Black Veil Brides – Alive And Burning – DVD Review
Da sitzen wir in der Redaktionssitzung und der Chef sagt, ich hab hier noch Material zum reviewen und hält die Black Veil Brides DVD Alive And Burning hoch. Ist Metalcore, also her damit. Und jetzt weiss ich schon, dass die Hälfte der Leser ausflippt: die Jungs sind doch geschminkt, das ist doch Pop und kein Metalcore, die lassen sich auf der Bühne verprügeln, etc…
Egal! Denn vor mir liegt die DVD, welche der erste Live-Mitschnitt der Band ist. Hier lässt sich sicherlich keiner auf der Bühne verprügeln. Geschminkt treten sie ja schon länger nicht mehr auf und sie kommen aus der melodischeren Ecke des Metalcore, wobei sie natürlich früher mehr Emo und Scream gemacht haben. Also hab ich mich ran gesetzt.
Der erste Eindruck der DVD ist ein gut aufgemachtes, gemaltes Cover, welches im Inneren ein Panoramabild des ausverkauften Wiltern Theatre in Los Angeles zeigt – hier wurde auch 2014 aufgenommen. Das Booklet gibt noch Kompositionsinformationen zu den einzelnen Tracks und je Seite eine nette Collage jeden Band-Members. Die Spielzeit beträgt 82 Min. zzgl Bonusmaterial, das Fernsehformat ist 16:9 und erfreulicherweise ist tontechnisch nicht nur Dolby Stereo und Dolby Digital 5.1, sondern auch DTS vertreten, wobei das Bonusmaterial nur in Stereo zur Verfügung steht. Die FSK sagt, man darf trotz der häufigen Fucks und Fuckings die DVD ab 12 schauen, die US-Version ist natürlich erst ab 15, da man diese Worte dort erst 3 Jahre älteren Zuschauern zumuten kann.
Die Setlist enthält neben neuen Songs auch ein älteres Schmankerl und stellt sich wie folgt dar:
Heart Of Fire – I Am Bulletproof – Coffin – Faithless – Wretched & Divine – Knives & Pens – Overture – Shadows Die – Last Rites – Rebel Love Song – Drum Solo – The Legacy – Sweet Blasphemy – Perfect Weapon – Fallen Angels – Rebell Yell – In The End
Das Menü startet mit einem Loop-Video der Live-Performance von Rebel Love Song und zeigt darunter die Menüpunkte, die das direkte Starten der DVD ermöglichen, zur Song Selektion führen, das Bonusmaterial „Meet the Fans“ startet oder die vorgenannten Audio Optionen aufruft.
Die DVD startet mit dem Blick in die Garderobe und man begleitet die Jungs auf die Bühne, wo die Fans erwartungsgemäß schon ordentlich kreischen (Teenie-Band halt, 90% der Zuschauer weiblich und zwischen geschätzten 16-19 Jahren). Mit Beginn des Intros der Band wird das Kreischen dann DVD-Zuschauer freundlich in den Hintergrund geblendet und die Musik, etwas basslastig abgemischt, in den Vordergrund gebracht. In den Solo-Parts und bei den Mitsing-Elementen wird das Publikum aber natürlich wieder eingeblendet; man ist schließlich Zuschauer bei einem Live-Konzert. Leider ist das Publikum an den Stellen nicht präsent genug eingeblendet, so dass die komplette DVD eher wie ein großes MTV-Musikvideo rüberkommt und das Live-Konzert-Feeling etwas verloren geht (gerade bei den Chören zB bei Knives & Pens hätte ich mir das gewünscht).
Die Bildschnitte bei manchen Songs sind echt anstrengend, da alle 2 sek. die Einstellung geändert wird (ganz schlimm bei „I Am Bulletproof“). Einige wenige Male sind die Kameraeinstellungen auch etwas verschoben oder zu schnelle Schwenks, bei denen man merkt, da wurde jemand auf dem Headset überrascht, aber man musste es nehmen, weil man keinen neuen Cut machen wollte. Beim Licht wird Fernseh-freundlich hauptsächlich mit Beams und weniger mit Flutern gearbeitet, was ein durchgehend klares Bild ermöglicht. Die einzigen Bildeffekte sind Blenden auf schwarz-weiss, ansonsten ist die Aufnahme augenfreundlich in Originalfarben.
Zum Konzert:
Wenn Andy Biersack gerade nicht singt, kaut er Kaugummi – seine Interaktion mit dem Publikum, inkl. hochgezogener Augenbraue bei Coffin vor der Scream-Sequenz, wirkt jedoch zum Teil wie so oft, recht einstudiert. Aber das ist man von ihm gewohnt; er weiß zu polarisieren.
Musikalisch kann man den Jungs nichts vorwerfen, die 3 Saitenvirtuosen und auch die Drums kommen taktgenau und perfekt gespielt daher und Biersacks Stimme ist gewohnt kraftvoll, wobei diese sich gerade positiv entwickelt und weitaus kräftiger ist, als man es noch von den ersten Scheiben gewohnt ist. Es ist schön, dass auch Up-Tempo Nummern wie Coffin gespielt werden.
