idee ist der Krieg in Syrien gewesen, der viele Einwohner zum Verlassen der Heimat gezwungen hatte. Was geht in den Menschen vor, die diese Reise auf sich nehmen müssen? Diese und ähnliche Fragen haben Max nicht losgelassen. Er hat sich mit diesem Thema vor allem auf der psychischen Ebene beschäftigt. Und wie aktuell dieses Thema leider immer noch ist, zeigt nicht nur der Krieg in der Ukraine. Es gibt auch Zustände an vielen Orten der Welt, die dramatische Folgen für die Einwohner haben.
Auf seiner Reise wird Me von 4 Emotionen begleitet, die alle von unterschiedlichen Sängern und Sängerinnen verkörpert werden. Die Reise zu einem „Zuhause“ führt zu der Frage, was „Zuhause“ eigentlich bedeutet. Der Hauptcharakter ist bewußt neutral gewählt und es könnte auch viele andere Betroffene repräsentieren.
Als Sänger und Sängerinnen haben mitgewirkt: Rob Lundgren (Reveal), Alina Lesnik, Daniel de Jongh (Textures, Crown Compass), Liv Jagrell (Liv Sin, Sister Sin), Alexander Göhs (Dante). Musiker von Megaherz, Haggard, Subsignal, Dante, Ayreon, Aeneas u.v.m. komplettieren das Ensemble.
Eine beschwerliche Reise
steht bevor, die vor allem seelisch viel abverlangt. Die Geschichte wird in neun Kapiteln erzählt. Ich bin mehr als gespannt auf diese Reise, denn das Konzept und die Gruppe der Mitwirkenden hört sich mehr als interessant an. Alles andere als ein progressives Gerüst wäre mit der Idee wohl auch kaum möglich, denn alleine die Idee mit den verschiedenen sehr gegensätzlichen Emotionen erfordert ganz unterschiedliche musikalische Stimmungen. Die Reise des Protagonisten sollte auf diesem Album weniger als eine physische, sonder mehr als spirituelle Reise verstanden werden, bei der es vor allem um den inneren gedanklichen Kampf emotionaler Wesenheiten geht, die ein Verlust von einer vertrauten Heimat nach sich zieht. Dieser Kampf eröffnet nach und nach eine andere Sicht auf sich selbst und bringt eine wichtige Erkenntnis mit sich.
Ein intensives Wechselbad
der musikalischen Eindrücke hat mich fast eine Stunde lang gefangengenommen. Nach dem ersten Hören war ich erst einmal fix und fertig. So viele Eindrücke sind auf mich eingeprasselt, dass ich mich erst einmal sortieren musste. Zu folgender Erkenntnis bin ich zunächst gelangt: An dieses Album muss man angesichts der Thematik und dessen Umsetzung mit Zeit und Aufmerksamkeit herangehen. Man muss aktiv zu hören! Nicht nur, um in die Gedankenwelt von Me einzutauchen, sondern auch um die ganze verschiedenen Facetten ausreichend wahrzunehmen. Die Songstrukturen haben mich teils herausgefordert, mich aber auch dazu gebracht das Album wieder und wieder zu hören. Und jedesmal entdeckte ich etwas neues für mich und die Songs entfalteten mehr und mehr ihre Wirkung. So möchte ich nun etwas näher auf die Reise von Me eingehen.
Die Entscheidung
Der erste Track „Prologue“ behandelt das grausame Dilemma von Me mit seiner Situation. Das Album beginnt ruhig und wehmütig mit Wellenplätschern, wobei diese Idylle plötzlich von unschönen Geräuschen abgelöst werden. Düsenjets, Bombenexplosionen, Schüsse und Alarmsirenen sind zu hören. So wird schon einmal verdeutlicht, warum Me seine Heimat verlassen muss. Krieg, Tod und Verderben vertreiben ihn aus seiner Heimat. Eine Alles-oder-Nichts-Situation entsteht. Entweder er schafft es loszulassen oder er wird untergehen. Er muss das Wagnis eingehen in die Fremde zu gehen. Das Finale des ansonsten eher bedächtigen Songs wird dann auch dramatisch und der harte Sound unterstreicht die Schwere der Entscheidung.
