AGONY ATLAS – Interview -deutsch
Diese Zukunft…
Die Sonne scheint durch das Fenster und ihre Strahlen wärmen langsam mein Gesicht. Ich sehe aus dem Fenster und erfreue mich am blauen Himmel, an dem einige Wolken ihrem schwerelosen Treiben nachgehen. Danach schaue ich mir die Nachrichten an. Die Welt war mit sich im Reinen. Es gibt kaum noch schlechte Neuigkeiten. Es herrscht Frieden auf der Welt, seitdem sich alle Länder zu einer starken Weltengemeinschaft zusammengeschlossen hatten. Krieg und Terror gehören einer fast vergessenen Zeit an. Die Ressourcen der Erde werden gerecht verteilt, so dass Hunger und Elend verbannt wurden. Das vorrangige Ziel der Weltengemeinschaft ist es immer noch, die schädlichen Auswirkungen der langjährigen Ausbeutung von Mutter Erde wieder rückgängig zu machen. Die Natur soll wieder in ein ökologisches Gleichgewicht gebracht werden. „Verbindung des Menschen mit der Natur und nicht Verdrängung und Ausbeutung der Natur durch den Menschen!“ ist seit einiger Zeit das Motto, unter dem führende Wissenschaftler in der ganzen Welt versuchen, die Erde wieder zu einem blühenden grünen Planeten werden zu lassen…..
…ist Wunschdenken
Wir schreiben das Jahr 2095 und tatsächlich befindet sich die Welt zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem Abgrund. Die Apokalypse steht kurz bevor. Deswegen setzen führende Wissenschaftler alle Hoffnung in eine Art Task Force namens AGONY ATLAS, welche durch die Zeit zurück in das Jahr 2020 geschickt wird, um die Menschheit aufzurütteln. Und womit? Mit
Extreme-Metal
AGONY ATLAS haben mit ihrer Mini EP „Retrogression Part I: Egomania“ ein beachtliches Erstlingswerk ‘rausgehauen und haben so einen verdammt guten Start für ihre Mission hingelegt. Einen Bericht über die EP der talentierten Newcomer gab es bereits bei `metal-heads.de´(Link). Wir wollen ein wenig mehr über AGONY ATLAS und deren Mission erfahren. Los geht’s…
Interviewpartner:
— Markus (drums) & Christoph (guitars, keys/synths & programming)—
Eine bunter kreativer Haufen
MH: Man merkt den Songs an, dass keine Anfänger am Werk sind und man könnte glatt meinen, dass ihr bisher nichts anderes gemacht habt. Ihr stammt aber nicht alle aus dem Extreme-Metal-Bereich, oder? Wo seid ihr bereits aktiv (gewesen)? Wieso habt ihr euch für das Genre Metalcore entschieden?
Markus: Danke dir für die Lorbeeren! Tatsächlich sind wir musikalisch ziemlich breit aufgestellt. Liane war vorher zum Beispiel mit INCERTAIN schon im Death-Thrash-Bereich unterwegs und Andreas war vor Kurzem noch mit seinem Jazz-Trio im Studio. Ich für meinen Teil mache viel als Sessionmusiker, unterstütze dabei auch Chöre, Musikvereine und BigBands und sitze im Beirat von JAZZ RLP. Vor ein paar Jahren habe ich bei den Melo-Deathern AT DAGGERS DRAWN die Kessel gerührt, bin aktuell mit HENKŌ KANŌ auch im Progressive-Bereich unterwegs. Bei ROCKIT gibt’s neben ein paar eigenen Songs hauptsächlich Soul- und Blues-Rock-Cover auf die Ohren und vor wenigen Wochen war ich noch im Studio für meine Indie-Rock-Band. Mehr kann ich dazu nicht erzählen, das steckt alles noch unter dem Deckmäntelchen. So viel sei aber schon verraten: Die Songs sind richtig genial!
