Engst mit „Irgendwas Ist Immer“

Mit ihrer dritten Platte „Irgendwas Ist Immer“ (erschienen am 20. Oktober 2023 bei Arising Empire / Edel) konnten sich Engst charttechnisch schon mal verbessern. Platz 14 in den deutschen Albumcharts sind ein deutlicher Schritt. Der Vorgänger „Schöne Neue Welt“ hat es immerhin aber auch schon auf Platz 20 geschafft. Die anstehende Tour (die Daten gibt es am Ende) ist auch schon zum Teil ausverkauft. Also, wenn ihr Engst live erleben wollt und noch keine Karte habt seid besser schnell bevor es dann zu spät ist. Aber ist „Irgendwas Ist Immer“ auch wirklich so gut wie die Chartplatzierung vermuten lässt? Oder sind Engst einfach nur massenkompatibler geworden? Wir haben das Album ausführlich gehört und nach dem Video zu „Geschichte schreiben“ gibt es unser Fazit.

Engst scheuen keine klaren Worte

Die Platte beginnt flott mit „Digitale Liebe“. Weniger punkig, mehr rockig behandelt der Song die physische Entfremdung und Verlagerung ins Digitale ohne dabei zu sehr ins Wertende zu verfallen. Das obige „Geschichte schreiben“ mag beim flüchtigen Hören etwas platt und phrasenhaft klingen. Aber der Einsatz von Bläsern hat mir schon bei den Kollegen von 100 Kilo Herz gefallen und tut es auch hier. Und eigentlich geht es nur darum in der Halbzeit des Lebens einfach mal Resümee zu ziehen und das Gefühl transportieren Engst hier sehr gut. Die autobiographische Ballade „Drei Uhr Nachts“ könnte radiotauglich und massenkompatibel sein, wenn da nicht Matthias Engst wäre. Der einfach kein Blatt vor den Mund nimmt und so singt wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Wie ein fröhlicher Partysong klingt „Wir Werden Alle Sterben“, aber worum es wirklich geht ist es der Wirklichkeit den Spiegel vorzuhalten. Exemplarisch sein hier die Zeilen „Allein, dass Faschos unbehelligt auf die Straße gehen, ist ein Indikator, dass wir nicht zu retten sind. Aus der Geschichte lernen nicht so unser Ding.“ zitiert. Wer kennt sie nicht die magischen Worte „Nie wieder Alkohol“ und später ergänzt durch das einschränkende vielleicht? Und genauso heißt auch der Song „Nie Wieder Alkohol… Vielleicht“ und genauso treffend ist er auch. Wir haben nur das eine Leben, es ist vom „Umtausch Ausgeschlossen“. Musikalisch kraftvoll umgesetzt und lasst es uns allen ein Apell sein aus unseren Leben das beste für uns und alle anderen zu machen. Und eben kein „Idiot“ zu sein wie es Matthias im nächsten Stück besingt. Radiotauglich und massenkompatibel diesmal ja, aber dafür mit einer Ehrlichkeit und Authentizität wie man sie dann eben doch nicht aus dem Radio kennt.

Engst lassen sich nicht den Mund verbieten

Aber es gibt auch ein Mutmach-Lied mit „Kopf Hoch“ von dem ich überzeugt bin, dass es live noch einmal eine ganze Spur besser rüberkommt. Aber macht euch einfach selbst ein Bild mit dem Video unten. „Fette Jahre“ blickt zurück und ist der erste Song, der mich nicht so abholt. Streiten kann man über das humorige „Nachbar“. Ich mag es und hatte bisher immer das Glück noch nie mit solch einem Nachbarn gestraft gewesen zu sein. Hoffentlich bleibt das auch so. Richtig ernst wird es mit „Blut Auf dem Asphalt“. Ungeschönt beschreiben Engst das schreckliche Schicksal eines Obdachlosen. Für mich der stärkste Song auf dem Album, textlich wie musikalisch. Gut das darauf mit „Erwachsen Werden“ wieder ein positiver Song folgt. Der Weg dahin ist nicht immer einfach und manchmal steinig, umso wichtiger wenn man dann den Rückhalt der Familie halt. Das Ende der Platte wird mit „Die Letzte Runde“ eingeläutet und klingt in meinen Kölner Ohren fast ein wenig karnevalesk. Und um die Eingangsfrage zu beantworten: Nein, Engst sind nicht massenkompatibel oder angepasst geworden. Noch immer lassen sie sich nicht den Mund verbieten und das ist gut so. Und wer Engst einmal live gesehen hat, der weiß dass die Jungs da immer Vollgas geben. Unten stehen die Tourdaten und besser ihr beeilt euch, denn viele Shows sind schon ausverkauft.

Engst – die Tourdaten

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