DREAM THEATER – ein lau(t)er Abend in Oberhausen

DREAM THEATER – ein lau(t)er Abend in Oberhausen
27 Monate hat es gedauert, bis ich nach dem Gig von M.I.GOD endlich wieder mal ein echtes „heavy“ Konzert besuchen konnte. Mann, was für eine Durststrecke. Und das für Jemanden, der seit über 30 Jahren im Schnitt jeden Monat ein Live-Event besucht. Umso mehr freute ich mich also, für metal-heads.de mit Redaktionskollege Chipsy im Fotograben den Abend in der Turbinenhalle zu bestreiten. Der 14.05.2022 stand ganz im Zeichen von DT! Warum? Nun ja, der Supportact war Devin Townsend mit seinen 3 musikalischen Mitstreitern an Gitarre, Bass und Schlagzeug. Und dann eben DREAM THEATER als Headliner. Die hatten groß aufgefahren. Es standen drei 40-Tonner hinter der Halle in Oberhausen.
Was gibt es noch vorab zu erwähnen? Es war die Premiere für den Nachwuchs! Ich hatte Sohnemann Arun mit im Gepäck, der sich dann auch gleich mit einem kleinen Gastkommentar (siehe unten) einbrachte. Wer weiß, vielleicht lest ihr ja zukünftig öfter was von ihm.

Devin Townsend – crazy Zeugs, schon gewöhnungsbedürftig
Bevor die Fans in der gut gefüllten Halle im Ruhrpott an diesem lauen Abend (bei etwa 22 Grad) Mitte Mai ein 2-stündiges Prog-Feuerwerk erleben sollten, gab es erst einmal ein ziemliches Kontrastprogramm. Denn die Musik von Devin Townsend (und seinen diversen Projekten) ist schon ziemlich abgefahren und nicht gerade leicht verdaulich. Der kahlköpfige Sänger, der auch die 2. Gitarre bedient enterte mit seinen Mannen gegen 19:45 Uhr für das einstündige Set die noch karg gestaltete Bühne in der alten Industriekulisse. Was soll ich euch sagen? Crazy Vocals. Schräge Ansagen und ein deutliche Spielfreude können wir dem 50-jährigen Kanadier problemlos bescheinigen. Den Sound könnte man als tendenziell düster bezeichnen. Das Licht war es anfangs auch, aber dann wurde man damit für eine Vorband recht großzügig bedacht.

Wuchtige Drums, teils abgefeuerte Doublebass-Salven. Heavy Riffs auf der Gitarre. Das volle Brett! Der Frontmann selbst wechselte von ordentlichem Gesang zu teils abgefahrenen Schreien. Überhaupt präsentierte er sich als recht agil und kam auch ganz gut mit dem Publikum in Kontakt. Es gab teils auf Kommando ein Meer aus winkenden Armen oder Dutzende Handylampen leuchteten, als Townsend darum bat. Seine Bandkollegen blieben insgesamt eher blass. Man performte 9 Songs. Das Drumming hatte schon etwas Progressives. Ansonsten war die Musik schon ziemlich heavy und man fragte sich, wer die Band für diesen Slot ausgewählt hatte.„Deadhead“ bezeichnete der Sänger als „Heavy Metal Lovesong“. Der Sound bei dem Auftritt war satt und sehr laut. Nach etwa 60 Minuten war der Spuk dann vorbei. Es folgte eine überraschend kurze Umbaupause…
DREAM THEATER – guter Sound muss nicht laut sein!
Dann konnte man die Begeisterung der Fans erleben, denn die New Yorker hatten einen imposanten Bühnenaufbau. Auf der ansonsten schlicht gehaltenen Bühne mit dem für seine Verhältnisse sehr überschaubaren Drumset befanden sich am hinteren Bühnenrand deckenhohe Projektionsflächen in langen schmalen Bahnen. Darauf wurden verschiedene Animationen gezeigt. Zu Beginn des Sets beispielsweise das Cover zum aktuellen Album „A view from the top of the world“. Das war optisch schon toll anzusehen und wurde noch durch den passenden Einsatz der Bühnenbeleuchtung unterstützt.

