Burgbrand Open Air Interview – Tobias steht uns Rede und Antwort
Burgbrand Open Air Interview
Letztens bin ich auf das Burgbrand Open Air gestoßen und alleine schon wegen der überaus interessanten Location wollte ich bei dem Thema mal am Ball bleiben. Daher habe ich mir mit Tobias einen der Cheforganisatoren geschnappt und mit ihm das große Burgbrand Open Air Interview geführt.
Tach auch
MH: Hi Tobias, ich stelle mich mal kurz vor. Ich bin der Moldi von metal-heads.de. Wir machen neben klassischen CD Reviews und Konzertberichten auch gerne was im Festival Bereich. U.a. helfen wir bei der Umsetzung des kleinen aber feinen Rage Against Racism Open Air mit, ein „umsonst und draußen“ Festival bei uns in Duisburg.
Aber das wissen unsere Leser vermutlich alles schon…viel lieber wollen wir was über euch hören. So weit ich weiß, hast Du mit einem Kumpel Andreas dieses Jahr zum ersten mal ein Festival auf die Beine gestellt, das sich Burgbrand nennt und an einer Burgruine statt findet?! Hab ich das soweit richtig auf dem Schirm?
TS: Das ist soweit völlig korrekt. Leider muss unser Vereinsvorsitzender aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden. Wir werden bzw. haben mittlerweile dazu auch noch ein offizielles Statement veröffentlicht. Da wir das alles ehrenamtlich über einen Verein organisiert auf die Beine stellen – also noch „nebenbei“ arbeiten gehen, muss das gerade alles nacheinander bewältigt werden.
MH: Oh, das tut mir sehr leid, gute Besserung an dieser Stelle für ihn. Stehst Du nun alleine da, oder hast Du Dir einen neuen Partner an die Seite geholt, der dich in der Orga unterstützt?
TS: Das Orga Team ist gewachsen. Neben mir sind noch viele ehrenamtliche Helfer dazu gekommen. Wir konnten auch während der Veranstaltung tatsächlich eine Vielzahl an Leuten für unsere Idee begeistern. Manche sind schon während der Veranstaltungen an ihre Grenzen gegangen und der Einsatz lässt nicht nach. Das ist auch einer der Gründe, warum ich, bzw. wir das unbedingt fortführen wollen und werden.
Die Idee
MH: Dann fangen wir doch nochmal etwas weiter vorne an…mich würde interessieren, wie ihr überhaupt auf die Idee mit dem eigenen Festival gekommen seid. Gab es bei euch in der Nähe nix vergleichbares, wolltet ihr mal euer eigenes Lieblings-Lineup basteln, oder war es generell eine reizvolle Idee, mit so einem „eigenen“ Festival?
TS: Ich habe vorher größere Geburtstagsfeiern organisiert – da waren dann bei der größten auf einmal 13 Bands, 2 Tage Musik. Dort haben dann auch schon ein paar Bands gespielt, die man auf dem Burgbrand Open Air wieder gesehen hat – z.B. Church of Mental Enlightment, Fateful Finality, Madstop, Victim oder Swedenborg Raum. Alle ein absoluter Hochgenuss und großartige Menschen. Andreas hat vorher auch an Veranstaltungen mitgewirkt und konnte daher auch einige Kontakte einbringen.
Die Location
MH: Wow, das klingt spannend…hat euch sicher sehr geholfen, das ihr nicht bei Null anfangen musstet. Wie seid ihr denn auf diese wahnsinnig geile Location gekommen? Und vor allem…wie bekommt man die Genehmigung dazu, dort ein Festival auszurichten?
TS: Die Location habe ich mal von der Autobahn aus gesehen. Nachdem ein Festival auf der bekannten Location (ebenfalls eine Burgruine) ausgeschlossen werden musste, ist mir dann die Idee gekommen, dass man ja dort hin könnte. Zur Genehmigung musste man erst mal mit dem Burgverein, der das Gelände drumherum verwaltet, in Kontakt treten. Das stellte sich als relativ entspannt heraus und wir wurden auch fantastisch unterstützt. Außerdem findet dort schon ein anderes Festival statt, das Medival, ein Festival für elektronische Musik.
MH: Da ich ja leider selbst nicht vor Ort sein konnte…die Ruine selbst gehört dann aber nicht zu „eurem“ nutzbaren Gelände dazu, oder? Sprich, ihr habt quasi am Fuße der alten Gemäuer gefeiert?!
TS: Richtig. Es ist leider nicht möglich, in der Ruine eine Veranstaltung wie diese zu platzieren. Wir haben diesem Kulturdenkmal gegenüber ja auch eine Verantwortung. Der Burgverein hat sich allerdings gefreut, dass so viele unserer Gäste Interesse an der Ruine als Bauwerk gezeigt haben.
