THE OCEAN – „Phanerozoic II: Mesozoic/Cenozoic“ (deutsch)

VÖ: 25.09.2020
Die Post-Metal-Band…
THE OCEAN aus Berlin bringen ein Musikmonument auf den Markt. Passenderweise nennen sie sich ebenfalls THE OCEAN Collective, um der Menge an eingebundenen Künstlern Tribut zu zollen. Das Motto dahingehend war schon immer: Nicht kleckern, sondern klotzen! Thematisch geht man ungewöhnliche Wege. Wir schon beim genialen Vorgänger „Phanerozoic I: Palaeozoic“ werden die verschiedenen Zeitalter unserer guten alten Erde verarbeitet. Der Sound vom Vorgänger war schon ziemlich großes Kino, aber letztlich doch sehr straight. Das neue Material gibt sich sehr viel progressiver und das Stilmittel der Gegensätze wird hier teilweise auf die Spitze getrieben. Zwischen chilliger Ruhe bis zum Meteoriteneinschlag ist alles vorhanden. Das Album lebt von Intervallen, die den Hörer durch verschiedenste Welten und Stimmungen steuern. Aber der Reihe nach…
Gigantomanie
Meine erste Erfahrung mit THE OCEAN war der Song „Jurassic | Cretaceous“ (Es geht um die Kreidezeit, wo die Dinosaurier sehr sehr lange herrschten. Und sie haben sich nicht selbst vernichtet so wie wir intelligenzgesegneten Menschen es wahrscheinlich in nicht allzu ferner Zukunft tun werden. Aber das ist ein anderes Thema…) mit einer Spielzeit von über 13 Minuten. Das Video ist jetzt nicht so spektakulär, eher hypnotisierend. Der Song war dafür umso beeindruckender. Ein progressivgeschwängertes Monument der metallischen Noten mit orchestralen und psychodelischen Elementen. Gegensätze ziehen sich an. So könnte man es auch bezeichnen.
Ruhige Momente existieren neben wütenden explodierenden Phasen. Das ist nicht eingängig, aber trotzdem Spitzenklasse. Wer auf harten progressiven raffinierten Metal steht, der wird sich hier wie im Paradies fühlen. Es ist schwer so einen gigantomanischen Song in all seinen Details zu beschreiben. THE OCEAN bedienen sich in so vielen Bereichen, um ihren Sound zu kreieren. Es wird sich an verschiedensten klassischen Instrumenten bedient, die perfekt in die Song eingebunden werden ohne im Bereich des Symphonic Metal zu landen. Nebenbei werden auch elektronische Sounds verarbeitet, um stellenweise ungewöhnliche Klangwelten zu erzeugen. Ein irres Wechselbad der Gefühle. Ein Meisterwerk!
Hochprofessionell
und sehr anspruchsvoll ist die Arbeit der Protagonisten zu klassifizieren. Es scheint ein schier unerschöpflicher Vorrat an originellen Ideen da zu sein mit einem hervorragenden Gespür für die Erzeugung bestimmter Stimmungen.
Der Opener „Triassic“ beginnt recht gemächlich mit einer längeren instrumentalen Einleitung, die ganz allmählich einen schönen Spannungsbogen aufbaut. Hypnotischer seichter Chorgesang schleicht sich ein, bis das massive Chaos über euch hereinbricht, was sich im folgenden mit dem Chorgesang eine Wechselspiel vollzieht. Hier kristallisiert sich direkt das herausragende Gitarrenspiel heraus, das hier mit tollen Soli zu begeistern weiß. Es ist aber untunlich hier einzelne Künstler hervorzuheben. Durch die Bank wird hier hochwertigste Spielkunst geboten.
Explosivität und Gelassenheit
Der dritte Song „Palaeocene“ ist wohl der cholerischste Song auf dem Album. Hier geht es fast durchweg heftig zur Sache, aber eben nur fast. In diesem wütenden Sturm gibt es einen Moment, wo man von 100 auf 0 in eine kurze Chill-Out-Zone runtergebremst wird. Das ist schon ein verdammt krasser Schnitt, der da durch den Song fährt.
