Tankard laden ein zu 1000 Bier
Kaum zu glauben, im Jahr 2022 jährt sich der Gründungstag von Tankard zum vierzigsten Mal. Zur Feier serviert die Band heute am 25. Februar 2022 via Noise Records / BMG ein Package namens „For A Thousand Beers“. Abgedeckt werden alle Alben der Noise Ära und zusätzlich auf DVD zwei Konzerte aus den Jahren 1987 und 1990. Die Älteren unter uns werden sich erinnern, dass man damals eigentlich unbesehen alles kaufen konnte was bei Karl Walterbach und Noise Records herauskam. Wenn man es sich denn leisten konnte. Konnte ich nicht, ich war Schüler und so dealte man mit Gleichgesinnten in Tapes. So kam ich auch in den Genuss der ersten Tankard Platten und das nachfolgende „(Empty) Tankard“ fehlte bei uns auf keiner Party. Lasst mich kurz in Erinnerungen schwelgen und dann erzähle ich euch warum man „For A Thousand Beers“ unbedingt sein Eigen nennen muss.
Tankard – die frühen Jahre und meine Jugend
1986 erschien das Debüt „Zombie Attack“ und „(Empty) Tankard“ war mir drauf und prägend für meine metallische Sozialisation. Selbst heute, Jahrzehnte später verleitet es mich eine Flasche Bier in die Luft zu strecken und headbangend den Text mitzugrölen. Aber auch Perlen wie „Mercenary“ oder „Maniac Forces“ lassen mich wieder an so manche durchzechte Nacht denken. Bei „Chemical Invasion“ war erstmals Sebastian Krüger für das Cover verantwortlich und auch da konnte man damals blind zuschlagen wenn er das Cover gestaltet hatte. Neben dem Titelsong sind mir noch „Don’t Panic“ und „Puke“ in guter Erinnerung geblieben und auch wenn ich das Album heute noch einmal höre, weiß ich sofort warum ich meine Kassette bis zum Bandsalat verschlissen hatte. Oje, „The Morning After“ war uns damals nur zu gut und zu oft vertraut. Hat es uns abgehalten? Nein, natürlich nicht. Hier ist auch noch die EP „Alien“ mit enthalten und Songs wie „666 Packs“ fanden wir schon allein wegen des Titels cool. Das kurze und eruptive „Mon Cheri“ lässt mich heute schmerzhaft zusammenzucken. Aber wir waren jung, kannten kein Schmerz und gaben auf der Tanzfläche alles. An der Theke natürlich auch und so wecken die ersten drei Tankard-Alben bei mir natürlich selige und manchmal verschwommene Erinnerungen. Aber unabhängig davon hört man den Platten an mit welcher Unbekümmertheit und Spaß Gerre und die Jungs damals an die Sache herangegangen sind. Für Tankard war es das Ende der Achtziger, für mich und meine Jungs hat es 1990 eingeleitet. Aber es war eine geile Zeit, Danke dafür!
Tankard – die zweite Hälfte der Noise-Jahre
Das 1990er Album „The Meaning Of Life“ habe ich tatsächlich nie besessen obwohl Klassiker wie „We Are Us“, „Beermuda“ oder natürlich „Space Beer“ natürlich am Baggersee via Ghettoblaster der Allgemeinheit zugänglich gemacht wurden. Ob diese wollte oder nicht. „Fat, Ugly And Live“ und „Stone Cold Sober“ konnte ich mir aber tatsächlich von den ersten Ferienjobs leisten und auch wenn ich sonst kein Freund von Live-CDs bin, mache ich hier eine Ausnahme. Gerres Ansagen sind einfach der Hammer. Hier ist das Album auf der DVD als Audio enthalten. In Bild und Ton gibt es Tankard aber auf dem 1987er Dynamo-Gig und den „Open All Night“ vom 04.03.1990 hatte ich zwar auch mal auf VHS, aber DVD ist doch besser. „Stone Cold Sober“ waren wir Anfang der 90er nicht immer und deswegen fand natürlich „Freibier“ bei uns großen Anklang. „Freibier für alle, sonst gibt’s Krawalle…“ Albern? Vielleicht, aber meinereiner war dazumals noch nicht volljährig und hatte Spaß daran. Auch an „Centerfold“, obwohl dieses Konzept in Zeiten der allgemeinen Verfügbarkeit jeglicher Inhalte im world wide web irgendwie antiquiert erscheint. Aber Tankard hatten auch da schon mehr zu bieten. Hört mal in „Of Strange Talking People Under Arabian Skies“ rein. Und auch die Ansage von Gerre im Bonus-Livetrack „Don’t Panic“ hat leider auch Jahrzehnte später nicht an Akualität und Berechtigung verloren. Ich muss gestehen, dass die beiden letzten Alben bei Noise Records „Two-Faced“ von 1994 und 1995er „The Tankard“ an mir vorübergezogen sind. Einzig die Tankwart EP „Aufgetankt“, die hier als Bonus bei „The Tankard“ mit dabei ist, steht in meinem CD-Regal. Genau wie „Himbeergeist zum Frühstück“. Mag ich beide, aber zurück zu den letzten Werken bei Noise. Mitte der Neunziger war Thrash Metal alles andere als angesagt und so klingen auch diese Platten, düsterer und sozialkritischer. Rückblickend betrachtet ist aber „Two-Faced“ ein richtig gutes Thrash Metal-Album. Stellvertretend seien hier Songs wie „Betrayed“ und „Cities In Flames“ genannt. „The Tankard“ hingegen klingt ein wenig so, als ob Tankard damals unsicher waren welchen Weg sie einschlagen wollen. Krachern wie „Grave New World“ stehen Nummern wie „Mess In The West“ gegenüber und außerdem stammt da Cover nicht mehr von Sebastian Krüger, klarer Minuspunkt.
Ein Stück deutsche Metalgeschichte
Ganz objektiv ist „For A Thousand Beers“ ein Stück deutscher Metalgeschichte, das in jede Sammlung gehört und wie schön das in Vinyl aussieht zeigt euch Gerre himself unten im Unboxing. Und jetzt ganz subjektiv: Tankard sind eine Band, die den deutschen Thrash Metal entscheidet mitgeprägt hat. Und sie hatten und haben weit mehr zu bieten als alkoholische Spaßsongs. Auch wenn mich diese vor dreißig Jahren natürlich sehr angesprochen hatten. Aber „For A Thousand Beers“ war jetzt ein willkommener Anlass die Platten aus einem neuen Blickwinkel zu hören. Mir war früher gar nicht bewusst wie viel Punk und Sozialkritik in Tankard steckten. Also, zurecht prägen Gerre und Tankard seit vierzig Jahren die Metallandschaft. Und wer die Alben noch nicht hat, sollte sie sich jetzt in dieser Form besorgen. Ob auf CD oder Vinyl, ganz nach persönlichen Belieben.
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Bildquellen
- Tankard Thousand Beers Box Set Beitragsbild: netinfect Promotion & Marketing
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