Nach Knives & Pens brauchen die Jungs anscheinend eine kurze Pause, denn es kommt eine kurze Overtüre, welche zum orchestral durchzogenen und durch Nebel unterstützte Shadows Die überleitet, bei dem Gitarrist Jinxx, der auch ausgebildeter Konzertviolinist ist, die Violine auspackt und live spielt – sehr cool.
Das angekündigte Drumsolo ist ernüchternde 42 Sekunden lang und zeigt leider nur kurz, was Drummer Christian „CC“ Coma wirklich drauf hat. Eigentlich ist es nur eine kurze Doublebass-Einleitung zu The Legacy.
Immer wieder verwirrt mich die Tatsache, dass wir uns auf einem Metalcore Konzert befinden und das Publikum immer wieder mit beiden Händen Herzchen-Zeichen formt. Jedoch merkt man, dass Andy Biersack sich seiner Verantwortung sehr bewusst ist, denn die Ansage nach The Legacy hat es in sich (frei übersetzt von mir):
„Etwas früher in seiner Karriere dachte er (Andy) daran, dass Leute sich nicht alleine fühlen sollen, sondern als Teil von etwas und sich nicht fühlen sollten, dass sie weniger wert sind als andere Menschen. Vor Kurzem hat er aber einen Trend in der Rock Musik entdeckt, dass es Menschen gibt, die den Kids absichtlich verkaufen, dass man sich alleine fühlen und abgrenzen soll, und er und die Band stimmen dem nicht zu. Er versteht, dass Leute bei Autogramm-Terminen ihre Rasierklingen mitbringen, die er unterschreiben soll, weil sie mit dem Cutten aufgehört haben. Er möchte jedoch an alle appellieren, anstatt ihre Rasierklingen doch ein breites Lächeln mitzubringen, das ihm und der Band klar zeigt, dass sie (die Zuschauer) wirklich durch etwas durchgegangen sind und es besiegt haben. Denn im Rock `n Roll geht es nicht um traurig sein, sondern darum stärker zu werden.
Das finde ich gut und denke, dass er das nicht nur auf DVD sagt, sondern auch auf nicht mitgeschnittenen Konzerten. Natürlich ist es aber wichtig, dass es auf dem Live-Mitschnitt zur Geltung kommt.
Damit auch die „alten“ Fans zufrieden gestellt werden, wird auch noch Perfect Weapon vom ersten Album gespielt – man sieht und hört, dass Andy auch noch die alten Scream-Growl-Songs performen kann. Und genau bei dem Lied habe ich das Gefühl, dass von der ganzen Band mal die geübte Fassade abfällt und sie wirklich Spaß haben und abgehen inkl. unkontrolliertem Rumgehüpfe.
Zum Abschluss spielen BVB noch die Mitsinghymne Fallen Angels, die leider auch wegen des perfekten Sounds und akustisch ausgeblendetem Publikum nicht so ganz zünden will.
Als Zugabe hat haben sich die Jungs Rebel Yell ausgesucht. Passend dazu hat Andy Biersack ein American Football-Shirt mit der 80 angezogen, vielleicht da der Song ja auch aus den 80ern kommt. Die Version ist nicht so übel wie von mir befürchtet, allerdings ist auch hier die von Billy Idol bekannte Oberlippe sorgfältigst einstudiert.
Zum Finale spielt Black Veil Brides von Luftballon– und abschließendem Konfetti-Regen begleitet noch In The End, bei dem William Francis des Darkwave Projekts William Control einen sehr kurzen Auftritt hat, wobei mir nicht klar ist, warum eigentlich? Der Auftritt dauert ein paar Sekunden und dann ist das Konzert auch definitiv zu Ende.
Bonus-Material Meet The Fans:
Man sieht BVB bei einer Autogrammstunde und direkt im Einspieler sehr viele Girls der BVB Army mit dem obligatorischen „we love you“. Ab dann wird nur noch gezeigt, wie Hände geschüttelt und alle möglichen Devotionalien und Arme unterzeichnet werden. Natürlich gibt es auch ein paar Wein- und Beinahezusammenbrüche zu sehen.
Leider sehr bescheidenes Bonus-Material, da mit dem vorgenannten der Bonus-Bereich auch schon abgeschlossen ist. Mehr Töne zur Tour hätte ich mir zB gewünscht, oder Behind the Scenes. Da es ja nun die erste Live DVD war, müssten die Jungs eigentlich tausend Eindrücke haben, über die sie vielleicht erzählen wollen.
Fazit:
Musikalisch und gesanglich mag ich Black Veil Brides. Ich höre normalerweise viel härtere Musik, kann und darf den Jungs ihre musikalische Qualität aber nicht absprechen.
Die DVD finde ich leider etwas enttäuschend, der Sound ist perfekt und damit für einen Live-Mitschnitt viel zu steril. Man bekommt zu wenig vom Publikum mit und somit will sich auch keine richtige Konzert-Stimmung einstellen. Wie ich vorher schon schrieb: es ist wie ein langes MTV Musikvideo.
Ich denke, man wollte ein perfekt durchgestyltes Ergebnis abliefern und das ist gelungen; zum Leidwesen des Zuschauers. Für die Fans der Band aber sicherlich ein Plichtkauf, denn so nahe kommen sie der Band ja nicht jeden Tag.
Hier noch der Trailer zur DVD:
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Bildquellen
- Black Veil Brides – Alive and Burning – DVD Cover: amazon.de
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