Summer Breeze 2018 – Freitag
Summer Breeze 2018 – Freitag oder „Am Morgen danach“
Mit dem sonoren Brummen des hübsch blauen Stromaggregates von nebenan im Ohr sollte ich gegen 8.45 Uhr erwachen. Der Summer Breeze 2018 – Freitag stand auf dem Programm. Beim Gang aus dem Zelt erfreute mich der Ausblick auf die Main Stage. Als ich meine Brille aufsetzte, kam mir sofort der Circle Pit der Nacht davor ins Gedächtnis. Ich hatte gefühlte 2 cm Staub auf dem Guckglas und wollte nur noch die nächste Dusche aufsuchen. Manche finden es ja cool, auf einem Festival tagelang nicht zu duschen. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Leider hatte der VIP Bereich keinen eigenen Sani Bereich, also ging es ab zum öffentlichen Sani Bereich, der direkt daneben lag. Duschen auf dem Summer Breeze für 2,50 Euro, Toilette 1 Euro. Das sind mal Ansagen, aber dafür war es wenigstens relativ gepflegt und nutzbar. Es empfing mich um kurz vor 9 eine deutliche Schlange vor den Duschen und so sollte es tatsächlich eine geschlagene Stunde dauern, bis ich endlich an der Reihe war.
VIP Bereich
Gesäubert und nach einem Kaffee ging es irgendwann wieder aufs Festivalgelände, in den VIP Bereich. Das klingt jetzt ehrlich gesagt aufregender, als es am Ende eigentlich ist…Pressezelt, Bierstand, Essenszelt, ein paar Liegestühle zum abhängen…dort wurde übrigens genau so gezahlt wie im normalen Bereich auch. 4 Euro für ein 0,4er Bier ist jetzt insgesamt kein Schnapper. Dafür war es kalt und wirklich eine leckere Sorte. Dort stehen auch diese netten Gesellen, die auf dem Bild zu sehen sind. Ich habe am Bierstand einen jungen Kerl kennengelernt, der letztes Jahr schon auf dem Festival war. Seiner Aussage nach hat die Statuen wohl ein Künstler während des Summer Breeze 2017 mit Kettensäge und weiterem Werkzeug aus dem vollen Holz ausgearbeitet. Absolut beeindruckend, super gemacht. Abends dann blau angestrahlt, die machen richtig was her.
History
Im VIP Bereich hingen auch die alten Plakate vergangener Tage. Im Jahr 1997 fand das erste Summer Breeze Open Air statt. Damals noch an anderer Stelle, nämlich auf dem Festplatz in Abtsgmünd. 1999 dann das zweite und ab da fand es jährlich statt. Da erspähte ich auf einem Plakat von 1999 doch tatsächlich die Night in Gales Jungs als Headliner. Uff, fast 20 Jahre her…die Zeit rennt unaufhaltsam. Im Jahr 2006 zog es dann an seine jetzige Stelle, den Flugplatz des Aeroclubs Dinkelsbühl. Vermutlich waren Kapazitätsgründe dafür ausschlaggebend, denn das Festival wächst von Jahr zu Jahr. Offizielle Zahlen kenne ich gerade nicht, aber ein Fotograf eines anderen Magazins sprach von insgesamt bis zu 70.000 Besuchern. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen, aber bei der Autofahrt durch das Gelände wirkte das schon wirklich riesig.
Die Arbeit ruft
Bierchen trinken mit den Jungs macht natürlich Laune, aber man will ja auch mal was sinnvolles tun. Auf so einem großen Festival verkauft die Band ihr Merchandise nicht selbst, sondern der Festivalbetreiber erledigt das. Also musste das Merch hinten am entsprechenden Zelt abgegeben werden…selbstverständlich vorsortiert nach Größen und natürlich abgezählt. Unsere Shirts waren leider nicht vorsortiert und abgezählt. Zur größten Belustigung der Dame am Merch Stand (Grüße gehen raus an Nina) haben wir dann, unter zu Hilfenahme von 2 Bierbänken, unseren Kram geordnet und zusammen gelegt. Man glaubt nicht, was das für eine Arbeit ist, bei 3 verschiedenen Modellen und jeweils X Größen. Aber auch das haben wir am Ende überlebt. Und irgendwann hingen unsere Shirts dann an der Wand bzw. machten es sich in den Regalen des Lagers bequem. Die Dame hatte immer noch Spaß an uns, als wir abends um 21 Uhr die Sachen wieder abgeholt haben.