Leere hält Einzug
in die Gefühlswelt von Me. „Enter The Void“ startet mit spacigen Synhties (Ben Eifert), die sich auf dem ganzen Album finden und ein tolles Merkmal darstellen. Erinnert mich an die Band ACOLYTE aus Australien. „Enter The Void“ entpuppt sich als rifflastiger Power-Metal-Song mit sehr düsterer Attitüde, doch im Verlauf öffnen sich ganz andere musikalische Blüten von wunderbarer Schönheit. Die Gitarren verschwinden und der Song wird von klassischen Kompositionen bestimmt.
Hier hat auch die Violine ihre Premiere, wunderbar gespielt von Lisa Hellmich, welche mit ihren charmant traurigen Klängen den Hörer verzaubert. Progressiver kann man es kaum gestalten und es verlangt dem Hörer schon einiges ab. Ich war fasziniert von den überwältigenden Eindrücken und konnte mich immer mehr und mehr in die Geschichte fallen lassen und fieberte mit Spannung dem weiteren Verlauf entgegen. Das Finale in diesem Song mit der Hammond Orgel und dem Gitarrensolo kann man nur als genial bezeichnen.
Immer wieder neue Dinge
zeigen sich in den Kompositionen. Hier wiederholt sich wirklich mal überhaupt nichts. Jeder Song ist eine Perle, die immer wieder einen anderen Glanz erscheint… mal heller, mal matter oder auch schwarz. Alles ist wohldurchdacht, mit viel Geschick und musikalischem Gespür erschaffen worden. Ich könnte zu jedem Song eine ganze Rezension schreiben, weil es so viele Eindrücke zu verarbeiten gibt.
Es ist ein herausragendes Merkmal dieses Albums, dass die Songverläufe nicht einzuschätzen sind. Ich finde das sehr aufregend, wenn Songs den eingeschlagenen Weg verlassen, sich querfeldein bewegen ohne den Hauptweg aus den Augen zu verlieren und irgendwann wieder dorthin zurückzukehren. Nicht leicht umsetzbar und deswegen eine
hohe Kunst.
Exotisch wird es beispielsweise bei „Lay Down To Sleep“ mit seinem orientalischen Gesangseinstieg. Einfach irre, wenn nach traditionellen folkloristischen Gitarrenklängen diese verrückten Synthieparts erklingen.
Es soll allerdings nicht der Eindruck entstehen, dass die Songs keinen Flow haben und jegliche Eingängigkeit missen lassen. Dem ist nicht so. Es gibt genügend Passagen, die melodisch leicht zu erfassen sind oder wo es auch einfach bretthart zur Sache geht. „The Key“ ist beispielsweise trotz progressiven Aufbaus weniger experimentell ausgefallen als andere Songs. Er beginnt recht harmlos, entwickelt sich aber zu einem stürmischen Ritt.
Vor meinem Fazit möchte ich noch anmerken, dass die alle Beteiligten auf einem verdammt hohen Niveau abgeliefert haben. Jede Stimme und jedes Instrument bereichert den Sound auf seine eigene Weise.
Fazit
ARDARITH haben mit ihrem Album „Home“ musikalische Kunst erschaffen. Kunst, die vielleicht nicht für die Massen konzipiert ist, aber gerade deswegen ein besonders wertvoller Schatz ist. Nicht nur die Idee hinter der Geschichte ist lobenswert, sondern auch die Liebe und Akribie, mit der Max Pfiffinger als Komponist und seine Musikerschar aus Vocalisten und Instrumentalisten der Idee Leben eingehaucht haben.
Am Ende steht die Erkenntnis, dass jeder Mensch die gleichen Bedürfnisse und Emotionen in sich trägt („Inside we’re all the same“). Das Debütalbum ist damit Appell und Inspiration gleichermaßen, für Offenheit gegenüber jedem anderen Menschen.
