Steak Number Eight – Kosmokoma – Album Review (VÖ 20.11.2015)

Wenn es um Steak geht, kann ein Oger nicht nein sagen. Und somit war klar, dass ich das mittlerweile 3. Album Kosmokoma der Belgischen Post-Metal/Sludge-Formation Steak Number Eight reviewe. Kosmokoma wartet mit 11 Songs und einer ordentlichen Spielzeit von 67:04 Min auf.

Bandname ist ein Tribut

Brent Vanneste gründete Steak Number Eight bereits mit 13 und bediente sich beim Bandnamen an einem Titel der Band Voidpoint, der Metalband des leider bereits verstorbenen Bruders. Als die Bandmitglieder um die 15 Jahre alt waren gewannen sie 2008 die Humos Rock Rally, einen seit 1978 bestehenden belgischen Wettbewerb für Rockbands. Bereits in diesem Alter machte die Band durch ihren eigenständigenund außergewöhnlichen Sound auf sich aufmerksam und so wurde im gleichen Jahr die Debut-EP When The Candle Dies Out groß gefeiert. Seit Jahren gibt es bereits äußerst geschmackvolle Vergleiche zu Tool, Isis, Mastodon, Killing Joke oder Neurosis. In Szene gesetzt wurde das Album von keinem geringeren als dem 3-fachen Grammy Gewinner David Bottrill, der auch schon Tool, Muse oder King Crimson unter seinen Fittichen hatte.

Beschwörend…Verstörend…Hypnotisierend

Damit beschreibt die Band das neue Album und ich kann vorweg nehmen, dass ich dies so unterschreiben kann.

Schon beim Opener Return Of The Kolomon machen die Jungs aus Wevelgem klar, dass man sie in keine Schublade stecken kann/darf. Man lässt sich Zeit, den Song sauber aufzubauen und erst mal ein Gefühl entstehen zu lassen. Satte Gitarrenriffs und ein fast hypnotisch wirkendes, sich andauernd wiederholendes Lead-Gitarren-Thema verschaffen erst mal einen guten Klangteppich. Das Thema wechselt noch ein paar mal die Geschwindigkeit und als ich dachte, dass es mutig ist ein Album nur mit einem Instrumental zu beginnen, schreit Sänger Brent sich die verbleibenden 50 Sekunden, der 5:08 dauernden Nummer die Seele aus dem Leib. Kann man machenUND klingt auch geil!

Your Soul Deserves To Die Twice beginnt dann aber direkt mit Vocals und einem ordentlich groovigen Riff. Hier gefallen mir besonders die gegenläufig gespielten Gitarren, die schon trance-fördernde Wirkung haben. Das darauf folgende, druckvolle Groove-Riff holt einen aber wieder zurück in die Realität. Die folgende Nummer Principal Features Of The Cult kommt schwer psychedelisch daher und wird neben fast beschwörendem Gesang von Schrei-Attacken Brents abgelöst.

Meditationserfahrung mit Steak Number Eight

Der Titel Gravity Giants hingegen macht genau das: er erlöst den Zuhörer von jeglicher Gravitation und das dort verwendete Riff geht schon fast in die Doom-Richtung. Sehr schwer tragend und kippt dann wieder in eine komplett andere Richtung und jetzt verstehe ich auch das verwendete Verstörend. Aber aufgrund seiner abwechslungsreichen Stimmung ein Highlight für mich auf Kosmokoma,denn gerade wenn man denkt der Song geht dem Ende zu, kriegen die Belgier noch mal die 2. Luft und ab jetzt hat der Song für mich eine buddhistisch meditativeWirkung.

In dieser Stimmung geht es über in Charades und ich frage mich die ganze Zeit, wie so junge Hüpfer eine solche Tiefe in die Songs bekommen. Das ist großes Tennis und mir ist klar, warum die Jungs so hart gefeiert werden. Auch wenn die Nummer eher einen ruhigeren Charakter widerspiegelt und ich ja eher für die härtere Gangart bekannt bin, gehört dieser Song zu den absoluten Top-Nummern des Albums.

Diese Scheibe ist eine Achterbahnfahrt

Knows Sees Tells All ist dagegen das pure Minimalismus und bringt zum Start eine starke Melancholie mit sich, bis er kurz nach der Mitte in ein dunkles, einfaches Riff mit Gesang und Schreie aus dem Hintergrund in eine psychedelische Richtung abdriftet um kurz darauf wieder mit Gesang eingefangen zuwerden.

Der nächste Titel Claw In Your Eyes ist eine etwas schnellere Nummer, die aber aufgrund der Komposition gute Agenten-Blockbuster-Qualität mit sich bringt und sich dann in eine schräge Uptempo Nummer wandelt. Es werden immer neue Möglichkeiten erfunden, wie zB bei It Might Be The Lights bei dem ab Minute 1:25 gerne auch mal Handclapping als Rhythmusvariante eingesetzt wird, bevor der Song mit Brents Screams und Gesang wieder in eine andere Kurve der Achterbahngeworfen wird. Genau so verhält es sich bei Cheating The Gallows, der mit einigen Stimmungswechseln, Rhythmuswechseln unter Verwendung von Synthi-Sounds dafür sorgt, dass man sich in keiner Sekunde langweilt.

Future Sky Batteries geht es dafür wieder etwas ruhiger, aber nicht weniger interessant an. Der Song glänzt neben dem Gesang durch ein ziemlich fettes Riff und gewinnt am Schluss durch dezente Doublebass Einsätze noch an Geschwindigkeit.

Der Closer Space Punch zeigt auf über 9 Minuten noch mal, was die Jungs können und beginnt mit einem guten Kopfnicker-Riff, was dann aber direkt wieder in eine hypnotischen Part übergeht, um sich danach in eine psychedelische Uptempo-Nummer zu verwandeln. Ab der Mitte wird das reine Instrumental ein atmosphärischer Klangteppich, der das Album ausklingen lässt.

Fazit

Ich habe diese Scheibe verschlungen. Man kann keinen einzigen Song skippen oder vorspulen, denn man will jederzeit voll mitbekommen, welche musikalische Wendung die Jungs sich als nächstes einfallen lassen. Für mich eine großartigeScheibe, die tatsächlich alle genannten Attribute ‚beschwörend, verstörend, hypnotisierend‘ nicht nur erfüllt, sondern auch verdient. Steak Number Eight erreichen mit ihren jungen Jahren eine Tiefe, die manche Künstler mit 30 Jahren Erfahrung vergeblich suchen. Ein Album das sehr lange in meiner Playlist verweilen wird, auch wenn es kein Headbanger-Album ist.

Tracklist

Return Of The Kolomon                 5:07
Your Soul Deserves To Die Twice 5:41
Principal Features Of The Cult      2:41
Gravity Giants                                   6:34
Charades                                            7:00
Knows Sees Tells All                        5:29
Claw It In Your Eyes                        4:25
It Might Be The Lights                    7:04
Cheating The Gallows                     7:08
Future Sky Batteries                        6:28
Space Punch                                      9:29

Lineup

Brent Vanneste – vocals / guitars
Cis Deman – guitars
Jesse Surmont – bass guitar
Joris Casier – drums