Christoph: Ich spiele bei den synthielastigen Alternative Rockern KARABOOZA und war vorher unter anderem bei TIMESHIFT PASSENGER im Alternative Metal-Bereich und mit SIXFINGER in der Metalcore-Ecke unterwegs. Außerdem bin ich auch Gitarrensub bei den Kölsch-Rockern StadtRand.
Neben meinen Rock- und Metal-Projekten mach‘ ich aber auch hier und da Auftragskompositionen und habe sogar schon Schlager geschrieben. Metalcore macht uns allen einfach Spaß und wir hören den Stil auch gern, insofern hat sich das einfach so gefunden.
Entstehung der Band
MH: Wie genau kam euer Team AGONY ATLAS schließlich zustande?
Was hat euch für diese Mission qualifiziert?
Wie lange hat es von der Idee bis zum Start der Mission gedauert?
Gibt es einen Masterplan für diese Mission?
Christoph: Ich hatte viele Songideen im Kopf, die für meine Band KARABOOZA einfach zu hart waren. Felix – der Drummer von KARABOOZA – stellte den Kontakt zu Liane und Markus her. Liane hatte ein paar Tage später Andreas im Schlepptau und die Besetzung war komplett. Wichtig war mir, dass es nicht nur musikalisch passt, sondern auch menschlich. Wir verfolgen die gleichen Ziele, sind gleichermaßen engagiert und teilen die gleichen Werte bei Umweltschutz, Nachhaltigkeit et cetera.
Markus: Als wir alle soweit an Bord waren, hat es dann etwa noch ein Jahr gedauert, bis die Mission auch wirklich starten konnte. Finale Aufnahmen, Mix und Mastering, Logo- und EP-Design, Pressung, Videos, Storytelling und die Promotion planen – das alles braucht seine Zeit. Und dann kam zu allem Überfluss auch noch Corona dazwischen. Aber wir haben das ganz gut gemeistert, denke ich.
Ob’s einen Masterplan gibt? Klar doch! Wir werden die Weltherrschaft an uns reißen! Naja, wohl ehe nicht. Aber wir wünschen uns, dass wir mit unseren Songs, Texten und Geschichten etwas bewegen können und werden. Das Klima und unser schöner, blauer Planet schützen sich nicht von selbst.
Insofern werden wir weiter sinnvolle Musik veröffentlichen und damit hoffentlich etwas zum Besseren verändern.
Die Welt brennt
MH: Unsere Welt gerät aus den Fugen. Es brennt an allen Ecken und Enden.
Wo sind eurer Meinung nach aktuell die größten Probleme unserer Zeit, die am dringlichsten gelöst werden müssten?
Sind diese bereits Thema eurer EP „„Retrogression Part I: Egomania“?
Markus: Puh, das lässt sich nicht so pauschal und einfach beantworten. Da steht ganz vorne definitiv das Klima und damit verbunden auch die sozialen Probleme weltweit. Wer nicht viel Geld hat und auf jeden Cent schauen muss, kauft das, was er oder sie sich leisten kann – und das ist in der Regel nicht die klimafreundliche Variante. Wer außerdem nicht weiß, warum Klimaschutz wichtig ist, was das überhaupt ist und wie es funktionieren soll, der sorgt sich auch nicht darum. Und wer aus einem Kriegsgebiet flüchtet, hat sowieso ganz andere Sorgen. Es gibt so viele Baustellen, die alle ineinandergreifen und wichtig sind, damit wir als Menschen und unser Planet mit Flora und Fauna überleben können. Mittlerweile kommt es zwar zu einem Umdenken an vielen Stellen, aber es findet meines Erachtens viel zu langsam statt. Das Zeitfenster, das uns noch bleibt, schließt sich immer schneller. Dazu macht die Aussicht auf Veränderung Angst, weil man nicht weiß, was kommt.
Deswegen werden diejenigen, die es leugnen oder nicht wahrhaben wollen, immer mehr und immer lauter. Vor allen Dingen, weil ihnen dazu viele Sicherheiten, die sie bisher hatten, verloren gehen.
