„Forever yours“ (Samu Haber – RIVA-Verlag – VÖ: 14.10.2020)

„Forever yours“ (Samu Haber – RIVA-Verlag – VÖ: 14.10.2020)
Der blonde Sunnyboy ist erst 44 Jahre alt und ein Frauenliebling. Nach einer ziemlich erfolgreichen Karriere als Frontmann der finnischen Band SUNRISE AVENUE ist er schon ein paar Jahre als Juror des bekannten TV-Formats „The Voice of Germany“ aktiv. Im Kreise anderer bekannter Sängerinnen und Sänger beurteilt er bei der beliebten Casting Show die Gesangstalente der auftretenden Nachwuchskünstler. Dabei macht er den Zuschauern mit seinem Akzent und den witzigen Wortgefechten mit den anderen Juroren Freude. Aber was ist dieser Mann für ein Mensch? Woher stammt er? Wie war seine Kindheit? Wie ist er aufgewachsen und wie hat er seine Leidenschaft für die Musik entdeckt? Diese und viele weitere Fragen werden in der Autobiografie „Forever yours“ ausführlich geklärt.
Die Achterbahnfahrt des Lebens…
Im Klappentext ermutigt Samu Haber die (jungen) Leserinnen und Leser, an sich selbst zu glauben und die eigenen Träume zu leben und sich auch nicht beirren zu lassen, wenn die Ideen mal verrückt klingen oder es Hindernisse gibt. Man macht Fehler und lernt aus ihnen. Das ist offenbar sein Fazit. Und ja, wenn man das so liest, dann gab es einige Aufs und Abs im Leben des Blondschopfes. Im Pressetext wird der Begriff Achterbahnfahrt bemüht…
In dem Buch, das in Zusammenarbeit mit dem finnischen Journalisten und Schriftsteller Tuomas Nyholm entstanden ist, geht es mit einem Prolog los, bevor wir in das dreiteilige Druckwerk einsteigen. Neben viel Text gibt es mittig in der Biographie einen Fotoblock. Hier bekommen wir Aufnahmen von der Bühne, aus dem Backstagebereich, aus Kinder- und Jugendtagen und aus den Anfängen der musikalischen Karriere. Beeindruckend ist der Zusammenschnitt der Fan-Tattoos mit dem Buchtitel…das ist echte Verbundenheit. Von beiden Seiten!

Spannender als erwartet – die Autobiographie von Samu Haber
So viel Spannung hätte ich von dieser Musiker-Biographie nicht erwartet. Die ersten Seiten haben eher was von einem Krimi. Verloren am Flughafen, auf Umwegen zurück in die Heimat und gleich der Gedanke wieder flüchten zu wollen. Was hat Samu Haber in diese verzwickte Situation gebracht? Eine polizeiliche Vernehmung. Hat der Sunnyboy Dreck am Stecken? Fürchtet er die Polizisten mehr oder die Leute, die einen Verräter womöglich übel zurichten? Aber lass‘ uns doch mal am Anfang beginnen. Das ist in diesem Fall das Jahr 1983 – der kleine Samu ist 7 Jahre alt. Leider hat er ein Schicksal erlitten, wie viele Tausend andere Kinder auch. Seine Eltern haben sich vor ein paar Monaten getrennt. Er fühlt sich für seine 2 Jahre jüngere Schwester verantwortlich. Und irgendwie auch für seine Mutter…er war jetzt der Mann im Haus.
Angeregt durch einen guten Freund kommt die Idee auf, auch eine E-Gitarre besitzen zu wollen. Die erste Band und das Streben nach mehr folgten. Hatte Samu Haber vorher vielleicht Ambitionen als Eishockeyspieler, so veränderte sich sein Stand bei den Mädchen mit der Aktivität in der Band. Der Wehrdienst als Möglichkeit, um sein Leben zu strukturieren. So kann man es auch sehen. Das war schon ein bewegtes Leben. Brennende Subwoofer, Betrug bei der Ticketabrechnung für Verkaufsveranstaltungen und dann der Handel mit Ferienwohnrechten. Ging das denn mit rechten Dingen zu? Windige Geschäfte? Da war die „Auswanderung“ nach Südspanien vermutlich naheliegend. Gemeinsam mit Freunden eine eigene Disco besitzen. Samu und seine Mitstreiter waren kreativ und so wurden im weiteren Verlauf neue Geschäftsfelder erschlossen.
