Bruce Dickinson – Soloworks Part 1
Bereits am 27. Oktober 2017 erschien via BMG mit „Soloworks“ eine limitierte Sammlerbox aller sechs Soloalben von 1990 – 2005 von Bruce Dickinson auf Vinyl. Gepresst auf 180g Vinyl für audiophiles Erlebnis und von Andy Pearce anhand der Originalbänder remastered. Bevor ich zu den einzelnen Alben komme, möchte ich die Box einmal genauer betrachten. Die Box selber ist aus dicker und stabiler Pappe und der Hochglanz-Druck macht sich richtig gut im Regal. Die Platten kommen hochwertig im Gatefold Format daher. Neben den Texten kommen auf jeder Plattenhülle noch einmal lesenswerte Linernotes von Dom Lawson dazu. Als kleinen Schönheitsfehler würde ich bemängeln, das die gleichen Linernotes auf jeder Platte abgedruckt sind. Ansonsten gibt es aber nichts zu beanstanden. Die ganze Aufmachung ist hochwertig und besticht mit toller Optik und Haptik. Und auch der Klang ist sehr gelungen und gefällt mir teilweise besser als der Originalsound.
Bruce Dickinson – Tattooed Millionaire (1990)
Das erste Soloalbum „Tattooed Millionaire“ erschien im Frühling 1990 und mit von der Partie war Janick Gers, der auch beim Songwriting stark beteiligt war. Zu der Zeit war Bruce Dickinson noch bei Iron Maiden und so kam dieses Werk ein wenig überraschend. Weniger musikalisch, als vielmehr als Werk an sich. Stilistisch orientiert sich Bruce hier noch stark am klassischen Hardrock. Der Opener ist „Son Of A Gun“, textlich eher albern. Aber musikalisch ein erstklassiger Western Hard Rock Song mit – wen wundert’s – einem hervorragenden Sänger. Den Titelsong gibt es im obigen Video zu bewundern, eine kleine Abrechnung mit der LA Rock Szene. Autobiographische Züge schwingen in „Born In 58“ mit. Nicht sonderlich aufregend, aber im Refrain zeigt Bruce seine sängerische Klasse. „Hell On Wheels“ klingt nach einem Manowar Song, ist aber Bruce Dickinson mit einem rotzigen Rock Song und Glam Rock Refrain.“Gypsy Road“ beendet die A Seite ohne jetzt sonderlich herauszustechen. Die B Seite wird locker flockig mit „Dive! Dive! Dive!“ eröffnet, druckvoller Rocker. Als nächstes kommt eine gelungene Coverversion von „All The Young Dudes“, die nahtlos übergeht in eine ironische Abrechnung mit dem damaligen Wahn, die Rockmusik für all das Übel der Welt verantwortlich zu machen. „Lickin‘ The Gun“ kommt etwas sperrig rüber, gefällt mir aber trotzdem. „Zulu Lulu“ ist textlich nicht ernst zu nehmen, ist aber ein Gute Laune Rock Song. Beendet wird das erste Solowerk von Bruce Dickinson mit „No Lies“, ein sleaziger Rausschmeißer. In der Summe merkt man „Tattooed Millionaire“ den Spaß an, den Bruce dabei hatte. Losgelöst von den Zwängen bei Iron Maiden hat er einfach ein gutes Rock Album abgeliefert, das man immer wieder gut hören kann.
