Captain Tom Moore – Morgen wird ein guter Tag (VÖ: 22.03.2021)
Was zum Teufel hat die Autobiografie eines 100-jährigen namens Captain Tom Moore mit einem Musikmagazin wie metal-heads.de zu tun, fragt ihr euch jetzt sicherlich. Wir erklären es euch. In Kurzform: mehr Metal als dieser Mann geht einfach nicht. Vor allem in diesen Zeiten. Aber der Reihe nach.
Wer ist dieser Tom Moore ?
Wer den Namen zuvor noch nie gehört hat, darf die militärische Bezeichnung „Captain“ hier und jetzt auch gerne getrost vergessen und gegen den britischen Adelstitel „Sir“ eintauschen. Denn der Protagonist des Buches, welches wir euch hier gleich noch ausführlicher vorstellen möchten, wurde von der Queen im Jahr 2020 zum Ritter geschlagen. Ihr glaubt es nicht? Seht selbst:
Nr.1 der Charts mit „You´ll Never Walk Alone“
Den Grund für den Ritterschlag – sollte er nicht bekannt sein – holen wir hier später nach. Captain Sir Tom Moore (soviel Zeit muss sein) schaffte es übrigens mit 99 bzw. 100 Lebensjahren noch mehrfach ins Guinness Buch der Rekorde. Unter anderem dafür, dass er als ältester Interpret aller Zeiten die Charts in Großbritannien anführte. Nämlich mit seiner Interpretation des Klassikers von Gerry & The Pacemakers „You’ll Never Walk Alone.“ Den Song nahm der britische Weltkriegsveteran zusammen mit dem britischen Sänger und Schauspieler Michael Ball sowie einem Chor des National Health Service (NHS) auf. Natürlich bieten wir euch hierzu ebenfalls den Link an. Hört und schaut mal rein. Wir finden es echt anrührend:
Das Buch aus dem Koch-Verlag
Nun aber zur Vorstellung der deutschsprachigen Autobiografie zu „Tomorrow Will Be A Good Day“ (hier der Amazon-Link zur englischsprachigen Originalausgabe), erschienen am 22. März 2021. Auf 312 Seiten hat der Held der Corona-Pandemie seine Memoiren verewigt. Held der Corona-Pandemie? Ja, richtig gelesen. Denn der gute „Tommy“ (so sein Spitzname aus Zeiten des 2. Weltkriegs) fing aufgrund einer Frotzelei seines Schwiegersohns im April 2020, nach einem Hüftbruch an den Rollator gebunden und kaum beweglich, einen Spendenlauf im eigenen Garten an. Mit drastischen Folgen. Oder anders gesagt: Schon doof, wenn statt der erhofften 100 Britischen Pfund am Ende über 30 Millionen Pfund zusammenkommen, der Postbote im Ort ein eigenes Postfach aufmachen muss, einen über 60.000 Glückwunschkarten und Geschenke aus der ganzen Welt zum 100. Geburtstag erreiche. Ganz zu schweigen von den alten Weltkriegsflugzeugen, die am Ehrentag über den heimischen Garten donnern, während ein Regiment für den Senior Spalier steht und man Video- und Grußbotschaften von Premiers, Formel-Eins-Weltmeistern und anderen Promis entgegennehmen muss. Also Augen auf bei Charity-Aktionen, liebe metal-heads-Leserinnen und Leser…;-)
Ein bewegtes Leben
Doch so unwirklich die letzten Seiten der Biografie auch sind, so bewegend ist der Lebenslauf des Protagonisten. Für unseren Geschmack zwar nicht immer ganz wertneutral, sondern zuweilen sehr selbstdarstellerisch formuliert (wir schieben es mal auf die Übersetzung), berichtet Moore über seine Familie und das Leben. Hauptsächlich aber berichtet er über die Kriegsjahre im Dienste der britischen Armee, die Moore im Wesentlichen nach Indien und Burma führten, um gegen die Japaner zu kämpfen. Oder besser, um zu trainieren und auf Kampfeinsätze zu warten. Die Schilderungen sind einerseits bewegend, andererseits aber auch sehr detailverliebt. Sicherlich aber waren diese Ereignisse prägend für den Charakter Moores. Dessen Hobbies wie Motorradfahren und an Motoren werkeln sowie das vom Vater beigebrachte Kartenlesen und Fotografieren zahlten sich zumindest in den Kriegsjahren (er kehrte unversehrt zurück) wie auch im späteren zivilen Leben Moores immer wieder aus. Das vollendete Glück blieb Moore allerdings bei der Wahl seiner Frauen ein wenig verwehrt. Ja, richtig gelesen. Er war nicht nur einmal verheiratet. Und den Job und damit Wohnort hat er auch mehr als einmal gewechselt, soviel sei verraten.
Warum Metal?
Tom Moore hat Herz bewiesen, Mut, Zuversicht, Nächstenliebe. Alles Eigenschaften, die auch Metal-Fans wie euch nachgesagt werden. Zurecht. Wem diese Begründung nicht reicht, dem werden die Seiten 167-168 des Buches ans Herz gelegt. Da steht, was Moore alles an metallenen Orden erwarb (Burma Star, Defence Medal, War Medal – Klugscheissermodus AUS). Ja, wir haben das Buch komplett gelesen. Deshalb, lieber Koch-Verlag, ein großes Lob für die Veröffentlichung dieser unterhaltsamen Lektüre. Uns ist eigentlich nur ein klitzekleiner Fehler aufgefallen. Moore ist auf Seite 242 bei der Behandlung im Krankenhaus bereits 87 Jahre alt und nach der darauf folgenden Jahrhundertfeier wieder 79 (Seite 245). Sicherlich liegt hier bei der Altersangabe nur ein Druckfehler vor, aber wir von metal-heads.de sind schließlich aufmerksame Hobby-Lektoren! Weitere Buch-Rezensionen findet ihr übrigens ebenfalls auf unserer Homepage.
Kaufen oder nicht kaufen, das ist hier die Frage
Während die Zeit des Vaterseins im Buch keinen sonderlich großen Platz einnimmt, richtet sich selbstverständlich ein wesentliches Augenmerk auf den Spendenlauf für die britische NHS. Denn für seine Verdienste wurde er letztendlich zum Ritter des British Empire ernannt und landete für seine Spendeneinnahmen ein weiteres Mal im Guinness Buch der Rekorde. Zum Ritter geschlagen wurde er aber sicherlich nicht nur des vielen Geldes wegen, sondern weil er dem britischen Volk in Pandemie-Zeiten Hoffnung gab und als Inspirationsquelle diente, jeden Tag als guten Tag zu sehen und sich zu sagen „Mein Heute war in Ordnung und das Morgen wird sicherlich besser.“ Captain Sir Tom Moore verstarb am 2. Februar 2021. Wer auf fiktionale Bücher steht und in den tristen Corona-Zeiten ein wenig ins letzte Jahrtausend entfliehen will, für den sind die 25 € gut investiertes Geld und das Buch im Hardcover-Umschlag genau das Richtige.
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Bildquellen
- Captain Sir Tom Moore Buchtitel: Amazon
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