GÖHC – Sommerfest (01.07.2018)
Es gibt Konstellationen von Bands, bei denen der Musik-Fan einfach blind zuschlagen kann. Eine solche Zusammenstellung bot sich am 01. Juli 2018 beim GÖHC – Sommerfest in Göttingen. Dort hatte die Hardcore-Abteilung des Göttinger Live Kultur e. V. ein kleines, jedoch sehr delikates Sommerfest organisiert! Nicht mehr als vier gebuchte Bands sollten es sein. Absolut übersichtlich – dennoch komplett ausreichend! Die namenhafte Besetzung mit SICK OF IT ALL, DOG EAT DOG, RISK IT! und SLOPE setzte sofort Teile der Metal-Heads.de – Redaktion in pure Verzückung! Schneller als die Anfahrt wurde der Entschluss gefasst, unbedingt dabei sein zu müssen! Ob sich die Spritkosten und der Einblick in die hiesige Hardcore-Szene gelohnt haben? Das erfahrt ihr hier in unserem GÖHC- Sommerfest- Bericht!
Das Junge Theater in Göttingen
Das Junge Theater scheint gar nicht mehr so jung zu sein. Diesen Eindruck gewinnt der Besucher direkt, wenn er in die Hospitalstraße der Studentenstadt Göttingen einbiegt. Dem Besucher wird dort Innenstadt-Flair mit Fußgängerzone und denkmalgeschützten Ex- Universitätsgebäuden geboten. Man könnte auch sagen: sehr schön hier! Natürlich ist das Theater auch dementsprechend älteren Datums und steht heute Abend im totalen Gegensatz zu den Bands, die hier spielen sollen!
Die Türen werden pünktlich um 18:30 Uhr geöffnet und die letzten Abendkassen-Tickets im Handumdrehen vergeben. An der Kasse sitzt das GÖHC-Orga-Team höchstpersönlich und begrüßt die Gäste. In diesem Zusammenhang möchten wir uns hier direkt bei Sarah vom GÖHC bedanken, dass wir dabei sein durften!
Vor die Bühne
Eine kleines Foyer trennt die Besucher von dem eigentlichen Konzertsaal. Und ich muss zugeben, dass dieser Konzertsaal für eine derartige Veranstaltung sehr geeignet zu sein scheint. Im hinteren Hallenbereich befindet sich eine Tribüne mit freier Platzwahl. Dazu ein großzügiger Innenraum und die wirklich geräumige Bühne!
Wow! Allerdings müssen sich die „Vorbands“ mit der Hälfte der Stagefläche zufrieden geben. Und natürlich gibt es auch keinen Fotograben oder ähnliches. Das hier ist eine Alte-Schule-Hardcore-Veranstaltung! Was natürlich auch heißt, dass jeder Zugang zur Bühne und den Musikern hat. Das wird intensiv!
SLOPE aus dem Ruhrpott
Pünktlich um 19:00 Uhr geht es los! Die erste Band des Abends hört auf den Namen SLOPE und kommt aus Duisburg. Wie klein die Welt doch ist. Theoretisch kommt die Band sogar aus dem gleichen Ortsteil wie der Großteil der metal-Heads.de– Redakteure. Gleichwohl haben sich unsere Wege bisher noch nicht gekreuzt. Wa umso erstaunlicher ist, da die Band anscheinend sehr viel unterwegs ist. Seit 2017 stehen SLOPE auch bei BDHW-Records unter Vertrag. Jedoch habe ich noch kurz vor Auftrittsbeginn die Sorge, dass der Gig hier so ein bisschen in die Binsen gehen könnte. Mit Blick auf die ca. 50 Leute, die es sich auf der Tribüne bequem gemacht haben.
Die Crowd tanzt sich warm
Allerdings und glücklicherweise erweisen sich meine Bedenken bereits bei Beginn des Konzerts als völlig unnötig. Während das Quintett den ersten Track „The void“ (vom „Losin´grip“ -Album) spielt, füllt sich der Innenraum ziemlich schnell zu einer ordentlichen Crowd! Und natürlich haben die Duisburger keine Zeit zu verlieren und geben erst einmal Gas! Zwei Sänger/Shouter teilen sich komplett die Texte und machen ordentlich Bewegung.
Wirklich unkompliziert
Es folgen Tracks wie „Helix“ und das sehr cool groovige „Goodbye, Mr. Dandy“. Die Jungs bewegen sich dabei nicht nur in Beatdown-Hardcore-Gefilden, sondern streuen auch mitunter, schon fast progressivere Passagen ein. Das lockert die Show auf und zeigt, dass die Instrumentalisten technisch ganz gut bei der Sache sind. Die 25 Minuten Spielzeit nutzen die fünf Jungs auf sehr rasante Art und Weise und sind dabei angenehm amüsant und unkompliziert! Headbanging, Stageacting und Gast-Sänger inklusive! Der Ruhrpott hat geliefert!
