ROCK CLASSICS # 18 – Sonderheft Die Toten Hosen

Am Freitag, dem 9. Juni 2017 ist das Sonderheft Nr. 18 der ROCK CLASSICS erschienen. Anlass dieses Sonderheftes sind 35 Jahre Die Toten Hosen. Mein Gott, Die Toten Hosen… Irgendwie waren die auf jeder Party meiner Schul- und Jugendzeit präsent. Die Toten Hosen gingen immer, Die Ärzte allerdings auch. Da waren wir als Kölner tolerant. Aber egal, irgendwann habe ich Die Toten Hosen dann aus den Augen verloren. Da ist dieses ROCK CLASSICS Heft eine willkommene Angelegenheit, diesen Zustand zu ändern. Für 9,90 Euro ist es im gut sortierten Zeitschriftenhandel zu erstehen und obendrauf gibt es noch vier Poster und eine CD mit acht deutschen Punk und New Wave-Klassikern. Aber was steht denn nun drin?
Die Toten Hosen – ZK und die Anfänge
Bevor es um Die Toten Hosen geht, werden auf fünf Seiten die Ursprünge des Punk in Deutschland beleuchtet. Als wegweisend werden hier die Bands MALE (von Jürgen Engler, dem späteren Gründer von Die Krupps) und CHARLEY’S GIRLS herausgestellt. Beide absolvierten ihr erstes Konzert gemeinsam am 11. Oktober 1977. Da beide Bands aus Düsseldorf stammten und der Ratinger Hof in Düsseldorf der Treffpunkt der Szene war, kann man getrost behaupten, dass in Düsseldorf der deutsche Punk geboren wurde. Im Keller des Ratinger Hofs probten im übrigen auch zahlreiche Punkbands der Umgebung. Es folgt noch ein lesenswertes Interview mit Campino über den Stellenwert der Ramones und dann geht es um ZK. 1978 gegründet und bereits 1981 wieder aufgelöst und zwei Singles, ein Album und eine später erschienene Live-Platte. Nicht viel, aber als Sänger fungierte Campino und ab 1980 Kuddel an der Gitarre. Andi Meurer war Roadie. Wofür ZK stand? Man weiß es nicht mehr genau. Wahrscheinlich wohl Zentral-Komitee. Beim Start von ZK war der gute Campino erst fünfzehn Jahre alt, hätte also noch nicht mal Bier trinken dürfen… Nach dem Ende von ZK sollte ein einfacher Telefonanruf im Februar 1982 der Beginn von etwas ganz Großem sein. Campino klingelte bei Klaus-Peter „Trini“ Trimpop durch und Die Toten Hosen waren geboren. Letzterer am Schlagzeug, Campino wieder am Mikro. Desweiteren mit von der Partie waren Andreas von Holst (Kuddel), Andreas Meurer, Walter November und Michael „Breiti“ Breitkopf.
Die Toten Hosen – von der Opel-Gang bis zu den Roten Rosen
Am 10. April 1982 gaben Die Toten Hosen dann ihr ersten Konzert, im Keller des Bremer Schlachthofs. Kurze Zeit später wurden die ersten beiden Singles „Wir sind bereit“ und „Reisefieber“ eingespielt. Nur ein Jahr später erschien im Sommer 1983 die erste Platte „Opel-Gang“ in einer Auflage von 20.000 Stück. Walter November war da bereits nicht mehr mit von der Partie. Der Song „Bis zum bitteren Ende“ gilt heute als einer der absoluten Klassiker. Ein Jahr und einen Labelwechsel später brachten Die Toten Hosen Hosen ihr zweites Album „Unter Falscher Flagge“ heraus. „Liebesspieler“ aus dem Album wird auch heute noch immer live gespielt. Auf dem dritten Album „Damenwahl“ von 1986 ist dann Wolfgang „Wölli“ Rohde am Schlagzeug zu hören. Trini Trimpop ist freiwillig ins Management der Hosen gewechselt, weil er mit seinem mittelmäßigen Schlagzeugspiel der Zukunft der Band nicht im Wege stehen wollte. Für Wölli war bereits der zweite Gig eine richtige Feuerprobe. Dieser fand nämlich auf dem Anti-WAAhnsinns-Festival in Wackersdorf vor über 100.000 Leuten statt. Da Die Toten Hosen mit ihrem letzten Album nicht so richtig zufrieden waren nahmen sie unter dem Pseudonym Die Roten Rosen ein Cover Album auf, mit dem sie im August 1987 ihre erste Chartplatzierung erreichten (Am Ende sollte es sogar Platz 21 werden). Ende 1987 erschien noch das Live-Album „Bis zum bitteren Ende“, das ebenfalls in die Charts kam. Danach machten sich Die Toten Hosen live erst einmal rar. Es gab zwar nicht 1000 gute Gründe, aber einen sehr guten…
Die Toten Hosen – Aufstieg in die Oberliga