Hobbes ( englischer Mathematiker, Staatstheoretiker und Philosoph ) hat schon im 17. Jahrhundert festgestellt:
Homo homini lupus – der Mensch ist des Menschen Wolf.
Daran hat sich bis heute leider nur wenig geändert. Und ja, das alles findet ihr auch in unseren Songs.
Die Bestie Mensch
MH: Worum geht es in den einzelnen Songs von AGONY ATLAS genau?
Christoph: Unsere Songs sind sehr kritisch. Es dreht sich unter anderem um den Umgang der Menschen mit ihrer Umwelt, um soziales Ungleichgewicht und menschliche Abgründe.
Markus: „Economy Class“ bezieht sich auf den aktuellen Umgang mit unserer Welt. Immer mehr zu immer günstigeren Preisen, der steigende Einfluss der Konzerne auf Gesellschaft und Politik und das vorgeschobene Greenwashing, das uns und unserer Welt einen Bärendienst erweist. Es wirkt, als würde man etwas Gutes für die Umwelt tun, aber im Endeffekt reicht es nicht aus und dient doch nur den eigenen Interessen. Ganz egal, was es für die Gesellschaft oder die sozialen Gefüge bedeutet.
„Egomania“ geht in eine ähnliche Richtung. Der Mensch sieht sich gerne selbst im Zentrum des Universums und geht sogar über Leichen zur Befriedigung der eigenen Interessen, Bedürfnisse oder schlicht zur Belustigung. Der Weg ins All ist dabei nur der nächste logische Schritt. Dort gibt es noch unverbrauchte Ressourcen und potentiellen Platz zum Ausbreiten und Besiedeln. Dabei bleibt nicht nur der leere, verbrauchte Planet zurück, sondern die Menschlichkeit bleibt auch auf der Strecke. Das haben wir im Video zur Single schön zum Ausdruck gebracht. Wer’s noch nicht gesehen hat: Es lohnt sich auf jeden Fall!
Und last but not least „Hymn of Hatred“. In dem Song geht es um die Abgründe der menschlichen Psyche. Der Mensch tut sich selbst und allen anderen Arten die schrecklichsten Dinge an. Ob direkt, im Sinne von Brutalität und tätlicher Gewalt, oder auch im Sinne von Entscheidungen innerhalb der Betriebe, sprich auf Konzern- und darüber hinaus auch auf Politikebene. Aktuelle Beispiele gibt es einige, aber auch in der menschlichen Geschichte lassen sich einige Fälle dazu finden.
Lösungen?
MH: Seht ihr in der heutigen Zeit Lösungsansätze zur Bekämpfung globaler Probleme, Ungerechtigkeiten und Missständen? Was muss sich ändern?
Markus: Lösungsansätze gibt es viele. „Fridays for Future“ oder der „Mein Grundeinkommen e.V.“ sind nur zwei Beispiele. Auch in der Wissenschaft tut sich eine Menge, die Zeichen der Zeit wurden ja schon vor mehreren Jahrzehnten erkannt, vorhergesagt und sind nun in vielerlei Hinsicht eingetreten. Für einen
Überblick lohnt es sich zum Beispiel bei MaiLab auf YouTube vorbeizuschauen.
Das Problem ist, dass sich viel zu viel ändern müsste, es im demokratischen Prozess aber nur Schritt für Schritt vorangeht und funktioniert. Und die Politiker sind dazu sehr darauf bedacht, ihre Wählergruppe nicht zu vergraulen. Deswegen hat sich viel zu lange auch nichts bis wenig getan. Was sich auf jeden Fall ändern müsste, ist, dass die Politik und auch die Konzerne in allen Bereichen mehr auf die Wissenschaft hört, auf deren Rat vertraut und ihn auch gewissenhaft und zeitnah umsetzt. Beauftragte Studien, die die eigenen Interessen von Konzernen und auch in der Politik unterstützen sollen, sind bei der Bewältigung unserer aktuellen Probleme wenig hilfreich. Im Prinzip geht es um das, was Greta Thunberg von Beginn an schon gefordert hat: Wir sollten mehr auf das hören, was die
Wissenschaftler herausgefunden haben. Und zwar, indem der wissenschaftliche Diskurs als Ganzes betrachtet wird – und nicht nur die Stimmen einzelner.
