War On Women beschreiben eine „Wonderful Hell“
In Polen gehen die Frauen auf die Straßen um gegen die frauenfeindlichen Abtreibungsgesetze zu protestieren. In den USA ist eine erzkonservative Richterin ernannt worden und das Land zutiefst gespalten. Passend dazu haben War On Women am 30.10.2020 bei Bridge Nine ihr neues Album „Wonderful Hell“ veröffentlicht. Zunächst nur rein digital. Am 13.11.2020 folgt noch eine physische Variante. Aufgenommen wurde das Album im Frühjahr 2020, aber die Veröffentlichung erfolgt genau zum richtigen Zeitpunkt. Es ist ein Aufruf zum Handeln und das scheint derzeit dringender denn je. Und deswegen hier auch direkt das Video zum Titeltrack und danach stellen wir euch das ganze Album vor.
War On Women go back in time
Der Opener „Aqua Tofana“ führt uns zurück ins 17. Jahrhundert und das Mittel zur Wahl der unglücklichen Frauen wenn eine Scheidung nur durch Tod möglich ist. War On Women fügen noch die Textzeile „From the bottom up, it spreads/ To presidential candidates/ No exceptions will be allowed“ hinzu. Nuff said. Die Rhythmussektion gefällt mir auf „Milk And Blood“ richtig gut, tight und bedrohlich. Shawna wettert hier gegen patriarchalische Strukturen. Den Titeltrack gibt es ja oben im Video und unabhängig von der Musik hätte ich gerne den Aufkleber vom Notizbuch. Aber es ist ein wunderbar wütender Song, bei dem War On Women ihre Hardcore Wurzeln nicht verleugnen können. Der Refrain geht dafür prima ins Ohr. Ein Kinderchor singt die ersten Zeilen von „This Land Is Your Land“. Welch ironischer Beginn für „This Stolen Land“. Toller Song mit vielen Tempiwechseln und ich will gerne exemplarisch eine Zeile zitieren: „No one’s illegal on this stolen land“. Ich liebe den bitterbösen Sarkasmus in „White Lies“. Immer höflich bleiben im Kampf gegen den Rassismus: „We politely request you get your boots off our necks“.
War On Women building up is more important
„Big Words“ ist geradezu gemäßigt im Vergleich zu den Songs davor endet aber mit „Hurt People, Hurt People“. Dann wird aber auch direkt wieder das Gaspedal durchgetreten. „Seed“ knallt dermaßen schnell aus den Boxen, dass es live sicher ein Killer wird. Gut, dass der Song auch ein paar ruhigere Momente hat. „In Your Path“ dauert nur eine gute Minute und ist Hardcore pur und thematisiert geschlechtsspezifische Gewalt. Nicht Aufgeben ist die Devise in „The Ash Is Not The End“. Was man zerstört, muss man auch wieder aufbauen. Eine wichtige Botschaft und musikalisch gut verpackt. Zum Abschluss gibt es mit „Demon“ noch eine sechseinhalb Minuten lange Hymne mit Janet Morgan als Gastsängerin. Percussion und Stakkato Gitarren schaffen eine düstere, fast schon doomige Atmosphäre. Ein eindringlicher Apell sich nicht unterkriegen zu lassen: „If I can’t be more than accessory. Then I will scream until I can’t breathe.„
Wonderful Hell – gut und wichtig
Auch wenn ich musikalisch nicht unbedingt in der Punk-Hardcore Richtung von War On Women verwurzelt bin, gefällt mir „Wonderful Hell“ richtig gut. Das Album bietet eine Mischung aus wütendem Punk mit Hardcore Wurzeln und Metal Einflüssen. Der Gesang von Shawna Potter gefällt mir ausnehmend gut. Und vor allen Dingen, und das ist mir am wichtigsten, zeigen War On Women klare Kante. Sie beziehen Stellung und das unmissverständlich. Gerade heute wo keiner anecken will um ja keine Follower zu verlieren eine Seltenheit. „Wonderful Hell“ ist ein wütender (und musikalisch glänzend verpackter) Aufruf aktiv gegen die Missstände der Gesellschaft aufzubegehren. Für mich schon jetzt eines der Alben des Jahres und ich empfehle jedem zumindest mal reinzuhören. Es lohnt sich!
War On Women – Line-Up und Kontakt
- Shawna Potter
- Brooks Harlan
- Jennifer Vito
- Suzanne Werner
- Dave Cavalier
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Bildquellen
- War On Women by Julia Schwendner 720×340: Julia Schwendner / Gordeon
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