Das Equipment
MH: Wie habt ihr das mit der Bühne geregelt? Ruft man da einen professionellen Betrieb an und lässt da eine Bühne hinbauen? Oder habt ihr da irgendwie selbst was gezimmert? Wie darf man sich das als Laie/Besucher vorstellen?
TS: Natürlich haben wir uns nichts bauen müssen, dass war eine sogenannte Trailer Bühne. Also relativ einfach. Die wurde mit einem Jeep hoch gefahren, an einem Nachmittag aufgebaut und fast genauso schnell wieder abgebaut. Das war wirklich phänomenal. Mit 8×6m auch absolut ausreichend für die Veranstaltung.
MH: Und sonstiges Equipment, wie Licht und Ton z.B.? Habt ihr da für alles die entsprechenden Leute parat gehabt, die solche Dinge aufbauen und am Ende auch bedienen können? Oder musstet ihr das spezielle Personal buchen?
TS: Da gibt es in Lauchröden zum Glück jemanden, der das absolut magisch auf die Reihe kriegt – Mario Gehlmann. Ein absoluter Fachmann, der sowohl Licht, als auch Ton unfassbar professionell und mit einer exzellenten Qualität organisiert und bedient hat. Ihm sind wir da auf jeden Fall zu großem Dank verpflichtet.
Das liebe Geld
MH: Und wie habt ihr das finanziell auf die Beine gestellt? Ihr musstest doch bestimmt ordentlich in Vorkasse gehen und das die Nummer am Ende ein Erfolg wird, war ja vermutlich im Voraus nicht sicher? Wird einem da nicht ganz schön mulmig in den Beinen, wenn man eine gewisse Summe aus der eigenen Tasche vorstreckt? Oder war euch von vornherein klar, die Sache wird ein Kracher?
Ich gehe mal davon aus, das sie ein Kracher geworden ist, wenn Du schon das nächste Jahr planst 😉
TS: Ui. Spannendes Thema. Ich habe gute Rücklagen. Davon konnten wir dieses Jahr einiges abdecken. Ich muss allerdings auch gestehen, dass die Veranstaltung ein Verlustgeschäft war. Warum mache ich also weiter? Weil ich denke, dass wir hier die Grundlage für etwas wirklich schönes geschaffen haben. Etwas wofür sich viele Menschen jetzt schon begeistern können. Natürlich tut es weh, das Geld erst mal verloren zu haben. Wir müssen halt daraus lernen und an einigen Punkten effizienter werden. Dann bin ich optimistisch, dass es nächstes Jahr schon besser aussieht.
Besucherzahlen und was bietet das Burgbrand ?
MH: Wie sah denn die Resonanz überhaupt aus? Wie viele Zuschauer konntet ihr dieses Jahr verzeichnen? Und bietet ihr den Gästen auch Campingflächen an?
TS: Über das gesamte Wochenende waren etwa 400 Leute zahlende Gäste (Bands, GL, Helfer kommen ja auch dazu) da. Wir haben eine große Resonanz durch die Anwohner gehabt. Jeder aus Lauchröden – dem Dorf unterhalb der Brandenburg – hatte freien Eintritt und das wurde auch gut angenommen. Wir hatten zwei Campingflächen – eins direkt vor dem Festivalgelände und die Möglichkeit am Parkplatz direkt neben dem Auto zu Campen und man muss ein paar Meter laufen. Nächstes Jahr wollen wir die Möglichkeit bieten, auch unten am Auto zu campen. Allerdings ist der eigentliche Camping Platz näher am Festival Gelände und bietet eine großartige Aussicht auf die Natur und die Burg. Der Fußweg lohnt sich also.
MH: Wenn ich das Burgbrand jetzt gar nicht kenne…überzeuge mich doch mal mit 2-3 Argumenten, euch nächstes Jahr zu besuchen 🙂 Sprich, was hat das Festival dem Besucher zu bieten? Und was kostet ein Ticket inkl. Camping bei euch?
TS:
- Eine einmalige Location. Ich kann versichern, dass man so eine Location für ein Festival nur SEHR selten findet.
- Eine liebevolle Musikauswahl. Wir beschäftigen uns intensiv mit den Bands, die wir auf die Bühne holen und sind auch immer Fans von den Leuten, die bei uns auf der Bühne stehen.
- Wir hatten dieses Jahr ein unglaublich angenehmes Publikum, man ist also unter freundlichen Menschen und hat immer die Chance wenn nicht Freunde, dann zumindest Gleichgesinnte zu finden.
- Wir wollen keinen ausrauben, die Getränkepreise sind für eine Open Air Veranstaltung also human. Kostendeckung hat jede Veranstaltung zu bewältigen.