RISK IT!
Die nächste halbe Stunde gehört dann der aus Dresden stammenden Hardcore– Formation RISK IT! Die schwerst tätowierten und offensichtlich Straight Edge-nahen fünf Musiker eröffnen ihre Show mit dem Song „Cross to bear“ vom gleichnamigen und aktuellen Longplayer. Der Band merkt man ihre enorme Live-Erfahrung sofort an! Direkt wird eine Verbindung zum Publikum hergestellt, die bis zum Ende der Show gehalten wird. Mich persönlich packen RISK IT! sofort mit den ersten Noten! Richtig geiler, gerader Youth Crew Hardcore, der direkt aus New York stammen könnte! Richtig fett! Sänger Gregor und seine vier Mitmusiker posen und springen permanent über die Bühne, was beim Publikum sehr gut ankommt.
Fetter Hardcore aus Dresden
RISK IT! überzeugen mit einem sehr kraftvoll abgemischten Sound und einer feinen Songauswahl. Tracks wie „Distorted thoughts“ , „Ejected“ oder „Getting low“ werden vom Mob gnadenlos abgefeiert! Hin und wieder wird das Mikro zum Crowdshouting ins Publikum gehalten, wie es sich für eine richtige Hardcore-Show gehört. Richtig und wichtig finde ich die Ansagen von Shouter Gregor, mit denen er die sozialkritischen Aspekte einzelner Songs unterstreicht. Das kommt beim Pit gut an und wird ordentlich honoriert. Leider beträgt die Spielzeit nur rund 30 Minuten, so dass keine Zeit für große Interventionen bleibt. Was jedoch im Ohr bleibt, sind Songs wie „Restless“ , „Finish your business“ und „Take over“ ! Nach RISK IT! – Shows werden wir in Zukunft die Augen offen halten! Top!
I say D, you say E … Dog Eat Dog
Nachdem SLOPE und RISK IT! nun ordentlich gezündelt haben, liegt es an DOG EAT DOG, die Funken in einen Flächenbrand zu verwandeln. Nach einer halbstündigen Umbaupause kommt um 20:40 Uhr wieder Bewegung in die Halle. Der Chef im Ring, John Connor, betritt zusammen mit Schlagzeuger Brandon Finley die Bühne. Nach gewohnter Art animiert der Frontmann erst einmal alleine das Publikum, während die restlichen Musiker ihre Plätze einnehmen. Selbstverständlich funktioniert die Animation auch in Göttingen! Das Publikum ist bester Laune und folgt den Anweisungen von JC! Nach wenigen Minuten geht die Party dann auch richtig ab!
Schweiss, Bier und gute Laune
Als Eröffnungstrack dient heute „Think!“ . Das Publikum wirft sofort alle Alltagslasten über Bord und feiert die amerikanisch-europäische Crossover-Institution
standesgemäß ab! Die Refrains werden lautstark mit gegrölt und die ersten Stagediver entern die Bühne! DOG EAT DOG sind in Göttingen angekommen! Spielfreudig, fokussiert und energisch! Die Band ist offensichtlich in bester Verfassung und in absoluter Spiellaune! Da ich mich heute auf der linken Bühnenseite positioniert habe, beobachte ich Bassmann Dave bei seiner beneidenswerten Arbeit. Der Schweiß fließt und das Bier auch! Alles in bester Ordnung im Doghouse!
Ein Spritzer im Publikum
Schon bei Track zwei „Pull my finger“ kommt die obligatorische Water-Soaker zum Einsatz. Das ist jetzt keine Überraschung. Dafür gewinnt ein Typ im Publikum meine Aufmerksamkeit. Und auch die von John. Denn der coole Mann ist seinerseits mit einer Wasserpistole bewaffnet und bespritzt JC vom Pit aus. Lustige Aktion! Zu „Who´s the king“ bekommt Bozez (sax.) wieder seinen Auftritt! Bei meinem letzten Besuch in Düsseldorf (den Bericht könnt ihr HIER nachlesen) hatte er ja leider gefehlt. Umso schöner, das Bozez nun wieder an Bord ist! Kleine Moonwalk-Einlage und schon stehen die Stagediver parat! Nach 3 Liedern ist die Performance bereits auf dem Höhepunkt. Jedoch kann das Niveau ganz locker mit Tracks wie „Cannonball“ gehalten werden.