Wenn die Gage komplett für die Reisekosten draufgeht…
Schon sind wir in Teil zwei und greifen die Story vom Prolog auf. Das Polizeiverhör. Später erfahren wir von den Karriereplänen von SUNRISE AVENUE. Von den Anfängen, als die Gage komplett für die Busmiete und den Sprit draufging. Der Weg war mühsam und nicht so rasant, wie vielleicht im naiven Enthusiasmus gedacht. Auch wenn man natürlich noch in den Anfängen steckte, so wollte man es so professionell wie möglich angehen. Dazu musste erst einmal ein besserer Drummer her. Es kostete viel Einsatz, um die richtigen Leute bei den großen Labels zu überzeugen, dass die Band eine Chance verdient hätte. Mit Basisarbeit mühte man sich ab. Radio-Airplay bekommen, bei Votings nach vorne kommen. Bei den Leuten im Gespräch sein. Aber so einfach ist das nicht. Der Traum von Goldenen Schallplatten und internationalen Tourneen. Damals schien es so unerreichbar.
Dann kam der Major-Deal. Der Durchbruch kam mit der Veröffentlichung des Albums „On the way to wonderland“. Wer kennt nicht den Song „Fairytale gone bad“!? Auch wenn das Material nicht sofort wie erhofft zündete. Wenn man vor 60.000 Zuschauern bei ROCK AM RING spielt – so geschehen 2007 – dann hat man es vermutlich echt geschafft. Aber der Erfolg kostet Kraft, Reisen, Auftritte, ein wachsendes Meilenkonto bei den Airlines. Es folgte eine Krankschreibung, weil der Körper so etwas nicht unendlich mitmacht.

Der Stress, den Erfolg fortzuschreiben
Das waren schon bewegte Zeiten. Da gibt man sich viel Mühe bei der Feinabstimmung eines wichtigen Songs, der im Radio gespielt werden soll und dann wird bei der Pressung der Aufnahmen eine entscheidende Gitarrenspur vergessen. Nicht jeder gönnte der Band den Erfolg. Es gab rechtliche Streitigkeiten. Wenn man abräumt, will die Plattenfirma auf dieses Fundament aufbauen und schnellstmöglich weitere Musik auf den Markt bringen. Aber Musik muss Zeit haben zu entstehen. Geht das „auf Kommando“? Und ein durchschlagendes Debüt legt die Latte hoch für den Nachfolger. Wenn man zum Erfolg verdammt ist, die Anforderungen hoch sind, kann man dann kreativ sein.
Teil 3: Nach dem zwischenzeitlichen Knick in der Erfolgskurve wurde das Label skeptisch und die finanzielle Unterstützung gekürzt. Man hatte Differenzen bei der Wahl der zu veröffentlichenden Songs. Wenn man gerade ein Nachbarland in einer populären Sportart – hier Eishockey – besiegt hat und dann einen Live-Auftritt dort spielt, dann sollte man seine Herkunft vielleicht nicht zu sehr in den Vordergrund stellen. Das weiß auch Samu Haber jetzt. So endete der Auftritt jäh. Es gab aber wieder Erfolge und damit neue, Kräfte zehrende Promotionbemühungen. Das Musikbusiness ist sicher keine einfache Branche, um sein Geld zu verdienen. Sind das wirklich Freundschaften oder mehr Zweckbeziehungen? Wenn es um (viel) Geld geht, entdeckt man den wahren Kern des Gegenübers. Auch der Wandel mit Zusammenschlüssen und dem Aufkaufen verschiedener Label verändert Geschäftsbeziehungen. Die Aufgaben als Mitglied in der Casting-Jury und dazu die Aktivitäten als Frontmann bei SUNRISE AVENUE, das ist schon eine Kombination, die einen viel beschäftigt hält. 2014 dann die Entscheidung, dass man mal ein Jahr Auszeit mit der Band braucht. Verständlich…
Von einer Auszeit, dem Deutsch lernen und Gin-Tonic am Pool
Wenn man die Sprache nicht versteht – also Deutsch – ist es mit der Verständigung schwierig. Diese Erfahrung machte Samu Haber bei seinen ersten Einsätzen bei „The Voice of Germany“. Aber wie auch in vielen anderen schwierigen Situationen in seinem Leben, schlägt sich der blonde Finne auch hier mit der Zeit durch und findet Mittel und Wege. Was aber in einem Menschen im Rampenlicht vorgeht, welchen Stress eine TV-Sendung oder ein Auftritt auf einer Bühne bedeutet…das sieht man nicht! Zigaretten und Gin-Tonic am Pool. Immer wieder. Ist das die Lösung? Hartes Training mit verschiedenen „Deutschlehrern“ und langsam wachsendes Selbstbewusstsein im fremdsprachigen TV-Business. Man kann bei der Bearbeitung einer Fernsehaufzeichnung doch Einiges „retten“. Erleichterung! Es ging voran. Parallel immer die vielschichtigen Aufgaben als Gründer und Aushängeschild einer finnischen Erfolgsband. Neue Verhandlungen mit Tourveranstaltern, weitere Alben und der Wunsch, seine eigenen musikalischen Vorstellungen zu verwirklichen.
