UNEVEN STRUCTURE: „Paragone“ (VÖ: 18.10.2019)
UNEVEN STRUCTURE kommen aus Frankreichs Progressive Metal Szene und veröffentlichen mit „Paragon“ ihr drittes Album. 2008 von Benoît Friedrich (Bass) und Igor Omodei (Gitarre) gegründet, stehen UNEVEN STRUCTURE für einen vielseitigen Prog Metal, was sie nach dem Konzeptalbum „La Partition“ auch mit ihrem neuen Album wieder gezeigt haben.
„Paragon“: Gradlinig mit neuen Akzenten
Unerwartet zurückhaltend und ruhig entfaltet sich das einleitende „Magician“ nur ganz vorsichtig. „Hero“ zeigt bereits die rhythmischen Wechsel und Variationen, die ich an UNEVEN STRUCTURES so mag. Der Djent leuchtet immer wieder auf und trägt die leicht daherkommende Melodie. Der Wechsel von klarem Gesang und Growls ist stimmig und wirkungsvoll.
„Innocent“ klingt erst einmal nett und harmlos. Bis die Drums und die Gitarre einsetzen und der Song richtig groovt. Die Melodie ist eingängig, was einen Kontrast zu der Komplexität des Instrumentalanteils herstellt, der die Spannung weiter aufbaut. Dann eine Spieluhr, zurückhaltender Gesang, Soundelemente – das sind die Akzente, die das Album so interessant machen.
Im Vergleich zu „Innocent“ wirkt „Caregiver“ mächtig und dynamisch. Auch hier beherrschen die Rhythmen den Songaufbau. Toll gemacht und dabei so dunkel und bedrückend.
Die Kunst, die Dynamik langsam aufzubauen
Mit „Outlaw“ drehen UNEVEN STRUCTURE die Schraube noch ein wenig weiter. Die polyrhythmischen Strukturen der Drums, die Fundierung durch den Bass, die ergänzenden Soundelemente, die Breaks machen „Outlaw“ zu einem aufwühlenden Stück. Und dann schaffen sie es wieder, zu einer trügerischen Eingängigkeit zurück zu kommen. „Explorer“ ist ein fast sphärisch klingendes Intermezzo.
Tief und tiefer geht es – zumindest, was die Saitenarbeit angeht – bei „Creator“ zu. Auch das Tempo ist reduziert. Kontrastierend schwebt der Gesang darüber. Aber nur bis 2:35 – dann bricht der Sturm wieder los und die Lieblichkeit ist hinweg.
„Ruler“ startet mit Klavier und Gesang: minimalistisch und unerwartet. So habe ich UNEVEN STRUCTURE noch nicht gehört. Dynamik und Struktur bestimmen hier erneut die Drums bzw. die Interaktion zwischen Drums (Arnaud Verrier) und Vocals (Matthieu Romarin). Nicht nur wegen des kurzen Schlagzeugsolos steckt in diesem eher ruhigen Song eine unglaubliche Dynamik.
Fette Riffs und ordentlich Drive
„Jester“ haut uns fette Riffs um die Ohren und entwickelt einen tollen Drive. Pianoklänge und -melodien würzen das Ganze ebenso, wie der Gegensatz zwischen den zarten Klaviertönen und anschließenden bösen Growls.
„Sage“ ist ein Intermezzo mit futuristischen Synthesizer-Tönen. „Lover“ lebt ganz wesentlich von dem, was an den Drums passiert. Die rhythmischen Passagen haben teilweise eine komplexe Wirkung. Nur um dann wieder intensiv werden – z.B. wenn den Toms volle Klänge entlockt werden. Und dann kommen sie zurück zu einem eingängigen Taktschema. Über solch einer Basis können sich Gitarre und Bass entfalten und auch die Vocals ihre Bandbreite ausloten. Am Ende des Songs wird durch Bass und Gitarre das Tempo nach und nach so verlangsamt, dass ich schon dachte, das Album sei zu Ende. Weit gefehlt: mit „Everyman“ holen UNEVEN STRUCTURE noch einmal aus und zeigen mit treibenden Drums und schneller Saitenarbeit, wie man einen Song zum Grooven bringt. Der Wechsel von klarem Gesang und Growls greift diese Spannung auf und unterstreicht sie noch. „Everyman“ ist ein ‚Gänsehautstück‘, wofür im Wesentlichen die Gesangslinien verantwortlich sind. Aber sie wirken so nur durch die Spannung und Kraft der Drums und durch den Klang der Gitarre.
Atmosphärischer Prog Metal
Ein anspruchsvolles Album, das einen aber sofort mitnimmt, da die Songs trotz der Komplexität was Drumming und Gestaltung der Riffs angeht, grooven und einen unglaublichen Drive haben. Beim ersten Durchhören hat mich jeder Song in ganz eigener Weise überrascht. „Paragon“ ist nicht nur aufgrund der Polyrhythmik in den Riffs und im Drumming so abwechslungsreich, sondern auch durch die Breaks und die Variationen in den Vocals. Gut gefallen hat mir, dass UNEVEN STRUCTURE sich Zeit lassen, um die Songs zu entwickeln. Auf diese Weise sind die Wechsel, Verschiebungen und Kontraste kein plötzlicher Überfall, sondern man hört die Welle auf sich zukommen und ist doch überwältigt von ihrer Kraft. „Paragon“ wird sicher auf meiner Liste der Top-Alben des Jahres weit oben stehen.
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Bildquellen
- uneven structure marin dodouce long branch records: Oktober Promotion pic by Marin Dodouce
- uneven structure paragon cover: Oktober Promotion
- uneven structure paragon: Oktober Promotion
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