Im folgenden Song „Eocene“ erfährt das Album schon mal eine beginnende Entschleunigung. Der Song kommt nicht ganz so hart rüber und leitet geschickt zum Instrumentaltrack „Oligocene“ hinüber, der den Hörer erst einmal vollständig runterkommen lässt und man Gelegenheit bekommt seine Eindrücke vom heftigen ersten Teil des Album zu verarbeiten. Sehr interessant, dass die Band diesem Instrumentaltrack ein eigenes Video spendiert hat.
Eine Portion Wahnsinn gefällig….
Anschließend nimmt das Album wieder langsam aber sicher an Fahrt auf und wir gelangen über den Song „Pleistocene“, der überraschenderweise gerade in den harten Parts von Streichern geprägt ist und sich zunächst mit einem sehr melodischen fast poppigen Part abwechselt. Eine ziemlich extravagante Mischung, die aber irgendwie passt und cool rüberkommt. Vor allem erwartet man nicht, dass sich der Song zu einer wildgewordenen Furie entwickelt. Da bleibt nur pures Staunen. Höret und Sehet selbst….
Fazit
Die Kompositionen bestechen durch Vielseitigkeit und Raffinesse. Es ist kein Album für zwischendurch, sondern ein Gesamtkunstwerk, wofür man sich Zeit lassen muss. Die Begeisterung stellt sich schon beim ersten Hören ein, aber man wird es sich immer und immer wieder anhören müssen, um es vollständig in sich aufzunehmen. Denn es prasseln so viele audible Eindrücke auf den Hörer ein, die man nicht mal eben so nebenbei verarbeiten kann. Es ist emotional! Es ist packend! Es ist gigantisch! Auch hier komme ich nicht umhin die volle Punktzahl zu vergeben.



In eigener Sache…
zum Thema Punktevergabe, was zur Zeit meine persönliche Sache hier bei `metal-heads.de´ darstellt. Wir Redakteure haben hier viele Freiheiten und dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe in letzter Zeit häufiger die volle Punktzahl vergeben. Das liegt nun nicht daran, dass man mich schnell begeistern kann. Man muss dazu sagen, dass sehr viel hochkarätige Alben von namenhaften und neuen Bands erschienen sind. So findet im Vorfeld schon mal eine Auswahl bei den Alben statt, die es unserer Meinung nach wert sind einer näheren Betrachtung unterzogen zu werden. Außerdem bin ich persönlich z.B. sehr vielseitig unterwegs und höre Metal und Rock in fast allen Erscheinungsformen. Dabei entsteht natürlich eine große Bandbreite an Rezensionen.
Bei „metal-heads.de wird dabei auch nicht zwischen Newcomern und Szenegrößen unterschieden. Ganz im Gegenteil… Es ist eines unserer Hauptanliegen talentierte Newcomer zu fördern. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass eine volle Punktzahl nicht limitiert sein sollte. Wenn ein Album mich total flasht, dann gibt es eben die volle Punktzahl und fertig. Da warte ich nicht auf irgendeine eierlegende Wollmilchsau von Album, dass vielleicht dieses noch mal irgendwann übertreffen wird. Alben sind ein Produkt ihrer Zeit und man sollte sie unabhängig dessen bewerten, was vielleicht noch irgendwann kommen mag. Ohnehin sind Rezensionen immer eine persönliche Meinung und Geschmacksfrage.
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Bildquellen
- Bewertung 10 von 10-1-: Pixabay: Daumen hoch-Clker-Free-Vector-Images / Explosion-Gerd Altmann
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- THE OCEAN – „Phanerozoic II: Mesozoic-Cenozoic“ Cover: Cover über CZ! Promotions
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