„Heavy Diversity“: Podiumsdiskussion thematisierte Diversity-Aspekte im Metal
Unter dem Veranstaltungstitel „Heavy Diversity“ fand eine Podiumsdiskussion im Rahmen der Ausstellung „Der Harte Norden“ statt. Und diese beleuchtete den Umgang mit Vielfalt und Stereotypen in der Metal-Szene genauer. Das Publikum hatte die Gelegenheit, mit der norwegischen Black-Metal-Ikone Gaahl (bekannt als ehemaliger Sänger von Gorgoroth), der Ausnahme-Schlagzeugerin Sara Gacic (Ivy Crown) aus Dänemark und der schwedischen Metal-Allrounderin Linnea Olsson (Maggot Heart) in einen Dialog zu treten. Die Moderation übernahm der TV-Journalist Andreas Krieger. Er ist in Deutschland bekannt für seine Dokumentation „Heavy Metal Saved My Life“ (ARD). Darin portraitierte er unter anderem auch Gaahl.
Gaahl, mit bürgerlichem Namen Kristian Eivind Espedal, ist ein norwegischer Sänger und Maler. Und bekannt wurde er vor allem als Leadsänger der norwegischen Black-Metal-Band Gorgoroth. Deren Frontmann war er von 1998 bis 2009. Nachdem er im Jahr 2008 seine Beziehung zu einem Mann öffentlich machte, bedrohten Fans aus der Black-Metal-Szene seinen Partner. Espedal erhielt auf der Bergen Gay Galla im Januar 2010 den Preis für die Homosexuelle Person des Jahres. Gaahl gilt als einer der ersten Musiker aus dem Genre, der sich als homosexuell geoutet hat.
Heavy Diversity: Gaahl im Interview recht einsilbig
Das Interview mit Gaahl war für den Moderator Andreas Krieger eine echte Herausforderung. Denn Gaahl blieb durchweg recht einsilbig und bleib häufig unkonkret in seinen Aussagen. Auch Nachhaken förderte nicht viel mehr Aussagen zu Tage. Das wirkte auf einige Fans sicher geheimnisvoll und auratisch, gleichzeitig wirkte das Verhalten aber auch unsicher, schüchtern und introvertiert.
Das Interview drehte sich viel um das Leben und die künstlerischen Prägungen des Menschen hinter der Kunstfigur Gaahl. Auch das war spannend. Doch das Thema Diversity, insbesondere enggeführt auf die der Metalszene oft nachgesagte Homophobie, blieb zu sehr an der Oberfläche für eine kritische Auseinandersetzung. Hier hätte der Privatmensch Espedal sicher viel aus den eigenen Erfahrungen mit Anfeindungen erzählen können. Doch das Fazit fiel kurz und knapp wie all seine Antworten aus: Gaahl will keine Geschlechterdiskussionen – er will kategorisch alle Menschen einfach nur pauschal als Menschen sehen. Der Moderator Andreas Krieger blieb etwas ratlos zurück, was das bedeute und wie das letzlich zu bewerten sei.
Podiumsdiskussion zu Heavy Diversity: Weibliche Stimmen fanden Gehör
Sara Gacic ist Schlagzeugerin und Songschreiberin der dänischen Metalcore-Band Ivy Crown. Und Sara Gacic engagiert sich aktiv für Vielfalt. Denn sie ist unter anderem als Dozentin bei „pop-pilot-camps“ und der Copenhell Rock Academy tätig. Beides sind Initiativen, die eine geschlechtergerechte Vielfalt in der dänischen Musikszene fördern.
Sara Gacic stellte in der Podiumsdiskussion sehr vehement heraus, dass sie als Frau im Metal häufig außen vor gelassen wurde: In Bands, bei Gigs, beim Aufnehmen und Veröffentlichen ihrer Musik. Und das obwohl ihr gegenüber immer wieder behauptet wurde, es ginge rein um musikalische Qualität, nicht um das Geschlecht. Doch unterm Strich hat Sara Gacic sich wieder und wieder diskriminiert gefühlt als Frau im Metal. Die Frustration merkte ihr das Publikum an. Von Gleichberechtigung ist ihrer Ansicht nach die Szene noch weit entfernt. Deshalb spielt sie heute in einer rein weiblichen Band. Und versucht auch im Musik-Business möglichst mit Frauen zusammenzuarbeiten.
Metal-Music-Business: Frauen unterstützen sich gegenseitig
Aus dem selben Grund gründete Linnéa Olsson ein eigenes Label: Im Jahr 2020 war sie Mitbegründerin von Rapid Eye Records. Olsson ist eine schwedische Musikerin und Musik-Journalistin. Linnéa Olsson zog 2012 von Stockholm nach Berlin. Ihre Band Maggot Heart gibt es seit 2016. Olsson ist Mitglied bei Music Women Germany, einer Organisation und einem Netzwerk, das sich für Vielfalt in der Musikszene einsetzt.
Auch Olsson machte sehr deutlich, dass ihrer Erfahrung nach das Metal-Musik-Business nach wie vor stark von Männern dominiert sei. Ihrer Ansicht nach sei Metal eine sehr konservative Angelegenheit. Und das auf vielen Ebenen: Von einem zeitgemäßen Umgang im Sinne der Förderung von Diversität bis hin zur Musik selbst, die sich häufig äußeren Einflüssen als Inspirationsquellen entziehe. Das Altmodische, Rückwärtsgewandte und Misogyne im Metal stehe seiner Weiterentwicklung hin zu einer offenen und diversen Szene nach wie vor im Weg.
Heavy Diversity: Einzigartige Perspektiven und Erfahrungen
Das Podium bot den Zuschauern eine spannende und aufschlussreiche Diskussion über die fehlende Vielfalt in der Metal-Szene. Denn die einzigartigen Perspektiven und Erfahrungen der Diskussionsteilnehmerinnen Sara Gacic und Linnea Olsson warfen wichtige Fragen zur Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt auf. Die Veranstaltung bot der Metal-Szene so eine Gelegenheit, sich mit diesen Themen stärker auseinanderzusetzen.
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Bildquellen
- Der harte Norden – Berlin 2023 – Gaahl im Interview: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
- Der harte Norden – Berlin 2023 – Linea Olsson – Podium: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
- Der harte Norden – Berlin 2023 – Podium: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
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