Lifehunger von VREID (VÖ 28.9.2018)
Lifehunger – dieser hat dem ebenso betitelten Album von VREID, das am 28. September 2018 via Season of Mist veröffentlicht wird, wohl seine Energie und Dynamik gegeben.
Beim ersten Durchhören wurde ich von der gereiften Substanz, in die VREID aber einige neue Elemente aufgenommen haben, überrascht. Lifehunger ist ein Album geworden, das vom Anfang bis zum Ende durchgehend druck- und kraftvoll ist, dabei klar und an vielen Stellen fast verspielt.
In der Vergangenheit wurden VREID oft auf ihre eingängigen und rockigen Anteile reduziert und mit dem Etikett Black ’n Roll versehen. Das neue Album zeigt, dass sie sich deutlich weiter entwickelt und den Bereich der eher unkomplizierten Musik verlassen haben. Dabei ist es weniger die Musik allein, sondern auch die Texte, in denen sie ihre Einsichten über das Leben in zwar schlichten aber dadurch auch klaren Aussagen übermitteln, die dies unterstreichen.
Lebenshunger, brennendes Feuer, zerbrechliche Weisheit und am Ende der Tod
Das instrumentale von einer melancholischen Melodie geprägte Intro Flowers & Blood schafft diese düstere Stimmung, die sich wie Herbstnebel über den Moment legt, der immer wieder Sonnenstrahlen durchscheinen lässt.
One Hundred Years greift diese Stimmung auf, wenn VREID uns mit dynamischen Black Metall Riffs auf der Suche nach kindlichem Glück in den Wald führen. Passend dazu gibt es ein folkiges Akustik-Intermezzo.
Der Titelsong Lifehunger beginnt mit einem tiefen doomigen Riff, um dann temporeich und rockend weiter zu machen. Immer wieder gibt es Zäsuren, nach denen das Tempo angezogen wird. So flackert das Feuer des Lebenshungers immer wieder auf. Die doomigen Stellen wechseln mit ordentlichem Geknüppel, aus denen sich die Gitarre mit einer anklagenden Melodie erhebt. Ein nachvollziehbarer Ausdruck für die Vorstellung eines letztlich doch zum Tod führenden brennenden Verlangens.
In The Dead White wird uns die Kälte von Raum- und Zeitlosigkeit entgegengeschrien. Dabei klingen die Riffs und Leads gar nicht nach Kälte und Unbestimmtheit. Einige Takte sind akustisch mit einer schönen Melodie gestaltet, bis es wieder richtig losknallt. So bildet das Auf und Ab der Dynamik die Idee der Wiedergeburt der Natur nach dem Winter ab.
Hello Darkness – die Überraschung des Albums
Hello Darkness ist nicht deshalb die Überraschung des Albums, weil SÓLSTAFIR-Frontmann Aðalbjörn Tryggvason die Vocals übernommen hat, sondern weil VREID hier insgesamt anders klingen. Hello Darkness ist eine düstere Ballade in der sich Addis Stimme mit Keyboardklängen verbindet und so eine seltsam unheimliche Atmosphäre entstehen lässt. Die Dunkelheit wird hier zu einer eigentümlichen Bekannten, der man immer wieder begegnet, bis alles zu Ende ist: Hello darkness, we met again …t his is the end.
Black Rites In The Black Night ist ein echter VREID-Song: kraftvoll groovend mit tollen Riffs. Der Song macht trotz des finsteren Themas richtig Spaß.
Philosophisch geht es mit Sokrates Must Die auf das Ende zu. Mit der Unvollkommenheit der Weisheit und des denkenden Menschen hat sich bereits der antike Philosoph Sokrates beschäftigt. Auch hier spielen VREID mit Andeutungen, man ahnt ihr Anliegen, das das gesamte Album durchzieht. Trotz des philosophisch angelegten Hintergrundes ist Sokrates Must Die ein toller Song, der live jedenfalls seine Wirkung nicht verfehlen wird.
Das Album endet mit Heimatt, einem Instrumentalstück, das sphärisch und schwermütig beginnt und bis zum Ende hin druckvoll und klar in seiner Ruhe bleibt.
The hunger for life reveals – only death is real
Lifehunger umfasst knapp 40 intensive Minuten, in denen Energie, Experimente, Kreativität genauso ihren Platz gefunden haben, wie Intensität und Nachdenklichkeit. Die Texte erinnern daran, dass dieser Lebenshunger, die Aktivität, die daraus entsteht, uns vom Ende und der im Tod vermuteten Leere lediglich ablenkt. VREID haben sich auch auf den vorangegangen Alben mit dem Verhältnis von Leben und Tod und dessen Auswirkungen auf das Empfinden und Handeln beschäftigt. Der Zorn, der sich in der Beschäftigung mit diesem Thema einstellen kann und im Bandnamen ja noch seinen Nachhall findet, ist immer wieder spürbar. Das verwundert nicht bei einer Band, deren Gründung mit einem tragischen Todesfall zusammenhängt ( ‚Valfar‘, der Sänger der Vorgänger-Band WINDIR kam 2004 ums Leben)
Aber VREID wären nicht VREID, wenn es hier nur schwermütig zugehen würde. Die melodischen, groovenden Anteile haben ein vielseitiges Album geschaffen, das bei aller Nachdenklichkeit immer auch ein Augenzwinkern parat hat.
Lifehunger ist eines der Alben, die mit jedem weiteren Hören besser werden. Also hört rein und lasst euch mitnehmen, in eine Welt voller Schwermut und Feuer.
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Bildquellen
- vreid band: Season of Mist
- vreid lifehunger cover: Season of Mist
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