Denn von Mai bis Oktober 1988 spielten Die Toten Hosen im Bonner Schauspielhaus, wo Anthony Burgess‘ Roman „Clockwork Orange“ vom Regisseur Bernd Schadewald inszeniert wurde. Stammproduzent Jon Caffery mischte den Live-Sound der Band und während des täglichen Soundchecks wurden immer wieder ein paar Stücke aufgenommen. Das Ergebnis? Ein mit Platin ausgezeichnetes Album namens „Ein kleines bisschen Horrorschau“. Die daraufhin folgende Tour wurde immer wieder verlängert und es war eine regelrechte Hysterie zu spüren. So wurde unter anderem die Dortmunder Westfalenhalle ausverkauft. Es folgten 1990 „Auf dem Kreuzzug ins Glück“ auf der auch Gerhard Polt und die Biermösl Blosn mit von der Partie waren. 1991 eine weitere Cover-Platte mit vielen, vielen Gastmusikern. Erstmals komplett auf englisch, die „Learning English, Lesson One„. Das achte Studioalbum „Kauf MICH!“ erschien 1993 und erreichte Platz 1 der deutschen Albumcharts. Es folgten 1996 „Opium fürs Volk„, erstmals auf dem neuen, bandeigenen Label JKP und 1999 dann „Unsterblich“. Dieses Album ist ein weiterer Wendepunkt in der Bandgeschichte. Denn der langjährige Drummer Wölli konnte wegen Bandscheibenproblem nur vier Songs einspielen. Sein Nachfolger wurde sein Roadie Vom Ritchie. Aber noch eine weitere Tragödie fällt in diese Zeit. Das tausendste Konzert! Die Toten Hosen mieteten das Düsseldorfer Rheinstadion und es war mit 60.000 Besuchern vollkommen ausverkauft. Doch was eine große Feier werden sollte, verkehrte sich ins Gegenteil. Im Gedränge kam ein Mädchen ums Leben und die Band brauchte lange um sich von diesem Schock zu erholen und widmeten ihr den Song „Alles ist eins“ von der „Pushed Again“ Single.
Die Toten Hosen – Die Fetten Jahre
Die Band hatte sich eine längere Pause gegönnt und neue Energie getankt. 2002 erschien „Auswärtsspiel“ und die folgende Tour katapultierte Die Toten Hosen in neue Höhen: 350.000 Zuschauer beim Woodstock Festival in Polen, ein Konzert auf der Zugspitze. Es folgte das Unplugged Album „Nur zu Besuch“ im Jahr 2005, Die Toten Hosen waren endgültig oben angekommen. Alle drei Alben „Zurück zum Glück“ (2004), „In aller Stille“ (2008) und „Ballast der Republik“ (2012) charteten auf Platz 1. Letzteres markierte eine weitere Zäsur: 30 Jahre Die Toten Hosen, ganz oben und das ohne sich zu verbiegen. Jetzt nahmen sich die mittlerweile doch alten Herren des deutschen Punks die längste Pause ihrer Bandgeschichte. Satte fünf Jahre dauerte es, bis das nächste Album erschien. Dafür wartet „Laune der Natur“ mit einem besonderen Schmankerl auf. Als Bonus gibt es in der Deluxe Edition die „Learning English, Lesson Two„. Abgerundet wird der letzte Teil dieses Sonderheftes durch eine Auswahl von Sammlerstücken, einen Überblick über Compilations und Live-Alben, einen Streifzug durchs Merchandise, ein Interview mit dem Zeugwart von Fortuna Düsseldorf und so fort…
Die CD Bonus Beilage
- Family 5 – Stein des Anstosses
- Rotzkotz – Lunatic Chick
- 39 Clocks – DNS
- A 5 – Längst Vorbei?
- Der Moderne Mann – Roter Mond
- Fee – Amerika
- Mythen In Tüten – Hochkant
- The Flying Klassenfeind – Ulan Bator
Rock Classics #18 – Die Toten Hosen, das Fazit
Ich habe in diesem Heft viel Neues und Interessantes entdecken können. Es ist amüsant und unterhaltsam geschrieben, wartet mit vielen Anekdoten und Hintergrundinformationen auf. Gerade der erste Teil über die Anfänge war für mich sehr lehrreich, da habe ich viel erfahren. Jede Platte wird auf einer Seite nochmal gesondert beleuchtet. Es sind viele schöne Fotos dabei und obendrauf noch eine tolle CD mit – für mich total unbekannten – Klassikern der Punk und New Wave Anfangszeit. Da habe ich gerne mal reingehört. Für Die Hard Fans der Hosen ist dieses Heft sicher uninteressant, da sie eh schon alles wissen. Aber für den normalen Fan und jeden an Musikgeschichte Interessierten ein mehr als lohnender Kauf. Ich nehme das Heft gerne zum Anlass mich noch einmal eingehender mit den Toten Hosen zu beschäftigen und vielleicht noch das eine oder andere Album nachzukaufen. In diesem Sinne, enjoy!
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Bildquellen
- Die Toten Hosen Opel Gang: amazon.de
- Die Toten Hosen Bis zum bitteren Ende: amazon.de
- Die Toten Hosen Ein kleines bisschen Horrorschau: amazon.de
- Die Toten Hosen Ballast der Republik: amazon.de
- Rock Classics #18 Die Toten Hosen: Bildrechte beim Autor
- Rock Classics Die Toten Hosen 720×340: Bildrechte beim Autor
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