Schwere Zeiten – Shogun Konzerte im Interview

Schwere Zeiten – Shogun Konzerte im Interview
Ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen Artikel über den Zustand der Veranstaltungs- und Festivalbranche veröffentlicht. Wer nochmal nachlesen mag KLICK. Da der Beitrag doch ziemlich viel Andrang gefunden hat, dachte ich mir, dass eine kleine Follow Up Story an der Stelle gut passen würde. Und wer kann besser was zu der Thematik sagen, als jemand, der Konzerte bucht und veranstaltet? Daher habe ich mir den lieben Joe von Shogun Konzerte geschnappt und ihm ein paar Fragen gestellt.
Joe von Shogun Konzerte

MH: Hallo Joe, vielen Dank, das Du Dir die Zeit für ein paar Antworten nimmst. Da Du ja eher im Hintergrund arbeitest, werden die meisten Leser dich nicht unbedingt kennen. Stell dich und deine Tätigkeiten doch bitte mal kurz vor.
JS: Hey Moldi! Ich mache seit 2018 Shogun Konzerte und veranstalte Konzerte in Bochum und Dortmund, teilweise auch woanders in NRW. Seit 2009 veranstalte ich Konzerte generell und nun wieder im Ruhrgebiet. Seit dem letzten Jahr arbeite ich als Booker im Junkyard Dortmund und zudem noch für MAD Tourbooking als Booker für tourende Bands oder teilweise nur national für die deutschen Shows einer Band.
Probleme mit dem Vorverkauf?
MH: Ich habe auf metal-heads.de letztens einen Artikel darüber geschrieben, dass es bei einigen Festivals und Konzerten gerade zu Problemen mit dem Vorverkauf gekommen ist. Einige Events mussten sogar abgesagt werden, weil der VVK so schleppend lief. Du bist ja selber Booker und Veranstalter. Wie sind deine persönlichen Erfahrungen damit?
JS: Ja das sieht auf jeden Fall bei vielen Konzerten und Festivals sehr schwierig aus. Entweder sind aktuell zu viele Bands auf Tour, die ganzen Festivals laufen wieder oder teilweise haben einige noch zu großen Respekt vor Corona. Was natürlich auch völlig legitim ist, weil man sich ja scheinbar mehrmals anstecken kann und die Vorläufe einer Infektion immer unterschiedlich sind.
Gründe
MH: Ist es denn nur der Vorverkauf, der schlecht läuft? Sind die Leute einfach spontaner und kaufen sich kurzfristig eine Karte, oder bleiben sie ganz weg?
JS: Auf jeden fall kaufen viele Gäste ihre Tickets last minute, um sicher zu gehen das das Konzert auch stattfindet, die Bands spielen können und sie nicht auf ihrem Geld sitzen bleiben oder sie sich umsonst tickets kaufen. In manchen Genres lohnen sich Konzerte auch gerade überhaupt nicht.
MH: Was glaubst Du, woran es liegt? Ist das alles nur Corona schuld? Oder generell gestiegene Preise und die potentiellen Kunden haben für die Freizeit kein Geld übrig? Oder ist es was ganz anderes?
JS: Auf jeden Fall freue ich mich und natürlich auch die ganze Branche das es wieder läuft und man Konzerte ohne Auflagen veranstalten kann. Normalität ist da das Stichwort. Ich denke es sind sehr viele Gründe die da gerade rein spielen und auf jeden Fall auch einige die du genannt hast. Wenn man den vielen Stimmen zuhört kann es so noch eine Weile dauern bis wir wieder auf Normalniveau uns bewegen.
Aussichten
MH: Wie sind denn Deiner Meinung nach die Aussichten für die Branche? Werden jetzt erst mal einige zu Grunde gehen und aus der Asche erheben sich dann neue Leute mit neuen Ideen? Schlecht besuchte oder gar abgesagte Konzerte treffen ja wirklich alle…die Bands, die Veranstalter, die Lokalitäten und Hallen…
JS: Wir befinden uns gerade in einer Zwischenlösung und man braucht aktuell langem Atem und den richtigen Riecher bei allen Bookings die man angeht. Es kommt auch immer auf die Ausrichtung eines Clubs an. Würde man sich steif auf ein Genre fest legen wird es sehr schwer.
Übertreiben die Großen?
MH: Gerade bei den größeren Festivals bekommt man inzwischen das Gefühl, dass die es etwas übertreiben. Alles kostet Aufpreis, man kann bereits aufgebaute Zelte mieten, oder spezielle Campingflächen, Getränke und Essen sind teuer usw. Wird die Kuh da zu sehr gemolken?
JS: Aktuell auf jeden Fall. Bestes Beispiel sind die großen internationalen Festivals: Noch einen Tag/ein Wochenende dazu und und, um auf jeden Fall jeden für sein Festival zu überzeugen. Auf der einen Seite Fluch und Segen für Besucher und Veranstalter. Nächstes Jahr kann dieser Stil sicher nicht mehr gefahren werden, weil der Druck bei vielen Bands weg ist und auch teilweise sich Ernüchterung einstellt. Wenn die Festivals laufen, aber alles drum herum nicht läuft muss man sich da auch finanziell noch mal überlegen ob man eher ohne Sommer Festivals auf der nächsten Tour auskommt.
Was ist zu tun?
MH: Gibt es etwas, dass ihr als Veranstalter tun könnt, um eure Kunden zurück zu gewinnen?
JS: Auf jeden Fall in erster Linie gute Bookings mit angesagten Bands/Künstlern. Ich denke gerade im Junkyard passiert sehr viel was vorher einfach nicht in Dortmund oder im Ruhrgebiet in der Form gespielt hat und mit der Mad Max ähnlichen Optik hat die Location großen Charme bzw ist sehr beliebt bei vielen Musikfans. Was Booking angeht sollte man eher darauf setzen viele Bands in kleineren Locations wieder aufzubauen und nicht jede Band alleine auf Headline Tour schickt. Gute Tourpakete machen gerade mehr Sinn und weniger Touren finden so zeitgleich statt.
MH: Lieber Joe, ich sage herzlich Danke für deine Zeit und deine Mühen. Bei uns gebührt dem Gast das letzte Wort…
JS: Moldi, ich danke dir sehr für das Interview und hoffe dich bald mal im Junkyard begrüßen zu können.
Wer an feinen Konzerten im Ruhrgebiet interessiert ist, der findet Joe und seine Agentur hier KLICK
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Bildquellen
- Joe Schmidt: Joe Schmidt
- Logo-Shogun: Joe Schmidt
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