MERKUR – Apocalypse Rising – VÖ 01.12.2018
MERKUR aus Island haben Weihnachten 2018 kurzerhand vorverlegt. Ihr am 01.12. veröffentlichtes Debütalbum „Apocalypse Rising“ bewerben sie auf Facebook als „Weihnachstalbum des Jahres“.
Die Garage am Rande Europas
Die drei Jungs von der Insel Vestmannaeyjar vor der Südküste Islands haben die sechs Songs in Eigenregie zusammen geschraubt. Gitarrist und Sänger Arnar Júlíusson hat sich für die Produktion der Einfachheit halber selber ans Mischpult gesetzt. Und wer jetzt glaubt, dass das total nach Garage klingt, wird zum Glück nicht enttäuscht. Allerdings anders als gedacht. Aber der Reihe nach…
MERKUR killt sie alle
Nach dem Instrumental-Intro „Upbringing“ macht es einen Cut, ein paar trockene Anzählschläge mit den Drumsticks und aus den Boxen donnert „The Four Horsemen“ vs. „Hit The Lights“ von METALLICA. Bei MERKUR heißt das Stück „Apocalypse Rising“. Aber die Überraschung ist voll gelungen! Ebenso überraschend ist Arnars Stimme. Der Teenager am Mikro bringt eine erstaunliche Intensität und Aggressivität zustande, die sich durch das komplette Album zieht. Thrash as Thrash can!
Kein Winter-Blues
Der folgende Track „Reaper“ bleibt zunächst noch im Bay Area-Fahrwasser, um jedoch im Laufe der knapp neun Minuten Spielzeit eher die düster-industrial Facetten des Genres auszuloten. Das schließt einen mehrstimmigen Background-Chor nicht aus, der für eine „Warte-der-Henker-kommt-dich-holen“-Atmosphäre sorgt. Wiederum Erstaunen meinerseits, wie versiert MERKUR die Songs strukturieren. Langeweile absolut Fehlanzeige.
Punk is not dead
„The Screams“ übernimmt die düstere Färbung. Schlagzeuger Mikael Magnússon wühlt sich – unterstützt von Bassist Trausti Mar Sigurðarson – durch einen schleppenden Auftakt, der dann genug Tempo aufnimmt, um ernsthaft über einen Mosh Pit nachzudenken. Der Stil des Songs ändert sich jetzt in eine Richtung, die erahnen lässt, wie nah sich Thrash Metal und Punk vor 35 Jahren noch gewesen sind. Das Solo dann wieder Thrash/Speed pur.
Eine halbe Stunde Spass
„The Death and Resurrection Show“ von KILLING JOKE und JOAN JETT liefern die Vorlage für das Intro zu „Welcome to Hell“. Der vorab veröffentlichte Track hakt dann im Folgenden die Verbeugung von MERKUR vor dem Grunge ab. Wiederum ein cooler Mix mit Singalong-Qualität.
Balladen und Thrash Metal sind immer so eine Sache. Aber bei MERKUR reicht es zum Schluss mit „Save Your Prayer“ zumindest für eine Halbballade. Der Track komplettiert den 31 Minuten-Erstling.
Insgesamt ein tolles, weil abwechslungsreiches (Weihnachts-)Album, das in den Polls weit kommen würde, wenn es nicht so spät veröffentlicht worden wäre und so wenig verbreitet wäre. Aber dann nimmt man es halt für 2019 mit auf die Liste. Ich bin auf alle Fälle gespannt, was MERKUR als nächstes austüfteln werden. Bis dahin geht „Apocalypse Rising“ auf meine Feiertags-Playlist gegen den Blockflötenterror.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass MERKUR den Thrash Metal verstanden haben und geschickt Elemente aus verschiedenen Genres zu einem durchaus eigenen Stil kombinieren. Ihre Anleihen bei diversen alten Meistern tun diesem Votum keinen Abbruch. Hut ab im Übrigen für die absolut vorzeigbare Produktion, die vom Garagen- oder Wohnzimmerniveau bereits um ein, zwei Stufen entfernt ist.
„Apocalypse Rising“ wird es – vorerst jedenfalls – nur als Download und im Stream auf allen bekannten Plattformen geben. Über die Band informiert ihre Facebook-Seite, die zur Zeit noch komplett auf isländisch ist.
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Bildquellen
- Apocalypse Rising album cover: (c) 2018 Merkur Band
- Merkur band photo: (c) 2018 Merkur Band
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