Night in Gales – Der Auftritt
Um 16.30 Uhr sollte dann endlich der Auftritt auf der Camel Stage statt finden, die für dieses Jahr komplett neu gestaltet wurde. Leider hatte ich, wie vorher bereits erwähnt, keinen Fotopass und musste das Geschehen diesmal außerhalb des Grabens verfolgen. Da blutet einem schon ein wenig das Herz, wenn man so richtig Lust drauf hat, Fotos zu machen und dann nur das Handy herhalten kann. Wenigstens stand ich direkt an der Absperrung, sprich in vorderster Front. Der Vorteil an Camel Stage war, das sie überdacht ist. Bei der teilweise ballernden Sonne definitiv kein Nachteil. So sollte sich der Platz vor der Bühne auch schnell mit Zuschauern füllen. Der Drummer von Abbadon, den ich auf dem Dong kennen gelernt habe, rannte mir hier auch wieder vor die Füße. Da nur 30 Minuten Spielzeit zur Verfügung standen, wurde ein gekürztes Set gespielt, ich meine 7 oder 8 Songs. Die Stimmung unter den Fans war jedenfalls Bombe, die meißten Songs schienen vielen Zuschauern bekannt zu sein. Pommesgabeln in der Luft, Headbanging und einige haben sogar mitgesungen. Ich denke, da kann die Band sich nicht beklagen, wenn sie den Platz voll bekommt und die Leute sich animieren lassen. Auch Sänger Christian Müller hatte sichtlich Spaß daran, mit dem Publikum zu interagieren, genau so wie Bassist Tobbe, der generell immer gut gelaunt scheint.
Platzregen und Autogrammstunde
Ca. 2 Stunden nach dem Auftritt sollten die Jungs noch Autogramme geben. Leider meinte es der Wettergott nicht gut, denn es setzte ein regelrechter Platzregen ein, der die Autogrammstunde stark abkürzen sollte. Die Jungs riefen mich zwar in den Stand, bis dahin waren Pullover und T-Shirt aber schon komplett durchweicht. Danke nochmal an Tobbe, der mir mit Ersatzshirt und Zipper aushalf…einsetzender Wind machte das mit den nassen Klamotten nämlich wirklich unangenehm. Am Tag davor noch über 30 Grad in der Sonne, plötzlich regnerisch, bedeckt und frischer Wind. Echtes Festivalwetter halt.
Highlight
Dann sollte für mich persönlich eines der Highlights des Festivals folgen. At The Gates auf der T-Stage standen um 19.30 Uhr auf dem Programm. Auf dem Nord Open Air konnte ich urlaubsbedingt leider nicht sein, daher habe ich mich umso mehr auf diesen Auftritt gefreut. Die Band um Sänger Tomas „Tompa“ Lindberg sollte mich nicht enttäuschen, auch wenn es ein paar mal Probleme mit dem Sound gab. Das die Band schon beinahe 30 Jahre auf dem Buckel hat, konnte man ihr jedenfalls nicht ansehen oder hören.
Abendprogramm
Eigentlich wollte ich mir danach Trivium und Arch Enemy auf der Main Stage anschauen. Wie das manchmal so kommt, verlabert man sich, trinkt noch mehr Bier und dann waren irgendwie beide Auftritte vorbei. Naja, nicht ganz so schlimm, da ich beide Bands dieses Jahr schon gesehen habe. Irgendwann hatten wir dann wieder richtig Bock auf Musik aus der Nähe und sind Richtung T-Stage gewandert, um uns Sick of it all zu geben. Die New York Hardcore Band, Urgestein in ihrem Genre, legten einen soliden Auftritt auf die Bühne. Auf dem Rückweg von der T-Stage blieben wir dann an der Camel Stage hängen. Sign of Cain spielten dort gerade ihr Live-Debut…nach 18 Jahren Bandgeschichte. Als ich das später auf deren Facebook Seite sah, dachte ich auch, mich tritt ein Pferd. Jedenfalls hat mir der Auftritt sehr gut gefallen.
