BABYMETAL: „Metal Galaxy“ (VÖ: 11.10.2019)

BABYMETAL sind ja schon ein Phänomen: kaum eine Band polarisiert in der Metalszene so, wie diese Band. Ich will hier nicht die Frage diskutieren, wie weit BABYMETAL eine „echte“ Metalband sind. Diejenigen, die Metal ganz bestimmte Regeln und Kriterien angelegt haben, haben ein Problem mit diesem KAWAII-Metal, wie BABYMETAL ihren Stil nennen. Denn die J-Pop-Elemente sind unüberhörbar, die Show und das gesamte Auftreten zumindest ‚ungewöhnlich‘ für den Metalbereich. Und doch – ich greife hier schon mal vor – was BABYMETAL mit ihrem neuen Album „Metal Galaxy“ abgeliefert haben, ist eine Verbindung von Pop, Heavy Metal Strukturen, Prog- und Folk- Metal Elementen, gewürzt mit Rhythmen aus weiteren musikalischen Richtungen, die einfach Spaß macht. Damit ist das Album auch durchaus eine Möglichkeit, ein neues Publikum an Metalmusik heran zu führen.
Mit BABYMETAL durch die Metal Galaxy
Laut Sängerin Su-Metal steht hinter „Metal Galaxy“ die Idee, den Sound der Länder, durch die die Band getourt ist, aufzugreifen und zu verarbeiten. Dadurch gibt es so unterschiedliche und überraschende Songs, dass ich mich zwischendurch gefragt habe: „Was war das denn jetzt?“ Doch dazu mehr im Folgenden.
Der erste Song trägt den Namen „Future Metal“ und klingt mit seinen elektronischen Beats, dem verzerrten Gesang, den durch Wiederholung eindringlichen Passagen fast wie der Soundtrack eines Video-Games.
Bei „DA DA DANCE“ wird dieser Beat kurz aufgegriffen, aber schon geht es mit temporeichen und dynamischen Gitarren und Drums weiter: Tanz steht im Titel und zum Tanzen fordert der Song auf. Der eingängige Refrain wirkt in dieser strudelnden und brodelnden Musik wie ein Podest, auf dem man sich – kurzfristig – ausruhen kann. Und mittendrin ein tolles Gitarren – Solo von Takahiro Matsumoto.
„Elevator Girl“ ist geprägt von einem harten Beat, intensivem Drumming mit komplexen Rhythmen, einem schönen Dialog der Gitarren und einem interessanten Refrain.
Shanti – so klingt innerer Frieden?
Bei „Shanti Shanti Shanti“ wird die Intention hinter „Metal Galaxy“ deutlich hörbar: mit Sitar und Tabla sowie die Orientierung an der Tonleiter der indischen Musik, entsteht in der Kombination mit dem typischen J-Pop-Sound ein wunderbarer Song. Gerade dann, wenn sich die indischen Klänge in absteigender Akkordfolge fast auflösen, kommt eine besondere Spannung auf. Übrigens gibt es diesen Song – unterstrichen durch eine bezaubernde Performance- bereits als Video zu sehen.
„Oh! MAJINAI“ brachte den Moment, an dem ich dachte: „Hey, was ist das denn?“ Einmal abgesehen von Su-Metals Gesang, ist das fast schon ein Trinklied geworden. Der Rhythmus erinnert an nordische Kreistänze mit Akkordeon und Dudelsack. Joakim Brodéns stimmlichen Beitrag finde ich allerdings nicht so gelungen wie sonst bei SABATON.
„Brand New Day“ ist einer der ruhigeren und insgesamt auch unauffälligen Songs, allerdings mit feiner Gitarrenarbeit von Tim Henson und Scott LePage von POLYPHIA.
„Night Night Burn!“ – Bei diesem Titel habe ich eigentlich etwas Dramatisches erwartet. BABYMETALL allerdings wollen die Nacht mit Latin Dance Rhythmen zum Brennen bringen.
So, jetzt aber: Metal
Bis hier hin war wenig Metal in der Metal-Galaxy zu finden. „In The Name Of“ startet in Black Metal Manier mit ‚sakralem‘ Gesang, Glockenklängen, Sprechgesang eines Männerchors über dem die Mädchenstimmen schweben. Ja und dann Growls über groovenden Rhythmen. Es ist kein Gastsänger benannt – doch ich glaube kaum, dass diese Töne von Su-Metal stammen. Und wenn, wäre es schon beängstigend. Dieser Song ist jetzt wirklich kein Black Metal – sondern so adaptiert, dass es für BABYMETAL stimmig ist.
Weiter geht’s mit „Distortion“ und Alissa White-Gluz. Dabei habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, wenn Alissa und Su-Metal sich auf der Bühne ihre Growls bzw. hoch und runter hüpfenden Vocals entgegensingen.
O – O – Ohrwurm
Eins, zwei, drei: „PA PA YA!!“ Ich gebe es ja zu: bei diesem Song konnte ich nicht ruhig auf meinem Stuhl sitzen. Und der Refrain hat – leider – Ohrwurmqualität. Der Song ist sooo eingängig. Daran ändert auch die Rap-Einlage von F.HERO nichts. Im Gegenteil: dadurch bekommt der Song seine Spannung.
Bei „Kagerou“ gefallen mir die tiefen Gitarren gut. Auch die Stimme nutzt mal die mittlere Stimmlage. Ein runder Song mit dynamischen Zwischenspielen und eingängigen Riffs.
Dann wird es mit „Starlight“ wieder niedlich und poppig. Zwischendrin gibt es komplexe Rhythmuspassagen, bis wieder zu einer gelungenen Speed Metal Pop – Melange zurückgekehrt wird.
„Shine“ ist – in der BABYMETAL-Galaxy – schon ein epischer Song. Nicht nur, weil er der längste Song des Albums ist. Er hat mich wirklich überrascht, denn das ist Songwriting auf hohem Niveau. Su-metal lässt sich mit den Vocals Zeit, trägt Lyrics vor, die davon erzählen, dass sie an Wunder glaubt, die der Zufall bringt. Davon, dass ihr Herz sehnsuchtsvoll ruft, aber nicht zerbrechen wird, weil blendendes Licht auf sie scheint. Wieder zuckersüß der Part, in dem sie dies – nur begleitet von akustischer Gitarre – singt.
„Arkadia“ ist gut als Abschluss gewählt. Hier wird noch einmal richtig aufgedreht. Als ob in diesem Song abschließend die gesamte Reise durch die Metal-Galaxy im Zeitraffer dargestellt werden soll.
BABYMETAL werden weiterhin polarisieren
Auch dieses Album wird nichts daran ändern, dass es wohl wieder zwei Gruppen von Hörern geben wird: die einen werden das Album lieben – und die anderen eben nicht. Ob das Album bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt, wird sich zeigen. Aber im Moment kann ich nur sagen: mir gefällts. Das ist KAWAII!
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Bildquellen
- BABYMETAL_live_Su_Metal_1663_Photo_Credit_Tina_Korhonen_for_Babymetal: networking media pic by Tina Korhonen
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- Babymetal Metal Galaxy cover: networking media
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