Wissenschaft ist komplex und kann auch widersprüchlich sein. Das liegt einfach in der Art der Wissenschaft und des wissenschaftlichen Diskurses. Es gibt viele Meinungen, die miteinander wettstreiten. Das Entscheidende dabei ist die Deckungsmenge.
Humor
MH: Lenken wir unseren Blick mal in die entgegengesetzte Richtung, vom Dunkel ins Licht. Ein tolles Ereignis ist beispielsweise die Veröffentlichung der ersten drei hammermäßigen Songs von AGONY ATLAS. Könnt ihr darüber hinaus alle oder jemand von euch über eine positive oder auch lustige Sache berichten, die man selbst in letzter Zeit erlebt hat oder von der man erfahren hat? Was hat euch erfreut oder worüber konnte mal so richtig gelacht werden?
Christoph: Danke dir! Freut uns sehr, dass dir unsere Songs so gefallen. Auch wenn unsere Musik an und für sich ernst und düster ist, sind es die Menschen hinter der Musik nicht. Wir gehen sehr humorvoll miteinander um und bei jeder Probe und jedem Band-Meeting gibt’s sehr viel zu lachen!
Markus: Oooohja! Humor kommt definitiv nicht zu kurz, die Sprüche fliegen gerne sehr tief. Und die übliche Dosis Goran Bregovic (bosnischer Musiker und Komponist–>Anm.d.V.) darf auch nicht fehlen.
Zukunftspläne
MH: Zum Abschluss wollen wir natürlich noch etwas über eure Pläne wissen: Für wann sind weitere Songs geplant? Und schmiedet Ihr mit AGONY ATLAS schon Pläne für Live-Gigs im nächsten Jahr, damit ihr uns eure Message persönlich entgegenschmettern könnt?
Christoph: Ich glaube wir haben jetzt schon genug Ideen um damit gleich zwei Alben zu füllen. Die Aufgabe besteht jetzt darin, die „besten“ Ideen rauszufiltern und auszuarbeiten. Wir haben bis jetzt aber noch nicht endgültig entschieden, ob wir einzelne Singles, ein oder zwei EPs, oder vielleicht auch ganz klassisch einen Longplayer veröffentlichen wollen. Für jede Variante gibt es starke Argumente. Was wir aber definitiv jetzt schon verraten können: Das neue Material wird deutlich experimentierfreudiger und auch ein wenig extremer als das, was wir bis jetzt veröffentlicht haben. Man darf also gespannt sein! Unabhängig davon bereiten wir uns schon auf die Zeit nach Corona vor und arbeiten an unserem Live-Programm. Wir wollen dem Publikum mehr als nur „Band geht auf die Bühne und spielt ihr Set“ bieten. Unsere Backgroundstory soll und wird sich in der Optik und der Show wiederfinden.
Markus: Deswegen haben wir auch unser Equipment entsprechend aufgestockt, damit während der Show alles reibungslos laufen kann, und sind schon seit einer Weile am Proben. Wir bleiben also auf jeden Fall dran und freuen uns schon sehr drauf, für euch spielen zu können.
MH: Vielen Dank für das Interview!
Mehr Infos zu AGONY ATLAS findet ihr natürlich bei uns oder auf der Internetseite der Band!
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Bildquellen
- nature- RÜŞTÜ BOZKUŞ auf Pixabay: Thanx to RÜŞTÜ BOZKUŞ auf Pixabay
- Egomania-EP-Cover: Cover EP über AGONY ATLAS
- earth-Pete Linforth auf Pixabay: Thanx to Pete Linforth auf Pixabay
- Agony-Atlas-Promo-Pic-1-skaliert: Bandfoto über AGONY ATLAS
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