Man könnte das Album als buntes Kaleidoskop der Klänge mit immer anderen neuen Eindrücken beschreiben. Genauso ist die Musik aber auch so interessant wie ein gutes Buch mit tollen Spannungsbögen und wechselhaften Szenarien. Dies mag Freunden geradliniger Musik und einfachen Strukturen zu viel des Guten sein. Doch ich finde es faszinierend. Man fiebert voller Neugierde der nächsten Seite, dem nächsten Song, dem nächsten Kapitel entgegen, ohne zu wissen, was einen erwartet, um sich schließlich von unvorhersehbaren Handlungssträngen überraschen zu lassen.
Ich empfinde das gesamte Konzept als äußerst stimmig und spannend umgesetzt. Nach ca. 20 intensiven Durchläufen des Albums finde ich keinen Grund einen Punkt abzuziehen. ARDARITH haben mit „Home“ eine wahre Perle im Prog Metal erschaffen.
Jeder Fan von progressiver Musik, die keine Grenzen kennt, muss einfach zugreifen. Somit sollte man mit einer Bestellung des streng limitierten (500 St.) Vinylpakets nicht zu lange warten.Dort bekommt ihr zwei farbige Vinyls, die CD und ein Poster im A2 Format vom geilen Cover-Artwork. Ihr könnt es auf der Homepage bestellen:
English Review
An ambitious metal project
On 09.09.2022 the album „Home“ of the metal project ARDARITH (Homepage) will be released. Now everyone will wonder who and what is behind it. As many as 5 singers together with 11! Musicians have collaborated on this concept album, which has a soulful story to tell. Idea giver and initiator of the project is composer and lyricist Max Pfaffinger. He says the following about the project:
For me, this is more than just making a dream come true. It’s a way for me to make the audience think and make a difference – for a message that’s important to me.
Max Pfaffinger
The story
For his dream, Max has been able to recruit a number of fantastic musicians. The concept is based on a main character named „Me“, who, due to war and doom, has to leave his homeland to find a new home. The spark for this idea has been the war in Syria, which had forced many inhabitants to leave their homes. What is going on in the minds of the people who have to make this not wanted journey? Max was very interested in these and similar questions. He dealt with this topic primarily on a psychological level. And how topical this subject unfortunately still is is not only shown by the war in Ukraine. There are also conditions in many places in the world that have dramatic consequences for the inhabitants.
On his journey, Me is accompanied by 4 emotions, all embodied by different singers. The journey to a „home“ leads to the question of what „home“ actually means. The main character is deliberately chosen to be neutral and it could also represent many other people concerned.
As singers have participated: Rob Lundgren (Reveal), Alina Lesnik, Daniel de Jongh (Textures, Crown Compass), Liv Jagrell (Liv Sin, Sister Sin), Alexander Göhs (Dante). Musicians from Megaherz, Haggard, Subsignal, Dante, Ayreon, Aeneas and many more complete the ensemble.
An arduous journey
is imminent, which will demand a lot from the inside in particular. The story is told in nine chapters. I’m more than excited about this journey, because the concept and the group of contributors sounds more than interesting. Anything other than a progressive framework would hardly be possible with the idea, because the idea alone with the various very contrasting emotions requires very different musical moods. The journey of the protagonist should be understood less as a physical, but more as a spiritual journey, which is mainly about the inner mental struggle of emotional essentials, which a loss of a familiar home entails. This struggle gradually opens up a different view of oneself and brings with it an important realization.
An intense emotional roller coaster
of musical impressions captivated me for almost an hour. After the first listening I was first of all somekind of confused. So many impressions have poured in on me that I had to sort myself out first. I came to the following realization: You have to approach this album with time and attention in view of the subject matter and its implementation. One must listen actively! Not only to dive into the world of Me’s thoughts, but also to perceive all the different facets sufficiently. The song structures partly challenged me, but also made me listen to the album again and again. And each time I discovered something new for me and the songs unfolded more and more their effect. So now I would like to go a little deeper into the journey of Me.
