HARKON im Interview vor dem RAGE AGAINST RACISM

HARKON im Interview vor dem RAGE AGAINST RACISM
Traditionell stellen wir von metal-heads.de als offizieller Medienpartner des Events vor dem RAGE AGAINST RACISM-Festival die auftretenden Bands vor. Da ich ja neulich schon mit Frontmann Björn über seinen Job beim Shirt-Designen gesprochen habe (hier gibt es das Interview), geht es heute um die Musik. Genauer gesagt, die seiner Band HARKON, dem Opener am Festivalfreitag. Deshalb habe ich mir noch einmal entsprechende Fragen überlegt.
Wie kam es zur Bandgründung?
MH: zunächst einmal freue ich mich, euch endlich auch mal live spielen zu sehen (aber dazu weiter unten mehr). Da es euch ja noch nicht so lange gibt…sei doch mal so nett und erzähl’ unseren Lesern, wie es damals zu der Gründung von HARKON kam. Wer hatte die Idee und wie lief es dann letztlich ab?
BG: Also, das ist alles auf dem Mist von Gitarrist Volker Rummel gewachsen. Nach seinem Ausstieg bei THE VERY END im Jahre 2012 juckte es ihm einfach wieder irgendwann in den Fingern. Du kannst halt den Mann aus dem Metal holen, aber nicht den Metal aus dem Mann, haha! So kam es an einem schönen Sommertag 2016 bei einem nicht näher spezifizierten Kaltgetränk auf einer belgischen Wiese während wir auf Black Sabbath warteten dazu, dass Volker mich fragte, ob ich Bock auf ne neue Band mit ihm hätte. Mit mehr Hardrock- bzw. Heavy-Metal-Anteilen als bei THE VERY END und als klassisches Quartett aufgestellt. Nun, da Volker einer der originellsten Gitarristen ist, mit denen ich je zusammengearbeitet habe und wir musikalisch immer gut harmonierten, musste ich nicht lang überlegen.
Dann zog erstmal etwas Zeit ins Land, wir hatten es ja auch nicht eilig. 2017 folgten dann die ersten zaghaften Proben mit unserer fantastischen Rhythmusgruppe, bestehend aus Marcel Willnat am Bass und Lars Zehner am Schlagzeug. Somit war HARKON geboren. Die musikalische Chemie untereinander war direkt super, allerdings mussten wir uns als Band natürlich auch erstmal etwas finden. So verging wiederum einige Zeit, bis das Songwriting dann 2018 für unsere Verhältnisse etwas Fahrt aufnahm und wir die „Ruins Of Gold“-EP schrieben, produzierten und Anfang 2019 dann auch endlich veröffentlichten. Klingt alles ein wenig langwierig, aber „Gut Doom will Weile haben“ – auch wenn wir gar keinen spielen, haha!
MH: wie ist die EP „Ruins of gold“ denn soweit angekommen und seid ihr zufrieden mit der bisherigen Resonanz?
Die Debüt-EP „Ruins of gold“ bekommt ihr gratis!
BG: Diejenigen, die unsere Debüt-EP gehört haben, fanden sie eigentlich alle geil. Nur haben bisher einfach viel zu wenige Leute „Ruins Of Gold“ überhaupt gehört, haha! Klar, wir sind ’ne neue Band mit ihrem allerersten Release und haben erst ’n paar Shows gespielt, da werden einem nicht gerade die Türen eingerannt. Aber gute Resonanz heißt manchmal halt mehr Qualität statt Quantität. Ein wenig schade ist es zwar schon, dass man trotz umfangreicher Bemusterung unsere bisherigen Reviews an zwei Händen abzählen kann – Aber wenn darunter der „Tip des Monats“ im Rock Hard Magazin ist, können wir soviel nicht falsch gemacht haben! Falls das hier ein geschmackssicherer Musikredakteur lesen sollte: Ich schicke gerne das Press-Kit raus! Wobei man „Ruins Of Gold“ von Beginn an komplett gratis in bester Qualität auf unserer Bandcamp-Seite runterladen kann – Also greift zu, Leute!

MH: wie ist denn die Aufteilung in der Band, also wer ist für’s Songwriting verantwortlich, wer kümmert sich um das Anbahnen neuer Live-Auftritte etc.?