Musikalisch machte man keine Gefangenen und legte mit „The alien“ vom aktuellen Studiorelease gleich gewaltig los. Der Song ist heavy und geht gleich ordentlich nach vorne. Das Ganze mit dem entsprechenden Videomaterial unterlegt. Cooler Einstieg in den Abend von Seiten des Fünfers. Gerade der Drumsound ließ anfangs noch zu wünschen übrig. Insbesondere die Snare war zu „hart“ und dominant zu hören. Das besserte sich später spürbar, aber ich bin von DREAM THEATER ein anderes Niveau gewöhnt. Als nächstes machte man geschichtlich einen großen Sprung in die Vergangenheit. Es gibt „6:00“ vom 1994er-Album „Awake“. Eine starke Nummer, die man echt nicht oft genug hören kann. Die kommt auch gerade live mal wieder gut rüber. Feine Sache. Dann wieder zurück zum derzeitigen Album mit dem knapp 10-minütigen „Awaken the master“. Ein weiterer Song mit einer angenehmen Heavyness und natürlich genügend Prog-Attitüde. Schaut euch hier noch mal das offizielle Video an.
Der Titeltrack und ältere Stücke
Das Set endete mit dem Titeltrack zum aktuellen Silberling, nachdem man zuvor mit „Invisible monster“ ein weiteres Mal Werbung für die Scheibe betrieben hatte. Aber man darf eigentlich davon ausgehen, dass ein Großteil der Menschen im Publikum längst – in der einen oder anderen Form – im Besitz der Musik waren. Man widmete sich auch noch weiteren älteren Stücken. So sind beispielhaft das großartige „Endless sacrifice“ (vom „Train of thought“-Album) und „Bridges in the sky“ von „A dramatic turn of events“ zu nennen. Nach der obligatorischen kurzen „Pause“ in der Erwartung einer Zugabe folgte dann „The count of Tuscany“ vom 2009er-Output „Black clouds & silver linings“. Nur ein Lied. Aber die Spieldauer beträgt halt – ganz prog-like – knappe 20 Minuten. Ein üppiger Abschluss für diesen Konzertabend.
Das Fazit
Welches Fazit kann man also am Ende dieses Doppelpacks ziehen!? Wie schon angesprochen: ich kann mit der Musik von Devin Townsend leider nur wenig anfangen und auch wenn es gewisse Prog-Tendenzen gibt, so finde ich die Band in dem Billing fehl am Platze. DREAM THEATER überzeugen – wie seit Jahrzehnten – mit einer hochklassigen Leistung an den Instrumenten. Großartige Musiker: jeder für sich und auch gerade im Zusammenspiel. Eine Interaktion auf höchstem Niveau. Der Gesang des kanadischen Frontmanns schwächelte hier und da (gerade zu Beginn), aber das ist ja kein ganz so neues Thema, wobei es in den letzten Jahren eine Besserung zu verzeichnen gibt. Der Sound war den ganzen Abend über leider viel zu laut, was der Qualität nicht gut getan hat. Die krassen Beschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie waren ja zum Glück aufgehoben und damit Events dieser Art wieder möglich.

Man konnte noch einige Dutzend Zuschauer mit Mund-Nasen-Schutz im Publikum wahrnehmen, ansonsten ergab sich das übliche Bild eines Live-Konzertes. Man hörte Spanisch und auch Niederländisch, wie sagte James LaBrie in einer Ansage so schön sinngemäß: Die Musik ist die gemeinsame Kraft, die (alle) Menschen verbindet. Recht hat er. Auch der Nachwuchs war vertreten. Grundschulkinder mit „Micky Mäusen“ auf und auch größere Kids und Jugendliche. The spirit carries on…
Der Gastbeitrag:
Wie oben schon versprochen sollte sich der ebenfalls in Oberhausen anwesende Konzertneuling und selbst seit Jahren aktiver Musiker mit Bühnenerfahrung noch mit einem Eindruck zum Besuch des ersten Live-Konzertes zu Wort melden. Hier ist sein Statement: Mein erstes Konzert! Schon seit ich ein kleines Kind war, hörte ich durch meinen Vater viel Musik. Diese Liebe hat sich gehalten und nun bin ich 14 und durfte mir ein solches Spektakel live anschauen. Gespielt hat DREAM THEATER, eine Band, die mich von Anfang an begleitet hat. Die lange Warterei hat sich gelohnt. Es war klasse. Eine großartige Lichtshow, tolle Videoeffekte auf einer Leinwand und natürlich die Band. Faszinierend, wie schnell sie spielen können.
Obwohl ich einige Lieder nicht kenne, konnte ich doch viele wiedererkennen. Alles in allem hat es mir großen Spaß gemacht und Ich bereue nicht eine Sekunde, auf das Konzert gegangen zu sein. Ich kann es wirklich nur empfehlen – ob alt oder jung, ich bin sicher, jedem würde so etwas Spaß machen. Ich bin sicher, dass mein nächstes Konzert nicht lange auf sich warten lässt.
Wer an der Musik von DREAM THEATER gefallen hat, findet hier auch coole Veröffentlichungen aus den Band-Archiven mit Live-Aufnahmen und Demo-Versionen.
NEWSLETTER. FREITAGS. KOSTENLOS.
Bildquellen
- Dream Theater – 14.05.22 Oberhausen Turbinenhalle: (c) Chipsy - metal-heads.de
- Devin Townsend – 14.05.22 Oberhausen Turbinenhalle: (c) Chipsy-Karsten Frölich/www.metal-heads.de
- Dream Theater – 14.05.22 Oberhausen Turbinenhalle: (c) Chipsy-Karsten Frölich/www.metal-heads.de
Neueste Kommentare