DiNA – self titled (VÖ: 31.03.2023)

Der Name Dina kommt aus dem Hebräischen und bedeutet „gerechtfertigt“ . Ob es gerechtfertigt ist, so einen geheimnisvollen Kult um eine vierköpfige Band ohne Namen und Gesichter zu machen, ist heute unsere Frage. Gleichzeitig möchten wir euch aber auch die Musik – hierum geht es uns normalerweise – der neuen deutschsprachigen Band aus der Hansestadt Hamburg näherbringen.
Leichtes Geschmäckle
Lustige Maskierungen wie bei den Warkings kennen wir inzwischen bei der einen oder anderen Kapelle. Und früher oder später erfährt man glücklicherweise auch, wer hinter der Fassade steckt. Hoffen wir, dass es uns mit DiNA ähnlich ergehen wird und sich die Band nicht zum „Sorgenparasit “ (so einer der Songtitel auf dem neuen Album) entwickelt. Denn spätestens mit der Enthüllung um die Rock-Metal-Combo „Weimar“ , deren Mitglieder nach rund einem Jahr die Nähe zur thüringischen Neonaziszene nachgewiesen wurde, wird man als Journalist bösgläubig. Man beginnt zu recherchieren, um irgendwie doch an Hintergrundinformationen zu gelangen. Schließlich will man die vorgefertigten Pressemitteilungen auch verifizieren. Um wen handelt es sich hier? Doch außer einer gleichnamigen Indi-Pop-Band aus Berlin und dem Fantasy-Roman um die Hüterin der Tore wird man nicht wirklich fündig.
Eigene Erklärung
In der Pressemitteilung steht dafür recht viel. Allerdings wird wenig bis nichts trotz der vielen Sätze und umständlichen Worthülsen enthüllt. Zitat: “ Die Masken sind ein Paradoxon und gleichzeitig die Parodie auf die Missachtung der Menschen bei schwierigen Themen. “ Hört, hört. Gibt es noch tiefgründigere Andeutungen, mit wem wir es hier zu tun haben? Die Antwort vorweg: Nein. Zitat: „DiNA ist wie du. Du bist wie DiNA. Zusammen sind wir eine Bewegung. Und eine Bewegung braucht keinen Star-Kult, keine Gesichter. Daher möchte sich die Band nicht zu erkennen geben, anonym bleiben. Jeder von euch könnte hinter diesen Masken stecken. Vereint in derselben Sorge. Denselben Fragen. Derselben Wut. Jeder kann DiNA sein. Jeder sollte DiNA sein und laut und mutig auf Missstände in der Welt aufmerksam machen. Jeder kann eine Maske tragen und gleichzeitig tragen wir alle Masken, weil wir nicht hinschauen. “ Na dann ist ja alles klar.
Bisherige Reviews
Wer hat denn bislang etwas über den Newcomer geschrieben? Lediglich die Kollegen von Morecore haben bisherige Presseinfos nahezu 1:1 übernommen. Und das seit 1989 existierende Musik-Magazin Visions hat in seiner Review 3 von 12 Punkten vergeben und den Hype launig mit den Worten „Mit Dina tauchen die maskierten Alternative-Rock-Superhelden am Horizont auf, die Deutschland nicht gebraucht hat“ kritisiert. Und die Band gleich mal mit Tokio Hotel verglichen.
Distortion Is Our Passion – Gegen Rassismus
Daher kaufen wir hier heute quasi die Katze im Sack. Und beschränken uns mangels tiefergehender Hintergrundinformationen rein auf das bisherige künstlerische Output der Band DiNA. Unser Credo als gemeinnütziger Verein metal-heads e.V. ist unserer treuen Leserschaft schließlich gemeinhin bekannt. Wir lieben gitarrenverzerrte Musik. Und wir hassen jegliche Form von Rassismus, Homophobie, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung und stehen für Diversität. Puh. So viele Vorworte haben wir noch nie gemacht, um ein Album zu präsentieren. Hier als Teaser mal die 1. Single der Band namens „Diener“. Ob dieses Wort bereits den Bandnamen erklärt? DiNA = Diener? Wer weiß das schon.
DiNA erscheint am 31. März 2023
Soweit, so rockig der Sound und direkt der Ton ( „Wir sind alle nur gefickt“ ). Los geht´s mit der Albumvorstellung insgesamt. Da ist es also. Das Erstlingswerk der Rockband DiNA aus Hamburg, die sich im Corona-Lockdown gefunden haben will. Und uns heute zehn CD-taugliche Songs in deutscher Sprache in einem schlichten schwarzen CD-Cover mit 8-seitigem CD-Booklet präsentiert. Dafür aber mit sämtlichen Songtexten. Ab kommenden Freitag ist die Scheibe in sämtlichen Formaten beim Label Circular Wave erhältlich. Wenn man der Presseinfo glauben darf, bemühen sich die vier Rocker gleichen Namens (alle heißen DiNA, was uns die Frage „Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?“ aufdrängt) gleich auf mehreren Ebenen um ein stimmiges, künstlerisches Konzept. Nicht nur musikalisch, sondern auch cineastisch.