Nur Hits
Da es heute ja sowieso nur Hits gibt, folgt ein Gassenhauer dem nächsten. Richtige Eskalation gibt es dann bei „Rocky“ ! „This man is a champion!“ dem braucht man im Grunde nichts hinzufügen! Für mich ist der, von Dave Neabore performte, Ohrwurm einer der (vielen) absoluten Höhepunkte! So auch heute! Kann dann auch nur noch von „No Fronts“ getoppt werden. Wenn Bandbetreuer Danny M. zusammen mit JC über die Bühne fegt, dann ist die Zeit reif für den ganz großen Abriss! Die Stimmung ist am Siedepunkt! Was für eine geniale Performance heute Abend! Ganz, ganz stark! Meine Herren: Chapeau!
SICK OF IT ALL – New York City
JC und Co. haben es wirklich geschafft! Das Göttinger Hardcore-Publikum ist nach dem souveränen DOG EAT DOG – Auftritt bestens auf den Headliner des Abends eingestimmt. Um kurz vor 22 Uhr ertönen dann die ersten Western-Intro-Töne aus den Boxen. Die Fans können es auch nicht mehr erwarten und begrüßen die 4 Amis von SICK OF IT ALL lautstark, als diese endlich die Bühne betreten. Im Hintergrund prangt ein sehr cooles, neues Backdrop. Es zeigt die Freiheitsstatue und einige einstürzende Türme. Soll das Umbruch signalisieren oder auf die aktuell turbulenten Zeiten hinweisen? Fände ich interessant zu wissen, was dahinter steckt.
Es gibt nur eine Geschwindigkeit
Egal, die Band ist da und startet heute mit „Injustice system“ ! Innerhalb weniger Sekunden verwandelt sich das Junge Theater in einen Hexenkessel!
Lou (voc.), Pete (g.), Craig (b.) und Armand (dr.) präsentieren sich taufrisch und voller Energie! Gitarrist Pete, der jetzt die ganze Bühnenfläche zur Verfügung hat, ist schon nicht mehr zu stoppen. Was der Mann für einen Bewegungsradius hat, ist der absolute Wahnsinn. Zusammen mit seinem Bass spielenden Wing-Man werden pausenlos die Seiten gewechselt, als ob es darum gehen würde, einen neuen Bühnenlauf-Rekord aufzustellen! Aber genauso ist die Band! Halbherzige Auftritte gibt es nicht! Immer Vollgas!
Die Bronx zu Gast in Göttingen
Wer solche All-time Knaller-Songs wie „Road less traveled“ , „Good looking out“ oder „Take the night off“ in seinem Repertoire hat, braucht sich auch über die Show keine Gedanken machen! Gedanken müssen sich die Musiker nur über sich selber machen. Es kann nämlich schon einmal passieren, dass sich die Männer selbst über den Haufen rennen! Sehr geil! Fakt ist jedoch, dass sich die New York Institution heute Abend sehr locker präsentiert. Titel wie „Get Bronx“ oder (sehr genial) „No cure“ lassen den Pit komplett ausrasten. Die Frage, wer denn morgen arbeiten müsse, kommt beim Publikum dann zwar nicht so gut an, wird aber direkt mit dem Hit „Us vs. Them“ wieder glatt gebügelt!
Wirklich grandios
Einziger Song neueren Datums wird dann nur „Black Venom“ von der 30th anniversary Single. Schade, einen brandneuen Track hätten uns die Jungs gerne servieren können. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau! „Sanctuary“ wird dann dem Publikum und allen Freunden gewidmet und läutet nach 50 Minuten schon das Finale ein. Die ganze Band hat sich bis dahin keine Ruhepause gegönnt und gewährt den Göttingern dann die geforderte Wall-of-death zu „Scratch the surface“ ! Als letzter Song des Abends wird „Step down“ abgefeuert, bevor die Show um kurz vor 23 Uhr beendet wird!
Das GÖHC- Festival in Göttingen!
Wow, was für ein geniales Sommerfest! Hier war wirklich alles stimmig! Erstklassige Bands und intensive Auftritte! Eine sehr schöne Location und ein wirklich begeisterungsfähiges Publikum! Dazu ein komplett entspanntes Umfeld. Die GÖHC- Veranstaltungen sind definitiv eine Bereicherung für die Szene und müssen weiterhin unterstützt werden! Fuck Yeah! 🙂
SICK OF IT ALL – Setlist:
01: Injustice system
02: Clobberin´ time
03: My life
04: Road less traveled
05: Good looking out
06: Take the night off
07: Rat pack
08: Get Bronx
09: No cure
10: US vs. Them
11: Machete
12: Black venom
13: Busted
14: Friends like you
15: Sanctuary
16: Scratch the surface
17: Step down
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- GÖHC Sommerfest-01.07.2018-02-0543: Bildrechte beim Autor
- Risk it-GÖHC Sommerfest-01.07.2018-12cut-0436: Bildrechte beim Autor
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