Kann eine Beziehung diese ganzen Strapazen aushalten? Wir erfahren es in diesem Buch. Außerdem lesen wir von waghalsigen Reisen nach Osteuropa, von lang ersehnten Urlauben, die dann doch manchmal ganz anders ablaufen. Von wachsenden Touren bis zur Stadiongröße, von Orchestereinsätzen und Auftritten in finnischen TV-Sendungen. Wir erfahren etwas über Schlafprobleme und die Frage nach echten Freundschaften wird gestellt. Irgendwann war das Feuer weg und Samu Haber kam zu der Erkenntnis, dass es an der Zeit war, SUNRISE AVENUE aufzulösen. Eine schwere Entscheidung, aber manchmal muss man auf sein Herz hören. Kann man all das einfach selber verpacken oder braucht man dazu einen Therapeuten? Gehört Drogenkonsum zu einer erfolgreichen Musiker-Karriere? Was kommt nach dem Ende einer angesehenen Band? Die Antwort(en) auf die meisten dieser Fragen findet ihr in „Forever yours“.
Das Fazit bei MH.de zu diesem Buch: unterhaltsam und überraschend
Fazit: auf 400 Seiten bekommt die Leserin (ich unterstelle mal, dass dieses Buch zu einem Großteil von weiblichen Fans gelesen werden wird…das kann aber auch ein Klischee sein) einen interessanten und vielseitigen Einblick in das bisherige Leben des sympathischen Finnen. Seine heute recht guten Deutschkenntnisse kann man vor allem seiner TV-Tätigkeit in unserem Land zuschreiben, aber auch der deutsche Ursprung seines Vaters hat da bestimmt keinen unerheblichen Einfluss. Ich frage mich ja immer, wann und wie man entscheidet eine Biographie zu schreiben. Manche Prominente tun das im hohen Alter als klassischen Rückblick auf ein bewegtes Leben. Aber es gibt auch – gerade in der Musikszene – offenbar genügend Künstler, die meinen noch unter 50 die Menschheit an ihren bisherigen Erlebnissen teilhaben zu lassen, obwohl man ja überhaupt nicht weiß, was da noch so kommt. Interessant ist der Titel des Buches. Dieser ist kein Zufall – er ist vielmehr ein Tattoo, das der Autor auf seinem Arm trägt. Es stand mal für die Liebe zu einer Frau, jetzt symbolisiert es die Verbindung zu den Fans.
Weitere Infos gibt es hier
Hier findet ihr mehr zur TV-Sendung. Und dort mehr zu SUNRISE AVENUE, u.a. zu der momentan noch für das Jahr 2021 geplanten Abschiedstournee. Aber ob man die Termine im April nächsten Jahres halten kann, wird die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie zeigen.
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Bildquellen
- Samu Haber Buchcover Forever yours: Münchner Verlagsgruppe
- Samu Haber Live on stage: Münchner Verlagsgruppe/Photocredit Heikki Salonen
- Samu Haber Buchcover Forever yours – Beitragsbild: Münchner Verlagsgruppe
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