Musik als gemeinsame Sache – HARKON
BG: Als alleiniger Gitarrist kommen die Riffs natürlich primär von Volker, dann schrauben wir meist zu zweit ne grobe Grundstruktur auf Basis meines Gesangs-Inputs, und dann geht’s schon noch ganz klassisch im Proberaum zu viert zur Sache. Das ist sicherlich auch ein Grund, warum es bei uns immer ein wenig dauert. Aber mit diesem Line-Up und dessen Musikalität wär’s ne Schande, wenn einer alleine im stillen Kämmerlein alles schriebe. Unterm Strich sind unsere Songs also ganz klar Ergebnisse eines kreativen Kollektivs, und das ist auch gut so. Um Gigs kümmert sich immer grad der, dem eine Gelegenheit über’n Weg läuft. Nen Booker haben wir leider noch nicht… Wer sich berufen fühlt, HARKON dahingehend ein wenig unter die Arme zu greifen: Ruf! Mich! An!
MH: wo seht ihr musikalisch eure wesentlichen Einflüsse? Und wer kann sich da mit seinem Stil bei der Komposition von neuen Songs am ehesten durchsetzen? Mir persönlich gefällt als Schlagzeuger, was eurer Drummer da so spielt!?
BG: Glaub mir, mir gefällt das auch, was Lars da so spielt, haha! Also, im Durchsetzen bin ich zwar groß, weil ich ein Besserwisser bin und gerne das letzte Wort habe, aber es sollen sich schon alle mit ’nem Song wohlfühlen. Das ist wiederum sehr praktisch bei HARKON: Wir haben alle guten Geschmack und werden uns meist zügig einig. Und da der Primär-Input von einer Person kommt, ist die grundsätzliche Marschrichtung eh vorprogammiert. Unsere Einflüsse sind zwar natürlich verschieden, aber innerhalb unserer Parameter bewegen wir uns dennoch möglichst frei umher. Die Mischung macht’s, sag ich mal. Am Ende des Tages werden wir natürlich Künstlern wie zum Beispiel Ozzy Osbourne oder NEVERMORE näher sein als MESHUGGAH oder CELTIC FROST, aber für uns gilt so oder so nur die Regel „Ein guter Song ist ein guter Song ist ein guter Song“.
Eher Ozzy oder NEVERMORE…
MH: gibt es eigentlich schon Pläne für ein weiteres Release, mal eine Fulllength Album vielleicht?
BG: Nicht nur vielleicht, sondern definitiv! Wir biegen bereits auf die Zielgerade ein, was das Songwriting für unser erstes Album angeht, auch wenn das Finetuning aufgrund unserer überschaubaren Probefrequenz wohl noch bis Sommer dauern wird. Dann wollen wir aber fix ins Studio. Ein Label muss sich noch finden lassen… „Ruins Of Gold“ war ein DIY-Release. Mit digitalen Vertriebsdienstleistern wie CD-Baby kann man da auch durchaus was erreichen, und für das erste Lebenszeichen einer Band ist das auch ok. Trotzdem hoffen wir natürlich, mit unserem ersten Album mehr Leute erreichen zu können, und mit dem richtigen Label im Rücken ist man da meist schon etwas besser aufgestellt, wenn man nicht gerade die Zeit und Manpower hat, komplett DIY alles durchzukurbeln. Da wir aber alle Jobs und teilweise auch Familie haben, sowie bis auf Volker auch in anderen Bands aktiv sind, ist dieser Ansatz nicht gerade Plan A.
MH: seid ihr mit dem bisher erreichten Level an Bekanntheit etc. zufrieden? So lange seid ihr ja noch nicht in der Szene unterwegs mit HARKON. Wie sehen die Ziele für die kommenden, sagen wir 5 Jahre aus? Was wollt ihr da noch bewegen? Könntet ihr euch vorstellen, auch mal eine kleine Tour durch Deutschland zu machen?

Mit einem Album zu mehr Bekanntheit!?
BG: Der Bekanntheitsgrad ist natürlich nicht der Motor einer Band, sondern der Wille, oder sagen wir besser, der innere Drang zum Ausdruck durch Musik. Aber ein Zusammenspiel von beidem ist nicht verkehrt. Und HARKON muss einfach von viel mehr Leuten gehört werden, weil’s halt gute Songs sind, haha! Also nein, zufrieden sind wir damit nicht, da ist noch ordentlich Luft nach oben. Aber wir arbeiten ja dran. Im Zuge des Debutalbums passiert dann auch hoffentlich ein wenig mehr – Ne kleine Tour würde da sicherlich auch zu gehören. Der Livemarkt ist zugegebenermaßen umkämpfter als je zuvor, und um ’ne richtige Tour als Supportband abzubekommen, wenn man nicht grade zufällig total angesagt ist, braucht es entweder Vitamin B, Kohle oder beides.
