Joe Bonamassa – Live in der König Pilsener Arena in Oberhausen – 02.10.18
Mit offenen Mündern durch die Nacht
Erst kürzlich hatten wir das hervorragende aktuelle Album „Redemption“ reviewed (hier nachzulesen: https://metal-heads.de/reviews/joe-bonamassa-redemption-voe-21-09-18/).
Nun hieß es also dem Ruf des Gitarrenkönigs Joe Bonamassa zu folgen, um zu überprüfen, dass der Meister die Songs auch live spielen kann. Kann er natürlich und das mit Bravur, wie er an diesem Abend beweisen wird. Als wir später die Halle verlassen, tun wir das mit offenen Mündern, die wir vor Staunen einfach nicht mehr schließen können….aber Eines nach dem Anderen…
Gedeckter Tisch
Was Joe an jenem Abend wieder an Equipment auffährt, ist wie ein Buffet für Gitarristen. Hinter den Plexiglasscheiben laufen sich zwei originale Dumble Amps warm, die Pedales vor dem Mikro sind spärlich gesät – viel braucht er nicht, um den wunderbarsten Gitarrensound zu zaubern. Als Joe die Bühne entert, umschlingt ihn eine mittfünfziger Fender Strat, auf der er den „King Bee Shakedown“ vom neuen Album zelebriert. Schnell merkt das Publikum in der extrem gut gefüllten König Pilsener Arena zu Oberhausen, dass es ein Abend voller Spielfreude wird.
Neu ist manchmal besser
Joe liefert uns mit „Evil Mama“ und „Just Cos You Can Don‘t Mean You Should“ direkt frischen Nachschub vom neuen Album. Natürlich wechselt er zu seinem momentanen Liebling, einer frisch eingekauften 1960er Les Paul – Himmel klingt diese Gitarre! Die neuen Nummern fallen schwer ins Gewicht – positiv versteht sich! Mit sehr schönem Gesang interpretiert nicht nur Joe, sondern die gesamte Band diese Songs mit einer Tiefe, die man so auf einer CD nicht abbilden kann.
Den Starblock komplettiert dann „Self Inflicted Wounds.“ Eine wunderschöne Halbballade, die Joe endgültig zurückführt zum genialen Songwriting. Man versteht jedes Wort. In diesem Song steckt der Blues in neuem Gewand. Auch wenn das vorletzte Album schon stark war, diese Redemption-Nummern sind von so einem Kaliber, dass er sich fürs nächste Album etwas einfallen lassen muss!
Klar und definiert
Den Sound an diesem Abend würde ich als besten Konzertsound des Jahres bezeichnen. Klar und transparent, erschließt sich dem Hörer jedes Instrument und jede Feinheit am Gesang. Joe hat die üblichen Verdächtigen als Band dabei, wobei ganz besonders die Backgroundsängerinnen Jade McRae und Juanita Tippins herausstechen. Wie ihre Stimmen mit Joes harmonieren, treibt einem ein ums andere Mal eine Gänsehaut auf die Arme. So bekommen beide auch einen besonderen Solo-Slot bei „Slow Train“, in welchem sie jeweils eine Strophe singen.
Selten bekommt man in unseren Landen so einen Gesang, wie den von den beiden Australierinnen zu hören! Auch beim hoch emotionalen „How Deep This River Runs“, trennen sich die Stimmen klar auf. Das Vibrato der Vocals spürt man bis weit in die Halle und auch Joe Bonamassa beweist erneut, dass er gesanglich unheimlich dazugelernt hat.
Bonamassa angeschlagen
Joe ist fantastisch gelaunt und kommt extrem zugänglich rüber. Er steckt dem Publikum, dass er morgens mit Halsweh aufwachte und den Tag mit heißem Tee und Relaxen vor dem TV verbracht hat. Die Crowd in Oberhausen wollte er nicht vertrösten, oder den Gig verschieben. Angemerkt hat man ihm nichts – Profi durch und durch!
Alle Mann an die Front
Als die ersten Töne zum Led Zeppelin Cover „Boogie With Stu“ erklingen, winkt Joe Bonamassa die Zuschauer nach vorne an den Bühnenrand. Eine ausgelassene Party beginnt. Und siehe da: das deutsche Publikum schwoft, tanzt und jauchzt vor Freude. Schnell finden sich viele hundert Menschen zu Füßen des Meisters ein. Getragen von der überschäumenden Emotion, bietet die Band eine 20-minütige Version des Zeppelin-Klassikers.
Wehmütig singt die buttersotch-blonde Telecaster, Volume-Swells unterstreichen viele Passagen – dieser Sound…nicht von dieser Welt. Jede Note passt und wird mit entspannter rechter Hand angeschlagen – was für eine Präzision, gepaart mit Feeling! Es ist klasse, dass Joe sich nicht dazu hinreißen lässt, einfach los zu fiedeln. Nein, mit Bedacht baut er die Parts auf.
We want More
Als die Band die Bühne verlässt, will das hungrige Publikum mehr. „We want More“ und „Zugabe“ skandieren die vielen Kehlen in der Halle und endlich – Anton Fig, Michael Rhodes, Resse Wynans, Lee Thornburg, Paulie Cerra, unsere Gesangsgöttinnen und Mr Bonamassa erklimmen die Bühne für eine letztes „Mountain Time.“ Da ist er wieder, der Joe von damals! Als ich es nicht fassen konnte, warum ein Singer Songwriter so geil Gitarre spielte. In neuem Gewand serviert uns die Band einen Rausschmeißer allererster Güte. Nach 14 Stücken geht das Licht an – willkommen in der Wirklichkeit!
Fazit
Damals, Anfang der 2000er sah ich Joe Bonmassa zum ersten Mal live. Gemeinsam tranken und aßen wir noch etwas nach dem Gig, bevor er sich mit seinem Nintendo DS in den Tourbus verdrückte und wir uns zu seiner You And Me Tour wiedertrafen. Man muss ihn live einfach mal gesehen haben. Damals wie heute! Besonders heute, denn Joe durchlief eine tolle Entwicklung. Kurzum: die aktuelle Show ist mega! Joe, falls Du das hier liest, komme bitte schnell wieder! Wir hätten da noch ein paar Fragen zu Deinen Gitarren…
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Mehr Infos zu Joe Bonmassa gibt es auf seiner Webpage!
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Bildquellen
- Joe Bonamassa: Rick Gould
Geiler Gitarren Gig nie was besseres gehört . Erinnert mich an den Gitarrengott Hendrixs .