Wir werden nächstes Jahr ein paar weniger Bands holen, daher wird es auch vorausichtlich billiger als dieses Jahr. Genaueres aber, wenn alles spruchreif ist 😉
MH: Das klingt doch alles sehr angenehm, für den geneigten Besucher. Ich möchte übrigens mal ein Lob für eure Webseite aussprechen…die finde ich sehr professionell, informativ und sinnvoll gestaltet…das hab ich teilweise bei größeren Festivals schon schlechter gesehen. Ein guter Auftritt nach außen ist die halbe Miete.
TS: Vielen Dank. Wir müssen die natürlich zeitnah aktualisieren, aber spätestens, wenn es die ersten Bands zu verkünden gibt, werden wir die Seite anpassen.
Das Burgbrand 2020
MH: Da hast Du ein gutes Stichwort geliefert. Bist Du mit dem Booking für 2020 schon fortgeschritten und gibt es bald was zu verkünden, wer bei euch im Lineup stehen wird?
TS: Wir sind mittendrin. Ich bin ehrlich gesagt erstaunt, welche Bands an unserer Veranstaltung Interesse zeigen. Daran sieht man, dass wir offensichtlich kein schlechtes Fundament gebaut haben. Die ersten Bands wollen wir fortlaufend ab Oktober veröffentlichen. Ideen haben wir selbstverständlich schon. Jeder in der Crew durfte eine Wunschliste abgeben und unsere Gäste haben wir natürlich auch auf Facebook um Meinung gefragt – umso schöner natürlich, wenn einen Bands von der Liste selber ansprechen 😉
MH: Du hast ja geschrieben, dass Du selbst auch Fan von den Bands bist, die bei euch spielen. Achtest Du beim Booking dann wirklich nur auf deinen/euren Geschmack? Oder hat man auch immer im Hinterkopf, ob die Band XY auch ein paar Leute anzieht oder nicht? Wie sieht es bei euch mit den Stilrichtungen aus? Seid ihr da auf irgendwas spezialisiert, oder Hauptsache irgendwie Metal?
TS: Ja. Wir wollen gerne unseren persönlich Geschmack abbilden. Das es da Unterschiede gibt, ist normal. Wir wollen aber halt auch selber genießen können, was bei uns auf der Bühne steht. Natürlich ist es auch wichtig Leute zu ziehen. Aber wir mögen ja nicht nur den ganz harten Underground, sonder auch mal größere Acts. Die Evil Invaders sind ja zum Beispiel auch keine Unbekannten. Ich persönlich, aber auch einige meiner Mitstreiter finden vor allem Stoner, Thrash und Speed Metal großartig. Das wird dann mit ein bisschen Black und Death Metal ergänzt. Es ist also für Liebhaber aller Stilrichtung etwas dabei.
Das Booking
MH: Wenn ich mich noch recht erinnere, war das Lineup so aufgebaut…ein Headliner pro Abend und die anderen Bands eher aus dem Underground oder halt unbekannter. Wird das Konzept auch 2020 so in der Art bleiben?
TS: Ja. Soweit der Plan. Das kommt aber auch immer ein wenig auf die Perspektive an. Sind Stallion noch Underground? Oder Arroganz? Ich persönlich finde, dass das schon sehr klangvolle Namen sind. Natürlich gibt es da Bands die bekannter sind, aber die Qualität ist einfach großartig. Da brauch ich dann keinen dicken Namen, wenn ich die Jungs hole und weiß, die spielen sowieso alles an die Wand. Diesen Ruf möchten wir uns natürlich auch erarbeiten – die Leute sollen wissen, dass bei uns Qualität auf der Bühne steht. Egal, ob sie schon was von der Band gehört haben, oder nicht.
Das Burgbrand Open Air Interview geht zu Ende
MH: So, jetzt habe ich Dir wohl genug deiner wertvollen Zeit gestohlen. Es war sehr angenehm mit Dir und vielleicht können wir dieses Gespräch ja irgendwann mal bei einem Bierchen vertiefen. Wir von metal-heads.de freuen uns auf jeden Fall, unseren Lesern euer Lineup für 2020 zu verkünden, sobald es steht. Das letzte Wort gebührt bei uns immer dem Gast…Du darfst gern noch was los werden.
TS: Danke für die Möglichkeit mich äußern zu können und vielen Dank für die Unterstützung. Ich kann nur jedem raten, sich selber von uns zu überzeugen und auch von den vielleicht weniger bekannten Acts überraschen zu lassen. Es lohnt sich.
Und wenn ihr weitere Interviews, Berichte und Fotos von und über Festivals sehen wollt, dann lasst uns doch ein Like da KLICK
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Bildquellen
- Burgbrand Open Air 2019: Eva Nagler Photography / Tobias Scholl
- Church of Mental Enlightment: Marcel Benich (mb.concert.photography) / Tobias Scholl
- Evil Invaders: Marcel Benich (mb.concert.photography) / Tobias Scholl
- Burgbrand-Beitrag: Eva Nagler Photography / Tobias Scholl
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