Dass man also erstmal kleine Brötchen backen muss, ist völlig klar. Dennoch hoffe ich, dass wir in fünf Jahren mindestens Album Nummer zwei veröffentlicht, 2-3 kleine Touren und zahlreiche Einzelgigs & Festivals gespielt haben werden. Das wäre jedenfalls ein durchaus realistisches Ziel. Mag sein, dass es erstens anders kommt und zweitens als man denkt. Aber wenn wir unsere Ziele nicht halbwegs hoch stecken würden, könnten wir ja auch gleich damit zufrieden sein, ab und an im Proberaum ’n Bier zu zischen und einmal im Jahr im hiesigen Jugendzentrum zu spielen… Ist natürlich weder an Bier noch an Jugendzentren was verkehrt, aber ich glaube, Du verstehst, was ich sagen will.
MH: welche Supporterfahrungen habt ihr bisher mit großen Acts der Szene? Wenn wir an das Thema an Live-Auftritte denken…mit welcher Band würdet ihr ansonsten mal gerne in Zukunft touren und warum gerade mit diesem Act?
Keine besonderen Ansprüche an den Headliner
BG: Wir hatten ja erst ’n halbes Dutzend Gigs, da gab’s noch nicht viele Berührungspunkte mit großen Acts der Szene. Wir hatten zwar bereits die Ehre, ein paar Monate nach Release unserer Debüt-EP gemeinsam mit u.a. PRONG & QUEENSRYCHE beim Turock Open Air auf der Bühne zu stehen, aber wirklich viel Kontakt hatte man zu den Headlinern auch wieder nicht. Hm, mir würden sehr viele Bands einfallen, mit denen ich gerne auf Tour gehen würde, und ich glaube HARKON sind da relativ flexibel, was den Stil des Headliners angeht, da wir ja selber nicht so klar in eine bestimmte Schublade passen. Ob es nun also MEGADETH, Ozzy, ALTER BRIDGE oder GOJIRA sind – Wir drücken dann einfach ein Auge zu, haha!
MH: wir haben ja neulich das Interview geführt, in dem u.a. es um die Bedeutung der Gestaltung eines Albumcovers ging. Näheres kann man hier nachlesen. Wir wollen uns ja auch nicht wiederholen. Für mich stellt sich wohl die Frage, ob du aufgrund deines künstlerischen Backgrounds um alle Belange bei HARKON kümmerst, die in diesen Bereich fallen (z.B. die Gestaltung des Backdrops oder von Konzertflyern)?
Er kann halt nicht aus seiner Haut…
BG: Na klar, alles Visuelle bei HARKON habe ich unter meine Fittiche genommen. Also, Konzertflyer werden natürlich auch mal von wem anderes gemacht, da wir ja selten selber veranstalten. Aber solange die Bandkollegen happy sind mit dem, was ich bastle, bleibt das ja auch die nächstliegende Lösung. Macht mir ja auch Spaß. Ich bringe mich gerne voll in die Band ein, sei es mit den Texten, die ich ja auch singen muss, oder eben mit Artworks. „Nur“ der Sänger zu sein, fremde Texte zu singen und einem anderen Artworker die Grafiken der eigenen Band zu überlassen, käme mir irgendwie komisch vor…
MH: wenn wir mal darüber reden wollen, etwas rein aus Überzeugung zu tun und die Gedanken an die „Kohle“ mal beiseite zu lassen, dann sind wir schnell beim Thema RAGE AGAINST RACISM. Ein tolles Festival in Duisburg, bei dem wir von metal-heads.de stolz sind, als offizieller Medienpartner aktiv mit einer medialen Vollbedienung mitwirken zu können. Freier Eintritt für eine gute Sache. Was ist für euch der Antrieb an der Mühle oder bei ähnlichen Veranstaltungen dabei zu sein und wie ist es da zu dem Kontakt gekommen?
Freifahrtschein für Björn und seine Bands…
BG: Levent und ich kennen uns ja schon seit Jahren. Sowohl im Zuge der Auftritte meiner anderen Bands beim Rage Against Racism als auch im Rahmen der von mir fürs Festival gestalteten Shirtmotive. Irgendwann – Ich glaube, es war zwischen dem 23. und 24. Bier bei einer der großartigen Dong Open Air Ausgaben – sagte Levent mir mal „Ich find das so geil, was Du machst, ich werd‘ jede Deiner Bands buchen. Egal, mit was Du ankommst“ – Und ich hab ihn beim Wort genommen, haha!