Aus 4 Musikvideos wird ein Kurzfilm
Denn aus den vier einzelnen Musikvideos zu den Tracks „Porzellan“ , „Papa“ , „Papier“ und dem noch folgenden „Bourgeoisie“ (auch der Opener der CD) soll ein großes Ganzes werden. Sprich: Schaut man die 4 Musikvideos nacheinander an, hat man einen Kurzfilm zusammen. Das Konzept hat der Regisseur höchstselbst entwickelt. Und der taucht immerhin mit Klarnamen auf. Daniel Schütter heißt er und wenn er der ist, den wir hier gefunden haben, wäre er auch ein möglicher Kandidat hinter der venezianischen Maske des DiNa-Sängers. Immerhin hatte Schütter laut seiner Vita in der Vergangenheit bereits selbst zum Mikrofon gegriffen. Aber jetzt hört und schaut erstmal in die bisherigen Filmchen rein. Denn so habt ihr bereits ein Drittel der neuen CD intus.
1. Musikvideo „Porzellan“
2. Video zum Lied „Papa“
So sanftmütig wie der Liedtitel vielleicht nach Familie und Verbundenheit klingen mag, ist es natürlich nicht, was DiNA hier an den Pranger stellen. Die Band bezieht stattdessen Haltung gegenüber den Missständen in der katholischen Kirche. Ein Thema, das seit Jahren bekannt ist und über das immer wieder ausführlich berichtet wird und trotzdem schützt die Kirche die Täter immer noch und die Opfer finden nur wenig oder gar keine Beachtung. Also keine leichte Kost. Dass dafür in einer Kirche gefilmt werden durfte, findet Beachtung. Aber vielleicht war es ja ein bereits „entweihtes“ ehemaliges Gotteshaus. Ton an, Film ab für „Papa“ :
Das 3. Video zum Song „Papier“
Hierin kritisieren die jungen Musiker textlich die toxische Männlichkeit und deren Haltung gegenüber Frauen. Der Hintergrund zum Songtext: Man wird als weißes Blatt Papier geboren und auf dem Weg zur alten Frau wird diese weiße Unschuld so oft in den Dreck gezogen, dass man irgendwann eben die „kleine alte Frau“ wird, die aufgegeben hat.
Videopremiere „Bourgeoisie“ am 31. März
Zum Release des Albums wird nachfolgendes Video dann auch rechtzeitig freigeschaltet. Inhaltlich wird das immer noch vorherrschende Patriarchat kritisch besungen. Es soll in dem Lied über eine Welt gehen, in der immer noch der Turbokapitalismus gefeiert wird, in der Reichtum über Werte geht, aber gleichzeitig Menschen im Dreck vor Hunger sterben müssen. Auch hier wird sprachlich sehr provoziert. Wir rezitieren eine Textzeile: „Holt die Schwänze raus, der Rest bleibt Fantasie“. Na, ja.
Künstlerische Freiheit beim Songtexten
Zusammengefasst decken die Songtexte von DiNA die Themen Sexismus, sexualisierte Gewalt auf der Straße oder in der Kirche, Konsumwahnsinn, „neo-liberale Kapitalismuskacke“ und nicht weniger als den Untergang der Welt im Allgemeinen und Angst im Besonderen ab. Und dies erfolgt sprachlich doch recht provokativ. Was sich mit dem 2. Satz der Pressemitteilung deckt. Da heißt es nämlich: „Die Band kommt mit einer gesunden Portion Wahnsinn um die Ecke.“ Die Interpretation überlassen wir gerne euch.
Der musikalische Vergleich hinkt
Weiter steht im Pressetext „Bei genauem Hinhören bemerkt man aber schnell, dass sie (die Band, Anmerkung der Redaktion) nicht nur eine starke Haltung gegenüber vielen aktuellen Themen hat, sondern auch musikalisch sehr beeindruckend zeigt, was man aus Gitarren, Bass und Drums herausholen kann.“ So soll sich die musikalische Gemengelage in der Schnittstelle zwischen Kraftklub, Selig, Rio Reiser und Rammstein, Rage Against Machine, Tool sowie Led Zeppelin befinden. Auch hier haben wir nicht sämtliche Bands sofort herausgehört, aber wer weiß? Vielleicht gelingt es euch ja. Wer neugierig geworden ist, kann das Album übrigens hier vorbestellen. Falls es die Kaufentscheidung beeinflussen sollte: In der limited CD-Edition findet ihr noch ein wertiges Gitarren-Plek als Zugabe.
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Bildquellen
- DiNA: Sailor Entertainment / Foto: Markus Haner
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