SAXON – die neue Welle…
SAXON
BATTERING RAM
LWOBHM – Latest Wave Of British Heavy Metal. Nachdem MOTÖRHEAD und IRON MAIDEN in den letzten Monaten bereits vorgelegt haben, ziehen nun SAXON im eingespielten Zwei-Jahres-Rhythmus mit einem neuen Album nach.
„Battering Ram“ stand zu Beginn des Songwritings unter keinem guten Stern, weil alle Aktivitäten der Engländer erstmal weit in den Hintergrund traten, als Schlagzeuger Nigel Glockler im letzten Dezember ohne Vorwarnung ernsthaft erkrankte und erst nach einem Monat im Krankenhaus fest stand, dass keine bleibenden Schäden zu befürchten sind.
Der Power beim Trommeln hat die unfreiwillige Auszeit zum Glück keinen Abbruch getan und so wird das Titelstück des Albums seinem Namen „Rammbock“ mehr als gerecht. Ein typischer Stampfer aus dem Hause SAXON, der als Opener des Albums die generelle Marschrichtung – nämlich: alles nach Vorne, was Beine hat – passend vorgibt.
Geschichtsstunde a la SAXON
Biff Byford als Haupt-Songschreiber liebt es, historische Ereignisse in den Songs der „Sachsen“ nach zu erzählen. Ausgestattet mit leicht doomigen Gitarrenläufen geht es diesmal in das viktorianische England des Jahres 1855. In der Grafschaft Devon versetzten seinerzeit die Hufspuren eines zweibeinigen Wesens im frisch gefallenen Schnee die Landbevölkerung in Angst und Schrecken. Wer anders als der Teufel persönlich konnte in einer Nacht zu Fuß an die 100 Kilometer zurück legen? Ein klarer Fall für die damalige Presse, es waren die „Devil’s Footprints“.
Auf ein Tässchen Tee beim verrückten Hutmacher
Dass SAXON lyrisch in einem Song interessanter unterwegs sind als jede Hip Hop-Band mit einem kompletten Album zeigt der folgende Track „Queen of Hearts“. Mit einer Adaption der Geschichte von Alice im Wunderland liefern die Herren mal wieder einen Beitrag zur Rubrik „zukünftiger Klassiker“:
Fetter, im scharfen Stakkato abgefeuerter Gitarrenriff, ein dezent eingesetzter Chor und dann fast schon hymnischer Gesangspart. Für mich persönlich das Highlight auf dem Album mit Ohrwurmgarantie. Bleibt zu hoffen, dass auf der Setlist ein Platz frei ist für dieses Opus.
Mit „Destroyer“ und „Hart and Fast“ wird im Folgenden die Mitsingfraktion der Fans auf bewährte Weise bedient.
Einen halben Gang runter geschaltet geht es zunächst im zweiten Teil von „Battering Ram“ weiter. „Eye of the Storm“ ist ein nachdenklicher Beitrag zum Thema Klimawandel und „Stand Your Ground“ eine metal-typische Durchhalteparole, die als Halbballade durchgeht. Deutlich mehr Wumms und Drive dann wieder bei „Top of the World“, wo es um Bergsteigen im Hochgebirge geht. Im Gitarrensolo kann man den weiten Blick über die Gipfel fast spüren. Wirklich sehr gelungene Atmosphäre und ein weiterer Anspieltipp.
Zum Mitwippen regt dann noch einmal das etwas ruhigere, leicht bluesige „To the End“ an („Requiem“ lässt grüßen…), bevor SAXON mit „Kingdom of the Cross“ am Schluss nochmals ein Ausrufezeichen setzen können. Powerballade würde ich es nennen, was der Fünfer da zusammen zimmert. Die Grabenkriege im belgischen Flandern, die im Ersten Weltkrieg die Feinde erst in den Abertausenden Kriegsgräbern „friedlich“ vereint haben, bilden den thematischen Hintergrund für ein weiteres kompositorisches Highlight.
Eine lohnende Investition
Wer dann für eine Handvoll Dollars mehr die DigiBook-Version des Albums kaufen möchte, erhält als Dreingabe zum sehr ansprechenden Design mit „Three Sheets to the Wind“ einen Track, der mit dem Untertitel „Drinking Song“ hinreichend beschrieben ist.
Für mich heisst es ebenfalls „Hoch die Tassen“ für diesen Release, der der „LWOBHM“ zur Ehre gereicht. Für mich 8,5 von 10 Punkten.
NEWSLETTER. FREITAGS. KOSTENLOS.
Bildquellen
- SAXON-Cover: Label: UDR
Neueste Kommentare