QUEENSRYCHE – Interview mit dem Tourmanager – Part I
Interviews mit Musikern gehören zu unserem Alltag. Jetzt wollten wir euch einmal etwas ganz Besonderes bieten und haben uns am Nachmittag vor dem Düsseldorfer Gig (den Bericht bekommt ihr natürlich hier bei uns geliefert…dazu noch ein Videointerview mit Gitarrist Michael Wilton!) mit dem langjährigen Tourmanager der Band QUEENSRYCHE getroffen: Fozzy O´Hare (einen Teaser als Video findet ihr hier!)
MH: Hallo Fozzy, erst einmal Danke dafür, dass du dir die Zeit nimmst. Erste Frage an dich: wer hat dir diesen Namen verpasst und warum?
F: Danke meinerseits für die Einladung. Also den Namen habe ich damals von einem Freund in Pennsylvania bekommen, als ich in den 90ern das College besuchte. Ich hatte damals eine entsprechende Langhaar-Frisur und er nannte mich „Fuzzy“. Ein paar Tage später entschied er aber, das sei nicht cool genug und änderte es in „Fozzy“ ab. (Lacht) Er meinte, das passt besser.
Wie kommt man den den Job als Tourmanager?
MH: Als nächstes würde uns interessieren, wie lange du schon mit QUEENSRYCHE zusammenarbeitest und wie du an den Job gekommen bist?
F: Ich arbeite seit 16 Jahren mit QR zusammen, 10 davon in Vollzeit. I habe im Jahr 2000 damit begonnen, Merchandise zu verkaufen. Nach 3 Shows am Merch-Stand bot man mir eine Tätigkeit als Band-Assistent an und das war ich bis 2010 bevor ich zum Tourmanager aufgestiegen bin und diesen Job seither ausübe.
MH: Arbeitest du auch mit anderen Bands oder was machst du „zwischendurch“ in den Pausen, wenn QUEENSRYCHE mal „aussetzen“?
F: Im Jahr 2007 habe ich mit HEAVEN AND HELL für ein Jahr getourt. Diese Tour war sehr umfangreich und so tourte ich nicht mit QR. Mittlerweile toure ich nur noch mit QR. Und ich bin das „Reisebüro“ der Band, d.h. wenn wir gerade nicht unterwegs sind, arbeite ich an der Buchung von Flügen und anderen Arrangements für anstehende Konzerte.
Ronnie James Dio – unvergessene Momente
MH: Mit Ronnie (James Dio) zu arbeiten, dürfte wohl ein Highlight gewesen sein, oder?
F: Ja – ein großartiger Mensch mit einem noch größeren Herzen. Wir sind auf der Tour in Texas aufgetreten und hinter der Bühne war das Layout etwas unglücklich. Die Bands mussten von den Bussen einmal quer hinter der Bühne zu den Garderoben auf der anderen Seite. Also bin ich, als Tony, Ronnie und die anderen ankamen, vorne weg, damit die Bühnenarbeiter die Jungs durchlassen konnten, ohne dass etwas passiert. Alle waren schon drüben im Garderobenbereich nur Ronnie hat für die Strecke bald 20 Minuten gebraucht, weil er bei jedem Bühnenarbeiter stehen blieb. Jedem wurde die Hand geschüttelt und Ronnie hat sich für den guten Job bedankt, den jeder leistet. Bei einem Mann blieb er länger stehen, weil er ihn wieder erkannt hatte. 2004 war der Arbeiter in einem anderen Venue Mitglied der lokalen Crew gewesen. Ronnie hatte ein fast schon gespenstisches Gedächtnis für Namen und Gesichter. Absolut unglaublich.
QUEENSRYCHE-Konzerte – das hat ordentlich Vorlauf
MH: Kannst du uns erklären, wie weit im Voraus du bei einer Tour in die Vorbereitungen eingebunden bist? Was ist da genau deine Aufgabe?
F: Also wenn ein Konzert oder eine Tour angefragt wird, erstelle ich ein Budget, um sicherzustellen, dass es finanziell hinhaut. Wenn es von Seiten der Zahlen passt, bestätigt unser Agent die Show (bzw. Tour). Wenn die Bestätigung vorliegt, beginne ich mit der Arbeit an der Buchung von Flügen, Transport (Tourbus etc.) und Hotels. Dann trete ich mit dem Promoter (oder den Promotern) in Kontakt und beginne das Konzert (oder die ganze Tour) voranzubringen. Mit dieser Vorarbeit beginne ich am liebsten mindestens einen Monat vorher.
MH: Jetzt mal Schritt weiter. Nehmen wir an, wir sind bereits auf Tour. Wann startet so ein Tag für Fozzy und was ist seine erste Aufgabe? Wie geht es dann den Tag über weiter? Vielleicht kannst du das mal ein bisschen für unsere Leser ausführen.
F: Ich stehe meistens so gegen 08:00 Uhr morgens auf. Die normale Load In-Zeit ist um 12:00 Uhr am Mittag, daher bitte ich die Konzerthallen für uns ab spätestens 11:00 Uhr geöffnet zu haben. Zu dieser Zeit laufe ich durch die Halle und verschaffe mir einen Überblick. Ich baue mein „Production Office“ auf und beginne Alles zu beschildern (ich hänge laminierte Schilder auf für die Garderobe, Catering, Bühneneingang etc.). Dann weiß jeder, wo er hin muss und wo die Sachen sind. Im Cateringbereich checke ich, ob alle Nahrungsmittel und Getränke vorhanden sind, die wir vorab mit dem örtlichen Veranstalter verabredet haben. Ansonsten ist dann Zeit, fehlende Sachen nachzukaufen. Wenn die Band die Garderobe bezogen hat schaue ich mir im Tageslicht die Rettungswege an. Die lokale Security wird sich im Ernstfall eher um das Publikum im Zuschauerraum kümmern. Deshalb weiß ich lieber alleine Bescheid, wie wir sicher aus dem Gebäude kommen. Dann befasse ich mich mit E-Mails, der Gästeliste, den Informationen für die nachfolgende Show. Dieser Ablauf ist immer exakt gleich, während die Jungs von der Crew mit den lokalen Helfern die Bühne herrichten. Es ist ein Ganztagsjob!
Minutengenaues Timing und kaum Pufferzeit
MH: Es ist ja grundsätzlich nichts sicherer als die ständige Veränderung. Wieviel Puffer hat der tägliche Ablauf, wenn sich mal etwas verzögert.
F: Es gibt keinen Puffer. Dieser Ablauf ist immer exakt gleich, sobald wir ankommen. Wenn wir uns verspäten, weil unterwegs etwas vorgefallen ist, läuft es trotzdem gleich ab. Wir passen allenfalls die Zeiten für Soundcheck und Catering an oder verschieben den Anfang des Gigs bis zu 30 Minuten nach hinten. Ansonsten können uns nur extreme Witterungen oder ein Ausfall des Busses einen Strich durch die Rechnung machen.
Und in Kürze lest ihr bei metal-heads.de im zweiten Teil des Interviews, ob Fozzy den Job noch einmal wählen würde und was er seinen zahlreichen Haustieren nach dem Tourende mitbringt…
Das Interview führten Hellion & Doc Rock.
Bildquelle: alle Fotos von Fozzy: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
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