Eigentlich sollten wir schon 2019 spielen, aber manchmal hat der gute Levent halt auch ’n Kopp wie n Sieb, so wurde 2020 draus. Auch nicht schlecht. Ich hoffe jedenfalls, er bereut seine Aussage nicht, haha! Wir werden jedenfalls unser Bestes geben, den bunten Reigen am Festival-Freitag standesgemäß zu eröffnen! Und dass das Rage Against Racism ein mehr als unterstützenswertes Motto hat, tut der Sache sicherlich keinen Abbruch. Dass Rassismus und auch andere engstirnige, verblendete Ansichten leider auch Anno 2020 noch ein großes Übel sind, ist ja leider kein Geheimnis. Mit ein wenig Stromgitarrenmusik versuchen wir also, das Lebensmotto „Sei kein Arschloch“ zu propagieren. Wenn dann noch das Duisburger Juniwetter mitspielt, sollte der Plan eigentlich aufgehen…
MH: wenn wir einen Blick in die nähere Zukunft werfen…so 2020/2021…gibt es da schon Pläne für weitere Live-Auftritte?
BG: Wie gesagt, nen Booker haben wir leider nicht, und DIY-Konzertakquise – oder sagen wir ehrlicherweise einfach „Klinken putzen gehen“ – ist zeitintensiv und bisweilen recht frustrierend. Nichtsdestotrotz haben wir n paar Eisen im Feuer, klar. Bestätigt sind zum Beispiel der 8.5. im Weseler Krachgarten und der 6.6. in der Krefelder Kulturrampe – Beide Male mit KILLING A LION und METAMORPHER, was in Summe ein echt cooles, abwechslungsreiches aber dennoch stimmiges Package ergibt.
MH: wenn wir jetzt an Musikfans, die euch noch nicht kennen. Oder z.B. für Jemanden, der euch erst jetzt entdeckt. Wie würdest du eure Musik in wenigen Worten erklären und warum sollte man euch eine Chance geben und sich die EP „Ruins of gold“ unbedingt anhören? Und am besten auch gleich zum Auftritt beim RAGE kommen…also wodurch überzeugt ihr die Zuschauer live on stage?
Wenn ich Pressetexte kopiere, werde ich gelyncht
BG: Puh… sich selber beschreiben ist immer irgendwie kacke. Mir rollen sich oft die Fußnägel hoch, wenn ich selbstverfasste Bandbeschreibungen lese, die mit hohlen Klischeephrasen nicht geizen. Wir gehen sowas dann eher etwas augenzwinkernd an. In unserer Band-Info steht Folgendes: „Metal? Klar! Hardrock? Auch! Prog? Ein Bisschen. HARKON machen es sich zwischen den Stühlen bequem. Sie zeigen spielerische Finesse ohne Griffbrettgewichse, spinnen ihren eigenen bunten Faden, ohne sich im Patchwork zu verlieren, balancieren geschickt zwischen Bohrhammer und Blümchenwiese und verpassen trotzdem jedem Track die unverkennbare HARKON-Duftmarke.“
Ich denke, im Großen und Ganzen kann man das so stehen lassen, auch wenn das vielleicht nicht ganz Deiner Vorgabe „in wenigen Worten“ entspricht, haha! Wodurch wir live überzeugen? Hm… ne dicke Show mit Pyros und Bühnenaufbauten wird wohl noch auf sich warten lassen müssen. Es geht also eher puristisch zu, aber natürlich mit der entsprechenden Live-Energie, die den berühmten Funken dann hoffentlich auch auf die Zuschauer überspringen lässt!
MH: Kinder, wie die Zeit vergeht…unser heutiges Interview geht dem Ende zu. Die letzten Worte gebühren bei uns traditionell unserem jeweiligen Interviewpartner. Du hast jetzt die Chance, unseren Lesern und euren Fans da draußen mitzuteilen, was ihr schon immer mal loswerden wolltet. Zu HARKON, zu Musik, dem Business, dem Klimawandel oder…
Auf einen Schnaps nach Duisburg…
BG: Ich sach ma so: Wer meint, keinen Bock zu haben, sich Harkon beim Rage Against Racism Open Air anzugucken, weil wir schon um 16:30 zocken: Dat geht auch ohne Bock!! Ach ja und danke für das Interview natürlich! Trinken wir in Duisburg ’n Schnäppsken drauf!
MH: Danke für dieses interessante Interview und die entsprechenden Einblicke in eure Musik etc. Schön, dass du dir Zeit genommen habt und ich freue mich schon sehr auf den 12.06.2020 in Duisburg vor der Bühne!! Bis dann wünsche ich dir bzw. euch eine gute Zeit!
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Bildquellen
- Harkon – Single Portrait – Björn Gooßes (Vocals) – Photo © 2018 Tom Jäschke – Frontrow Images: Tom Jäschke - Frontrow Images
- Björn Gooßes-Harkon Turock Open Air 2019: Sebastian Freitag
- PLH_Crowd_up_the_irons: © 2016 Toby | metal-heads.de
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