The decision
„Prologue“ deals with Me’s cruel dilemma with his situation. The album begins quietly and wistfully with waves lapping, though this idyll is suddenly replaced by unpleasant noises. Warjets, bomb explosions, gunshots and alarm sirens can be heard. Thus it is already made clear why Me has to leave his home. War, death and destruction drive him out of his home. An all-or-nothing situation arises. Either he manages to let go or he will perish. He must take the risk of going abroad. The finale of the otherwise rather thoughtful song then also becomes dramatic and the hard sound underlines the gravity of the decision.
Emptiness comes along
„Enter The Void“ kicks off with spacey synhties (Ben Eifert) that are found throughout the album and are a great feature. Reminds me of the band ACOLYTE from Australia. „Enter The Void“ turns out to be a riff-heavy power metal song with a very dark attitude. As the song progresses, the guitars disappear and the song is dominated by classical compositions.
Here also the violin has its premiere, wonderfully played by Lisa Hellmich, who enchants the listener with her charmingly sad sounds. As I said before crazy synths are also part of the game. You can hardly make it more progressive and it already demands a lot from the listener. I was very fascinated by the overwhelming impressions and could let myself fall more and more into the story and feverishly awaits the further course. The finale in this song with the Hammond organ and the guitar solo can only be described as ingenious.
Always new things
show themselves in the compositions. Here really nothing repeats itself at all. Each song is a pearl, which appears again and again another shine… sometimes brighter, sometimes darker or even black. Everything is well thought out, created with a lot of skill and musical sense. I could write a whole review to each song, because there are so many impressions to process.
It is an outstanding feature of this album that the song progressions cannot be estimated. I find that very exciting, when songs leave the chosen path, move cross-country without losing sight of the main path. Not easy to realize and therefore it’s a
high quality of art.
It gets exotic for example with „Lay Down To Sleep“ with its oriental vocal entry. Simply crazy, when after traditional folkloristic guitar sounds these crazy synth parts are coming in.
However, the impression should not arise that the songs have no flow and lack any catchiness. This is not so. There are enough passages that are melodically easy to grasp or where it goes also simply hard to the point. „The Key“, for example, is less experimental than other songs, despite its progressive structure. It starts quite harmless, but develops into a stormy ride.
Before my conclusion, I would like to note that all participants have delivered on a damn high level. Every voice and every instrument enriches the sound in its own way.
Conclusion
ARDARITH have created musical art with their album „Home“. This is perhaps not designed for the masses, but nethertheless it is a particularly valuable treasure. Not only the idea behind the story is commendable, but also the love and meticulousness with which Max Pfiffinger as composer and his band of vocalists and instrumentalists have breathed life into the idea.
In the end, there is the realization that every human being carries the same needs and emotions inside („Inside we’re all the same“). The debut album is thus an appeal and inspiration in equal measure, for openness towards every other human being.
You could describe the album as a colorful kaleidoscope of sounds with always different impressions. Equally, the music is as interesting as a good book with great suspense arcs and changing scenarios. This may be too much for friends of straightforward music and simple structures. But I find it fascinating. You eagerly await the next page, the next song, the next chapter, without knowing what to expect, only to be surprised by unpredictable plot lines.
Every fan of progressive music that knows no boundaries simply has to grab it. Thus, you should not wait too long with an order of the strictly limited vinyl package (500 pcs.). There you get two colored vinyls, the CD and a poster in A2 format of the awesome cover artwork. You can get it at their homepage:
NEWSLETTER. FREITAGS. KOSTENLOS.
Bildquellen
- Max Pfaffinger_2-skaliert: Mac Pfaffinger (ARDARITH)
- ARDARITH Musicians Pt. 1: Mac Pfaffinger (ARDARITH)
- ARDARITH Musicians Pt. 2: Mac Pfaffinger (ARDARITH)
- ARDARITH Home Cover+Infos: Cover+Infos-->Max Pfaffinger//Rest-->Pixabay
- ARDARITH Home Titelbild: Max Pfaffinger (Ardarith)
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