Mike Tramp – „Songs of WHITE LION“ (VÖ: 14.04.2023)
Mike Tramp – „Songs of WHITE LION“ (VÖ: 14.04.2023)
Manche Menschen wollen mit der Vergangenheit abschließen. Andere halten (für immer) daran fest. Und eine dritte Sorte kann nicht so ganz loslassen und frischt doch die Erinnerungen auf und verpasst ihnen ein neues Gewand. Zur letztgenannten Kategorie gehört offenbar Mike Tramp. Der gute Mann ist ja schon ewig auf Solopfaden unterwegs, nachdem er eine Weile mit FREAK OF NATURE eine etwas andere Stilrichtung bedient hat. Diverse Soloscheiben und dazugehörige Touren. Er kann’s nicht lassen. Die Fans erfreut es. Aber er hat auch eine höchst erfolgreiche Vergangenheit im Mainstream und mit viel medialer Beachtung. Die Rede ist von WHITE LION.
Mike Tramp – „Songs of WHITE LION“ (VÖ: 14.04.2023)
Er selbst meint dazu: „For me, the period of 1983-1991 was a once in a lifetime experience. Everything I did back then was for the first time, and even though it was beyond exciting and adventurous, when it came to an end, it was more than just the end of a band, it was also the end of a very specific time in my life that I had lived and been part of. Over the next 20 years, I would revisit that time in my life in small parts, but never felt 100% comfortable with it. I simply could not force myself to recreate what I once was.“
Die Zeit scheint ihn wirklich sehr geprägt zu haben, denn jetzt gibt es eine Neuauflage von einem Dutzend WHTIE LION-Songs auf einem Album, welches am Freitag erscheint. Das 1985er Debüt ist mit 2 Stücken vertreten. Zwei Jahre später folgte „Pride“ (5 Nummern sind davon enthalten) und damit der große Erfolg in der amerikanischen Heimat. Weitere zwei Jahre später schwappte das Ganze auch nach Deutschland. „Big game“ hat 4 Songs zur Sammlung beigesteuert. Das letzte richtige Album folgte 1991 und davon hat es nur ein Track auf das heute zu besprechende Werk geschafft.
WHITE LION in der 2023er-Version – was ist anders?
Den Opener finde ich gar nicht so krass verändert. Die E-Gitarren variieren etwas und vor allem betont Mike Tramp manche Passagen beim Gesang anders. Hört mal selbst:
Bei „Little fighter“ von “Big game“ erneut eine abgewandelte Betonung bei den Vocals…ansonsten ist es recht unspektakulär. Ehrlich gesagt gefällt mir das bei der Nummer nicht so gut. Kommen wir zum Debütalbum. Wie gesagt, eigentlich bin ich nicht so ein Fan davon, aber diese neue Version gefällt mir sogar etwas besser als das Original. Der einzige Song vom 1991er „Mane attraction“-Album ist weniger gelungen. Der Anfang recht langatmig gestaltet, insgesamt rockt die Variante von vor über 30 Jahren mehr. „Hungry“ ist in der Ausgabe von 2023 etwas weichgespülter, aber ansonsten sicherlich ok. „Cry for freedom“ hatten wir auch schon als Auskopplung hier vorgestellt. Bei dem Song hat sich nichts großartig geändert. Auch der nachfolgende Track stammt von der „Big game“-Langrille. Da finde ich die gesangliche Änderung wieder recht deutlich und etwas too much.
Es gibt auch Verbesserungen…
Bei „Wait“ geht es – im Vergleich zur alten Version, die direkt mit dem Gesang startet – instrumental los. Ansonsten sind keine gravierenden Unterschiede zu bemerken. Noch einmal zurück zum Erstling mit der nächsten Nummer. Hier finde ich eine deutliche Verbesserung bei der Neufassung. Die Qualität der Produktion kommt besser und auch die Stimme des Frontmanns an sich ist kraftvoller. Insgesamt rockt es mehr. Bei „Living on the edge“ finden sich dann wieder keine nennenswerten Unterschiede und auch bei „Tell me“ sind die „Abweichungen“ nicht so drastisch.
Die Sammlung der WHITE LION-Songs endet mit der Ballade „When the children cry“. Die sanfte Akustikgitarre, dann die Stimme und die traurigen Vocals. Das ist das Original. Und anno 2023? Da geht das Lied mit Klavier los und auch der Gesang ist etwas verändert. Sorry, aber das passt für mich nicht. Das ist eine doch zu starke „Verfälschung“, wenn man die ursprüngliche Fassung kennt. Für sich genommen, ist es ok.
Das Fazit zur Neufassung der WHITE LION-Klassiker
Zum Abschluss stellt sich bei einer solchen Compilation natürlich die Frage: „Muss das sein?“ bzw. „Taugt das was?“. Diese Frage möchte ich gerne aus meiner Sicht beantworten. Ich hatte an anderer Stelle bereits erwähnt, dass 1989 mein erster richtiger Konzertbesuch stattfand…es war WHITE LION (Support: PINK CREAM 69). Ich habe also zu der Musik schon eine „besondere Beziehung“. „Pride“ und „Big game“ waren schon zwei coole Scheiben. Mit dem Debüt konnte ich schon damals nicht viel anfangen, noch weniger mit „Mane attraction“. Letzteres für meinen Geschmack zu Recht nur mit einem Song bedacht. WHITE LION haben eine Reihe starker Songs abgeliefert. Und vermutlich sind die besten bei der Auswahl auf diesem Release dabei. Aber hätte es die Überarbeitung gebraucht? Wie sind die Lieder geworden?
Musikalisch konnte ich nur geringe Veränderungen ausmachen. Insbesondere teils deutlich andere Betonungen beim Gesang fielen auf und trafen leider wiederholt nicht so meinen Geschmack. Überwiegend ist es aber ok. Am meisten Kritik muss ich an „When the children cry“ üben. Das ist eigentlich eine großartige und emotionale Nummer, die nach der „Überarbeitung“ einen Großteil ihrer „Wirkung“ verloren hat. Schade! Alles in allem haben Mike Tramp und seine fünf musikalischen Mitstreiter aber gute Arbeit abgeliefert und es ist alleine schon mal schön, die Songs wieder „hervorzukramen“ und ihnen Beachtung zu schenken.
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Bildquellen
- Mike Tramp Albumcover Songs of WHITE LION 2023: CMM online
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