Bruce Dickinson – Balls To Picasso (1994)
Ein Jahr nach seinem Ausstieg bei Iron Maiden lieferte Bruce sein zweites Solowerk ab. Mit von der Partie hier erstmals Roy Z und seine Band Tribe Of Gypsies. Härtetechnisch ging es ein paar Grad nach oben. Schon der knapp acht Minuten lange Opener „Cyclops“ zeigt die Ernsthaftigkeit mit der Bruce zur Sache geht und ich muss jetzt feststellen, der Song ist richtig gut. „Hell No“ ist eine Kampfansage und zeigt einen Bruce, der bereit ist neu durchzustarten. Musikalisch gesehen aber eher durchschnittlich, wenn man Dickinsons hohes Niveau als Maßgabe nimmt. Das etwas getragene „Gods Of War“ ist ein gelungener Antikriegs-Song. Das pessimistisch angehauchte „1000 Points Of Light“ gefällt mir mit seinen überraschenden Elementen und Arrangements aber viel besser. Und schon ist eine kurzweilige erste Seite zu Ende. Stimmlich variabel zeigt sich Bruce bei „Laughing In The Hiding Bush“, ein gelungener Metal Song. Kontrastierend dazu folgt mit „Change Of Heart“ eine Art Power Ballade. „Shoot All The Clowns“ ist ein spaßiger Song, der neue Seiten von Bruce Dickinson aufzeigt. „Fire“ macht Druck und ist ein ordentlicher Song. „Sacred Cowboys“ ist ein weiterer wütender Song. Nicht schlecht, aber kein Vergleich zum abschließenden „Tears Of The Dragon„. Das Video könnt ihr oben bewundern und zur Qualität des Songs ist eigentlich schon damit alles gesagt, dass er auch heute noch zum Live Programm gehört. „Balls To Picasso“ ist ein richtig gutes Metal Album, das man sich auch heute noch – fast ein Vierteljahrhundert später – immer noch gut anhören kann und sollte.
Bruce Dickinson – Skunkworks (1996)
Das wohl umstrittenste Werk von Bruce Dickinson, kehrte er doch hier seinen traditionellen Wurzeln den Rücken und öffnete sich dem Alternative Sound. Als Produzent fungierte bei „Skunkworks“ Jack Endino und eigentlich sollte die Platte auch nicht als Solowerk von Bruce Dickinson erscheinen, sondern als Debüt der Band Skunkworks. Aber Marketinggründe… In der Box kommt „Skunkworks“ als Doppel-LP daher und der Opener „Space Race“ kommt druckvoll aus den Boxen. Löst man sich von seiner Erwartungshaltung, was heute zugebenermaßen leichter fällt, gefällt der Song richtig gut. Stilistisch schlägt auch „Back From The Edge“ in die Alternative Rock Ecke. Ist das schlimm? Nein, überhaupt nicht, sondern gut gemacht. „Inertia“ beginnt ruhig, um sich dann zu einer Art Powerballade zu mausern. „Faith“ gefällt mir als Rocksong mit düsterem Unterton. „Solar Confinement“ ist ebenfalls einfach gut gemachte harte Rockmusik mit einem Ausnahmesänger. Grungig-melancholisch und getragen zeigt sich Bruce dann bei „Dreamstate“. Toller Song! Die erste Platte schließt mit „I Will Not Accept The Truth“, eine textlich reduzierte Kampfansage und musikalisch eher solide als herausragend. Die zweite Platte startet mit „Inside The Machine“ wieder wesentlich druckvoller und gefälliger. „Headswitch“ beginnt mit energischem Drumming und guten Riffing, gelungener Song! „Meltdown“ fällt im direkten Vergleich etwas ab, ist aber immer noch ein guter Song im Alternative Gewand. „Octavia“ ist weniger düster, dafür melodiöser und gefällt mir wieder besser. „Innerspace“ geht gut nach vorn, aber irgendetwas fehlt damit der Song richtig hängenbleibt. Zum Ende gibt es dann mit „Strange Death In Paradise“ einen guten Song mit tollem Refrain. Als Fazit möchte ich hier einfach mal ziehen, dass „Skunkworks“ zu Unrecht so schlecht bewertet und kritisiert worden ist. Löst man sich von der Erwartungshaltung und hört unvoreingenommen, so hört man ein richtig gutes Alternative Rock Album, das den „test of time“ sehr gut überstanden hat.
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Teil 2 der Solo-Alben von Bruce Dickinson bis zum Jahre 2005 stellen wir euch von metal-heads.de hier in Kürze vor! Stay tuned.
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Bildquellen
- Bruce Dickinson Buchcover: CMM Marketing
- Bruce Dickinson Soloworks Box 720×340: cmm marketing
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