Ausklang des Abends
Nach Sign of Cain wollte ich eigentlich zurück zur T-Stage und mir Alcest angucken. Daraus wurde mal wieder nichts, denn wir hatten uns im VIP Bereich festgequatscht und die letzten Biere des Abends geleert. Irgendwann spielte dann auch nichts für mich interessantes mehr und ich machte mich auf den Weg zurück, zu meinem kleinen geliebten blauen Stromaggregat. Das schien mich freudig brummend zu erwarten und ich war mal wieder zu platt, das Ding einfach um zu treten. Macht man ja auch nicht…eigentlich.
Samstag morgen
Auch wenn der Abend lang war, hielt mich das nicht davon ab, früh aufzuwachen. Gegen 7.45 Uhr war die Nacht vorbei. Ich hatte aus dem Morgen davor gelernt und mich sofort auf den Weg zur Dusche gemacht. Siehe da, keine Schlange, kein anstehen…super. Diesmal kam sogar richtig viel Wasser aus dem Duschkopf, ich war begeistert. Danach hat mir eine freundliche Kaffeetante eben diesen verkauft und der Tag konnte starten. Das Festivalgelände machte um 10 Uhr auf. Ich hab es mir dann nicht nehmen lassen, ein zünftiges Weißwurstfrühstück mit Brezn zu genießen, man ist ja schließlich in Bayern. Das empfand ich mit 6,50 Euro noch im Rahmen.
Abfahrt
Wir hatten uns schon am Freitag darauf verständigt, dass wir vermutlich am Samstag schon abreisen. Erstens war das Lineup für den Samstag nicht so besonders herausragend, zweitens wollten wir uns den Abreisestress am Sonntag ersparen, wenn alle abreisen. Und drittens…wir sind halt alt und 2 Nächte Party mit wenig Schlaf und viel Alkohol haben dann irgendwie gereicht. Ich erspare euch jetzt die Details der Rückfahrt, wie ich mich vom Navi hab von der Autobahn leiten lassen, um 8 Minuten Zeit zu sparen…eine Straßensperrung und 2 gesperrte Autobahnauffahrten später war dann ca. eine Stunde um. Oder der Blitzer, der mich in Köln…ach lassen wir das. Wir sind heil wieder in Duisburg angekommen, nur das zählt.
Fazit
Ja, ich weiß, dass war mehr ein Erlebnis- als ein Konzertbericht. Ich hoffe, es war beim Lesen trotzdem kurzweilig. Festzustellen bleibt, dass das Summer Breeze eine Reise Wert ist. Überwiegend wirkt es sehr gut organisiert, die Preise sind natürlich etwas höher, als auf kleinen Festivals, aber im Rahmen. Auch das Ticket finde ich ausgesprochen fair für ca. 130 Euro. Das macht umgerechnet ca 1 Euro Pro Band, andere große Festivals nehmen gern das Doppelte. Alle Infos zum Summer Breeze Open Air 2019 findet ihr bald bei uns auf https://metal-heads.de
Als kleines Schmankerl noch ein sehenswertes behind the scenes Video, das mir vor die Füße gefallen ist.
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Bildquellen
- Summer Breeze 2018 – morgens: Bildrechte beim Autor
- Summer Breeze 2018 – Vikings: Bildrechte beim Autor
- Summer Breeze 2018 – Headliner99: Bildrechte beim Autor
- Summer Breeze 2018 – Shirts: Bildrechte beim Autor
- Summer Breeze 2018 – Night in Gales: Frank Moldenhauer - Metal-Heads.de
- SB2-Beitrag: Bildrechte beim Autor
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